Am Beginn eines langen Weges

  • Hallo ihr alle, ich wechsel aus dem Vorstellungsbereich und beginn mal mit einem Zitat dessen was ich da über mich schrieb, einfach mal so rauskopiert:
    "ich bin Frank, 48 Jahre alt und
    Alkoholiker. Ich weiß nicht seit wann der
    "normale" Konsum (wenn es sowas
    überhaupt je gegeben hat für mich) in
    Sucht umgeschlagen ist. Seit 30 Jahren
    konsumierte ich Alkohol, überwiegend
    Bier. Seit bestimmt 10 Jahren mit einem
    zunehmend schlechtem Gewissen, seit so
    5 Jahren war mir schon klar daß das krank
    ist... hat aber nochmal gedauert bis ich
    mir Hilfe gesucht hab. Daran hat dieses
    Forum einen großen Anteil. Hab viel
    gelesen und mir fiel manches wie
    Schuppen von den Augen. Mitte
    September war ich zum ersten Mal in ner
    Suchtberatung und hatte gute Gespräche.
    Bildete mir aber anfangs noch ein ich
    könne ambulant entwöhnen, so ganz
    diskret... war natürlich ne Selbstlüge. Am
    4.12. hab ich zum letzten Mal gearbeitet,
    Spätdienst, total verkatert. Nix ging mehr
    ich war am Ende... Dann um 20 Uhr
    ausgeloggt und meine Chefin angerufen
    "Du ... nix geht mehr. Ich bin
    Alkoholiker muss gesund werden und
    werd vorm Sommer nicht mehr arbeiten".
    Mann hatt ich ne Angst vor dieser
    Ansage, hab gezittert, weiche Knie: und
    dann hat meine Chefin klasse reagiert.
    Vom 12.12 . bis gestern war ich im
    Krankenhaus (qualifizierter Entzug dann
    nochmal knapp 3 Wochen auf ner Station
    für Doppeldiagnosen weils mir seelisch
    mies ging, darüber später mehr wenn ich
    geschnallt hab wie ich nen Thread
    aufmache). Stand heute ist:LZT ist
    beantragt, die Rentenvers. sollte sich
    demnächst melden und bei der Klinik bin
    ich schonmal auf der Warteliste. Wir gen
    Anfang März losgehn... bis dahin such ich
    mir ne reale SHG und schreib und les
    hier"
    Soweit nochmal aus meiner Vorstellung. Jetzt bespaß ich meine Kinder und heut abend berichte ich mehr von meiner Geschichte und wies gerad geht, da liegen Gutes und Probleme eng beieinander. Bis dahin allen einen schönen Samstag

  • So ich berichte weiter... Was mir seit etwa anderthalb Jahren des Verdrängens und Verniedlichens mehr und mehr klargemacht hat daß es so nicht mehr weitergeht war eine Beziehung zu einer Frau (nicht die Mutter meiner Kinder, das ist seit 7 Jahren vorbei), die sehr sehr schwierig war. Zum einen hat diese Frau eine große Angst vor Nähe; was dazu führte daß sie immer dann alles infrage gestellt hat wenns eigentlich schön war. Das hat mich fertig- und hilflos gemacht, dieser ständige vergebliche Kampf um Nähe. Vor allem aber trinkt sie auch. Wir sind immer wieder beide versackt, ich hab sie immer öfter völlig betrunken vorgefunden wenn ich zu ihr kam (lange hab ich mitgetrunken) und ich hatte irgendwann mehr und mehr das Gefühl in einen Spiegel zu gucken: das könntest du selbst sein. Dazu kam daß sie in diesen Zuständen ganz starke Persönlichkeitsveränderungen hatte; sie wurde teils erschreckend fies und gemein (und hatte deswegen am nächsten Morgen starke Schuldgefühle). Es wurde immer untragbarer und ich trank aus Frust auch immer mehr, dann aber nicht mehr mit ihr sondern wenn ich allein war. Bis ich die Reißleine gezogen hab. Jetzt ist es so daß diese Beziehung auf Eis liegt. Liebe ist schon da, aber sie kann sie nicht leben und ich kann und darf meine Nüchternheit nicht durch das Verhältnis zu einer nassen Alkoholikerin gefährden. Ich weiß das wohl, aber es tut sehr sehr weh... Sehnsucht läßt sich ja nicht einfach abstellen; sonst hat sich soviel in meinem Leben zum Besseren verändert, gesundheitlich, geistig, aber diese Situation überschattet manchmal viel. Würde mich sehr freuen wenn jemand Vergleichbares kennt und Tips hat oder auch nur irgend eine Aufmunterung, irgendwas...manchmal frag ich mich ob ich denn zu Allem auch noch coabhängig bin... immerhin hatten ich und meine Jungs nen sehr schönen Tag heut. Ich versuch das Positive zu sehn aber es ist schwer. LG an alle hoff sehr auf Antworten

