• Hallo Ihr,

    ist bestimmt ein Thema, was schon oft angesprochen wurde, doch es hat sich für mich aus dem Thread "Erwartungen an einen Alkoholiker" ergeben.

    Ich frage mich gerade, wie innere Abgrenzung aussieht. Klar, Nein sagen zu lernen, ist eine Sache. Doch was bleibt bei mir nach einem Nein hängen?
    Kann ich dann abhaken? Habe ich mich wirklich innerlich abgegrenzt? Oder sage ich Nein, behalte im Hinterkopf, dass ich das Bedürfnis eines anderen Menschen (welches ich nun mal wahrgenommen habe), der Regel mir in der Regel nicht egal ist, nicht erfüllen kann oder will und habe deshalb ein schlechtes Gewissen?
    Kann ich gleichzeitig ja zu mir selbst sagen und geh mit gutem Gewissen da raus?

    Mir ist aufgefallen, dass ich selbst zwar Nein sagen kann aber eben häufig dieses schlechte Gewissen behalte. Wird die Erwartung oder das Bedürfnis auf der anderen Seite wiederholt, führt das bei mir unter Umständen zum Kontaktabbruch.
    Müsste es das aber, wenn ich selbst aufgrund des Neins kein schlechtes Gewissen hätte und das somit vollständig abhaken könnte?

    Wie seht Ihr das und wie geht ihr damit um oder war das für Euch noch nie Thema? Läuft das automatisch ab?

    Wenn es das nicht immer tat und ihr diese innere Abgrenzung gelernt habt: Wie habt ihr sie gelernt?

    Gruß Gela

  • Hallo Gela,

    jetzt besuche ich Dich doch direkt mal in Deinem Thread. Schönes Thema!

    Ich nenne es: Bei mir bleiben.

    Für mich war es wichtig, erst einmal zu begreifen, dass ich mir etwas wert bin. Also Selbstwert stärken, als ich das konnte, habe ich mir überlegt, wofür ich mir zu schade bin.

    Ich bin mir z. B. zu schade für:

    - meinen Körper und Geist mit Alkohol zu zerstören
    - mich von anderen Menschen ausnutzen zu lassen
    - mich von anderen Menschen bevormunden zu lassen
    - mich verbiegen zu müssen


    Ich bin es mir z. B. wert geworden:

    - mir Freunde zu suchen, die mit meiner Einstellung konform gehen
    - mir selber Auszeiten und Pausen zu verschaffen
    - nicht alles tun zu müssen
    - nicht alles können zu müssen
    - mir nicht alles reinziehen zu müssen
    - nicht mit allen Menschen gut auskommen zu müssen
    - mich nicht mehr rechtfertigen zu müssen


    Zu Anfang mußte ich mir immer sehr bewußt o. g. Fragen stellen - dann klappte es mit dem "Bei mir bleiben und nach mir schauen" immer besser.


    Gruß

    BC

  • Hallo,

    habs vorhin schon in dem andern Thread geschrieben: Ist für mich auch ein wichtiger Punkt: Abgrenzen ohne schlechtes Gewissen gelingt mir nur sehr schwer.

    Zunächst einmal fällts mir schwer, überhaupt zu unterscheiden: Die Erwartungen anderer müssen nicht automatisch gerechtfertigt sein, müssen nicht automatisch für mich zum Gesetz werden.

    Die zweite Hürde ist dann, zu entscheiden: Wie wichtig ist es mir, mich da abzugrenzen? Was will ich überhaupt selbst für mich? (Selbst das weiß ich manchmal gar nicht so genau.)

    Dritte Hürde: Gegebenenfalls sich trauen, Nein zu sagen.

    Vierte Hürde: Beim Nein bleiben, wenn Widerstand kommt.

    Fünfte Hürde: Kein schlechtes Gewissen haben.

    Ganz schön schwierig.

    Doro

  • Hallo Doro,

    Zitat

    Die Erwartungen anderer müssen nicht automatisch gerechtfertigt sein, müssen nicht automatisch für mich zum Gesetz werden.

    Richtig! Denn was ist eine Erwartung denn eigentlich? Wenn ich eine Erwartung an jemanden habe, dann doch meist, weil ich in irgendeiner Hinsicht will, dass es MIR besser geht - der andere MIR mein Leben erleichtert, in dem er meine Erwartung erfüllt. Evtl. will er mir dann auch noch im gleichen Zuge seine Verantwortung mit aufdrücken. Ist doch auch einfach und nur zu menschlich - jeder versucht es sich doch so einfach wie möglich auf dieser Welt zu machen.

