Einsichten eines Alkoholikers

  • Hallo,

    nun war ich schon eine Ewigkeit nicht mehr hier. Hab mir mal die Seiten neu durchgelesen. Was mir dabei aufgefallen ist, ich war bei meinen Gedanken und Aufschreibungen bei mir. Heute weiß ich, das das der richtige Weg war und ist. Fragen brachten mich weiter. Die ruhigen und netten Erfahrungen der Trockenen brachten mich auf einen guten Startplatz. Den habe ich bis heute genutzt und laufe langsam meinen schönen geraden Weg weiter. Ohne wenn und aber.
    Ich werde weiter gut auf mich aufpassen. Gründe fürs Saufen suche ich schon lange nicht mehr und die Gründe fürs aufhören sind mir heute sofort klar. Ich will Leben.

    Gruß Nobby :wink:

  • Hallo Nobby,

    ich habe in Correns' Thread gelesen, dass Du dich über Deinen Süßigkeiten - Konsum wunderst.

    Also bei mir war das ganz genauso. Früher nie und dann richtig doll Lust auf Schokolade und anderes süßes Zeug. Meine Therapeutin hat gesagt, das sei ok, solange ich nicht aus dem Leim gehe und mich deshalb unwohl fühle. Ist wohl schon so ein bißchen ein Trösterle, Bedürfnis nach Lust auf was. Außerdem verursacht Schokolade auf jeden Fall Serotonin-Ausschüttung im Gehirn, Dopamin weiß ich nicht so genau.

    Das Lustige ist, dass es jetzt ( nach 2,5 Jahren Trockenheit ) ganz plötzlich fast weg ist, im Laufe diesen Frühjahrs, weiß auch nicht wie und warum. Vielleicht kann mans also einfach abwarten ( und genießen ) :)

    LG Bettina

    Ganz liebe Grüße
    Spes

  • Hallo Bettina,

    schön das du mich so wieder an meinen Thread hier erinnert hast.
    Das Problem mit dem Süßkram liegt bei mir anders. Bei mir wurde vor ca. 18 Monaten Diabetes 2 festgestellt. Dadurch habe ich jetzt natürlich ein großes Problem. Ich hoffe auf die erneute Einsicht auch da gegenzusteuern. Es fällt aber zur Zeit sehr schwer.

    Nun möchte ich hier noch einen Abschnitt aus meinem TB aus dem geschlossenen Bereich einstellen. Warum ? Weil es schön ist trocken leben zu dürfen.

    Hallo Besucher

    Ich bin angekommen, angekommen in meinem Ich.
    Meinen ersten wichtigen Abschnitt in ein trockenes Leben ist hiermit abgeschlossen.

    Die Suchtgedanken plagen mich nur noch ganz selten. Das Gefühl auf etwas zu verzichten, wenn ich ohne Alkohol leben möchte, ist der jetzt schönen Realität gewichen. Die letzten Monate waren gepaart mit Selbstzweifel und Euphorie. Die Lust auf das eine Glas Alk. war oft sehr groß. Auch dieses Gefühl ist nicht mehr so stark ausgeprägt. Dank dem Forum und mir, habe ich gelernt damit umzugehen und gegenzusteuern. Mir ist durch das Forum klar geworden das ich immer ein süchtiger Mensch in Bezug auf Alkohol bleiben werde. Daher ist für mich die Risikominimierung noch immer mein persönlicher Schutz. Auch der tägliche Besuch unserer SHG. lässt mich mein Suchtpotential nicht vergessen.

    Ich werde nun meinen wunderschönen Weg in einem neuen TB weitergehen. Abschnitt zwei ist angesagt. Stabilität der Trockenheit. Mal schauen welche Stützfeiler noch fehlen könnten.

    Allen meinen Wegbegleitern möchte ich hier mal Danke sagen.

    Liebe Grüße
    Nobby :wink:

  • Hallo,

    gestern habe ich auf der Arbeit erfahren das der Alkohol sich wieder ein Opfer geholt hat.

    Ein nicht direkter Arbeitskollege ( 50 ) wurde anfangs des Jahres mehr oder weniger durch unseren Arbeitgeber in den Entzug geschickt. Dort ist er dann vorzeitig abgehauen und vor kurzem Tod in seiner Wohnung gefunden worden. Er war leider von Anfang an der Meinung, das er keine Probleme mit irgendetwas hat.

    Das macht in meinem Leben Alkoholopfer Nummer 3.

