wie verändere ich mein Leben nach den eigenen Werten?

  • Hallo Ihr,

    das fleißige Lesen und schreiben in Euren Threads bringt mich so langsam genauer an die Dinge heran, die mich selbst gerade beschäftigen. Hab länger gebraucht, ums greifen zu können, weil ich gleichzeitig immer denke: was ist eigentlich los, Du hast doch alles und warst bis vor kurzem glücklich. Es hat sich doch nicht geändert, wieso bist du dann jetzt auf einmal nicht mehr zufrieden? Wieso hast Du immer wieder das Gefühl, das irgendwas fehlt, kriegst aber einfach nicht raus, was es ist?

    Ich hatte bisher eigentlich immer viel Spaß in meinem Job, stelle jedoch immer mehr fest, dass mir dieser langsam verloren geht und das liegt nicht an dem Job, sondern an mir persönlich.
    Eigentlich sollte man sich in jungen Jahren damit beschäftigen, rauszukriegen, was man gut kann, was man gerne macht und was einem selbst wichtig und wertvoll ist.
    Als EKA war ich aber wohl eher mit anderen Dingen beschäftigt...Eigentlich wusste ich von diesen 3 Dingen nicht eines.
    Jedenfalls hatte ich in sofern Glück, dass ich innerhalb meiner Ausbildung (die ich übrigens auch sehr pragmatisch nach Jobaussichten und Verdienst ausgewählt hatte) zufällig einen Bereich fand, den ich gerne machte und den ich auch gut kann. Soweit so gut. Nun habe ich in den letzten Jahren durchaus auch eigene Wertvorstellungen entwickelt und es ist mir wichtig geworden, dass das, was ich tue, für mich selbst auch wertvoll ist. Tja und das deckt sich nun leider nicht mehr. Führt dazu, dass ich eigentlich in meinem Arbeitsleben irgendetwas ganz toll machen kann und man mir auch sagen kann, dass das ganz toll ist, es nutzt mir nichts, wenn es mir selbst nicht wertvoll ist.
    Nun könnte man sagen, da ist ein Jobwechsel fällig...Doch wenn ich drüber nachdenke, was ich gut kann, dann fällt mir nichts ein, was ich da einbringen könnte, wo es mir wertvoll wäre...Vielleicht bin ich da auch einfach nur ziemlich ideenlos, vielleicht kenn ich mich auch noch nicht gut genug. Bin ratlos...Und wie ich da ran gehen kann, ohne von einem Moment auf den anderen alles auf den Kopf zu stellen, da fällt mir gerade auch nicht viel dazu ein.
    Naja, aber was ich eigentlich gern wüsste: Kennt jemand von Euch dieses Gefühl und Problem und wenn ja, wie seid ihr damit umgegangen oder wie geht ihr damit um, wenns gerade aktuell ist?

    Gruß Gela

  • Hallo Gela,

    diese Fragen musste ich mir vor Kurzem auch stellen, als ich mich für ein Studienfach entscheiden musste - mir ist auch aufgefallen, dass ich mich irgendwie in keinem Job so richtig sehen konnte und bis heute auch noch Zweifel habe.

    Es wäre vielleicht gut, wenn du mit einem Therapeuten über soetwas reden könntest, so wirklich scheinen dir ja viele Dinge nicht bewusst zu sein.

    Du solltest Nichts überstürzen, es aber auch nicht einfach so abtun.

    Es ist ja auch die Frage, ob es so schlimm ist, dass ein Wechsel notwendig ist, oder ob du sagst " okay ich arbeite um zu leben" und dich dann im privaten Bereich auf neue, andere Dinge konzentrierst.

    Hast du denn irgendeine Idee was du gerne tun würdest, ganz im Allgemeinen ? - Also nicht was du nur gut kannst.

    Vielleicht musst du dir auch die Frage stellen, ob es wirklich dein Beruf ist der dir zu schaffen macht und ob es nicht vielleicht an anderer Stelle ein Problem gibt ?

  • Hallo Herbstregen,

    ich dank Dir für die Gedankenanstöße.

    genau diese Dinge gehen mir auch gerade so durch den Kopf und es ist schon mal sehr schön zu sehen, dass da jemand auf ähnliche Gedanken kommt.