    Ich habe mich lange mit der Ursache des Nicht-abgrenzen-können beschäftigt. Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass von Kindheit an immer von mir verlangt wurde, über meine Grenzen zu gehen. Ich habe also nie gelernt, überhaupt meine Grenzen zu kennen - das Grenzüberschreiten, das kannte ich. Dementsprechend habe ich mich auch verhalten: grenzenloses Trinken, grenzenloses Arbeiten, grenzenloses Funktionieren. Mit dem Beginn meiner Trockenheit war ich aber gezwungen, Grenzen zu setzen - erst dem Alkohol, dann dem Arbeiten und dann irgendwann auch dem Funktionieren und es kommen immer neue Grenzen dazu, die ich vorher nie als Grenze gesehen habe.

    Gruß

    BC

  • Hallo ihr zwei,

    finde mich in allem, was ihr schreibt, zu 100% wieder.

    Doro : genau den Weg des lernens, den Du aufgezeichnet hast, kenn ich auch. Ich habe gelernt Nein zu sagen und auch dabei zu bleiben. Ich habe auch gelernt, Nein zu sagen, obwohl ich es im ersten Moment nicht begründen kann. Ich bin nun mal ein emotionaler Mensch und deshalb läuft bei mir sehr viel über Bauchgefühl und Intuition und auf die könnte ich mich eigentlich auch verdammt gut verlassen. Wenn ich das von Anfang an gelernt hätte....
    (was mich gerade beschäftigt, ist die fünfte Hürde, die Du beschreibst. die hab ich auch noch nicht geknackt...und da setze ich genau bei dem an, was BC beschreibt)

    @BC:...stattdessen habe ich gelernt, ständig über meine Grenzen zu gehen und nicht auf mich selbst zu hören, denn mir wurde ja die ganze Zeit vorgemacht, dass mich der Schein trügt. Das alles anders ist, als ich das sehe...Das gehört zum Alkoholismus in Familien dazu. Wie stark ich darauf reagiert habe, das ist glaub ich typabhängig. Wie stark nehme ich Reize wahr, wie stark nehme ich Stimmungen wahr...Nun, die nehme ich sehr stark wahr und ich schätze Euch geht das genauso? Eigentlich eine Begabung, mit der man, wenn man damit umgehen kann, einiges anfangen kann.
    Damit umzugehen, das möchte ich jetzt lernen und der erste Schritt dazu ist, jetzt das nachzuholen, was andere als Kinder lernen. Meine Grenzen zu finden. Ich fang bei meinem eigenen Körper an: Wenn mir die Augen weh tun, lass ich den Rechner stehen und mach ne Pause. Wenn ich Durst habe, geh ich nicht drüber weg, sondern greife zum Wasser...Blöde Beispiele aber bei solchen Kleinigkeiten gehts bei mir los. Von irgendwelchen Arztbesuchen reden wir gar nicht erst, aber das wird als nächstes kommen. ;)
    Kommt Euch das bekannt vor?
    Und dieses die eigenen Grenzen finden und respektieren und sich selbst nicht dafür zu verteufeln, dass sie da sind und man gerade nicht für den anderen da sein kann und seine Erwartungen erfüllen kann...das muss doch irgendwann auch mal dazu führen, dass ich beim nein sagen kein schlechtes Gewissen mehr habe und mir damit selbst den Druck nehmen, oder?

    Und was mich jetzt natürlich vor allem interessiert (denn hier gehts ja nicht um Problemaustausch, sondern um Erfahrungsaustausch und das Lösungen suchen und finden :wink: ): Wie geht ihr da vor?

    Gruß Gela

  • @Gela,

    Zitat

    stattdessen habe ich gelernt, ständig über meine Grenzen zu gehen

    Das ist nicht möglich.
    Du kannst nicht über Deine Grenzen gehen, weil es dann keine echte Grenze war.
    Lediglich andere Menschen können die von Dir gesteckten Grenzen überschreiten, bewußt oder unbewußt

    Die Grenze, die ich ziehe, darf mich selbst nicht einengen und andere ausschließen.
    Grenzen muß ich für mich stets neu definieren, um mich selbst nicht zu begrenzen.

    lg
    gipfel

  • hallo gipfel,

    ich bin ja auch co und kenne das gerenzen setzen, grenzen ziehen und gernzüberschreitungen nur zu gut. was mich interessieren würde wäre folgendes:

    Zitat

    Das ist nicht möglich.
    Du kannst nicht über Deine Grenzen gehen, weil es dann keine echte Grenze war.