  • Hallo Frank
    Erst mal willkommen hier im Forum
    Du Schreibst

    Zitat

    ... bis dahin such ich
    mir ne reale SHG und schreib und les
    hier


    Gut was du für dich erkannt hast,und mach was draus.
    Und was willst du dann bis März machen :?
    Däumchen drehen :?
    Oder mal Gedanken machen,wie es weitergehen könnte.
    Eine Therapie gibt auch nur vorrübergehend etwas.
    Machen musst du etwas ,und sonst keiner,also wenn dein Entschluss steht warum nicht jetzt schon anfangen.
    Hast du dir schon gedanken gemacht,über deine Freunde,Hobbys?
    Du musst dir mal bewust werden,wieviel Zeit du mit Saufen verbracht hast.Diese Zeit will auch wieder anders gestaltet werden.
    Sonst kann es Passieren,das du in Löcher fällst,die da anfangen wo du nicht mehr hinwillst.
    LG Hans

  • Hallo Hans, danke für deine Anregungen. Ich hab mir schon Gedanken gemachtwie ich die viele freie Zeit füllen kann - ich hab da aber keinen durchgehenden Plan nur einige Ansätze. In meiner Suchtberatung kann ich ein Gespräch (einzeln) die Woche haben und einen Abend SHG; bei mir um die Ecke gibts eigentlich jeden Tag AA-Gruppen die ich besuchen kann und möchte. Der Freundeskreis aber ist geschrumpft da manche viel trinken und andre nicht. Da muß ich sehr auf mich aufpassen (Grundbausteine trockenes Umfeld). Ich les wieder viel (eine alte Leidenschaft die ich fast ertränkt hätt); und ich geh gern ins Grüne, bei jedem Wetter. Trotzdem ist es ungewohnt viel "leere" Zeit die ich füllen lernen muß und das wird seine Zeit brauchen denk ich - zumal nix geht was groß Geld kostet z Zt. LG zurück

  • Hallo Frank
    Ist doch schon mal ein Ansatz da,besser wie nichts.
    Du schreibst ja von deinen Kimden,wie ist das denn mal mir Monopoly &
    CO frag dich doch mal,wann hast du das mit deinen Kindern das letzte mal gespielt?
    Da kann man sich auch mal zwischendurch schön unterhalten.

    Zitat

    In meiner Suchtberatung kann ich ein Gespräch (einzeln) die Woche haben und einen Abend SHG


    Ich würde mir das alles einmal ansehen und dann entscheiden,was mir gut tut.
    Stillstand an dieser Stelle ist nicht förderlich.
    Dieser fördert nur Gedankengänge,die du gar nicht brauchst.
    LG Hans

  • Hi Hans gespielt haben wir heut nachmittag (konnten ja nicht raus bei dem Sauwetter), die Wochenenden sind eh schön mit den Jungs (die sind 10 und 12, eine Tochter (15) hab ich auch), wir sehns aber eher zu zweit Sie ist froh wenn sie ihre Brüder mal los ist . Die Einzelgespräche haben mir bislang immer gutgetan, in die SHG muß ich erstmal reinschnuppern das ist Neuland. Was ich merk ist daß ich neu lernen muß mich zu entspannen. Mal nichts zu tun Faul UND trocken zu sein... kannte ja eigentlich bloß noch Hamsterrad und Suff im Wechsel. Das mit den Gedanken die ich gar nicht brauch, darüber muß ich länger nachdenken. Ist was dran ich neig zum Zuvielgrübeln (klingt jetzt bißchen wiedersprüchlich vielleicht, bin müde aber ich komm drauf zurück) Gut Nacht und Danke für Deine Anregungen!

  • So, die Kinder sind wieder los und wir hattens richtig schön. Fett gemeinsam gefrühstückt was auch so eine Sache ist die ich gar nicht mehr kannte. Allein schon wach werden und dann wach SEIN, unbezahlbar! Würd bloß gern mal wieder mehr rausgehen, mehr Bewegung, langsam reichts mit dem Winter...hier ist Eisregen... aber ich bekomm jeden Tag bessre Laune. - Hab ne kleine Entdeckung gemacht: Im "Spiegel" von heute ist ein lesenswertes Interview mit Stephen King u.a. über seine Sucht und seine langjährige Trockenheit, gebs mal als Tip weiter, findet sich sicher in ein paar Tagen auch online wenn mans ganze Heft nicht braucht/will. LG an alle