    Dieses arbeiten um zu leben, hab ich lange praktiziert, aber genau damit komm ich jetzt irgendwie nicht mehr so gut zurecht, weil es keine echten Erfolgserlebnisse mehr gibt (ist mir ja nichts wert, also kanns auch kein Erfolg sein). Wenn das so weiter geht, schleppe ich mich irgendwann zur arbeit und soweit solls eigentlich nicht gehen. Die Erfolgserlebnisse sind mir aber wichtig, denn wie beschrieben, hab ich gelernt, sehr ergebnisorientiert durch die Gegend zu laufen. Eben das zu tun, was gerade notwendig ist.
    Im privaten Bereich versuche ich, dies auszugleichen, was aber bei nem Vollzeitjob natürlich nur begrenzt geht und dann kommt irgendwann die Stimme im Hintergrund. He, wieso reibst Du Dich so auf? Wieso verdienst du nicht mit etwas Geld, was Du gerne tust und was dir eben auch was wert ist? Wo Du Dich dann auch wieder freust, wenn etwas klappt? Und insgesamt stellt sich dieses Ausgleichen im privaten Bereich dann momentan eher so da, dass ich einzelne Dinge ausprobiere, je nachdem, welche Möglichkeiten sich gerade bieten und dann mal drauf achte, wie das für mich ist. Denn letztendlich stellt sich die Frage, die Du schon gestellt hast: Was mach ich gern, nicht, was kann ich gut? Was ich gern mache, weiß ich nämlich auch nicht wirklich, weil ich nicht unbedingt gelernt habe, darauf zu achten...
    Ja, da sind mir wohl wirklich einige Dinge nicht bewusst.
    Ich weiß, was mir wichtig und wertvoll ist und das gibt mir ne Richtung. Aber ich weiß nicht, was ich gerne tue...
    Nein überstürzen möchte ich auf keinen Fall was, aber langfristig muss ich was ändern.

    Ja ich glaub, du hast recht und ich sollte es wirklich mal mit einer Therapeutin versuchen, denn das ganze verwirrt mich schon seit einer ganzen Weile massiv. Ich komm da nicht wirklich weiter.

    Eines kann ich aber mittlerweile sagen, denn auch damit hab ich mich ne Weile beschäftigt. Ja, das Problem ist, dass ich mich mit meinem Job nicht identifizieren kann.

    Das hat mir jetzt jedenfalls schon mal sehr geholfen. :)

    Gruß Gela

  • Zitat von Gela10


    Die Erfolgserlebnisse sind mir aber wichtig, denn wie beschrieben, hab ich gelernt, sehr ergebnisorientiert durch die Gegend zu laufen. Eben das zu tun, was gerade notwendig ist.
    Gruß Gela

    Diese Erlebnisse sind doch Jedem wichtig, das ist klar.
    Nur du hast ja geschrieben, dass du die am Anfang noch hattest - wieso hast du sie denn jetzt nicht mehr ?

    Ich finde es gut, dass du es in Betracht ziehst einen Therapeuten aufzusuchen, du solltest diese/n aber auch gut auswählen und sympathisch finden :) Manche Dinge kann man selbst nicht sehen - dafür braucht man Hilfe und warum sie nicht nutzen wenn man die Möglichkeit hat :)?

    Beschreib doch mal was du gerne machst und was du für Wertvorstellungen hast, was du wertvoll findest ?

    Ich kenn aber dein Problem, ich habe mein Studium quasi durch Ausschluss ausgesucht, nicht nach dem was ich gerne tue :(
    Ich weiß, wenn ich meinen Abschluss habe, habe einen einen Job sicher und es ist ein schöner rationaler Job - aber ich kenne deine Zweifel sehr gut.

    Vielleicht suchst du auch etwas bestimmtes in deiner Arbeit, was du aber auch woanders finden könntest ?

    Wenn dein Alter stimmt, bist du ja noch jung - dir stehen so gesehen alle Möglichkeiten noch offen ;)

  • Hallo Herbstregen,

    hab mir mit der Anwort ein paar Tage Zeit gelassen, weil ich erstmal Abstand brauchte.