    Nobby

  • glück auf nobby

    Zitat von Waschbaer

    Alkoholopfer Nummer 3.

    ja, das gibt zu denken ... und da is nichmal bekannt wielang der todeskampf gedauert hat.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo matthias,

    Zitat

    und da is nichmal bekannt wielang der todeskampf gedauert hat.

    das sehe ich heute anders. Fängt der Todeskampf in Wirklichkeit nicht schon beim Suchtverhalten an ? Ich konnte diesen nassen Kampf niemals gewinnen. Ich konnte ihn nur stoppen. Dafür bin ich mir heute dankbar. Ich werde alles dafür tun, nicht zu Opfer Nummer 4 zu werden. Es zeigte mir auch, das es einen wesentlichen Unterschied zum nüchtern werden bedeutet. Nur nicht mehr trinken reicht nicht. Ohne eigene Einsicht und daraus resultierende Lebensveränderungen führen alle Wege nur in die Sackgasse.

    Lieben Gruß Nobby

  • Zitat von Waschbaer

    Fängt der Todeskampf in Wirklichkeit nicht schon beim Suchtverhalten an ? Ich konnte diesen nassen Kampf niemals gewinnen. Ich konnte ihn nur stoppen. Dafür bin ich mir heute dankbar. Ich werde alles dafür tun, nicht zu Opfer Nummer 4 zu werden. Es zeigte mir auch, das es einen wesentlichen Unterschied zum nüchtern werden bedeutet. Nur nicht mehr trinken reicht nicht. Ohne eigene Einsicht und daraus resultierende Lebensveränderungen führen alle Wege nur in die Sackgasse.

    volle zustimmung - ich meinte konkret den letzten leidensweg, während sich die organe verabschieden. guckstdu hier (unten): https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…p=442471#442471

    glück auf

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Forum,

    heute stellte ich für mich fest das ich schon lange nicht mehr hier in meinen Thread geschaut habe. Von Zeit zu Zeit mache ich das immer wieder mal. Ich möchte mir die Anfänge immer mal wieder bewusst vor Augen halten. Das was ich erkenne, ist die Angst die ich hatte, ohne Alkohol leben zu müssen. Schnell wurde mir klar das das Wort *müssen* nur in meinem Kopf steckte. Heute möchte ich nicht mehr mit dem Alkohol leben. Es hat sich soviel schönes und neues für mich ergeben das ich das mit dem Alk. Trinken nicht wieder aufs Spiel setzen möchte. Das schöne was ich nun nach mehr als einem Jahr Trockenheit feststellen durfte, ist der immer größer werdende Abstand zum aufkommenden Suchtdruck. Ja verspüren tue ich ihn heute auch noch ab und an. Nur heute weiß ich wie ich damit umgehen kann. Vieles was mich heute ausmacht habe ich hier im Forum gelernt. Ich habe die mir vorgestellten Möglichkeiten der "Dinos" angeschaut und so weit es ging ohne in Frage stellen auf mich übertragen. Zu oft habe ich eigene Wege aus der Sucht gesucht. Zu oft bin ich immer und überall gescheitert. Als ich dann hier ankam, gab es viele Alkoholiker die schon lange trocken waren. Ich schaute einfach was sie besser gemacht hatten. Ich ließ mich fallen und versuchte ohne in Frage zu stellen ihren Erfolgreichen Weg nachzugehen. Natürlich geht das nicht einfach 1 zu 1. Aber die Grundsatz Gedanken waren bei vielen gleich.
    Heute bin ich dafür sehr dankbar das die Dinos so eine unendliche Geduld mit mir als Anfänger hatten und haben. Ich werde mit ihnen meinen jetzt schönen geraden Weg hoffentlich noch lange weitergehen können.

    Vielen Dank an alle Dinos die mir mein neues Suchtfreies Leben mit ermöglicht haben.

    Lieben Gruß
    Nobby, trocken seit 14.02.2011 :wink:

  • Lieber Nobby,

    ich finde es sehr schön, dass Du Deinen Thread wiederbelebt hast.
    Was Du heute geschrieben hast, passt 100% auch zu meiner Erfahrung.
    Wie naiv waren meine Selbstversuche vor der Forumszeit.
    Erst hier habe ich die richtigen Impulse bekommen.
    Der Schlüssel war auch bei mir das "Annehmen" anderer Meinungen.

    So ... ich werde mich jetzt in die Natur begeben und wieder
    langsam eine kurze Strecke abspulen.
    Schnell und lange Strecken darf ich ja (noch) nicht ;) ...

