... und ich kann nicht mal weinen..

  • Heute war, zumindest in den letzten anderthalb Wochen, zum ersten mal wieder ein eigentlich schöner Tag für mich. Morgens Bewerbungen verfasst, mittags einem freund bei der Holzdecke geholfen, danach in die Sauna und zum Italiener. Er setzt mich vor der Tür ab, alles bestens, morgen geht es weiter mit dem Wiederaufbau deines Lebens. Ich komm in meine kleine Übergangsbude, Schlafsofa und ohne Fernseher. Auch noch gut, denn morgen ist ja endlich Montag. Ich fahre den Laptop hoch um eine verpasste Serienfolge zu schauen. Es kommt eine Szene in der geweint wird. ich lass mir alles nochmal durch den Kopf gehen, das ganze letzte Jahr. Fühl mich fürchterlich und bin wirklich tieftraurig, wütend und enttäuscht über das was ich da verloren und getan habe. Spüre den Klos im Hals, sogar einen leichten Druck in den Augen....und ich kann nicht mal weinen...

    Das ist eine Momentaufnahme von vor gut einer Stunde.
    Ich weiß ja jetzt, dass vieles das zu meinem Rückfall führte und zu der heutigen Situation damit zusammen hängt, dass ich mich nicht öffnen konnte, über meine Probleme reden und Hilfe annehmen. Jetzt frag ich mich gerade, wie weit sind meine Emotionen in gewissen Bereichen eigentlich wirklich verkümmert. Es ist ja niemand da, der es sehen könnte.
    Ich wollte es vorhin wirklich für mich tun, ein bisschen Entlastung suchen und zulassen. Und es bleibt nur das Gefühl zum heulen, die Tränen versagen....

    Vielleicht kennt ja jemand ähnliche Momente...

    Grüßlens

    Tom

    "Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.” _ Albert Einstein _

  • Hallo Tom,

    Zitat

    Ich fahre den Laptop hoch um eine verpasste Serienfolge zu schauen.

    "Serien machen süchtig" hat eine gute Bekannte von mir einmal gesagt.

    Serien haben auch meine Sucht begleitet, habe ich festgestellt.

    Sie waren Teil meiner Tage wie die Sauferei. Wenn die erste soap begann war das das Signal,
    die erste Flasche zu öffnen und so war der Abend bis zum Krimi "durchgetaktet". Der Inhalt war dabei zweitrangig und meistens ja auch zweitklassisch.

    Das praktische: Serien liefen ja auch tagsüber, sodass der Ganztagssauferei am Wochenende nichts im Weg stand.

    Manchmal merk ich´s noch, wenn ich beim Hochschalten zufällig an so einer Sendung vorbei komme.

    LG kommal

    unterwegs...

  • Hallo Tom,

    ich kenne das sehr gut und es gelingt mir erst jetzt - nach über 4 Jahren Trockenheit - mal ab und zu ein, zwei Tränchen rauszudrücken.

    Tipps kann ich da leider keine geben, aber es scheint mir, dass es einfach Zeit braucht, viel Zeit. Bei mir hat es vielleicht etwas damit zu tun, dass ich mir Selbstmitleid in den letzten Jahren strikt verboten habe, mittlerweile aber wieder ein bisschen zulasse.

    Verkümmert ist da glaub ich nix, höchstens etwas verschüttet.

    Beste Grüße
    Eric

  • Doch Tom, du wirst wieder deine Gefühle zeigen können, es dauert aber.
    In meiner schlimmsten Phase hab ich wie eine Maschine funktioniert.

    Nach 2 Jahren Therapie merkte ich, wie meine Gefühle wieder kommen.
    Seis das lachen oder das Weinen.

    Du musst dir Zeit geben. Wo ich ne Riesenangst hatte, war der erste
    Tag "danach" im Geschäft. Wie sehen mich die anderen ? trauen sie mir ?
    reden sie über mich ?

    natürlich reden sie über dich. Aber jeden Tag a bissi weniger. Und irgendwann fängst du an, über dich auch mal zu lachen......

    alles Gute

    Klaus

    - ich geh deinen Weg, und du gehst meinen
    Weg -

    aus "Pathfinder"

  • Hallo Tom,

    ich bin jetzt 3 Jahre abstinent, und ich kann immer noch nicht weinen. Denk mal darüber nach warum das so ist. Sind deine Gefühle wirklich verkümmert?? Oder hast du dir nur verboten, Gefühle zu zeigen. Stark sein, das hat man mir mein ganzes Leben eingebleut. IMMER WIEDER!!!
    Du bist stark, du schaffst das schon! Du hast ein dickes Fell, eine Elefantenhaut!!! Und das habe ich schon als Kind zu hören bekommen. Das hatte zur Folge, das ich meine Gefühle nur in Wutausbrüchen Ausdruck verleihen konnte. Noch Heute fällt es mir schwer, meine Gefühle zu definieren und anderen zeigen geht immer noch nicht. Auch wenn ich alleine bin und mir zum Heulen zumute ist, kann ich es nicht. Aber ich habe eine Therapeutin an meiner Seite und mit ihrer Unterstützung komme ich den Gründen meiner "Gefühlskälte" immer näher.
    Ich kann dich gut verstehen, es lässt einen fast verzweifeln. Lass dir Zeit und übe dich in Geduld. Und wenn du glaubst das du es alleine nicht schaffst, dann kann ich dir nur empfehlen das mit einem Therapeuten gemeinsam anzugehen.

    GLG Chaosimleben

    Es war ein Donnerstag und ich habe entschieden: Mein Leben muss sich ändern!

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!