baffis Leben, das Universum und der ganze Rest...

  • Hallo und willkommen in meinem Thread.

    Mein Leben ist ganz schön in Unordnung. Das möchte ich ändern.
    Deshalb möchte ich versuchen, auch diesen Thread besonders ordentlich aufzubauen.

    In meinem Kopf spulen sich gerade 125 Millionen Gedanken ab, was hier alles so rein könnte.
    Wenn ich die alle in den Eingangspost packen wollte, würde der ganz schön lang werden und ich würde womöglich mal wieder nicht fertig.

    Deshalb schreibe ich jetzt erst mal eine allgemeine Einleitung, auch um das Lesen hier für den User einfacher zu machen und Missverständnisse zu vermeiden.

    Danach werde ich an einem „Motivationspost“ arbeiten und zuletzt an einem „Vorstellungspost“.

    Ich werde es wahrscheinlich nicht schaffen, diese beiden heute fertig zu stellen, habe mir das aber als Aufgabe für die nächsten Tage vorgenommen (Freie Zeit füllen und so...).

    Daneben möchte ich aber schon beginnen (je nachdem wie lange ich für die anderen beiden brauche) die Stimmungsposts zu schreiben und auch zu antworten, falls schon jemand von Euch hier schreiben sollte. Ich schreibe Stimmungspost als Abgrenzung zu Tagebuch. Ich möchte mich nämlich nicht darauf festlegen, jeden Tag hier zu schreiben.

    Ich möchte außerdem schon hier festhalten, dass ich gern die Smilies benutzen will. Ich bin das sehr gewohnt, da ich in den letzten Jahren viel in Foren geschrieben habe und es würde mir sonst fehlen. Ich denke auch, dass sie einem Text auch viel geben können, weil sie ähnliches ausdrücken können wie Mimik und Tonfall in einem Gespräch.

    Dabei ist es vielleicht wichtig, dass ich diesen Smilie :wink: nutze, um ein Augenzwinkern zu vermitteln und da es den ugly-Smilie hier nicht gibt, den hier :mrgreen: um Ironie oder Sarkasmus zu kennzeichnen.

    Beide Stilmittel gehören zu mir und darauf zu verzichten, würde mir extrem schwer fallen. Auch in einem sehr ernsten Forum möchte ich (gerade in meinem Thread) nicht auf jedes Wort aufpassen müssen.

    So und nun mache ich mir mal Gedanken zum Motivationspost.

  • Motivationspost

    Ich komme zu einer Zeit in dieses Forum in der es gerade (teilweise heftige) Diskussionen gibt. Und das ist auch gut so. Für mich.

    Meine Motivation, mich hier anzumelden hat sich nämlich seit Donnerstag deutlich verändert.
    Ich habe schlechte Erfahrungen mit meinem ersten SHG-Versuch gemacht. Dort wurde nämlich nur ganz lose über die täglichen Dinge des Lebens berichtet, was vielleicht auch daran lag, dass nur langjährig Trockene anwesend waren, die alle noch ein paar Jahre älter waren als ich. Die einzigen Bezüge zum Alkohol oder zur Krankheit wurden als Tipp an mich (aber losgelöst von mir, sie kannten mich ja nicht) eingeflochten. Ansonsten ging es allen „gut“. Oder es waren schlechten Gefühle da, hatten aber „natürlich“ nichts (mehr) mit Alkohol zu tun. Ich habe daher beschlossen, diese Gruppe nicht mehr zu besuchen.

    Da ich zur Zeit im Rahmen einer Adaption nicht in meiner Heimatstadt bin, diese aber schon am 11.01.2010 beendet sein wird, wollte ich mir hier keine neue Gruppe mehr suchen. Aber mehr erfahren und mich austauschen wollte ich schon. Also die Idee im Internet zu suchen.

    In die professionelle Behandlung (Entgiftung, Langzeittherapie, Adaption) bin ich gegangen, um endlich Hilfe zuzulassen. Immer aber mit der Skepsis im Hinterkopf. Können die das überhaupt? Wie wollen die das machen? Die Skepsis ging auch in den letzten Monaten nicht weg. Die Therapiestunden wurden länger und länger. Die Erzählungen der anderen zahlreicher und zahlreicher, aber ich fühlte und fühle auch jetzt noch keine wesentliche Veränderung. Das habe ich auch immer wieder gesagt. Mir war ja klar, wenn ich was aus der Therapie mitnehmen will, dann muss ich ehrlich sein. Immer habe ich auch gesagt: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich nie wieder Alkohol trinken will. Ich weiß nur, dass ich das jetzt nicht will. Und das für einen viel längeren Zeitraum als ich es bislang (nicht) getan habe.“ Dagegen hat auch niemand protestiert. Oder habe ich es nur nicht gehört/hören wollen?