    Viele Grüße
    Correns

  • Hallo Waschbaer,

    als ich bemerkt habe, dass ich meinen Alkoholkonsum nicht mehr unter Kontrolle hatte, da war mir dann schon klar, dass ich Alkoholikerin bin. Habe dann noch mal so 5 Monate gebraucht, in denen ich mehrere Trinkpausen eingelegt habe. Als ich dann ganz klar feststellen konnte, dass ich immer wieder zum Alkohol greife, obwohl ich es gar nicht will, ist mir der Ernst der Lage so richtig bewußt geworden. Dank diesem Forum lebe ich nun nach dem Motto: Heute lasse ich das erste Glas stehen.
    Auch ich habe bis jetzt noch keinen wirklichen Saufdruck erfahren. Da ich hier aber viel gelesen habe, weiß ich ganz genau, dass dies nichts zu sagen hat. Von daher bin ich auf der Hut und wiege mich deshalb nicht in Sicherheit.

    Einen schönen Feiertag wünsche ich Dir

    Pink-Lady

  • Hallo

    Vorgestern hatte ich ein Erlebnis das mich fast aus meiner Bahn geworfen hätte. Ich schaute mal wieder einen Spielfilm. In dem Film wurde so wie sehr oft Alk. konsumiert. Noch vor ein paar Monaten schaute ich da immer weg. Seit längerer Zeit triggert mich da zum Glück meist nichts mehr. Ich habe heute beim Fernsehen schauen reichlich andere Getränke zu meiner Seite stehen. Das ist für mich eine gute Sache. Nun in dem Film wurde auch wieder Alk. getrunken. In einer Szene trank ein Mann seinen knapp eingeschütteten Schnaps.
    Gleichzeitig stieg in mir das totale Verlagen nach diesem. Der Wunsch nach Schnaps war plötzlich so groß das ich nichts dagegen machen konnte. Es hielt dann nur so ein paar Minuten an. Zu meiner Überraschung sagte ich dann zu meiner lieben Frau " Hättest du mir gerade eine Flasche Schnaps hingestellt, hätte ich wohl getrunken"
    Darüber habe ich dann einen Tag nachgedacht. Hätte ich getrunken ?
    Meine Antwort wäre 99% zu 1% zum Ja ausgefallen. Nun wurde mir mal wirklich bewusst wie wichtig ein Alkohol freies Zuhause ist. Ich habe diese Szene dann für mich weiter durchgespielt. Was wäre wenn ich mich angezogen hätte und losgefahren wäre zum Einkaufen. Ich hätte genug Zeit zum Denken gehabt. Ich hätte vom Anziehen bis zur nächsten Einkaufsmöglichkeit ca. 20-25 Min. Gehirnaktivitäten gehabt. Hätte ich dann getrunken ? Meine Antwort wäre nun mit ehrlichem Blick 90% zu 5% zum Nein ausgefallen. Nun wo sind die fehlenden 5% ? Unberechenbarkeit ? Nun bin ich fast 22 Monate trocken. Sind dann solche Geschehnisse noch normal ? Ich selber weiß es nicht, da ich in den letzten 10 oder 15 Jahren nur mal wenige Tage ohne Alk. war. Das Erlebte war gut für mich. Ich sehe es als große Warnung vor Leichtsinnigkeit an. Leichtsinn kann mir schnell mein jetzt schönes Leben zu Nichte machen. Das möchte ich nicht mehr. Auch erkenne ich dadurch immer wieder wie sehr ich noch am Anfang einer "echten" Trockenheit stehe.

    Gruß Nobby

  • glück auf nobby

    Zitat von Waschbaer

    Leichtsinn kann mir schnell mein jetzt schönes Leben zu Nichte machen.

    n apfel.

    Zitat von Waschbaer

    wie sehr ich noch am Anfang einer "echten" Trockenheit stehe.

    naja über den anfang bist du offenbar hinaus (sonst hätts du dir n schnaps gekauft).

    Zitat von Waschbaer

    Nun bin ich fast 22 Monate trocken. Sind dann solche Geschehnisse noch normal ?

    ich hatte n ähnlichen "anfall" nach reichlich 5 jahren.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo TB