    Und mit entsprechendem Abstand seh ich mal wieder, dass ich mich ordentlich festgebissen hatte. :evil: Dieses ständige "sich selbst in Frage stellen", was ich ja nun wirklich zur Genüge gelernt habe, wird ab einem gewissen Maß einfach zerstörerisch.

    Bis vor kurzem war ich noch der festen Überzeugung, dass ich stolz auf mich sein kann, weil ich mir mit den Voraussetzungen, die ich hatte, ein wirklich schönes Leben aufgebaut habe. Ich hab mich sicherlich genau, wie du es beschrieben hast, damals aus einem gewissen Sicherheitsdenken heraus für meinen Berufsweg entschieden und das war richtig so.
    Denn nach allem, was ich vorher erlebt hatte, war Sicherheit für mich erstmal das wichtigste. Gibt also jetzt keinen Grund, das zu bereuen. Vor allem hat es mir auch viel gutes gebracht und ich habe sehr viel gelernt. Die Sicherheit habe ich jetzt jedenfalls und ich denke, genau, weil ich die jetzt nicht mehr in Frage stelle, beginne ich, mir über andere Dinge Gedanken zu machen. Wer bin ich? und was will ich (ausser Sicherheit)?. Viele Dinge sind mir da in den letzten Jahren schon bewusst geworden, aber viel Dinge sind es eben auch noch nicht. Ich hab irgendwie das Gefühl, dass mir der Kern von mir selbst noch fehlt. Manchmal fühlt es sich an, wie eine gewisse innere Leere. Klingt wahrscheinlich ziemlich blöd, aber anders kann ich es nicht beschreiben.
    Ich will den nun aber unbedingt finden (diese Leere füllen) und verrenne mich ein ums andere mal. Vermute mal, weil ich mir selbst doch noch nicht so sehr vertraue, wie ich es gedacht habe. Weil ich nun doch immer wieder an den Punkt komme, wo ich nicht einschätzen kann: Bin das Ich? oder sind das EKA-bedingte Verhaltens- und Denkmuster?(Dieses Zweifeln ist ja eigentlich auch kein Wunder, oder?)...Aber das gehört wohl auch dazu und mit der Zeit wirds schon werden. Die Zeit muss ich mir wohl einfach nur selbst auch zugestehen. :) Hab auch grad erst begriffen, dass meine eigene Abneigung gegen Zick-Zack-Kurse und Try-and-Error wiederum erlerntes Verhalten aus meiner Familie sind (Sicherheitsdenken). Das gute ist: Erlerntes Verhalten kann ich ändern. :)

    Gruß Gela

  • hallo gela,

    den zustand kenn ich. da hab ich denk ich mir einfach das neue leben angefangen und eben die alte sicherheit vermisst. doch mit der zeit wird das besser. jeh länger ich mich im neuland bewege um so sicherer werde ich und dabei bekomme ich immer mehr vertrauen zu mir selbst. schön den blick auf mich. das ist und bleibt bestandteil meins lebens und wenn da mal was altes kommt, dem begrüsse ich "guten tag altes" dann darf wieder gehen und ich mach weiter im neuen. diese umbruchzeiten sind schwierig, doch meine freude mich selbst zu haben und mein leben selbstbestimmt zu leben hat diese anfänglichen schwierigkeiten und zweifel relativ schnell ins nichts aufgelöst.

    gruß melanie

  • Hallo Melanie,

    Verhaltensmuster aufzugeben, die einen mal geschützt haben, ist echt nicht einfach...Der Schutz ist jetzt nicht mehr notwendig und deshalb wirds wohl Zeit die jetzt mal abzulegen. Einfach mal ein paar neue Dinge auszutesten und somit rauszukriegen, was mir noch fehlt. :)
    Innere Leere war sicherlich auch übertrieben formuliert. Kann schon in ein paar Bereichen sagen, dass mein Leben zu mir passt. Aber irgendwie fühlt es sich immer noch an, als wäre irgendein Teil noch von mir abgeschnitten. Als wäre ich da noch nicht ich.

    Gruß Gela

  • Zitat von Gela10


    Aber irgendwie fühlt es sich immer noch an, als wäre irgendein Teil noch von mir abgeschnitten. Als wäre ich da noch nicht ich.