    Aber aus dem Thread von pittchen, zum Teil auch aus dem von preha und den anderen (Teil-) Diskussionen habe ich etwas gelernt:

    Ich muss ganz aufhören wollen. Sonst kann es nicht wirken.

    Nie wieder Alkohol. Das ist jetzt meine Motivation. Auch wenn ein Teil von mir immer noch fragt: Wirklich?

    Dieser Teil muss nun langsam aber sicher zum Schweigen gebracht werden. Mit Eurer Hilfe.

    Ohne diese ganzen Diskussionen wäre ich glaube ich nicht so schnell auf diese Sätze gekommen. Deshalb habe ich auch nachgefragt, ob abweichende Meinungen hier gar nicht geschrieben werden sollen, bzw. ob die Grundbausteine bis aufs i-Tüpfelchen befolgt werden müssen (aus Eurer Sicht).

    Ich möchte es nämlich aus den oben genannten Gründen nicht erleben, dass diese Diskussionen hier ganz verboten werden oder gar gelöscht werden. Dann wäre das hier für mich nämlich das falsche Forum. Sie sind eben nicht nur eine Gefahr, sondern auch eine Chance. So wie fast alles im Leben hat auch dieses Ding mindestens zwei Seiten.

    Ach so. Zum Abschluss des Motivationsposts noch einmal ausdrücklich folgender Satz:

    Ich bin Alkoholiker!

    Vielleicht bin ich noch nicht ganz trocken, vielleicht auch doch. Jedenfalls habe ich seit dem 09.06.2010 bewußt keinen Alkohol mehr zu mir genommen.

  • lieber baffi,

    in der ganzen zeit in der ich hier im forum bin hat mir noch kein mod was gelöscht. ich wurde anfangs auch mal darauf hingewiesen, das ich mich an die spielregeln halten soll, was für mich selbstverständlich ist. also mach dir darüber nicht weiter einen kopf. du kannst deine meinung frei äussern, disskutieren so viel du willst, wenn es um dich und deine trockenheit geht!!!!

    alles andere macht ja eh keinen sinn, mein ich.

    also leg los....viel spass dabei und eine gute zeit!

    lg melanie

  • Hallo baffi :D

    ... schön, dass Du bei mir gelesen hast - und dass Du auch noch etwas für Dich gewinnen konntest!
    Das freut mich sehr - gerade, weil ja einiges sehr "umstritten" ist!

    Willkommen auf dem Weg in eine hoffentlich baldige verzichtlose Zukunft ...

    Gruß
    :D
    Pittchen

    Das Ziel ist die ZUFRIEDENE Abstinenz !!

  • Danke für Eure Beiträge. Gerade habe ich mal ein paar Stunden abgeschaltet. Ich habe mir (schon vor einigen Tagen) die erste Staffel der einer Krimi-Fernsehserie gekauft.

    Und worum geht es, gleich im ersten Fall? Um einen Arzt der aufgrund von Alkoholkonsum eine falsche Entscheidung trifft.

    Manchmal gibt es doch echt komische Zufälle.

    Morgen werde ich den Vorstellungspost schreiben (oder jedenfalls beginnen).

  • Vorstellungspost

    Wie packt man 38 Jahre Leben in einen Post? Gar nicht.
    22 Jahre Sucht? Geht auch nicht.
    Fünfeinhalb Monate professionelle Suchtbehandlung? Scheint mir auch nicht zu gehen.

    Ich schreibe daher jetzt doch nur mal das, was mir gerade einfällt und von dem ich glaube, dass es für die Leser des Forums von Bedeutung sein könnte.

    Ich würde mich freuen, wenn Ihr danach Fragen stellt.

