Ich komme mit ihr nicht mehr klar.

  • Hallo Lina,

    herzlich willkommen hier!

    Es ist noch gar nicht so lange her, da war ich in einer ähnlichen Situation wie du. Ich habe auch eine jüngere Schwester. Bei mir ist es allerdings der Vater, der trinkt.

    Du bist nicht dafür verantwortlich wie deine Mutter sich verhält, hast schon viel zu viel Verantwortung übernommen. Und du ahnst auch schon, dass du deiner Mutter nicht helfen kannst. Das kann nur sie selbst.
    Du schreibst, dass sie eine Therapie gemacht hat. Eine Psychotherapie, nehme ich an. Nun, die kann nur helfen, wenn sie bereits trocken ist. Normalerweise sieht eine Therapie bei Alkoholismus so aus, dass sie erstmal einen Entzug (ärztlich begleitet) macht. Erst danach evtl. Psychotherapie.
    Und natürlich, wenn sie anfängt, Tabletten zu nehmen, ist das nur eine Suchtverlagerung.
    Deine Mutter bedient sich typischer Ausreden, wie auch ich sie von meinem Vater kenne.

    Es ist wichtig, dass du mit deiner Schwester ganz offen über die Krankheit sprichst. Nur weil du den "Namen" des schlimmen Etwas nicht nennst, macht es die Situation nicht besser. Deine Schwester merkt ja auch ganz deutlich, dass da was nicht stimmt.

    Vielleicht kannst du mal mit ihr zu einer Suchtberatungsstelle in deiner Nähe gehen. Oder aber auch allein.

    Noch einmal: du kannst deiner Mutter nicht helfen. Auch wenn das jetzt erstmal wehtut die eigene Machtlosigkeit zu fühlen.

    Du kannst aber dafür sorgen, dass es dir besser geht.

    Viele Grüße
    Fleur

  • Hallo Lina,

    ich habe meinen Vater irgendwann ignoriert, hab mich in meinem Zimmer verkrochen, bin zu Freunden gegangen.
    Das war aber nur eine Übergangslösung. Bin so bald ich konnte (genau einen Tag nach dem Abi) ausgezogen. Bis dahin war es ein harter Kampf, der sich aber gelohnt hat!!

    Wie sieht es bei dir aus, hast du die Möglichkeit bald auszuziehen?

    Ja, es ist in ihren Augen immer falsch, egal wie du dich verhältst. Das ist aber nicht dein Fehler! Du darfst dich so verhalten, wie du es für dich als richtig empfindest.

    Ich weiß, dass das schwer zu verstehen ist, aber DU bist auch nicht in erster Linie für deine Schwester verantwortlich. Das wären ja eigentlich deine Eltern.

    Liebe Grüße
    Fleur

  • Hallo Lina,

    willkommen hier im Forum. Sicher bist du hier richtig. Du denkst zwar im Moment, dass es um deine Schwester geht, aber es geht auch um dich. Du versucht deiner Mutter zu helfen, du unterstützt deinen Vater und du versuchst deine Schwester zu schützen.

    Aber mal ganz ehrlich, normalerweise sollten die Eltern ihren Kinder helfen, unterstützen und schützen. Und ich meine damit nicht nur deine Mutter, sondern auch deinen Vater. Sie sind die Erwachsenen, und sie sind viel älter als du. Du bist für deine Schwester nicht verantwortlich, dass sind deine Eltern.

    Und wenn du weißt, was mit deiner Mutter los ist, dann sag es deiner Schwester. Warum sollst du lügen? Aber eins sollte dir klar sein, niemand kann deiner Mutter helfen, außer sie selbst.

    Bei uns in der Familie wurde über das Thema nie gesprochen, jeder wusste zwar, dass mein Vater Alkoholiker war, aber es wurde nicht beim Namen genannt. Als ich es dann das erste Mal ausgesprochen habe, haben mich meine Freunde mit großen Augen angesehen und gesagt, das wusste ich doch. Das Thema wird totgeschwiegen und verkannt.

    Mein kleiner Bruder ist zwar schon ein wenig älter als deine Schwester, aber mein Vater belabbert ihn ständig. Am liebsten würde ich mich dazwischen drängen und den Kleinen beschützen, aber das geht nicht. Wenn es ihm zu viel wird, muss er gehen. Ich habe ihm gesagt, dass er jederzeit zu mir kommen kann. Ich rede ein wenig darüber und er hört zu. Er will nicht darüber sprechen und das akzeptiere ich. Jede geht anders damit um. Aber ich bin froh, dass ich ihm sagen kann, dass da was nicht richtig läuft.

    viele Grüße,
    Laura

  • Liebe Lina,

    ja, dein Vater hat schon ganz recht, dass ein Alkoholiker von sich aus Hilfe suchen muss und man sie ihm nicht irgendwie aufzwingen kann.