    Gruß Gela

    Hm...also dieses Gefühl der Leere etc. kenne ich auch und es geht eigentlich nicht wirklich weg.
    Es ist gut wenn du mal Dinge austestest ;).
    Hast du eigentlich schon Konakt zu einem Therapeuten gesucht ?
    Es klingt wirklich so als ob ein Blick von Aussen hilfreich wäre :)
    damit du vielleicht Zugang zu deinem abgeschnittenen Bereich findest ?
    Vielleicht hast du Blockaden die du selbst nicht lösen kannst ?

    Ich habe das Gefühl, dass diese Leere aus meinem Inneren kommt, warum genau sie da ist und womit ich sie füllen soll, weiß ich auch (noch) nicht. Ich verstecke mich aber im Gegensatz zu dir auch dann eher in einem Loch und mag nichts Neues ;D.

    Neue Wege zu gehen und Dinge zu verändern finde ich auch sehr heftig, vorallem weil man sich so daran gewöhnt hat um sich selbst zu schützen.

  • Hallo Herbstregen,

    als ich noch ständig mit der Bedrohung Alkoholsucht meiner Mutter, entsprechendes Verhalten meines Vaters und später Manipulation durch meinen Exmann konfrontiert war, hätte ich mich auch nicht ausprobieren wollen, weil ich damit beschäftigt war, mich zu schützen (alles andere war nicht so wichtig und dafür hätte ich auch keine Kapazitäten frei gehabt). Ich denke, das ist unter den Umständen total normal, weil Selbsterhaltungstrieb und dafür muss sich auch niemand schämen. Mich zu schützen, hieß halt auch, von den Personen, die mir nicht gut taten auf Distanz zu gehen, mich loszureissen. Das waren meine Eltern und später mein Exmann. Nein, das war nicht einfach und nicht schön. Das war richtig ätzend. Aber alles andere hätte mich zerstört. Meine Mutter hat später den Absprung vom Alkoholikerleben geschafft und das Verhältnis zu meinen Eltern hat sich normalisiert. Wo das heute wäre, wenn sie nichts geändert hätte....
    Unabhängig von ihnen zu werden, die Bedrohung loszuwerden, war für mich der erste Schritt auf dem Weg, da rauszukommen. Und erst dann konnte der Schutzschild abgebaut werden.
    Das ganze ist für mich jetzt 10 Jahre weit weg, ich hab in der Zeit Abstand gewonnen und gleichzeitig viel gelernt.
    Dieser Weg ist sehr weit, braucht lang, aber jeder Schritt in die richtige Richtung, nämlich zu mir selbst, lohnt sich, weil jeder Schritt in die falsche Richtung (von mir weg) in eine Sackgasse führt.
    Ja, ich denke Du hast recht. Da wäre ein Blick von aussen hilfreich. Die Stimme, die mir sagt, welche Menschen mir gut tun, die hab ich gut kennengelernt und der vertraue ich sehr. Aber die Stimme, die mir sagt, was ich tun will, die ist ziemlich verschüttet oder eher verwaschen und ich traue ihr nicht....Sicherlich sind da einige Blockaden im Spiel.
    Ich hab mir eine Therapeutin rausgesucht, die eventuell passen könnte, habe sie aber noch nicht kontaktiert.
    Am Wochenende gehe ich 3 Wochen in Urlaub. Ganz gut, um auch mal wieder Abstand zu gewinnen.

    Danach sehen wir weiter.

    Gruß Gela

  • ...mir wird gerade klar, dass ich bei weitem noch nicht so unabhängig von meinen Eltern und ihren Sichtweisen bin, wie ich glaubte...

    notwendige Ziele und Erfolge über das momentane Handeln und das Moment genießen zu stellen, dass ist sicherheitsorientiertes Handeln und hat seine Ursachen. So langsam wird mir auch klar, warum ich mich nie länger als ein paar min wirklich auf etwas voll konzentrieren kann. Weil ich in Gedanken schon einen Schritt weiter renne. Ausschließlich Augen auf das Ziel habe. Kennt das jemand? Wie kann man dieses Verhaltensmuster ändern. Habt ihr Vorschläge?