    Ich habe mit ca. 16 Jahren angefangen, Alkohol zu trinken. In der (fast) üblichen Weise. Ich wollte es ausprobieren, weil es ja „dazugehört“ wenn man erwachsen wird. Soweit ich mich erinnere, hat mir bereits das erste Bier gut geschmeckt.

    Bei jedem Anlass, an dem es üblich war (Kino, Disco, Familienfeier, Urlaub usw.) habe ich also weiter Bier getrunken. Anfangs war es auch mal cool in meinem Umfeld möglichst viel „vertragen“ zu können. Konnte ich nicht. Schon früh bin ich deshalb auch negativ aufgefallen, wenn ich trank. Ich bin nicht laut oder gewalttätig geworden, aber ich bin gerne mal irgendwo eingeschlafen. Anfangs fanden andere das witzig. Dann nervig. Und schließlich wurde ich auch dauernd darauf angesprochen. Auch die Suchtberatung war damals schon ein Thema (Natürlich nicht für mich). Also verlegte ich meinen Konsum zu einem Großteil in die Eckkneipe und mein Jugendzimmer (in dem ich auch während meines Studiums weiter lebte).

    Aus den Augen, aus dem Sinn, wurden die Kommentare meiner wichtigen Mitmenschen auch weniger. Sie kamen nur dann, wenn ich es mal wieder in ihrem Umfeld übertrieben hatte. Alles war in Ordnung (jedenfalls dachte ich das damals).

    Dann kamen die ersten Ausfallerscheinungen auch „am Tage“. Zitternde Hände, übriggebliebene Fahnen, ungewaschen zum Studium oder wo auch immer erschienen. Also häuften sich auch wieder die Hinweise. Sie haben mich immer getroffen. Aber geändert haben sie nichts. Je öfter die Hinweise kamen, desto besser konnte ich sie „ausblenden“. Der Schmerz war immer noch spürbar, aber ich kannte das ja. Es gehörte schon zu mir.

    Außerdem klappte ja noch alles andere (dachte ich). Die Freunde blieben. Es kamen sogar neue hinzu. Ich hatte meine Erfolge im Leben aber auch meine Misserfolge. Hatten alle anderen aber auch. Nichts besonderes.

    Ich habe studiert, meine Hobbys gepflegt und getrunken. Mal mehr, mal weniger. Immer mal wieder habe ich darüber nachgedacht, ob nicht der Alkohol an dem einen oder anderen Misserfolg schuld ist. Ergebnis: Nein. Dann: Nicht nur. Schließlich: Ja, aber ich will trotzdem nicht aufhören. Über die Gründe für dieses Nicht-Aufhören wollen habe ich seitenlange Briefe geschrieben und stundenlange Gespräche geführt.

    Das was ich bereit war für den Alkohol aufzugeben wurde immer mehr. Zum Schluss hätte ich alles aufgegeben. Wäre mir egal gewesen. Ich habe nicht alles verloren. Meine besten Freunde sind noch da. Meine Familie auch. Ich habe eine Wohnung (wenn auch sehr verdreckt und „nass“). Ich habe einen qualifizierten Berufsabschluss (aber leider keinen guten). Ich habe viele Fähigkeiten (Meistens aber nur solche im mittleren bis ausreichenden Bereich). Ich habe viele Interessen.

    Hat der Alkohol allein schuld daran, dass ich viele Sachen und Erfahrungen nicht habe, die ich gerne hätte? Ich weiß es nicht. Mitschuld hat er aber sicher.

    Deswegen muss er weg aus meinem Körper. Weg aus meiner Wohnung. Zumindest weitgehend weg aus meinem Umfeld.

    Für immer? Ich glaube ja. Ein Teil von mir schreit gerade ganz laut: Aber Du weißt es nicht!

    Ich weiß es auch wirklich nicht. Ist aber egal. Ich weiß so vieles nicht.

    War das eine Vorstellung? Auch das weiß ich nicht. Mal sehen was Ihr dazu sagt.

  • Hallo Baffi,

    mit großem Interesse habe ich Deine Vorstellung gelesen. Ich vertrete hier die andere Seite der Abhängigen, ich bin die Frau eines seit fast 3 Wochen trockenen Alkoholikers, der auch auf der Suche nach einer Selbsthilfegruppe ist und dabei ist, sich zu finden. Ohne Alkohol.