  • War gestern zum ersten Mal im Leben in ner (realen) SHG. Da merkte ich daß ich noch viel mehr am Anfamg steh als mir's bewußt war. Und wie lang der Weg ist; und daß ich da vieles unterschätzt hab. Und mich überschätzt. Daß Gedanken nur wert sind was man auch fühln kann. Was ich alles an Unsinn in meinem Kopf herumtrag. Das war ein wichtiger Abend (wenn ich was draus mach)

  • Hi CW (klasse Name), Ich hab das Gefühl meine "Schritte" finden mehr im Kopf statt als im Herzen, weiß garnicht was die wert sind... tut aber gut was du sagst, trotzdem. Laß dir Dein Tempo, es ist deins, das ist sicher ok so auch wenns dir langsam vorkommen mag. Langsam = hat Fundament

  • Die Rentenversicherung hat die LZT bewilligt. Heut ist also eigentlich n Feiertag. Der neue StKing ist auch da (für mich immer ein Fest). Tja trotzdem bin ich traurig und weiß nicht warum... komisch, aber s ist vielleicht so wenn man nüchtern ist, besser traurig als besoffen (vielleicht gar nicht komisch denn das was ich für Liebe hielt ist ja nicht mehr da und dem stell ich mich nicht sondern lass es unter der Oberfläche köcheln und guck und guck da nicht hin) jedenfalls: es geht weiter

  • Hallo garcia,

    Danke fürs Kompliment bezüglich meines Nicks, da mußte ich schmunzel.

    Und ja klar geh ich mein Tempo, wenn deine Schritte im Kopf stattfinden ists doch okay.

    Lesen hilft mir auch abzuschalten, aber was unter deiner Oberfläche brodelt müßte raus. Versuchs doch mal mit aufschreiben, das hilft mir immer. Auch wenn man beim drüberlesen meint: weia, was fürn Mist steht da.

    Gruß CW, schmunzel

    Wenn das Leben Dir eine Zitrone gibt,
    mach Limonade draus.

  • Hallo Garcia,
    es freut mich, das Deine LZT bewilligt ist, das ist doch auf jeden Fall ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.
    Das Du traurig bist, tut mir leid-und ich kann das sehr gut verstehen. Ich habe mich im Sept/Okt 2011 von meinem Partner getrennt-nach 10 Jahren Beziehung. Bin auch manchmal noch traurig und verarbeitet habe ich das noch lange nicht. Jedoch hat es mich auch frei gemacht für meinen Weg weg vom Alkohol in die Abstinenz. Ich bin zur Zeit sehr egoistisch und kümmer mich endlich wirklich um mich und ich habe seit langer Zeit wieder ein Ziel für mich und mein Leben.
    Auch wenn Du mal traurig bist.....es kommen auch wieder schöne Momente, ganz bestimmt! Gehe Deinen eingeschlagenen Weg weiter, wünsche Dir dafür ganz viel Kraft und Zuversicht.
    Schicke Dir liebe Grüße :wink:
    Lena

  • Hallo CW, hallo Lena, vielen Dank für eure Worte die haben mich gefreut und aufgebaut. Danke! Die vergangenen Tage waren nicht so einfach aber heute wars schön. Meine Tochter ist 15 geworden und hat sich zum Geburtstag einen Abend mit ihrem Papa gewünscht... also waren wir nett essen und haben prima geredet. Meine Kraft kommt so langsam zurück und ich fang an auch die nicht schönen Gefühle besser annehmen zu können und trotzdem was für mich zu tun. Außerdem fang ich an mich auf die LZT richtig zu freuen. Geht also aufwärts trotz der scheußlichen Kälte (Frühling wär schön jetzt) LG

  • Hallo Frank,

    Zitat

    Was ich merk ist daß ich neu lernen muß mich zu entspannen.


    Genau! Sonst besteht nämlich die Gefahr, Dich mit neuen Aktivitäten zu überlasten.

    Hast Du Dich schon erkundigt wo Du entsprechende Entspannungstechniken erlernen kannst?

    Frag mal in Deiner SHG und / oder schau in das Programm der VHS.

    Ich habe in der Entgiftung die "progressive Muskelentspannung nach Jacobson" (PMR) gelernt. Damit habe ich mich bis zu meiner LZt prima relaxed. Da lernte ich dann das autogene Training kennen.

    LG kommal

    unterwegs...