    Insgesamt steckt da aber noch mehr dahinter. Grundeinstellungen und innere Konflikte, die mir von früher sehr sehr bekannt vorkommen...Selbstbestimmt, freitheitsliebend und teamorientiert versus Pflichterfüllung, Funktionieren und Autorität...Wo ist da jetzt der Konflikt? Da ist keiner, oder? Das kann sich auch wunderbar ergänzen. Das eine ist Basis für das andere? Aber ich habs die ganze Zeit unbewusst für einen gehalten, weil ich das so vorgelebt bekommen habe...Dachte, ich müsste mich für eines entscheiden und das andere aufgeben...
    Ist das jetzt völlig wirr? Kennt das jemand? Würde mich freuen, mich darüber mal austauschen zu können.

    Gruß Gela

  • hallo gela,

    in meiner therapiestunde war das thema auch mal so.das ich lieber eins nach dem anderen habe und nicht alles auf einmal. das hat was mit kontrolle zu tun, meine kontrolle wo ich angst habe sie zu verlieren. anstelle alles miteinander zu verbinden musste ich das schön ordendlich sortiert haben. zwang kontrolsucht spielten da mit. etwas eifach mal miteinander laufen lassen ging nicht. hierbei wiederspricht sich das eine nicht mit dem anderen, beides geht. sowohl freies pflichterfüllen, weils eben dazu gehört und spass machen kann oder auch freies handeln so wie ich es für mich entscheide. da gibts eben keine autoritäten mehr in dem sinne das ich mich unterordnen muss. ich kann auch beruflich mal auf den tisch klopfen, wenns um meine eigenen interessen geht. die konsequenzen trage ich dann selbst, allerdings ist mein handeln ja auch von mir innen heraus gekommen, das hab ich dann zu verantworten. damit kommt es wieder zum freien willen, denken, handeln.

    damit komm ich dann wiederum besser damit klar mich zu konzentrieren wenn ich mich auf mich konzentriere und nicht auf andere.

    lieben gruß melanie

  • Hallo Melanie,

    das ist ja interessant. Ich glaub, ich ticke da genau anders herum. Meine Kontrollsucht besteht darin, ständig drauf zu gucken, ob mich mein Handeln meinem Ziel näher bringt. Damit auch ja nix schief geht (Sicherheitsdenken). Das ist aber so ausgeprägt, dass ich mit dem Kopf nicht bei der Handlung selbst bleiben kann und mich damit nicht auf sie konzentriere. Zum einen kann ich sie nicht genießen, zum anderen leidet natürlich damit auch die Qualität. Eins hat das mit deinen Beschreibungen sehr gemeinsam. Einfach laufen lassen geht da auch nicht.
    ich stelle aber gerade fest, dass Ziele und Erfolge für mich an Bedeutung verlieren und damit schwindet mein Antrieb. Zuerst hab ich mir darum übel Sorgen gemacht, weils mich an Beschreibungen zu Depressionen erinnert. Da kam das Sicherheitsdenken wieder. Ich wollte natürlich nicht, dass sowas passiert und wollte dagegen kämpfen. Doch helfen tuts nichts. Führt nur zur Selbstverurteilung und das die das nun gerade gar nicht besser macht, ist wohl nichts neues. ;)
    Mittlerweile sehe ich das anders. Dass ich diese Art von Antrieb verliere, ist wohl notwendig, um neuem Platz zu machen. Das nimmt mir mein Ziel-orientiertes Denken und vielleicht komm ich ja jetzt soweit, mal etwas einfach zu tun und ohne Ziel- und Ergebnisdruck drauf zu schauen, ob mich das ausfüllt oder nicht? Ein paar Probierversuche hatte ich übrigens gestartet. Nach anfänglichem Spaß, kam mir ein gewünschtes Ziel oder Ergebnis in den Sinn und schon wollte ich einfach nur noch fertig werden. Ziel oder Ergebnis erreichen und peng hatte ich keinen Spaß mehr. Das hat mich genervt. ;)
    Naja, ich habe begriffen, wo das herkommt und ich begreife gerade, was mich zusätzlich blockiert.
    Wie Du sagst, sind all die Dinge Selbstbestimmung und Freiheit, Team und Autorität, Spaß und Pflicht Teile des Lebens, die sich nicht widersprechen, sondern einfach dazu gehören. :)

