Hab ich mein Suchtverhalten abgelegt?

  • Liebe Freunde,

    eine Frage, die mir bereits seit geraumer Zeit in meinen Gedanken herumschwirrt, ist die:


    Habe ich mein Suchtverhalten abgelegt?

    Im Jahre 2005 habe ich mein Suchtverhalten gegenüber dem Alkohol abgelegt, indem ich meinen negativen Zenit erreichte, und dann eben nicht mehr trank. Darüber bin sehr dankbar und ich führe jetzt auch ein sehr zufriedenes, glückliches Leben.

    Was mir aber von Zeit zu Zeit auffällt, ist, daß ich gegenüber anderen Sachen, stofflich oder nicht stofflich, auch manchmal zu einem Suchtverhalten tendiere. Dies kann sein, daß mir z.B auffällt:

    - daß ich über längere Zeit einiges mehr an Kaffee konsumiere, als mir guttut,
    - daß ich ebenfalls über längere Zeit ganz schön was an Süssigkeiten verdrücke
    - daß ich .....

    Nach einiger Zeit reisse ich mich dann am Riemen und nehme mir dann wieder vor, diese Dinge in Maßen zu genießen, was ja auch wieder gelingt, zumindest eine gewisse Zeit. Auch, um der wohl bekannten Suchtverlagerung vorzubeugen.

    Einmal, im Zuge einer belanglosen Diskussion, bezeichnete mich jemand als "Suchenden", und ich meine, so unrecht hatte dieser oder genauer gesagt diese "jemand" nicht.
    Nicht zuletzt kommt ja auch das Wort Sucht von "Suchen", so hab ich´s des öfteren gehört und dies entspricht meines Erachtens auch der Wahrheit.
    Und so bin ich noch die Antwort auf meine Titelfrage schuldig:

    Ich beantworte sie mit einem klaren "Nein".

    Ich habe mein Suchtverhalten mit dem Zeitpunkt, an dem ich den Alk-konsum stoppte, nicht abgelegt. Ich trage dieses Verhalten in mir. Und ich tue gut daran, mir dessen immer bewusst zu sein. Manche Dinge würden mich eher für eine Suchtverlagerung anziehen, manche weniger.
    Ich muß eben auch dahingehend in meinem weiteren Leben auf der Hut sein.

    Und wenn ich jetzt auch ein wunderbares, zufriedenes Leben ohne Alkohol führen darf, so vergesse ich gleichzeitig auch nicht:

    Das nächste Glas würde mich mit diesem beschriebenem Suchtverhalten umbringen.

    Kennt noch jemand solche Suchtverhalten, auch wenn er schon länger keinen Alkohol mehr konsumiert?


    Euer

    klarerkopf

    Mein abstinentes Leben begann am 25. Okt. 2005

  • Hallo klarerkopf!
    Dass das Wort "Sucht" von "suchen" kommt, stimmt leider nicht. Hab ich auch immer gedacht. Es kommt von dem Wort "siechen" also "Siechtum". Das find ich fast noch trefflicher, denn die Alkoholsucht endet ja im Siechtum.
    Gruß
    drybabe

    never give up

  • Hallo klarerkopf

    Das ist eine Frage die ich mir auch hin und wieder stelle.Immer dann wenn ich für mich feststelle das etwas zuviel Raum oder regelrechtes Verlangen einnimmt.Wenn früh kein Kaffee im Haus ist halte ich schon mal unterwegs an um mir auf dem Weg zur Arbeit einen zu holen.Das erinnert mich dann stark an die Zeit als ich anhielt um für genügend Vorrat an Alkohol zu sorgen.Das gibt mir dann schon zu denken und ich versuche mich dann mal wieder am Riemen zu reissen.Zumal ich früher überhaupt keinen Kaffee getrunken habe.Aber auch in Bezug auf Schokolade oder so ist das ähnlich.Ich habe allerdings kein Verlangen nach Alkohol bzw hat es nichts mit bestimmten Situationen zu tun,ich will da nichts ersetzen.Ich rauche auch schon fast genauso lang nicht mehr wie ich nicht mehr trinke.Ich denke mal das es schon etwas mit Suchtverhalten zu tun hat,nur das ich eben auf Grund meiner Trockenheit bewußt damit umgehen kann.Ich habe nicht wirklich ein Problem damit und beobachte mich entsprechend.

  • Guten Morgen, Pierre64,

    genau wie du schreibst, erinnert einen das an die Zeit damals, Gedanken kommen wieder hoch, wie, ich muß mir das jetzt wieder besorgen (sonst geht mir etwas ab).

    Bewußt damit umgehen und mich dahingehend beobachten, wie du schreibst, sind auch mein Verhalten diesen Gedanken gegenüber, als Ersatz für den Alk-konsum sehe ich es auch nicht.

    Hab natürlich auch schon versucht, Dinge wie Kaffee ganz in meinem Leben wegzulassen, da schleichen sich Kopfweh und dergleichen ein.
    Also verordne ich mir von Zeit zu Zeit ein "mit Maß und Ziel" Programm.