    WAS ist ne echte grenze? wenns ne echte grenze gibt gibts dann auch ne unechte grenze?

    bitte erklähr mir das, vielleicht hilft mir das weiter.

    gruß melanie

  • Hallo Gipfel,

    Zitat


    Du kannst nicht über Deine Grenzen gehen, weil es dann keine echte Grenze war.

    doch kann ich. wenn ich meine eigenen Grenzen gar nicht kenne. Wenn ich nicht weiß, wieviel von etwas mir gut tut und wo es anfängt, mir zu schaden, weil ich nie drauf geguckt hab. Weil ich mit meinen Gedanken und meinem Empfinden immer bei anderen war. Warum tat ich das? Weil das sehr früh von mir gefordert wurde. (Das kann man jetzt als Grenzüberschreitung von aussen bezeichnen, aber ich bleib lieber bei mir. ;-))

    Was ist für mich eine Grenze? Ich möchte die Grenze nicht erst dort setzen, wo es mich umbringen würde, wenn ich sie überschreite. Ich möchte die Grenze dort setzen, wo das überschreiten mir selbst nicht mehr gut tut. Vorerst! Ich sagte ja bereits, dass ich jetzt Dinge lernen möchte, die andere als Kinder gelernt haben.

    Dass ich generell, um meinen Horizont zu erweitern, auch mal "über meine Grenzen" hinausgehen muss, ja das weiß ich auch. Kenn ich aus dem Sport. Wenn ich mich weiterentwickeln will, dann in dem Moment, wo ich denke, da geht nix mehr, noch einen drauf. :) Aber das ist dann auf mich persönlich gerichtet. Das bringt mir was.

    Wenn ich das für andere tue, bringt mir das nix. Ganz im Gegenteil.

    Gruß Gela

  • Hallo Melanie,

    ich kann's nur aus meiner Sicht beschreiben:

    Die ständige Suche nach der eigenen Grenze ,
    neue Fähigkeiten/Schwächen an sich feststellen,
    und die selbst ernannte Grenze dann bewußt zu verändern.

    Ich weiß nicht, wo meine wirklichen Grenzen sind.
    .... und wenn - warum sollte ich daran festhalten ?
    Es kann sehr schnell geschehen, daß ich mich zumauerere.

    Eine "echte Grenze" bedeutet für mich, daß ich diese endgültig für mich anerkenne und nicht bereit bin zu überschreiten.

    Beispiel: ich will nicht mehr trinken = eine von mir festgesteckte Grenze
    oder: ich darf nicht mehr trinken = eine von aussen gesteckte Grenze
    oder: ich werde nie mehr trinken = eine Grenze, die irreal ist.
    oder: ich kann nicht mehr trinken = Resignation - keine Grenze

    auf den ersten Blick sind's nur Begrifflichkeiten - auf den zweiten Blick steht (für mich) eine Lebensphilophie dahinter.

    lg
    gipfel

  • liebe gela,

    mir half es weiter mir bewusst zu machen was mein problem als coabhängige ist. so habe ich mir nun etwas erarbeitet was mich als co betrifft:

    ich schau nach dem was ICH DENKE was der andere von mir erwartet! (das mein co) ich schau dadurch NICHT mehr nach mir! dadurch mache ich mich abhängig vom anderen.

    es sind meine phantasien die ich hatte was von aussen von mir erwartet wird. die haben dann wiederum was mit meiner einstellung zu mir und meiner person zu tun.

    da geh ich in dem moment an meine mir bewussten oder unbewussten defizite ran die mich an mir selbst stören und fühl mich da dann verpflichtet für den anderen was anderes darzustellen der ich bin, weil mich die defizite an mir stören. anstelle hin zu gehen mein defizit selbst aufzuarbeiten, dann brauch ich wiederum dieses denken was andere von mir erwarten könnten auch nicht mehr haben.dann bin ich offen und vorallem ehrlich mir gegenüber und auch den anderen gegenüber weil ich mich nicht mehr verstellen muss. defizite haben alle menschen irgendwo. deshalb bin ich auch mit defiiten auch kein schlechterer mensch wie andere.das zuzugeben ist schwierig und auch dahinter zu stehen.denn da wiederum arbeitet die angst (des cos) nicht angenommen und geliebt zu werden wie man ist, weil ich als co gelernt habe so zu sein wie der andere es von mir erwartet, bzw wie ich dachte das der andere von mir erwartet.