    Zitat

    deshalb zieht er es in Erwägung auszuziehen bis meine Mutter sich ändert. Ich weiß nicht ob es das nicht nur noch schlimmer (grade für mich und meine Schwester) macht?

    Er? Also nur er? Und was ist mit euch, deiner Schwester und dir? Sollt ihr seiner Ansicht nach bei eurer trinkenden Mutter bleiben und noch mehr (gefühlte) Verantwortung übernehmen?

    Ich finde es gut, dass du am Wochenende darüber reden willst. Wünsche dir alles Gute dafür!

    Viele Grüße
    Fleur

  • Hallo Lina,

    herzlich Willkommen hier im Forum. :)

    Ein Internat, eine "normale" WG, eine betreute Wohngruppe eines caritativen Trägers o.ä. käme eventuell für euch beide auch infrage. Gibt es weitere Verwandte oder Paten?

    Eine gute Anlaufstelle für solche Fragen ist auch der Hausarzt, das Jugendamt oder die Suchtberatungsstelle. Die alle beraten ja auch die Angehörigen.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Lina,

    wenn deine Mutter nicht breit ist, an ihrem Leben und ihrer Sucht dauerhaft etwas zu ändern, dann gibt es für euch nur den Weg der Trennung, aber für alle 3!!!! Alkoholabhängige haben durch ihre Sucht ein ganz anderes Wesen und auch eine andere Denke als "normale" Menschen. Sie bringen es immer wieder fertig, ihre Familie mit in den Strudel zu ziehen. Ihr habt wenigstens schon erkannt, dass es so nicht weiter geht. Ihr müsst etwas ändern!!!! Auch dein Vater hat dir und deiner Schwester gegenüber eine Verantwortung. Er muss versuchen, wenigstens für eine gewisse Zeit, sein Berufsleben anders zu strukturieren. Wenn deiner Mutter mal was ernsthaftes passieren würde und sie sich nicht um euch kümmern könnte, dann müsste er das auch! Außerdem ist ja deine Schwester mit 12 auch kein Baby mehr und kann ja gewisse Dinge auch übernehmen.
    Ich denke, ihr solltet mal Familienrat halten und den nächsten Schritt tun. Ansonsten kommt ihr nicht zur Ruhe.

    Viel Mut und Kraft wünscht Euch Line

  • Hallo Lina,

    ich kann nur sagen, dass Line vollkommen Recht hat. Wenn dein Vater ohne euch ausziehen würde, würde eure Mutter es an euch auslassen. Du schreibst ja jetzt schon, dass sie es macht.

    Wenn deine Mutter so ist, wie du sie beschrieben hast, wäre es doch besser für euch, wenn ihr sie nicht mehr täglich sehen würdet. Was ich jetzt schreibe hört sich hart an, aber wenn deine Eltern sich trennen, muss deine Mutter selbst sehen, wie sie ihr Leben schafft. Da ist egal, wie viel Geld sie verdient. Besonders ist es nicht dein Problem.

    Wie sollte denn eine Mutter sein? Ein Kind sollte sich geschützt und sicher bei ihr fühlen. Und das tust du nicht. Sicher liebt man als Kind seine Eltern, aber manchmal muss man um sich selbst zu schützen, gehen.

    Wie Line schon schreibt, dann muss der Alltag umstrukturiert werden. Wenn dein Vater da ist, kauft er genug ein. Wenn was kleines fehlt, kann deine Schwester auch mal einkaufen gehen. Sicher dadurch könntet ihr beide schneller erwachsen, aber das würdet ihr wahrscheinlich auch bei euerer Mutter.

    Ich hoffe, ihr habt am Wochenende miteinander gesprochen.
    viele Grüße
    Laura

  • Hallo Lina,

    Zitat

    Und wir wissen auch nicht was wir ihr sagen sollen, da wir Angst haben, dass sie es nicht verarbeiten kann.

    Hast du auch mal daran gedacht, dass sie die Situation gar nicht oder nur sehr schlecht verarbeiten kann, ohne zu wissen, dass ihre Mutter Alkoholkrank ist, einfach weil die Situation so ist, wie sie ist? Die Situation ohne die Information, dass sie krankt ist, ist ja schließlich schon schlimm.