    Ich muss mich einerseits auch neu finden, Alkohol hat mir noch nie etwas bedeutet. Und anderseits will ich mich auch in die Situation versetzen können, dass diese Droge eine dominierende Rolle spielen kann.

    Zitat: Hat der Alkohol allein schuld daran, dass ich viele Sachen und Erfahrungen nicht habe, die ich gerne hätte? Ich weiß es nicht. Mitschuld hat er aber sicher. Zitat Ende.

    Mir drängt sich die Frage auf: welche Sachen und Erfahrungen hast Du denn nicht aufgrund Deines Alkoholkonsums gehabt? Oder welche Sachen willst Du dieser Situation beimessen? Hat nicht jeder im Leben Träume, die einfach nicht realisiert werden und daher Träume und Wünsche bleiben? Aber das ist doch bei allen Menschen so. Wer hat schon der perfekte Leben und wer definiert es?

    LG

  • Hallo chinablue,

    Vielen Dank für Deine Fragen.

    Zitat von chinablue

    [...]

    Zitat: Hat der Alkohol allein schuld daran, dass ich viele Sachen und Erfahrungen nicht habe, die ich gerne hätte? Ich weiß es nicht. Mitschuld hat er aber sicher. Zitat Ende.

    Mir drängt sich die Frage auf: welche Sachen und Erfahrungen hast Du denn nicht aufgrund Deines Alkoholkonsums gehabt?

    Ich nenne mal die beiden, aus meiner Sicht, wichtigsten.

    Ich wollte sehr gerne Richter werden. Ich habe mein Studium zwar "erfolgreich" abgeschlossen, die Noten reichen aber nicht um mich als Richter zu bewerben.

    Ich habe in meinem Leben noch keine ernsthafte Partnerschaft gehabt.

    Ich weiß nicht, ob das anders wäre, wenn ich nie getrunken hätte. Es ist aber zumindest so, dass ich mehr Zeit und Energie für diese Ziele hätte aufbringen können, wenn ich nicht getrunken hätte.


    Zitat von chinablue

    Oder welche Sachen willst Du dieser Situation beimessen?

    Den Satz verstehe ich leider nicht ganz.

    Zitat von chinablue

    Hat nicht jeder im Leben Träume, die einfach nicht realisiert werden und daher Träume und Wünsche bleiben? Aber das ist doch bei allen Menschen so. Wer hat schon der perfekte Leben und wer definiert es?

    Das ist sicher richtig. Viele Träume und Wünsche lassen sich aber durchaus realisieren. An vielen muss man aber arbeiten und das kann man mit Alkohol nur begrenzt, wenn man alkoholkrank ist

    Was perfekt ist, muss natürlich jeder für sich selbst definieren. Perfektion strebe ich auch nicht an. Wohl aber eine deutliche Besserung.

  • Soeben habe ich den wichtigsten Menschen in meinem Leben den Link zu diesem Thread zukommen lassen und damit angefangen einen Grundbaustein umzusetzen. Ich bin gespannt, was passieren wird.

  • Hallo Baffi,

    sicher, Alkohol nimmt Energie. Aber ist es dem Süchtigen in diesem Moment nicht wichtiger seine Energie auf die Sucht zu fokusieren? Solange noch keine Bereitschaft da ist, die Prioritäten zu verändern, genau so lange ist der Alkohol Lebensgrundlage Nr. 1.

    Ich denke durch das Verschieben der Prioritäten und der Einräumung, dass Alkohol nicht alles im Leben sein kann, ergbit sich erst die Möglichkeit andere Dinge wieder wichtig werden zu lassen, sofern sie mit dem Alkohol nicht zu vereinbaren waren.

    Viele Alkoholiker leben in einer Partnerschaft. Ich denke das eine schließt das andere nicht aus. Und bis zu einem gewissen Punkt soll Alkohol ja auch kreativ machen (sagte mir zumindest mein Mann) und bei unliebsamen Arbeiten unterstützend wirken (wahrscheinlich weil man sich soweit betäubt, dass auch stupide Dinge erträglich werden).

    Ich wünsche Dir auf jeden Fall ganz viel Erfolg, dass sich Dein Leben ohne Alkohol so entwickelt und zu Deiner Zufriedenheit verläuft, wie Du es Dir erwünschst.