    wenn ich mir meiner person sicher bin und mich so annehme mit all dem was mich ausmacht, dann habe ich in dem moment kein schlechtes gefühl grenzen zu setzen, nein zu sagen, erwartungen an mich gestellt zu bekommen und mal gegen was zu handeln was mir nicht gut tut und erwartungen nicht zu entsprechen. dann bin ich mir es selbst wert nach mir zu handeln und nicht nach anderen.dann tu ichs für mich, weil ich erkannt habe, das die liebe zu mir selbst wichtiger ist wie das von aussen geliebt zu werden (was cos auch nur ganz schwer sich von abgrenzen können). es dann wiederum nicht mehr wichtig ist ob das gut ankommt bei anderen, ich gemocht werde dafür oder nicht.da einen gesunden egoismus zu entwickeln für mich als co überlebensnotwendig.auch wenn ich dafür micht gemocht werde ändert das nichts an der tatsache das mein handeln eben so ist wie ich es für mich wichtig sehe und mich denoch gut fühlen kann, weil ich für mich was getan habe und für mich hingestanden bin ohnemich zu verbiegen. dann tuts auch gut ne grenze zu setzen, ein nein zu formulieren ohne ein schlechtes gewissen.

    kompliziert, ich hoffe ich konnte einwenig beitragen oder hab ich verwirrung gestiftet?

    gruß melanie

  • hallo gipfel

    Zitat

    Die ständige Suche nach der eigenen Grenze ,
    neue Fähigkeiten/Schwächen an sich feststellen,
    und die selbst ernannte Grenze dann bewußt zu verändern.

    Ich weiß nicht, wo meine wirklichen Grenzen sind.
    .... und wenn - warum sollte ich daran festhalten ?
    Es kann sehr schnell geschehen, daß ich mich zumauerere.

    ich kenn das zumauern echt gut. hatte ich viele jahre so. da fand kein leben mehr statt, da war ich im keller und kam nicht raus.


    das leben fliesst ja, es geht weiter entwicklungen sind da. auch wir entwickeln uns tag täglich. die internsion an grenzen nicht fest zu halten, loszulasen, neue erfahrungen dadurch zu sammeln neue grenzen dazu zu bekommen oder wiederum grenzen aufzulösen find ich spannend.allerdings weiss ich auch das mir das immer wieder angst macht, weil ne feste stabile grenze die schon jahrzentelang bestand hatte gab auch halt , sicherheit und kontrolle. dafon sich zu lösen ist echt ne herausforederung für mich.


    wobei ich auch sehen kann, du in punkto alkohol ich in punkto co abhängigkeit sind dann wiederum in der situation IN DEM BEREICH von abhängigkeit und sucht eben stabile klare grenzen ziehen zu können, das was du also hier unter "echte grenze" verstehst. die tatsache im umgang für mich als co eben keinen umgang mit NASSEN alkoholikern zu pflegen.

    das ist für mich inzwischen ne klare grenze die ich mir setzte.

    ich will keinen umgang mehr mit nassen alkoholikern.

    da bin ich gern bereit mein leben lang drauf zu achten für mich, weil ich weiss überschreite ich diese grenze falle ich wieder ins co.

    ist das von mir so verstanden worden wie du es gemeint hast?

    gruß melanie

  • Hallo Gipfel, hallo Gela,

    Zitat


    Du kannst nicht über Deine Grenzen gehen, weil es dann keine echte Grenze war.

    Ich denke schon, dass das geht - denn es ist ja jetzt bewußt geworden, dass Grenzen da sind, die nur nicht so recht durchsetzbar sind. Ich denke, jeder Mensch hat eine Grenze, nur wenn diese permanent überschritten wird, dann erinnert man sich halt nicht dran.

    Es gibt ja auch eine Intims-Abstandsgrenze - ich glaube, des sind 40 cm - alles was drunter geht, überschreitet die natürlich angelegte Grenze. Gibt es sogar bei Tieren. Durch Gewöhnung kann ich natürlich lernen, dass meine Grenze überschritten wird, wenn mir jeden Tag jemand seine Nase vor meine hält.

    Genauso sehe ich es auch mit den seelischen Grenzen.