    Also auch ich möchte dir raten, sag es ihr. Wie schon erwähnt, würde ich auch vorschlagen, erstmal zum Hausarzt zu gehen und diesen um weiteren Rat und ggf. eine Überweisung zu einem Profi zu holen.


    Mein Vater ist auch Alkoholkrank und bei mir war es so, dass es für mich normal war. Allerdings nicht das er AlkoholKRANK ist, sondern die Tatsache das er Bier trinkt bis zum Umfallen.
    Das er krank ist, hat mir bis heute niemand gesagt, dass habe ich erst später, ich würde sagen mit ca. 19 Jahren, selbst erkannt. Die doch recht späte Erkentniss hat mir damals völlig den Boden unter den Füßen weggezogen. Mir gings dann erstmal sehr schlecht. Doch seit dem weiß ich wenigstens, dass er krankt ist, ich habe einen Anhaltspunkt, ich weiß vorallem, ich kann nix tun und ich kann auch nix dafür, dass er so ist, wie er ist und auch noch sehr wichtig: Ich weiß, er verfügt schon längst nicht mehr über einen gesunden Menschenverstand d. h. ich er ist für mich zu nix zu gebrauchen, ich kann nicht auf ihn zählen, im Grunde kenne ich diesen Menschen gar nicht, ich kenne nur den Süchtigen.

    Ich denke mir, ein klarerer und verständlicher Umgang damit hilft schon enorm um die Situation einschätzen und dem entsprechend umgehen zu können. Sie soll also schon wissen, warum es so ist. Und vorallem, sie soll keine Verantwortung für die Mutter übernehmen, so wie es du bereits tust. (du sollst es natürlich auch nicht!)


    Dani

  • Hallo Line,
    für''s erste hört sich das gut an, aber bei mir schrillen sofort alle Alarmglocken!
    Es ist richtig, dass ihr ihr noch eine Chance gebt! Aber bitte, bitte passt auf, dass ihr euch nicht wieder blenden lässt und immer tiefer in den Strudel kommt.
    Wenn sie jetzt wirklich bereit ist was an ihrem Leben zu ändern, dass ist es meiner Meinung nach zwingend notwendig, dass sie externe Hilfe bekommt. Alkoholismus ist eine Krankheit und muss behandelt werden, wie jede andere Krankheit auch. Leider sind jedoch viele alkoholkranke Menschen nicht dazu bereit. Auch das gehört zum Krankheitsbild. Wenn eure Mutter jetzt Einsicht zeigt und deine etwas härteren Worte bei ihr was bewirkt haben kannst du sie vielleicht auch davon überzeugen zum Arzt zu gehen und sich therapieren zu lassen. Das ist in meinen Augen die einzige Chance auf ein besseres Leben für Euch Alle.
    Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass es klappt und eurer ganzen Familie viel, viel Kraft. Es wird ein harter Weg und melde dich wieder hier, wenn du mal mit jemanden reden willst.
    Line

  • Hallo Lina,

    auch bei mir klingeln ganz gewaltig die Alarmglocken, wahrscheinlich, weil ich selber einfach schon viel zu häufig gehofft habe und wieder enttäuscht worden bin.
    Ich würde dir sehr wünschen, dass deine Mutter es schafft.

    Zitat

    ich glaube in der jetzigen Situation wäre es nicht gut sie allein zu lassen, da sie (scheinbar ?) eingesehen hat, dass es auf jedenfall nicht weitergehen kann wie bisher, und wir jetzt die Möglichkeit haben sie zu unterstützen.


    Deine Mutter ist erwachsen. Wenn sie jetzt trocken werden möchte, von sich aus, kann sie selber zum Arzt gehen und sich um sonstige Hilfe (Beratungsstelle, SHG etc.) kümmern. Dazu braucht sie eure Unterstützung nicht. Du darfst jetzt und überhaupt jederzeit so handeln, wie es für dich richtig ist, denn du bist nicht verantwortlich! Und schon gar nicht schuldig!

    Für deine Klausuren wünsche ich dir ganz viel Glück und Erfolg!
    Ich erinnere mich selber sehr gut daran, wie es war abends den saufenden Vater zu ertragen und am nächsten Tag fröhlich und gut gelaunt zu spielen und die Klausur zu schreiben.

    Viele Grüße
    Fleur

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