Vom LebenOhneLeben zum LebenMitLeben

  • Hi, ich bin neu hier.

    Ich habe dieses Forum zufaellig entdeckt, weil mir in den letzten Wochen Schlimmes mit meiner Wut passiert ist und ich jetzt denke: so gehts nicht weiter. Das ist also ein erster kleiner Schritt...

    Wahrscheinlich hole ich mir noch den privateren Zugang, weil ich so offen im Netz nicht lesbar sein moechte. Aber da der Leidensdruck so gross, schreib ich ein bisschen...:

    Ich bin ein EKA, kannte diesen Begriff vorher nicht. Es war ca. 12 jahre sehr schlimm. Ich war sehr erstaunt, als ich hier Erfahrungen las, dass nicht nur ich die oldies verlassen habe... Manchmal hab ich schuldgefuehle, aber in der Summe konnte ich nicht mehr, also war es fuer mich richtig und wichtig, wegzugehen, trotz der vorwuerfe Und der trauer, noch patenzettel zu bekommen.

    Aber ich bin dennoch nicht heil davongekommen, eher erscheint mir mein ganzes leben verbogen, schief, aus der Bahn. Ich bin irgendwie ein Fass ohne Boden. Ich ertrage es kaum allein zu sein und rutsche mehr und mehr aus. Ich fuehle mich leer, ausgepumpt, energielos. Außerdem ist mein Beruf sehr stressig, ich habe Schlafprobleme und ...

    Obendrein hab ich eine irre Wut, weil ich das Gefühl habe, dass mein leben kaputt gemacht wurde, dass ich seit jeher geschaedigt, weil ich zwar als kind sehr hell und ehrgeizig, kreativ war, aber mich dann verlor (mit 12 beschloss ich absichtlich, vergessen zu lernen, das ist mir sehr gut gelungen...), dass niemand geholfen hat, dass alle weggeschaut haben, dass es keine wiedergutmachung gibt und man für immer irre Defizite hat. Und jetzt mach ich bei dem ganzen obendrein auch noch selbst mit?

    Dabei habe ich einen sehr lieben Partner, dem ich nicht weh tun möchte.

    Ich darf nicht so enden wie meine Oldies.

    Therapieversuche gab es schon, sinnlos. Ich kann mit diesem Blabla nichts anfangen. Daher habe ich mir jetzt mal eine Energetikerin gesucht, als zweiten Schritt neben dem Forum. Ich meine, als erstes brauche ich mehr kraft, damit ich ueberhaupt die Troubles angehen kann.

    Danke fürs zuhören.

  • ... Hab mir jetzt doch ein Erstgespräch Therapie gecheckt, gleich für übermorgen. Ich trau mir nicht ganz, dass ich das alles alleine bewaeltige. Also warum nicht doch noch mal ein versuch, sich Hilfe von außen zu holen... Auch wenn wir nie geheilt werden koennen...?

  • Hallo Leben,

    herzlich Willkommen hier im EK-Bereich. :)

    Einiges kommt mir bekannt vor, was du schreibst. Das mit dem erweiterten Forenzugang für den geschützten Bereich ist eine gute Idee. Im Tagebuchbereich kann man "ans Eingemachte" gehen, ohne daß das www mitlesen kann.

    Du hast an anderer Stelle geschrieben, daß du Konflikte teils Jahre voraussagen kannst. Das kenne ich so ungefähr. Wie ein Schachspieler kann ich Entwicklungen und deren mögliche Alternativen über x Ecken vorhersehen. Ich habe als Kind in einem Alkoholikerhaushalt eine Über-Wachheit für mein Umfeld entwickelt, einfach um da mittendrin irgendwie durchzukommen. Als Erwachsene kam und komme ich mir manchmal vor, wie wenn mein "Standgas" zu hoch justiert wäre. Immer wach, immer alles wahrnehmen, rasend schnell Schlüsse ziehen, schnell reagieren... das ist auch sehr anstrengend und heute, wo ich ja Abstand habe, ist die alte Überlebensstrategie z. T. überflüssig.

    Warum nicht sich eine Wegstrecke lang therapeutisch begleiten lassen? Ist doch o.k. Und begleiten lassen ist ja nicht gleichbedeutend, daß du Blabla zu hören bekommst. Du redest ja selber und kannst da DEIN Ding draus machen.