    Mein Therapeut meinte mal zu mir, dass ich z. B. in EKA-ähnlichen Strukturen aufgewachsen bin und ich deshalb diese Antennen habe, die aber gleichzeitig wieder Grenzüberschreitungen (von mir und anderen) zulassen. Erklärbar ist es dadurch, dass ich immer schon "vorausahnen" mußte, wie jetzt wer drauf ist, um mich dementsprechend schützen zu können. Eine Gabe aber auch ein Fluch.

    Zu Anfang habe ich daher jeden Fokus nur noch auf mich gelegt, ganz genau überlegt: will ich das jetzt oder nicht. Tut mir das gut oder nicht. Traue ich mir etwas zu oder nicht. Mit der Zeit verwischen diese Grenzen wieder. Aber, um es zu lernen, überhaupt Grenzen zu setzen, war es für mich unbedingt erforderlich.

    Auch war es bei mir der Fall, dass andere mich ganz schnell durch Provokation aus mir rausholen konnten und ich plötzlich ganz ungeschützt und ohne Deckung stand - dabei wurde unheimlich wehrhaft. Heute überlege ich mir ganz genau, ob es sich überhaupt lohnt, diese Energie zu verschwenden, ob es mir der Mensch überhaupt wert ist, auf Provokationen einzugehen. Immer häufiger bekomme ich von mir selber die Antwort:"Ne - der/die ist es doch gar nicht wert, dass ich weiter drauf eingehe, ich muß niemandem gefallen, außer mir selber" Es war aber ein Prozeß und gehört immer noch zu meiner Trockenheitsarbeit.


    Gruß

    BC

  • Gipfel,

    na klar geht das! Heute bin ich z. B. mal wieder über meine Grenze gegangen.

    Ich weiß eigentlich, das ich mit der linken Hand nie ein Pferd führen darf, aber die Situation ließ es nicht zu, dass ich mich erst umdrehe - das Pferd stieg und riß an meiner linken (kaputten) Schulter - blöd - denn jetzt macht es wieder aua. Da bin ich über meine Grenze gegangen.

    Manchmal erfordern Situationen, dass ich über meine eigenen Grenzen gehe, z. B. im Notfall. Meine Grenze ist aber immer noch da, dass ich mit der linken Hand kein Pferd führe. Jetzt ist sie wieder umso höher.

    Ein ekliges Beispiel: Wir stürzen mit einem Flugzeug in den Rocky´s ab - weit und breit nix zu essen - nur Du und ich... Im Moment haben wir die Grenze, dass wir unter normalen Umständen nicht zum Kanibalen mutieren - aber im Notfall.... :)

    Gruß

    BC

  • BC,

    ein wirklich ekliger Gedanke. :shock:
    Obwohl die Rockys ja nun wirklich schön sein sollen.

    LG Jürgen
    ------------------------------------------------
    Meine Meinung. Keine Suchtberatung.

  • Hallo Ihr,

    vielen, vielen Dank für Eure Beschreibungen von Euch selbst. Ich hab drüber nachgedacht und dabei ist mir ganz schön viel klar geworden.

    ich versuch das mal an Melanies Post irgendwie irgendwie rüber zu bringen:

    Zitat von Melinak

    liebe gela,

    mir half es weiter mir bewusst zu machen was mein problem als coabhängige ist. so habe ich mir nun etwas erarbeitet was mich als co betrifft:

    ich schau nach dem was ICH DENKE was der andere von mir erwartet! (das mein co) ich schau dadurch NICHT mehr nach mir!

    Ich hinterfrage das mittlerweile, inwieweit ich richtig denke. Das Ergebnis bleibt das gleiche. Ich schau nicht mehr nach mir. Der andere ist mir wichtiger als ich selbst.

    Zitat


    dadurch mache ich mich abhängig vom anderen.

    nur noch insofern, als dass es mir Selbstwertgefühl gibt, mich mit dem Problem des anderen zu befassen. (das kann ich ja am besten, hab nix anderes gelernt). Von seiner Reaktion bin ich nicht mehr abhängig, denn mich muss nicht jeder mögen. Das hab ich immerhin schon gelernt. :)

    Zitat


    es sind meine phantasien die ich hatte was von aussen von mir erwartet wird. die haben dann wiederum was mit meiner einstellung zu mir und meiner person zu tun.

    um zu sehen, ob es phantasien sind, habe ich mir angewöhnt, zu hinterfragen. und nein, nicht indem ich die antwort vorwegnehme. ich betone immer, dass ich ne offene und ehrliche antwort will. dabei haben sich meine annahmen sehr häufig (nicht immer) bestätigt. Wollte da für mich mit der Zeit einfach nur mal rausfinden, ob ich meinem Näschen trauen kann oder nicht. Näschen hin oder her: das fragen werde ich beibehalten und nicht mehr in den anderen reininterpretieren (das hab ich mir so vorgenommen)