    Gruß Gela

  • hallo gela,

    hört sich für mich nach perfektionismus an. das macht druck und der spass an dem was man macht geht flöten, weil der druck es perfekt machen zu müssen zu gross ist. leistungsdruck von innen raus. lässt du da los wirds vielleicht besser??

    etwas mal zu tun aus spass an der freude, kennst du das oder muss da immer ein ziel dahinter stehen?

    gruß melanie

  • Hallo Melanie,

    das kenne ich kaum. ich brauch ein Ziel um überhaupt was zu tun. Ich fang immer erst dann an, wenn ich schon Zeitdruck habe. Vorher kann ich mich weder motivieren, noch konzentrieren. Heißt: ich brauch den Druck.
    Aber gerade nervt mich das, weil ich eben nichts wirklich genießen kann. und gerade treibt mich nicht mal mehr dieser Druck an, weil ich keine Lust mehr habe, mich von irgendwelchem Druck antreiben zu lassen. Ich rebelliere gegen meine eigenen Verhaltensmuster. ;)

    Dieses Ergebnisorientierte Denken mal völlig auszuschalten ist aber echt schwer. Habs schon ein paar mal probiert, doch es schlich sich immer wieder ein. und solange sich das einschleicht, höre ich meine innere Stimme nicht, die mir sagt, wenn mich etwas, das ich gerade tue, wirklich ausfüllt. Die letzten Versuche haben mir dies immerhin bewusst gemacht. Das ist schon ein Fortschritt. Ich werde mir jetzt wohl häufiger mal Beschäftigungen suchen, bei denen ich mir bewusst kein Ziel setze. Sie einfach machen und noch nicht erwarten oder hoffen, dass sie mich völlig begeistern. Das geht nämlich gerade gar nicht, denn Freude gibts für mich nur bei Erfolg. oder Zielerreichung. Einfach nur machen. Muss wohl erstmal üben, dieses Ergebnisdenken auszuschalten. Dabei bewusst drauf achten, dass sich nicht doch wieder irgendein Ziel einschleicht...mal sehen, was daraus wird. :)

    Gruß Gela

  • Guten morgen,

    Wie verändere ich mein Leben nach meinen Werten? war die Frage, die ich mir gestellt hatte...
    ...ich glaube, ich ziehe die Frage zurück oder verschiebe sie und setz einen Schritt weiter vorn wieder an.
    Welches sind MEINE Werte? Denn je mehr ich über so manche Dinge nachdenke, desto mehr kriege ich den Eindruck, dass ich diesbezüglich noch sehr von den Überzeugungen meiner Eltern geprägt bin. Meine Überzeugungen und Wertvorstellungen und die meiner Eltern...das werde ich für mich jetzt erst einmal voneinander trennen.
    Hat jemand von Euch damit Erfahrungen gesammelt? Selbst festgestellt, dass Ihr immer noch massiv von Ihnen beeinflusst seid, obwohl ihr dachtet, ihr habt Euch längst distanziert? Wie seid ihr damit umgegangen?

    Gruß Gela

  • hallo gela,

    letztes jahr schaffte ich mir einen 50 er roller an. in meinen ohren meine mutter, die mir früher so ein fahrzeug verboten hatte zu fahren. ich setzte mich drauf und hatte erst mal angst. dann, nach ner weile dacht ich mir : mach dich frei es ist die angst deiner mutter die du in dir trägst. heute fahre ich inzwischen bei kumpels hinten auf dem motorrad mit, da ich vom roller ja auch die ausrüstung habe. das ist ein herrliches gefühl wenn die mutter nicht mehr mitfährt und ich einfach nur geniesse den wind zu spüren.

    ich kenne einige solcher erfahrungen wo ich immernoch hin und wieder überrascht werde und da hinschauen kann, woher kommt das gefühl und mich dann wieder dafon frei zu machen.es geht.

