Macht Alkohol glücklich?

  • Karstens Thread hat gerade die Frage in mir aufgeworfen, ob Alkohol eigentlich 'glücklich' macht. Was sind Eure Erfahrungen? Kann man da überhaupt von 'Glücksgefühlen' reden. Ist es nur ein Ausblenden von Dingen, die einem vielel. unangenehm im Kopf herum kreisen. Oder gibt der Alkohol ( oder auch andere drogen) einem irgendetwas elementarsés im Leben, was anderen, die niemals trinken verwehrt bleibt.
    Ausser der tatsache , dass der Körper sich dran gewöhnt, erhalte ich da etwas besonderes, was mich 'glücklich' macht?
    Als ich noch geraucht hatte habe ich davon geredet, dass mir die oder die Zigaretten besser schmecken. Zigaretten haben mir eigentlich noch nie geschmeckt. Dennoch habe ich es mir wohl derzeit eingebildet.
    Ich weiß auch bis heute nicht, was die Zigarette eigentlich wirklich mit mir gemacht hat. Es ist ja nichts was mir heute fehlt.
    Ich sehe es nur noch als eine Täschung der Sinne, dass man glaubt, es gibt mir irgendwas. Das einzige, was ich noch ein wenig nachempfinden kan ist, dass es eine leicht beruhigende Wirkung empfunden hatte. Aber die brauchte ich ja im Grunde auch nicht. Die beschränkt ein ja noch zusätzlich.
    Ich kann mich an keine Glücksgefühle erinnern. Ich würde es eher so beschrieben, als hätte ich mal ne kleine sünde gemacht ( angefangen zu rauchen, obwohl ich ja wußte, dass es nicht gut ist) und dann dafür ins Gefängnis gekommen bin und nur mit größter Mühe wieder ausgebrochen war.
    Doch Alkohol ist eine andere Droge.
    Was habt ihr in eurer nassen Zeit an 'Glücksgefühlen' gehabt oder war das bei euch ähnlich wie bei mir mit meinem Zigarettenkonsum?
    Fällt es denjenigen, die jetzt trocken sind schwer, weil da noch schöne gefühle auf der eine seite in Erinnerung sind, die man nochmal erleben will?
    Oder redet man sich da auch nur den Alkohlgenuß schön, wel man nicht aufhören konnte?
    Wasser brauche ich
    Essen brauche ich
    Gesundheit brauche ich
    Wozu brauche ich Drogen?
    Man liest von bewußtseinserweiterung, Einblick in unbekannte Welten..
    Sind das nicht nur Sinnestäuschungen durch eine leichte Vergiftung der Nerven? Macht es dann noch Spaß, wenn man weiß, dass man seine sinne vergiftet, um Gelb statt grün zu sehen?
    Liegt der besondere Reiz darin, dass die Schwere des realen Lebens mit all seinen unangenhmen Dingen wie ' Verantwortung, Disziplin, Proleme lösen müssen, Langeweile etc' einfach ausgeblendet sind?

  • Und da isser wieder, der Versuch, als Nichtsüchtiger die Sucht mit dem Verstand erfassen zu wollen.

    Frozen Tears, wie würdest Du als sehender Mensch einem anderen Menschen, der noch nie in seinem Leben Augenlicht hatte, die Farbe Blau beschreiben?

    Dass ein/unser Suchtmittel "unnütz" ist und nicht "gebraucht" wird, ist unstrittig.

    Ich persönlich habe als Wirkungstrinker die reine Wirkung des Alkohols gesucht, der Geschmack war mir zweitrangig. An Glücksgefühle nach Alkoholgenuss kann ich mich nicht erinnern. Als ich zu saufen aufhören wollte, war da nichts, an was ich mich gerne zurück erinnert hätte. Ich habe die negativen Seiten des Alkohols durch meine Sucht real erlebt. Da gibt es für mich nichts zu beschönigen oder schönzureden.

    Meine Alkoholsucht mit meiner Nikotinabhängigkeit zu vergleichen, kam mir noch nie in den Sinn. Ich habe beide als zu unterschiedlich empfunden, um sie vergleichen zu können. Einzige Gemeinsamkeit für mich ist das süchtige Verhalten.

    (Heute lebe ich komplett suchtmittelfrei. Das beinhaltet für mich auch Substanzen wie z.B: Kaffee, Tee, Zucker, Weißmehl)

    Dieses süchtige Verhalten kann sich jedoch, wie ich heute weiss, auch auf andere als auf Drogensubstanzen beziehen: Esssucht sei hier exemplarisch genannt.

    Somit wäre Deine Aussage "Essen brauche ich" auch nicht vorbehaltlos hinzunehmen - auch da gibt es Einschränkungen, sobald Suchtverhalten vorliegt.

    Es ist also nicht unbedingt die Substanz, die eine Sucht charakterisiert. Es ist das emotionale Fehlverhalten des Süchtigen, welches Missbrauch ermöglicht und vom Missbrauch in die Sucht abgleiten lässt.