    Zitat


    da geh ich in dem moment an meine mir bewussten oder unbewussten defizite ran die mich an mir selbst stören und fühl mich da dann verpflichtet für den anderen was anderes darzustellen der ich bin, weil mich die defizite an mir stören. anstelle hin zu gehen mein defizit selbst aufzuarbeiten, dann brauch ich wiederum dieses denken was andere von mir erwarten könnten auch nicht mehr haben.dann bin ich offen und vorallem ehrlich mir gegenüber und auch den anderen gegenüber weil ich mich nicht mehr verstellen muss.

    das mit dem nicht mehr verstellen müssen, krieg ich mittlerweile ganz gut hin. Sonst würd ich es gar nicht schaffen, Nein zu sagen. mein Problem ist eher das, das ich noch zu oft die anderen vor mir priorisiere. Das bei mir zu viel liegen bleibt, weil ich mich mit dem Problem von anderen beschäftige.
    Meine innere Motivation für mein Leben war bisher: "Ich will leben!". Selbsterhaltungstrieb. Die hat mir auch schon mal mehr oder weniger das Leben gerettet. Daraus wurde ein: "Ich kann ganz gut mit mir leben." Immerhin schon mal was. und damit war ich zufrieden. Jetzt ist das aber wohl so stabil, das es irgendwie nicht mehr ausreicht (da war doch was mit Maslow und der Bedürfnispyramide?). Jetzt wird meine Motivation eher: "Ich will mich selbst lieben." Ich kenn mich noch nicht so gut. Kenne meine Stärken nicht. Wenn ich mich lieben will, sollte ich die aber kennen oder? Meine Schwächen kenn ich irgendwie trotzdem verdammt gut, denn ich bin ja ein sehr selbstkritischer Mensch. Um meine Stärken rauszukriegen, sollt ich mal sehr viel Zeit in mich selbst investieren. Vieles ausprobieren. Tue ich auch. Bis einer kommt und mir sein Problem erzählt...Wär jetzt mal an der Zeit, dann zu sagen: ich kann jetzt gerade nicht. Solange aber mein "Ich will mich selbst lieben" ein Nice-to-have bleibt, weil ich nicht wirklich davon üerzeugt bin, dass ich es erreiche, weil ich es mir eigentlich doch nicht wert bin, sondern es mir nur erhoffe. Solange werde ich den anderen immer vor mir priorisieren, weil ich eigentlich immer noch auf dem Level bin "Ich kann ganz gut mit mir leben." Dann ist ja bei mir eigentlich alles i.O. und mein Gott, dann wär das ja total egoistisch, den anderen zu ignorieren...Wenn ichs dann tu, fühl ich mich egoistisch und hab das schlechte Gewissen.
    Deshalb muss das "ich will mich selbst lieben" ein "Must-have" werden, ein ich will auf der jetzigen Stufe nicht mehr stehen bleiben (will ich auch nicht, aber ich häng wohl gerade irgendwo dazwischen). Die vorherige hab ich verlassen, auf der nächsten bin ich noch nicht so ganz angekommen... :)
    Das klingt jetzt auch wirr, oder? Gibts noch eine dazwischen? :wink:


    Zitat


    da einen gesunden egoismus zu entwickeln für mich als co überlebensnotwendig.

    daran wirds vielleicht deutlich: Bisher hab ich auch drauf geguckt, was für mich überlebensnotwendig ist. Jetzt reicht mir das nicht mehr aus. Mein Bedürfnis ist "gestiegen" (ich denk in Pyramide), weil das andere gedeckt ist. Und irgendwie bin ich mir da selbst noch nicht grün und komm mir egoistisch vor...das ist altes Muster. Aber bewusst machen ist schon mal viel wert und dabei hilft mir dieser Austausch extrem.

    Zitat


    kompliziert, ich hoffe ich konnte einwenig beitragen oder hab ich verwirrung gestiftet?

    @ Melanie:
    ist halt einfach ein sehr kompliziertes Thema. Glaub ich konnte deinen Gedankengängen ganz gut folgen. Kannst Du auch meinen folgen oder hab ich jetzt die Verwirrung gestiftet?