    Dennoch glaube ich, dass wenn Dir die von Dir genannten Punkte so wichtig gewesen wären, Du schon früher aufgehört hättest zu trinken. So wie Du es jetzt auch beschlossen hast, da Dir doch etwas im Leben fehlt, was Du nun gerne möchtest und auch ernsthaft verfolgen willst. Privat ist es noch nicht zu spät, beruflich schon, denn Dein Examen kannst Du nicht noch einmal machen.

    Also ganz viel Erfolg, dass sie Dein Leben ohne Alkohol so bewegen läßt.

  • Vielen Dank für Deine guten Wünsche.

    Zitat von chinablue

    [...]Viele Alkoholiker leben in einer Partnerschaft. Ich denke das eine schließt das andere nicht aus. Und bis zu einem gewissen Punkt soll Alkohol ja auch kreativ machen (sagte mir zumindest mein Mann) und bei unliebsamen Arbeiten unterstützend wirken (wahrscheinlich weil man sich soweit betäubt, dass auch stupide Dinge erträglich werden).[...]

    Sicher leben viele Alkoholiker in einer Partnerschaft. Ich aber nicht. Ich weiß nicht, wie die anderen das machen und ob die eine Partnerschaft haben, wie ich sie gerne hätte.

    Alkohol hat auch mich manchmal kreativ gemacht. Ich war aber auch schon ohne Alkohol kreativ. Das Problem bei dem anderen Beispiel ist, dass ich beruflich nicht stupides zu erledigen hatte (außer vielleicht Gesetzesnachlieferungen einzusortieren). Andere unliebsame Arbeiten wurden unter Alkoholeinfluß manchmal erträglicher, stimmt. Meistens wurden sie aber verschoben.

    Zitat von chinablue

    [...]Dennoch glaube ich, dass wenn Dir die von Dir genannten Punkte so wichtig gewesen wären, Du schon früher aufgehört hättest zu trinken.[...]

    Natürlich ist das richtig. Aber natürlich ändern sich Proritäten im Laufe eines Lebens auch und außerdem ist eine nachträgliche Sicht auf die Dinge häufig eine andere als in oder vor der Situation.

  • Hallo Baffi

    mir sind da gerade 2 Sätze aufgefallen, die ich selbst jahrfelang geglaubt hatte aber auf ein gefährliches Denken herrühren. Das viel gelobte und gescholtene "Nasse Denken"

    Zitat

    Alkohol hat auch mich manchmal kreativ gemacht


    und

    Zitat

    Andere unliebsame Arbeiten wurden unter Alkoholeinfluß manchmal erträglicher, stimmt.

    Das war eine Scheinwelt die mir das Suchtgedächtnis vorgespielt hatte. Solange ich noch so dachte, hatte ich immer ein Hintertürchen offen, für eventuelle gedankliche Rechtfertigungen, wieder zu saufen zu können.

    du schreibst ja selbst das es nicht ganz stimmen kann

    Zitat

    Ich war aber auch schon ohne Alkohol kreativ


    und auf Bezug zur Arbeit

    Zitat

    Meistens wurden sie aber verschoben.

    Soviel meine ersten Anmerkungen in deinem Thread. ;)

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Schönen Abend, baffi,

    Zitat

    Hat der Alkohol allein schuld daran, dass ich viele Sachen und Erfahrungen nicht habe, die ich gerne hätte? Ich weiß es nicht. Mitschuld hat er aber sicher.

    Deswegen muss er weg aus meinem Körper. Weg aus meiner Wohnung. Zumindest weitgehend weg aus meinem Umfeld.

    Für immer? Ich glaube ja. Ein Teil von mir schreit gerade ganz laut: Aber Du weißt es nicht!

    Als ich vor mehr als fünf Jahren meinen Tiefpunkt hatte, und mir danach schwor, dem Alkohol zu entsagen, schien mir das anfangs kein Problem, eben nicht mehr zu trinken (ich hatte ja kurz zuvor infolge des Tiefpunktes einen Spitalsaufenthalt mit allem drum und dran, Intensivstation, ....), die Erinnerung an diese Vorfälle waren noch immer schlimm.