    gruß melanie

  • Hallo Gela!
    Dieses Gefühl alles kontrollieren zu müssen und daß am Ende ein Ziel da sein muß kenne ich auch.Ebenso,daß ich oft das lebe,was mir meine Eltern vermittelt haben.
    Lange habe ich verbissen dagegen angekämpft,bis ich gemerkt habe,daß mich dieser Kampf am meißten fertig macht,mir alle Kraft raubt.
    So schwer es mir auch fällt,muß ich manchmal zugeben,daß nicht alles falsch war von meinen Eltern und sich Ziele zu setzen ist ja auch nicht verkehrt.
    Ich versuche heute natürlich auch meine eigenen Werte zu finden,aber nicht mehr mit dieser Verbissenheit.
    Ich denke meine Eltern haben es einfach nicht besser gewußt.Den Alkoholismus meiner Mutter zu vertuschen hat auch sie wohl viel Kraft gekostet und den Blick auf das eigentliche Leben versperrt.
    Wenn ich ein wenig versöhnlich auf die Geschichte schaue,fällt es mir leichter mich davon zu lösen.Ich sehe die "Erziehung" meiner Eltern dann als "Angebot" wie ich leben könnte und nicht immer diesen mahnenden Zeigefinger,der mich zurechtweist.
    So kann ich auch freier entscheiden wie ich mich verhalte.
    Ich hoffe,daß es mir so gelingt endlich meinen eigenen Weg zu gehen,ohne daß mich irgendwelche Zwänge beeinflussen.
    LG Ragna

  • Hallo Ihr,

    ich dank Euch sehr für Eure Beschreibungen, denn sie machen mir wieder mal einiges bewusst. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr allein ein Erfahrungsaustausch hilft, um an manchen Dingen weiter zu kommen, bei denen man selbst nur noch Karussell fährt. :)

    Zitat

    Ich sehe die "Erziehung" meiner Eltern dann als "Angebot" wie ich leben könnte

    Ragna, das ist eine schöne Beschreibung, die ich mir merken werde. Ja grundsätzlich gehts mir auch so. Ich weiß, dass meine Eltern alles nach bestem Wissen und Gewissen gemacht haben und dabei eben einfach auch ihre Fehler gemacht haben und auch für diese Fehler gibt es Ursachen und Gründe.
    Ich dachte wirklich lange, ich hätte das verinnerlicht und mich von all dem entsprechend distanziert. Das heißt nicht, dass ich alles von ihnen ablehne. Ganz im Gegenteil. Gerade bei meiner Mutter, die damals das Alkoholproblem hatte, gibt es viele Dinge, die ich wirklich an ihr bewundere. Aber es gibt eben auch viele Dinge, wo ich einfach nur den Kopf schüttele. Die unbewusste Beeinflussung in meinem Handeln und Denken, die geht aber eher von meinem Vater aus. Nein, er versucht lange nicht mehr, auf mich einzuwirken, weil er weiß, dass seine Kinder erwachsen sind und das auch akzeptiert. Aber er hat so eine Art, seine Überzeugungen rüber zu bringen, bei der es mir sehr sehr schwer fällt mich abzugrenzen und einen neutralen Blick drauf zu werfen. Letztendlich macht er immer alle anderen schlecht, die andere Überzeugungen haben, als er.
    Darunter habe ich als Kind sehr gelitten. Irgendwie hab ich mich immer runtergemacht gefühlt. Ich weiß genau, dass er totunglücklich wäre, wenn ich ihm das sagen würde, weil er das nie gewollt hat.
    So langsam steige ich dahinter, warum er so ist, wie er ist und das gibt mir die Möglichkeit, mich emotional weiter zu distanzieren und zu begreifen, dass sein Tun eigentlich nur was mit ihm selbst, nicht aber mit mir zu tun hat. Aus Erfahrung weiß ich, dass das der erste Schritt ist, um mich selbst wirklich kennenzulernen (ohne seine Stimme im HIntergrund). Die Distanz hat mir damals auch geholfen, als meine Mutter Alkoholikerin war und meine Eltern sich gegenseitig fertig machten und ich mich einfach nur schuldig fühlte. Ich musste erst erkennen, dass das eigentlich nichts mit mir zu tun hatte.

    Zitat

    mach dich frei es ist die angst deiner mutter die du in dir trägst.

    Ganz genau, nur dass es bei meinem Vater nicht um Angst, sondern um andere Dinge geht, aber letztendlich ist es oft seine Stimme, die ich für meine halte. Und das gilt es zu ändern.

    Zitat

    Ich hoffe,daß es mir so gelingt endlich meinen eigenen Weg zu gehen,ohne daß mich irgendwelche Zwänge beeinflussen.