    Gruß Gela

    PS: Beim drüber lesen fällt mir auf, dass mein Selbstwertgefühl wohl nicht so stabil sein kann, wenn ich es nur drauf gründe, für andere da zu sein. Kein Wunder, dass ich nicht Nein sagen kann, wenn die Erwartungserfüllung nicht gegen meinen Selbsterhaltungstrieb geht. :shock: ...das wird immer wirrer. aber genau deshalb komm ich da wohl auch schon ne ganze Weile nicht weiter.

  • Hallo Gela,

    Zitat

    Wollte da für mich mit der Zeit einfach nur mal rausfinden, ob ich meinem Näschen trauen kann oder nicht. Näschen hin oder her: das fragen werde ich beibehalten und nicht mehr in den anderen reininterpretieren (das hab ich mir so vorgenommen)

    Ich ziehe mir mal diesen Abschnitt aus dem Kontext.

    Mit meinem Näschen (ich sage Bauchgefühl) war es lange Zeit so:

    Bauchgefühl an - diese Sitation behagt mir gerade nicht - andere fragen, ob die Situation wirklich unbehaglich ist - nach Bestätigung, mich fragen, ob es wirklich so ist - komisches Gefühl, Gedankenkarussell, da Bauchgefühl nicht weg geht - Bauchgefühl besser verdrängen

    Heute bin ich mir im Klaren darüber, dass ich meiner Wahrnehmung wirklich vertrauen kann, wenn mein Bauchgefühl kommt, muß ich es nicht mehr unbedingt hinterfragen und wenn, dann habe ich ganz spezielle Menschen, die ich selber als sehr klar empfinde. Ich kann nur eine Linie fahren - ich kann mich nicht nach den Wahrnehmungen von vielen richten, weil dann bin ich viel und irgendwie ohne eigene Kanten. Fahre ich aber eine Linie, gebe ich auch anderen Menschen die Chance mich einzuschätzen und lasse auch anderen die Wahl, ob sie mit mir können oder nicht. Die jenigen, die nur mit mir können, wenn ich mich verbiege, wären doch sowieso auf Dauer zu anstrengend für mich und umgekehrt. Also hat Grenzen setzen durchaus was Positives. Ich spare dadurch viel Energie.

    Gruß

    BC

  • BC

    Zitat

    Ein ekliges Beispiel: Wir stürzen mit einem Flugzeug in den Rocky´s ab - weit und breit nix zu essen - nur Du und ich... Im Moment haben wir die Grenze, dass wir unter normalen Umständen nicht zum Kanibalen mutieren

    kommt darauf an, kann recht schmackhaft sein ^^

    Andererseits, eine Grenze ist eine Grenze.
    Entweder ich habe eine oder ich habe eine Grenze oder eine "variable Grenze" (was wiederum keine "echte" Grenze ist.

    (K)ein ekliges Beispiel:
    Wenn Du Dir Deine gesetzten Grenzen so vorstellst, daß es beim Überschreiten dieser Grenze, 2.000 Meter abwärts geht, würdest Du sie dann auch überschreiten ?
    (nein, Du hast weder Fallschirm noch sonstige Hilfsmittel) ^^

    gipfel

  • Hallo BC,

    Zitat von BlueCloud

    Heute bin ich mir im Klaren darüber, dass ich meiner Wahrnehmung wirklich vertrauen kann, wenn mein Bauchgefühl kommt, muß ich es nicht mehr unbedingt hinterfragen und wenn, dann habe ich ganz spezielle Menschen, die ich selber als sehr klar empfinde. Ich kann nur eine Linie fahren - ich kann mich nicht nach den Wahrnehmungen von vielen richten, weil dann bin ich viel und irgendwie ohne eigene Kanten. Fahre ich aber eine Linie, gebe ich auch anderen Menschen die Chance mich einzuschätzen und lasse auch anderen die Wahl, ob sie mit mir können oder nicht. Die jenigen, die nur mit mir können, wenn ich mich verbiege, wären doch sowieso auf Dauer zu anstrengend für mich und umgekehrt. Also hat Grenzen setzen durchaus was Positives. Ich spare dadurch viel Energie.

    Stimmt.