    Emotionales Fehlverhalten wiederum ist nicht durch Ratio zu steuern.
    Somit geht jeder Versuch, Sucht durch Ratio zu erfassen, ins Leere. (Genauso wie Sucht nicht durch Ratio "besiegt" werden kann und sich "Kopfmenschen" manchmal daher mit dem Ausstieg aus der Sucht erheblich schwerer tun, als "Gefühlsmenschen", die ihren persönlichen Tiefpunkt als solchen erlebt haben)

    LG
    Spedi

  • liebe frozen tears,

    ich weiss heute nicht wrum die alkoholiker alkoholiker sind, warum weshalb wiso frag ich schon lang nicht mehr. es ist eben so. punkt.

    ich kann nur eins dazu schreiben, als ich eine zeit lang alkohol getrunken hatte und vor allem so, das es sicher auch nicht mehr so gesund war habe ich dabei kein glück empfunden. ich war eher beteubt und mir war schlecht und ich musste kotzen. zum glück für mich zumindest drum hörte ich schnell auf damit so viel zu trinken.aber ich schliesse da nicht draus, wenn ich glücksgefühle gehabt hätte hätte ich weiter gemacht und vor allem geh ich nicht so weit zu sagen, das die alkoholiker nicht aufhörten zu saufen, weil ihnen dieses glücksgefühl so viel schöes geben. ich denke es wäre viel zu einfach die sucht so zu erklären. da war bestimmt mehr dabei wie das.dennoch ist es für mich ein glück das ich so heftig auf alkohol reagierte das ichs aufhörte.für mich. alles andere interessiert mich persönlich nicht mehr.

    lieben gruß melanie

  • Hallo!

    Könnte dies nicht auch damit zu tun haben, dass Alkohol auf das Belohnungszentrum des Gehirns einwirkt?
    Ich würde das was man dadurch vorgegaukelt bekommt als "Kick" bezeichnen, aber Glücksgefühl .... nein, das ist etwas ganz anderes.

    @Spedi: Hut ab! Auf wirklich ALLE Drogen inkl. Süßigkeiten, Zigaretten, etc. verzichten zu können, finde ich grandios.

    LG Paula

  • Hallo Frozen Tears
    Ich denke, dass das zentrale Streben eines Jeden, irgendwie mit Glück zu tun hat. Und Glück, ist jen-seits jeder Statistik, was glücklich macht, immer eine ganz persönliche Sache. Ich kann MEIN Glück finden – und dabei habe ich ein ums andere Mal – eine unglückliche Strategie verfolgt. Der Alkohol hat mich nicht glücklicher gemacht, aber hervorragend dazu beigetragen, mein vermeintliches Unglück zu vergessen. Dieses verlockende Gefühl immer wieder zu erreichen, festzuhalten und dauerhaft zu konservieren, hat mich zum Pegeltrinker gemacht. Der rauschhafte Zustand von Harmonie, hält nicht lange an.
    Heute versuche ich durch ein bewusstes nüchternes Leben, zeitweilig ein ähnliches Gefühl aufkommen zu lassen. Manchmal habe ich das Glück, wie jetzt – wo ich darüber nachdenke – ihm nahezukommen.
    Viel Glück - Gruß Uwe

  • Sehr erstaunlich Spedi,
    Kaffee, Tee, Zucker, Weißmehl...
    Ic wußte zwar, dass die alle ungesund sind, aber nicht dass man die auch als Suchtmittel einordnet.
    Aber es gibt ja auch den Spruch: 'Schokolade macht glücklich'. Da muß ich sagen, dass ich das sogar bestätigen kann. Kein überschwengliches Glück, aber doch ein leichtes Gefühl von Glück, Zufriedenheit. Auch nicht all zu lange anhaltend. Denn meistens liegt sie mir schwer im MAgen, so dass ichs anschließend oft bereue sie gegessen zu haben. Ich kann nicht sagen, dass ich sie täglich brauche. Aber anfallsweise kommt es schon über mich und dann suche ich danach. Weißmehlprodukte habe ich früher auch mal geliebt. Jetzt nur noch selten. Doch da hatte ich niemlas irgendein auch nur annäherndes Gefühl, wlches ich mit Glück vergleichen würde. Ebenso wenig bei Tee, Kaffee oder Zucker. Auch Alkohol habe ich schon hin und wieder getrunken. Die Wirkung war sehr unterschiedlich. Ich würde dem Gefühle von Freiheit/ hemmngslosigkeit/ mut bis hin zu Übermut zuschreiben. Auch mal Traurigkeit/ Depressive Verstimmung. Verdrängen/ Ausschalten/ Vergessen von aktuellen Problemen. Nicht bei mir aber bei Mittrinkern stellt sich auch Aggresivität ein. Auch bei meinem Vater habe ich oft eher aggresives Verhalten gesehen, schlechte Laune. Daher frage ich mich , ob es anderen Alkoholikern auc so geht. Ob sie isch vielleicht innerlich glücklich fühlen, obwohl sie nach aussen aggressiv wirken. Für mich persönlich ist die Wirkung von Alkohol unvorhersehbar. Ich könnte es jetzt nicht einnehmen , um mich glücklich zu fühlen. Sogar habe ich Respekt vor Alkohol, ebne weil er für mich so unvorhersehbar ist und ich weiß, dass ch familiär bedingt schnell der Sucht verfalln könnte. Manchmal , vor vielen Jahren habe ich durch das trinken von Alkohol sogar eine Art Trotz empfunden. Ein Ausstieg aus dem Alltag, der so nervt. Obwohl ich wußte, dass es nicht die Lösung ist und es gefährlich ist. Ich erinner mich einfach an eine innere SCH***egal- Haltung.
    Ich war dann nicht glücklicher , sondern habe das Unglück nur für einen Moment ausgeschaltet. Nicht unglücklich sein ist ja nicht gleichbedeutend mit glüclich sein.