  • Hallo kommal, früher hab ich Meditation praktiziert (bevor der Alkohol dermaßen überhand genommen hat daß das auch nicht mehr ging); jetzt ist der Kopf wieder klar aber der Rücken macht Probleme, so daß ich mich da noch nicht so recht rantraue. PMR fiel in meiner Entgiftung leider permanent aus darum kenn ich mich damit nicht aus. Das werd ich ändern, danke für den Tip! In der LZT wird ja sicherlich einiges nahegebracht an Entspannungstechniken, in den Wochen bis dahin guck ich was ich mir aus PMR ziehen kann. LG zurück

  • Hallo Frank

    Ich bin selbst erst seit 5 Tagen trocken, also noch in der Entgiftung, drum halte ich mich mit Ratschlägen zurück.
    Nur kurz was zur Entspannung: Ich hatte schon vor vielen Jahren Autogenes Training gelernt (im Suff ging es mir damit wie dir mit der Meditation). Ich will mal kurz aus meiner Sicht die guten und die nicht so guten Seiten schildern:
    -Gut ist, dass AT, wenn man es einmal kann, praktisch von selbst abläuft, kaum dass man begonnen hat. Dann setzt schon nach wenigen Sekunden die Entspannung ein.
    -Weniger gut ist, dass das Erlernen und Einüben etliche Wochen dauert und am besten in einer Gruppe stattfindet, und bei der VHS fangen die Kurse natürlich nicht jede Woche an. Für dich wäre wichtig, dass du so bald wie möglich was hättest. Einzelunterricht gibt es, aber das wird wohl zu teuer sein. Prinzipiell könnte man das aber auch mit einer CD lernen. Ich vermute, weiss aber nicht, ob es sowas gibt.

    PMR kenne ich nicht direkt (meine Frau hat das letztes Jahr in der Kur gelernt), vermutlich müsste das aber auch nach einem Buch erlernbar sein. Und wahrscheinlich erfordert es nicht so eine lange 'Anlernzeit'. Ich werde morgen mal meine Liebste befragen.

    Zum Schluss: Lass dich nicht beirren, dass andere schon viel weiter sind auf dem Weg aus dem Alk. Viele andere sind noch längst nicht so weit wie du, und ein Heer von Menschen um uns hat noch nicht mal begriffen, dass sie sich dringend auf den Weg machen sollten.

    Nun schicke ich dir noch ein Päckchen voll Mut, Kraft und Optimismus :wink:

    Liebe Grüße & Gute Nacht
    Noty

    Notyetaname

  • Hallo garcia Hallo Norty

    Zitat

    drum halte ich mich mit Ratschlägen zurück.


    WARUM

    Zitat

    Zum Schluss: Lass dich nicht beirren, dass andere schon viel weiter sind auf dem Weg aus dem Alk. Viele andere sind noch längst nicht so weit wie du, und ein Heer von Menschen um uns hat noch nicht mal begriffen, dass sie sich dringend auf den Weg machen sollten.


    Ist doch ein super Tipp.
    LG Hans

  • Hallo Noty, vielen Dank für Dein "Päckchen" das tut gut. Das mit den Tips vor denen Du Dich scheust wegen erst kurzer Nüchternheit seh ich anders, weil wir ja alle Individuen sind mit unseren je individuellen Erfahrungen; drum haben wir auch alle etwas beizutragen wenn wir uns angesprochen fühlen. Dein Eintrag hier ist doch ein Super Beispiel dafür! (klar gibts auch Themen wo ich als - wie Du- Kurzzeittrockener bei den "alten Hasen" nur lese, lerne und dankbar schweige...) Wg. Entspannung:AT werd ich in der LZT lernen können da hab ich ja dann Raum und Zeit. Im Moment helfen mir lange Spaziergänge und heiße Bäder ganz gut. Und Gespräche in der Suchtberatung, SHG und der Austausch hier. Danke für Deinen Text und auch Dir Mut Kraft und Optimismus!!
    Hallo Hans, Du hast absolut recht. LG!

  • Hallo Noty, vielen Dank für Dein "Päckchen" das tut gut. Das mit den Tips vor denen Du Dich scheust wegen erst kurzer Nüchternheit seh ich anders, weil wir ja alle Individuen sind mit unseren je individuellen Erfahrungen; drum haben wir auch alle etwas beizutragen wenn wir uns angesprochen fühlen. Dein Eintrag hier ist doch ein Super Beispiel dafür! (klar gibts auch Themen wo ich als - wie Du- Kurzzeittrockener bei den "alten Hasen" nur lese, lerne und dankbar schweige...) Wg. Entspannung:AT werd ich in der LZT lernen können da hab ich ja dann Raum und Zeit. Im Moment helfen mir lange Spaziergänge und heiße Bäder ganz gut. Und Gespräche in der Suchtberatung, SHG und der Austausch hier. Danke für Deinen Text und auch Dir Mut Kraft und Optimismus!!
    Hallo Hans, Du hast absolut recht. LG!

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