    Mir ging es eher um meine Wahrnehmung, wie der andere über etwas denkt. Nicht, weil ich seine Meinung annehmen will, sondern weils mich interessiert. Früher hab ich gedacht, was der andere denken könnte. hab manchmal regelrecht selbst Dialoge geführt, indem ich mir den anderen vorgestellt habe. Aber wie kann ich dem seine Antworten in den Mund legen? Denken, ich wüsste, was der sagen würde? Das mach ich nicht mehr. ich Frage udn will die Antwort vom anderen hören...so meinte ich es.
    Meinem Bauchgefühl zu trauen, wenn es um mich geht, obwohl mir jemand was anderes einreden will. Und ihm zu trauen, auch wenn ich nix begründen kann. Das musst ich auch erst lernen...Muss ich auch heut noch drauf achten. Aber da gelingt mir das "Bei mir bleiben" schon ganz gut. :D

    Hat bei mir wirklich was mit der Situation zu tun und mit meiner Erwartung an mich. Will ich "nur" (über)leben? (und das ist jetzt nicht abschätzig gemeint, ich hatte das ja vorhin schon erklärt) Oder will ich mehr und ziehe deshalb andere Grenzen?

    Gruß Gela

    Gru

  • hallo gela,

    ich kann ein buch empfelen das heisst gewaltfreie kommunikation von b marschall und rosenberg. eine sprache des lebens. das fand ich interessant um eben meine kommunikation anzuschauen und zu hinterfragen. einiges liegt da im argen, wenn ich da bedenke wie meine eltern mit mir als EK gesprochen haben und mich sprachlich ja auch geprägt haben ist daran wirklich einiges aufzuarbeiten.

    auch hat es mir im umgang grad mit meiner mutter da einwenig die augen auf gemacht, was sie sagt, wie sie es sagt, wie es bei mir ankommt wenn sie was sagt. das ist unheimlich gut dieses buch.dadurch konnt ich mich sehr gut von ihr abgrenzen. bzw von dem abgrenzen was bzw wie sie mir was sagt, dieses innerliche was bei mir dabei abgegangen ist.

    kommunikation ist ja, wie ich im erwartungstread ja auch schon festgestelle habe eine schwierige angelegenheit, denn begriffe werden häufig mit bewertungen unterlegt, die dieser bergiff im eigendlichen sinn nicht hat.

    das beispiel auch mit egoismus und gesunder egoismus. meine eltern warfen mir diesen begriff egoist als schimpfwort zu. er kahmt meisst in streitsituationen vor und soll wirken, das ich mich mehr um sie kümmer. er wurde eingesetzt um mich zu manipulieren, da der begriff egoismus für mich die bedeutung HATTE das ich ZU VIEL an mich denke und zu wenig an andere. egoisten sind, laut aussage meiner mutter ganz schlechte menschen.also wurde dieser begriff für mich negativ schlecht bewertet.

    nachdem ich festgestellt habe wie gut ich mich fühlen kann wenn ich mal an mich denke und egoistisch handeln kann wurde dieser begriff VON MIR angeschaut und mit was positivem unterlegt. denn egoistisch zu sein bedeutet heute lange nicht nur an sich zu denken. drum auch der anhang gesunder egoismus, der das noch bestärkt, das es gesund ist egoistisch in manchen bereichen zu sein und zu sich selbst zu stehen, sich nicht mannipulieren zu lassen.

    es gibt viele begriffe die benutzt wurden von meinen eltern um mich zu manipulieren. was für ausenstehende oft schwer war nach zu vollziehen warum ich in manchen bereichen so schrecklich heftig reagierte.denn sie haben diese bewertung des begriffes nicht so, können es nicht verstehen.

    ich stele für mich daraufhin fest wenn ich diesen begriffen eine andere bewertung zuordne, wie am beilpiel egoismus, dann kann das was mir gesagt wird in dem moment wiederum nichts mehr auslösen. dann wird der vom anderen vielleicht eingesetzt doch mein bauchgefühl dabei ist inzwischen ein anderes wie vorher und ich kann dadurch meine grenzen auch mit gutem gefühl wahren und mir sagen: dann bin ich halt egoistisch, wenns mir gut geht dabei kann mir das keiner als vorwurf geben.

    dadurch bin ich nun in der position mich abgelöst zu haben von meinen eltern und ihrer befindlichkeit. ich habe es heute anderest, was sie haben ist für mich heute nicht mehr das a und o, ich bin erwachsen und trage MEINE entscheidungen ALLEIN für mich, bin auf diese eltern nicht mehr angewiesen und habe inzwischen die grenze gezogen, mich darauf auch nicht weiter einzulassen.dadurch konnt ich weiter gehen und mir sagen, ich löse mich von ihnen ab, sie leben ihrs, ich meins und gut ist.

    lieben gruß melanie

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