    Genau das ist auch mein Wunsch.

    Gruß Gela

  • Hallo Tanne,

    dankeschön für Deine ausführlichen Worte. Ja, sie haben mir sehr geholfen, denn ich hab mich in vielem wieder gefunden.

    ich antworte erst jetzt, weil ich gerade 2 1/2 Wochen im Urlaub war. War sehr sehr schön und ich habe vor allem mal wieder Abstand zu allem bekommen. Und mit diesem Abstand kann ich Dir nur zustimmen. Ja, ich mach mir eigentlich selbst einigen Druck, mir schwant auch, wie das zustande kommt und ich kann da wohl am besten was an meiner Einstellung zu mir selbst tun. Über Meditation hatte ich genau deshalb nachgedacht. Hatte mich jetzt für einen Kurs autogenes Training angemeldet. Der geht im Oktober los und ich bin gespannt. Bisher habe ich mich in Übungen dieser Art immer sehr schwer getan, aber ich denke, ich kann das gut gebrauchen, um die kreisenenden Gedanken einfach besser unter Kontrolle zu bringen.
    Malen...ist lustig, das du das ansprichst, denn genau das hab ich als Kind sehr gern getan und tue es jetzt ab und zu auch wieder. Einfach bunt, denn ich mag es bunt... Es fällt mir allerdings schwer, mich hier von irgendwelchen Zielen und Ergebnissen frei zu machen. Am Ende werde ich ungeduldig und will einfach nur fertig werden. Denke aber, das ist für mich das richtige, um mich in Ruhe, Geduld und Genießen zu üben.
    Ausgiebig quasseln bei nem guten Frühstück...ja das mach ich auch sehr sehr gern. Da werd ich nicht ungeduldig. ;)
    Was meinen Job angeht. ich weiß nicht, was ich draus mache. aber auch da wird sich ne Lösung finden.
    Darf ich mal ganz neugierig fragen, in welche Richtung Dein jetziger Beruf geht?

    Gruß Gela

  • Hallo Gela!

    Ich habe den Eindruck, dass Dein Beruf ein sehr wichtiger Teil Deines Lebens ist, was ich gut verstehen kann. Schließlich verbringst du den Großteil des Tages in der Arbeit. Sie macht Dir Spass., Du hast Erfolgserlebnisse und bekommst dafür Geld und Anerkennung sowie zahlreiche Impuse von aussen.

    Aber alles hat seine Zeit!
    Mittlerweilen scheint es, als wäre Dein Job zur faden Routine geworden und Du hast Du das Bedürfnis, alteingetretene Trampelpfade zu verlassen um Neues zu erkunden. Vielleicht hast Du das Gefühl, viel mehr "draufzuhaben" als Du im Moment beweisen kannst. Du sehnst Dich nach mehr Erfüllung und Herausforderung im Beruf. Ich finde das nicht unnatürlich, ganz im Gegenteil!

    Was Dir buchstäblich im Wege steht ist Dein großes Bedürfnis nach Sicherheit.
    Das erinnert mich sehr an eine Freundin, die immer schon sehr kreativ und voller Tatendrang und guter Ideen war, und trotzdem jahrzehntelang todunglücklich in ihrem "sicheren" Job als Beamtin verharrte, weil sie woanders den Status der Unkündbarkeit nicht erhielt.
    Soetwas finde ich, kann schon eine gewisse Leere in einem Menschen erzeugen. Man lebt auf diese Art und Weise ja nicht authentisch.

    Ich würde Dir raten, eine psychologische Studienberatung in Anspruch zu nehmen, oder eine Bildungsmesse zu besuchen, um einen Überblick über das Ausbildungsangebot, eventuelle Umschulungsmöglichkeiten, etc. zu bekommen. Du musst ja nicht gleich die gesamte Sicherheit an den Nagel hängen. Fang mit kleinen Schritten an! Sammle Ideen, bau Luftschlösser, stell Dir Dich in der einen oder anderen neuen Rolle vor, mach nebenbei, zusätzlich, etwas, vielleicht einen Kurs ...

    Ich denke Du bist jung genug, um etwas Neues anzufangen. Und mutig genug um Dich den Herausforderungen zu stellen.

    Liebe Grüße
    Paula

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