    Heute ist es also mal wieder so weit. Mein "Trockengeburtstag". Die Freude die ich heute darüber erwartet habe blieb aus. Nichts veränderte sich. Nun was habe ich erwartet. Erleichterung ? Erkenntnis, das es doch ohne das Suchtmittel Alkohol geht ? Oder sogar ein gewisses Gefühl von geschafft. Nix ist geschafft. Nie und nimmer. Meine Lust auf Alkohol ist noch viel zu groß um in Euphorie auszubrechen. Ich habe für mich viele wichtige Dinge geändert. Lebe mit vollem Bewusstsein nach dem für mich sehr wichtigem Baustein der Risikominimierung. Er ist für mich zur absoluten Selbstverständlichkeit geworden. Das einzige was sich zum Glück bis heute verändert hat ist der Sucht/Saufdruck. Den verspüre ich immer weniger. Als ich hier eingetroffen war konnte ich mir ein dauerhaftes abstinentes Leben noch gar nicht vorstellen. Das hat sich heute grundlegend verändert. Ich brauche den Alk. nicht mehr um mich fälschlicherweise glücklich und zufrieden fühlen zu können. Heute entsteht die Zufriedenheit aus ganz anderen Gegebenheiten. Natürlich laufe ich nicht von morgens bis abends mit breit grinsendem Gesicht in der Gegend rum. Auch erlebe ich noch Tiefs und Hochs im Wechsel. Aber meine allgemeine Verfassung im Gegensatz zu Alk. trinkenden Zeiten hat sich extrem verändert. Heute gehe ich Probleme viel offensiver und lösungswilliger an. Zu Trinkzeiten wurden sie rigoros weitergeschoben. Wenn der Berg zu groß wurde gab es mehr Gründe zu saufen. Das brauche ich heute nicht mehr. Das der Alkohol für mich eine große Gefahr darstellt und mein jetziges Leben wieder schnell verändern kann, möchte ich mir immer und immer wieder vor Augen halten. Das Forum als Plattform und seine darin befindenden lieben Menschen bietet mir oft einen guten Halt meinen jetzigen Weg weiter führen zu können.

    Nobby :D

  • Hallo Nobby,

    herzlichen Glückwunsch zum zweiten "Geburtstag".

    Mach weiter so und wir feiern nächstes Jahr deinen Dritten :D

    LG Martin

  • Zitat von Waschbaer

    ...Heute gehe ich Probleme viel offensiver und lösungswilliger an.
    Zu Trinkzeiten wurden sie rigoros weitergeschoben...


    Hallo Nobby,

    genau so ist es!
    Probleme zu lösen ist besser.
    Von mir auch herzliche Glückwünsche zum 2. Jahrestag.

    Viele Grüße
    Correns

  • Hallo ihr lieben Besucher.

    Danke für eure netten Einträge.

    Der Weg geht nun weiter. Meine Zuversicht wächst mit jedem trockenen Tag. Einer der wichtigsten Aspekte der Trockenheit ist der regelmäßige Austausch in unserer ( einer) SHG. Viele Sachen waren mir am Anfang meines Weges gar nicht so bewusst. Unter Risikominimierung verstand ich am Wegbeginn nur die selbstverständliche Alk. freie Wohnung. Das da wesentlich mehr zugehört durfte ich hier erstmals erfahren. Natürlich kann ich nicht jedem Alk. aus dem Weg gehen. Das ist in unserer Gesellschaft fast unmöglich. Aber ich gehe zu keinem Ereignis freiwillig hin wo Alk. in Mengen konsumiert wird. Oft verstehen meine Bekannten nicht, wie ich dann noch Spaß im Leben haben kann. Ich würde doch dann viele schöne Sachen verpassen. Dazu stelle ich nur für mich fest wie viele Sachen ich verpasst habe weil ich getrunken hatte. Heute habe ich so viele Möglichkeiten schöne Dinge zu unternehmen ohne mit Alk. in Berührung zu kommen. Durch meine neue, sehr abwechslungsreiche Freizeit, gestalte ich heute den Inhalt nach meinem Empfinden. Das konnte ich sehr viele Jahre nicht mehr. Ich bin froh den Diktator Alkohol ins Exil geschickt zu haben. Dort lauert er nun auf meine Unachtsamkeit. Durch den guten Austausch hier werde ich aber meine Schutzmechanismen stetig weiter ausbauen.

    Ich bleibe auf meinem schönen neuen Weg.

    Viele Grüße
    Nobby :wink:

  • Hallo an alle die mich noch kennen oder auch noch nicht,

    die letzten Wochen schaute ich oft auf meine Gedanken und Gefühle zum Thema Alkohol. Nun bin ich über 3 Jahre trocken.

    Ich schaute als erstes auf den Stellenwert.
    Alkohol kommt heute in meinen Gedanken vermehrt vor wenn ich mich hier in Forum bewege. In meinem normalen Alltag spielt er fast keine Rolle mehr. Ich bemerke ihn heute Hauptsächlich im Fernsehen. Angemacht werde ich davon fast gar nicht mehr, da ich mich davon nicht mehr beeinflussen lasse. Oft habe ich nur das Gefühl, das die Alkohollobby einiges dafür tut in sehr vielen Beiträgen ihre Produkte zu zeigen. Alkohol ist im TV so gegenwärtig geworden wie die Luft zum Atmen. Schlimme Zeiten für Trocken werdende.