    Als ich dann ein paar Monate später meine stationäre Therapie antrat, bis dahin auch keinen Alkohol mehr getrunken hatte, gab es eben auch die Gruppengespräche.
    Und dort, siehe da, wurde mir erstmals klar, daß ich eigentlich mein ganzes Leben keinen Alk mehr anrühren sollte, müßte, ...
    Meine Gedanken kreisten damals, ich erinnere mich noch genau, wie ich das eigentlich bewerkstelligen soll,

    - soll ich mir jeden Morgen in mein Spiegelbild sagen, nein, heute darfst du keinen Alkohol trinken
    - soll ich mir selber gegenüber Druck erzeugen, daß ich keinen Alk mehr anrühre
    und so weiter und so fort. Ich war mir darüber nicht im klaren.

    Nach Ende der stationären Therapie oder 8 Wochen später wußte ich für mich, daß mir selbst auferlegter Druck dahingehend schadet.
    Ich nahm mir einfach vor, bis zu meinem nächsten Geburtstag nichts mehr zu trinken, und danach? Ganz einfach, danach wieder bis zu meinem nächsten Geburtstag. Indem ich mir das so sagte, nahm mir das den Druck weg, der in mir kam, wenn ich mir sagte, ich darf oder soll mein Leben lang nichts mehr alkoholisches trinken. Inzwischen weiß ich, daß es eigentlich richtig heißt: "Ich will keinen Alkohol mehr trinken".

    Ich hab dann natürlich weiter an mir gearbeitet, besuchte lange eine reale SHG, auch heute noch zeitweise, und vertrete jetzt die Ansicht:

    "Ich weiß zwar noch nicht, ob ich es ein Leben lang ohne Alkohol schaffe, aber davon ausgehen, das tue ich ..."

    lg

    klarerkopf

    Mein abstinentes Leben begann am 25. Okt. 2005

  • Zitat von Hartmut

    [...]mir sind da gerade 2 Sätze aufgefallen, die ich selbst jahrfelang geglaubt hatte aber auf ein gefährliches Denken herrühren. Das viel gelobte und gescholtene "Nasse Denken"[...]

    Naja. Man kann natürlich sagen, der Alkohol war es im Grunde nicht. Ich war es schon selbst.

    Mein Eindruck war es aber schon. Du sagst ja selbst, dass Du lang daran geglaubt hast.

    Jedenfalls führt die Einnahme von Alkohol schon zu Veränderungen in meinem Kopf. Das lässt sich beim besten Willen nicht wegdiskutieren.

    Wie ich diese Veränderungen dann werte und als was sie sich dann manifestieren (auch im Gedächtnis), dass lässt sich augenscheinlich ändern. Jedenfalls sagen mir das manche Beiträge hier.

  • klarerkopf

    Vieles von dem, was Du schreibst kommt mir bekannt vor. :wink:

    Zitat von klarerkopf

    [...]
    Nach Ende der stationären Therapie oder 8 Wochen später wußte ich für mich, daß mir selbst auferlegter Druck dahingehend schadet.
    Ich nahm mir einfach vor, bis zu meinem nächsten Geburtstag nichts mehr zu trinken, und danach? Ganz einfach, danach wieder bis zu meinem nächsten Geburtstag. Indem ich mir das so sagte, nahm mir das den Druck weg, der in mir kam, wenn ich mir sagte, ich darf oder soll mein Leben lang nichts mehr alkoholisches trinken. Inzwischen weiß ich, daß es eigentlich richtig heißt: "Ich will keinen Alkohol mehr trinken".

    Natürlich muß es heißen: Ich will keinen Alkohol mehr trinken. Im Motivationspost habe ich es auch geschrieben. "Ich muß aufhören wollen".

    Ohne den Willen geht da gar nichts. Aber eine Zeiteinteilung, so wie Du sie gemacht hast, hilft mir glaube ich nicht. Ich habe bis Donnerstag noch so gedacht. Dann habe ich aber vom "rumeiern" hier gelesen. Das hat mich überzeugt. Wenn ich immer im Hinterkopf habe "Es könnte auch mal wieder aufhören", dann lasse ich mir eben eine Tür zurück offen.

    Im Moment will ich nie wieder Alkohol trinken.

  • Meine Mutter und meine Lieblingstante haben sich bereits jetzt zurückgemeldet. :shock:

    Da habe ich wohl einen günstigen Zeitpunk erwischt.

    Beide sind glücklich über meinen Entschluss. Ich freue mich auf das Weihnachtsessen, wo ich beide treffen werde.