    Auf die Diskussion bin ich gekommen, weil sich Karsten jetzt als glücklich wahrnimmt. Daher interessiert mich, ob es eine Zusammenhang gibt zwischen Glück/ Unglück und dem Bedürnis nach suchtmitteln zu greifen. Hilft es jemandem ( sein individuelles) Glück und Zufriedenheit anzustreben, um trocken zu bleiben?

  • Moin!
    Also, da Alkohol ja bestimmte biochemische Wirkungen im Kopf bewirkt, die direkt mit dem Belohnungssystem verknüpft sind und auch etwas mit Endorphinen zu tun haben, würde ich sagen: Ja, Alkohol hat bei mir Glücksgefühle ausgelöst. Sonst wäre ich von dem Zeug ja nicht abhängig geworden, wenn es bei mir Fusspilz ausgelöst hätte. Nur: Die Glücksgefühle sind ganz andere , als diejenigen, die man empfindet, wenn man alkoholfrei lebt. Wenn man seine eigene Endorphinproduktion durch ein Nicht-Suchtmittel ankurbelt.
    Und die anfänglichen Glücksgefühle wichen dann schnell einer Sucht.
    Und als ich am 17.8.2009 kotzend im Flur in meiner Wohnung lag und nicht wußte, ob ich den nächsten Tag überleben werde, hatte das dann nix mehr mit Glücksgefühlen zu tun.
    Ich glaub, jemand, der nicht alkoholsüchtig ist, benutzt den Alkohol vielleicht manchmal, um in eine andere Gefühlslage zu kommen. Das wäre ähnlich wie mit Marihuana oder Haschisch. Aber das führt dann leider auch oft zur Sucht.
    Michi

    never give up

  • Servus Frozen Tears,

    Zitat

    Auf die Diskussion bin ich gekommen, weil sich Karsten jetzt als glücklich wahrnimmt.

    Ist es etwa nicht beglückend, frei von Sucht leben zu dürfen?

    Ich kann das schon so nachvollziehen.

    Ach ja, zur Abrundung: es gab einmal in Berlin die Synanon (Google hilft sicher weiter). Dort war es (zumindest damals) Pflicht, dass keine klassischen Substanzen wie Kaffe, Tee und Zucker verwendet wurden. Alkohol und Tabak war -wie auch harte Drogen sowieso- "no go". Auch Gewalt in jeder Form war "off limits" und führte zum Rausschmiss.
    Harte Schule, aber sehr effektiv. Heute kommt sogar die Forschung auf den Trichter, dass diese Substanzen etwas mit dem Belohnungssystem unseres Körpers zu tun haben, also auf die Psyche wirken. Und jede Suchterkrankung beeinflusst die Psyche negativ. Daher muss das Weglassen dieser Substanzen nicht gleichbedeutend damit sein, dass sie als Suchtmittel eingeordet werden. Ich lasse sie in meinem Haushalt weg, genauso wie Suchtmittel.

    LG
    Spedi

  • Hei
    Du Fragst: "Hilft es jemandem (sein individuelles) Glück und Zufriedenheit anzustreben, um trocken zu bleiben?"
    Dies ist für mich der Gedanke, welcher eine dauerhafte Abstinenz erst möglich macht. Und zufrieden nüchtern sein, ist für mich weit mehr, als nur das weglassen des Suchtmittels. Die verdeckten Gefühle wieder zulassen, aus den ängstlichen Verhaltensmustern auszusteigen, den eigenen Bedürfnissen wieder Raum geben – die glücklichen Momente ergeben sich in meinem Verständnis aus solchen Dingen. Sie lassen sich nur nicht so leicht erreichen, wie ich sie hinschreibe. Aber es ist spannend daran zu arbeiten. Die Erwartung macht es reizvoll und das Erreichen von „Teilzielen“, kleinen und mittleren Erfolgen, belohnt mich mit einem guten Gefühl (oder eben Glück). „Nass“ ist dies bewusst nicht zu erzielen. Und wenn schon Glücksmomente, will ich mich jetzt auch daran erinnern können.
    Gruß Uwe.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!