    Alkohol und Verzicht.
    Auch heute verspüre ich in wenigen Lebenssituationen noch den ein oder anderen Verzichts Gedanken. Nur jetzt tue ich mir nicht mehr selber leid dabei. Ich habe es verstanden, das es zum Krankheitsbild eines Alkis wohl noch eine Weile dazugehört. Ich habe gelernt, zu schauen, was diesen Verzicht hervorruft. Oft sind es ganz banale Dinge. Situationen die früher mit sehr viel Alkohol begleitet wurden. Dieser Verzicht kommt meistens aus der jahrelang erlernten Symbiose zwischen Alk. und Handlung. Diese Symbiosen gilt es heute zu erkennen und zu trennen. Darin liegt zur Zeit meine größte Aufmerksamkeit. Ich empfinde manchmal ein Unterwandern meiner bewussten Gefühle und Gedanken.

    Alkohol und Tagesgeschäft.
    Ich zähle mich immer noch zu den süchtigen Lusttrinkern.
    Trotzdem erkenne ich heute oft, in bestimmten erlebten Situationen, mir auch Frust weg getrunken zu haben. Stress auf der Arbeit, Ärger zu Hause ließen mich schneller zur Flasche greifen. Nun habe ich nüchtern oft erlebt, das die einzelnen Situationen durch den stetigen klaren Blick oft nicht mehr so scharf rüber kommen. Das erleben der gestressten Situation ist heute wesentlich anders. Die Gelassenheit hat heute Vorrang.
    Diese Gelassenheit ist proportional zum älter werden und der Dauer der Nüchternheit gewachsen. Stresssituationen gleiche ich heute damit aus, das meine Gedanken in Richtung „Egal“ gehen.
    Heute erkenne ich sehr wohl, das jeder Mensch ersetzbar ist. Auch wenn der einzelne Mensch das so gar nicht für sich erkennen möchte. Also ist auch Stress mit seinen Komparsen ersetzbar. Die Situation bleibt eben die gleiche nur die Hauptdarsteller sind auswechselbar. Was für ein befreiender Gedanke.

    Alkohol und Hobby
    Bevor ich süchtig trinken musste ( das „müssen“ verstehe ich heute auch) hatte ich viele schöne Hobbys. In vielen Jahren der süchtigen Trinkerei verloren alle jeglichen Stellenwert. Ich war in meinem Handeln dermaßen eingeschränkt das es nur eine Schlussfolgerung gab. Mehr trinken. Was für ein schlimmer Kreislauf. Im ersten Jahr meiner Trockenheit suchte ich daher sehr intensiv nach einem ausgeglichenem Hobby. Manche Dinge die ich in jüngeren Jahren machte waren jetzt nicht mehr ohne Schwierigkeiten umzusetzen. Nach ein paar Fehlversuchen mit neuen Hobbys besann ich mich auf Dinge die ich schon immer mehr oder weniger machte. Auch sollte es zu meinem Wohlbefinden passen. Nun bin ich wider sehr aktiver Hobbyfotograf. Darin sehe ich für mich eine Aufgabe, die ich noch lange bis ins hohe Alter machen kann. Es fordert vor allem meine kreative Tätigkeit. Den Gegenpol bietet mir seit langem das beschäftigen mit Computern an. Immer wieder die eigenen Interessen voranzutreiben, im Neugierig sein, sind heute für mich ein wichtiger Bestandteil der Trockenheit.

    Alkohol und Zufriedenheit.
    Heute für mich zwei absolute Gegensätze die nicht auf einen Nenner gebracht werden können.

    Alkohol und Zukunft.
    Das ist für mich ein schwieriges Thema. Immer wider schaue ich dabei auf das Heute. Das gestern mit Alkohol kenne ich zur Genüge. Das jetzt ohne Alkohol gefällt mir ausgesprochen Gut.
    Nur wird das alles reichen um in Zukunft auf den Alkohol zu verzichten. Noch immer steht es für mich in den Sternen. Heute schaue ich manchmal eine Woche zurück. Oft, sehr oft, empfinde ich Zufriedenheit. Der Alkohol fehlt nicht. Ich vermisse ihn heute nicht mehr. Doch es wird immer das Restrisiko bleiben. Das bewusste Erkennen, das es ganz schnell wieder Vorbeisein könnte
    lässt mich manchmal mit gemischten Gefühlen in die Zukunft blicken.

    Lieben Gruß an alle die es bis hier geschafft haben.
    Nobby :wink:

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