    Danke für deine Gedanken und einen schönen Tag

    klarerkopf

    Mein abstinentes Leben begann am 25. Okt. 2005

  • hallo klarerkopf.

    ich sehe mich aber als suchtkrank, dies habe ich hier schon mal irgendwo geschrieben. das thema ist aber geschlossen worden glaube ich, indem es auch um die nikotinsucht ging.
    ich trage die sucht in mir, egal von welchem stoff, es gibt stoffe auf die ich extremer reagiere, würd ich mal so sagen. das heißt ich muss immer sehr gut auf mich auf passen was ich mache. alkohol ist mit der schädlichste stoff welcher mich sehr schnell dahinraffen wird.
    alles was mir sehr viel freude bereitet und zur gewohnheit wird muss ich immer wieder überprüfen. das belohnungssystem braucht futter und es sucht es sich. von natur aus wird das belohnungssystem durch essen,trinken und sex angeregt bei uns suchtmenschen ist dies aber gestört drum gilt höchste aufmerksamkeit durch achtsamkeit

    mfg
    georg

  • Hallo klarerkopf,

    will mich den Worten von Georg anschließen.
    Im Zuge meiner Entgiftung und Therapie erklärte mir der Arzt und Therapeut dass ich zu den "Suchtmenschen" gehöre.
    Anfangs habe ich das verleugnet.
    Ich habe vieleicht auf mein primäres Suchtmittel Alkohol aus meinem Leben gebannt, bin aber ständig in Gefahr andere Süchte zu entwickeln.
    Neben Nikotin, Schlaf-, od. Bruhigungsmedikamenten, Diätpillen, Süssigkeiten usw. habe ich auch ein unatürliches Verlangen nach Nähe, Liebe, Anerkennung und ähnliches.
    Ich arbeite jeden Tag daran eine gesunde Balance zu finden und hinterfrage mein Verhalten unabhängig von meiner Alkoholkrankheit immer wieder auf eventuelle Süchte.

    LG, Manu

  • Hallo Georg,

    Zitat

    ich trage die sucht in mir, egal von welchem stoff

    ja, so kann ich es von mir auch behaupten, danke auch für deine Worte, sie fassen im Großen und Ganzen das Verhalten, zu dem ich tendiere, zusammen.

    klarerkopf

    Mein abstinentes Leben begann am 25. Okt. 2005

  • Guten Abend, Manu,

    Zitat

    Ich arbeite jeden Tag daran eine gesunde Balance zu finden

    Ja, dies ist auch mein Weg, dem ich versuche zu folgen. Ein unnatürliches Verlangen nach Liebe, Nähe, Anerkennung kann ich auch für mich bestätigen, und wenn dies auch keine stofflichen Süchte darstellen, so glaub ich doch, daß sie einem eher schaden.

    Vor Schlaf- oder Beruhigungsmedikamenten laß ich lieber die Finger, denn das würde mich, wie ich mich kenne, eventuell in die nächste Abhängigkeit bringen.

    Danke auch für deine Zeilen


    klarerkopf

    Mein abstinentes Leben begann am 25. Okt. 2005

  • Ich finde das sehr interessant und frage mich gerade welchen Grund dieses Suchtverhalten dann bei mir hat.Ich meine,ich stelle ja nicht Nachts halb 2 den Kühlschrank auf den Kopf ( übertrieben gesagt ) weil ich darin Belohnung oder Anerkennung suche.Das heißt es gibt Verlagerungen in alle Richtungen,was aber einen einzigen bzw komplexen Grund nicht ausschließt.

  • Schönen Abend, pierre64,

    ich hab jetzt, so glaube ich, deine Zeilen nicht ganz verstanden.

    Zitat

    Das heißt es gibt Verlagerungen in alle Richtungen,was aber einen einzigen bzw komplexen Grund nicht ausschließt.

    Ich würde sagen, dies hat einen einzigen bzw. komplexen Grund.
    Dieses Verhalten hab ich übrigens auch schon bei Nicht-Alkoholikern beobachtet.
    Andererseits beneide ich Menschen, wie z.B. meine Frau, die von Natur aus eben kein Suchtverhalten haben, die sich ein Leben "mit Maß und Ziel" nicht vorzunehmen brauchen, denn die leben sowieso danach, ohne sich von Zeit zu Zeit drauf aufmerksam machen zu müssen.

    Ich mein´, wenn man, wie auch die vorhergehenden Antworten aussagen, immer ein Auge drauf hat, und diese momentane Neigung zum Suchtverhalten registriert, ist man ja meiner Meinung nach eh am richtigen Weg.

    Den (einzigen bzw. komplexen) Grund für dieses Verhalten ist, vermute ich, ohne jetzt einer psychotherapeutischen Fachkraft vorzugreifen, in meinem Fall in meiner Kindheit zu suchen.

    Ich will jetzt hier nicht näher drauf eingehen, wie eben die Kindheit war, aber verschiedene Dinge deuten darauf hin, daß mir eben damals "etwas" gefehlt hat, sei es Zuneigung, Aufmerksamkeit, Liebe etc. und dies mir jetzt unbewusst mit dem beschriebenen Suchtverhalten nachträglich holen will.

    Dies ist, wie ich schon sagte, eine Vermutung, mit professioneller Hilfe (Psychotherapeuten,...) wäre das sicherlich rauszufinden, wenn dieses Verhalten mir "zu sehr zusetzen" würde.


    Schönen Abend

    klarerkopf

    Mein abstinentes Leben begann am 25. Okt. 2005

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