  • Hallo baffi,

    Zitat

    Im Moment will ich nie wieder Alkohol trinken.

    Auf jeden Fall wünsche ich dir, daß du auch weiterhin nach diesem Motto lebst.

    Ich hab für mich die Erfahrung gemacht, daß sich diese paar wichtigen Worte - "ich will keinen Alkohol mehr trinken" - mit Fortdauer der Abstinenz in mich eingeprägt haben, anfangs eben nur für den Moment, dann ging das über in eine Art Lebensmotto.

    Dies resultierte unter anderem daraus, daß ich mit der Zeit feststellte, wie schön sich doch das Leben ohne Alkohol leben lässt.
    Und auch die Schattenseiten des Lebens lassen sich "ohne Suchtmittel" weitaus besser und klarer meistern.

    klarerkopf

    Mein abstinentes Leben begann am 25. Okt. 2005

  • Zitat von klarerkopf

    [...]

    Dies resultierte unter anderem daraus, daß ich mit der Zeit feststellte, wie schön sich doch das Leben ohne Alkohol leben lässt.
    Und auch die Schattenseiten des Lebens lassen sich "ohne Suchtmittel" weitaus besser und klarer meistern.

    klarerkopf

    Ich hoffe, ich kann diese Sätze auch einmal mit voller Überzeugung schreiben oder sagen. Bislang fühlt sich alles mehr oder weniger "normal" an.

    Heute habe ich eine weitere Selbsthilfegruppe besucht. Es waren außer mir und meinem Mitpatienten nur drei andere Menschen da. (Sicher auch dem Wetter und den daraus resultierenden Verkehrsproblemen geschuldet).

    Trotzdem war es sehr interessant und wesentlich besser (für mich) als meine erste besuchte Gruppe. Allein schon die Tatsache, dass Kaffee, Tee und ein paar Knabbereien auf dem Tisch standen, hat die Sache sehr aufgelockert.

    Auch die Unterhaltung war durch die Dialogform viel aufgeräumter und weniger streng. Dabei waren die Themen viel näher an der Sucht als die Monologe der ersten Gruppe.

    Leider macht die Gruppe nächste Woche Weihnachtspause, so dass ich nur noch zweimal in den Genuß kommen werde dort, teilzunehmen.

    Ein weiterer Besuch in dieser Woche steht aber auch noch an. Bin mal gespannt, was es dort auf dem Tisch zu entdecken gibt. :wink:

  • Guten Morgen.

    Gestern habe ich die ersten drei Posts ausgedruckt und mit zu meinem Einzelgespräch genommen. Meine Therapeutin war überrascht, aber sehr beeindruckt. Sie meinte, es spräche noch vile Unsicherheit aus den Texten.

    Ich musste ihr Recht geben. Allerdings denke ich, dass es wahrscheinlich immer eine Zeitlang dauern wird, bis man pure Sicherheit ausstrahlen kann, oder?

    Abschließend gab sie mir noch ein paar Tipps in bezug auf das kommende Weihnachtsessen mit meiner Familie und zur "nassen" Wohnung.

    Irgendwie kannte ich die aber alle schon. Woher wohl? :wink:

  • Guten Morgen allerseits,

    die Weihnachtsfeiertage sind also "überstanden". Sie waren für mich mit langem Sitzen in den Fahrzeugen der Deutschen Bahn AG verbunden.

    13 Stunden von Berlin nach Münster am heiligen Abend. :shock:
    Auf dem Rückweg "nur" knapp eine Stunde Verspätung.

    Der Weihnachtsabend selbst (am 25.12.) war für mich entspannt und ruhig. Meine Mutter hatte eine kleine aber feine Auswahl alkoholfreier Getränke für mich bereitgestellt. Die anderen Gäste haben zum Essen und danach ein wenig Alkohol (Wein und Bier) getrunken, aber ich habe es fast gar nicht wahrgenommen.

    Am Sonntag habe ich dann noch einen sehr netten (Vor-)Mittag bei einem guten Freund verbracht. Brunch und -edit, bitte keine Markennamen, danke, Linde- Bauen mit dem kleinen Sohn der Familie. :D

    Am Donnerstag steht noch einmal ein Erstbesuch bei einer SHG zusammen mit einem Mitpatienten an (Nachdem diese am letzten Donnerstag ausgefallen war).

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