    Ich würde mich freuen, wenn du in den geschützten kommst.

    LG, Linde (EK)

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Lieber Linde,

    Ich danke sehr für deine Antwort, ich bin grad sehr beduerftig und durstig nach Feedback.

    Ich bin fast erleichtert, dass ich schon an Mi eine erste Sitzung habe. Vielleicht ist es auch die erste echte Chance einer Therapie, bin ich doch nun seit 8 Jahren in einer guten Beziehung. Davor waren therapieversuche meist überlagert mit ganz anderen stories (beziehungshorror oder so). Diesmal mach ich es, weil ich mein, das geht so nicht weiter...

    Es ist auch, dass ich meine, dass mein Partner nicht verdient, dass ihm jetzt über altes und mein fertiges Ich Schmerz zugefügt wird. Aber es geht es v.a. Für mich nicht weiter. Ich kann nicht das leben einfach erdulden, ich muss irgendwie eine andere Richtung finden, auch wenn ich jetzt schon 50.

    Ich glaube, das war auch so ein Ding... Merken, jetzt ist schon so viel zeit vergangen und ich bin immer noch nicht besser drauf. Und ein guter Partner ist auch nicht die Lösung.

    Ja, ich glaube, der geschützte Bereich ist wichtig... Ich werde das auch noch angehen.

    Vielen Dank, dass du mir ein erstes Feedback gegeben hast.

    Ich habe große Angst davor festzustellen, dass es für mein leben keine Rettung mehr gibt.

  • Ich habe die Erfahrung gemacht, daß es besser ist, mich extern begleiten zu lassen, eben um eine Beziehung nicht mit dem Alten zu überfrachten. Für mich war es wichtig, daß ich einen Ort habe, wo ich "es" aussprechen und dortlassen kann. Das ist für mich bei der Therapeutin und vor allem hier im Forum, was ja meine Selbsthilfegruppe ist.

    "Retten, schützen, bergen, löschen" steht seitlich auf den Feuerwehrautos drauf, fällt mir gerade ein. Und das geht ja immer. Wann immer es dran ist, kann man sich kümmern. Ich bin 45 und habe JETZT Themen, die vor paar Jahren unaussprechlich, unantastbar für mich waren, so schmerzhaft und aufwühlend. Jetzt schreibe ich und sortiere und lasse die alten Gefühle zu und los...

    Das Leben ist ja kein Block. Sondern aneinandergereihte Minuten, Tage, Orte, Begegnungen. So gesehen wird das mit dem Retten etwas leichter machbar.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Danke Linde.

    Ich kann zum ersten mal seit vielen vielen Jahren wieder richtig weinen, Merk ich grad.

    Diese ganze Lawine hat ausgelöst, dass mir meine beste Freundin kein Geschenk zum Geburtstag gemacht hat. Ich bin sie daraufhin wirr und wuetend wuest angegangen per Mail, obwohl sie sich immer gekümmert hat und das mit meiner erwartung eines Geschenks ja laecherlich. Sie hat mir aber nun die Freundschaft gekuendigt, aber auf meinen Hass hingewiesen (hat meine Schwester nach Tod der Mutter auch getan...).

    Ich habe mich heute bei ihr per SMS entschuldigt, meine Mails liest sie nimma. Versteh ich auch.

    Na ja... So gehts nicht weiter. Ich muss mich entscheiden, ob ich leben oder sterben will. Kann auch sein, dass das heißt, Job wechseln, viel ändern, was mit 50 nicht mehr wirklich Easy.

    Keine Ahnung. Danke, Linde. Es ist ja so, dass man sich nicht leicht öffnet. Ich merke, dass ich hier unter leidensgenossinnen ...

  • Hm, aber Leidensgenossin möchte ich gar nicht sein. :wink:

    Geht ja um einen Perspektivenwechsel und Schritte in Richtung Leben.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ja. Kann sein, dass Leidensgenossin nicht so der beste Ansatz,

    Aber meine beste Freundin ist schamanin, kinesiologin... Ich hab mich heute entschuldigt, aber kommt ich glaub, sie nimmt es nicht an.

    Auch meinen Partner muss ich beruhigen... Ich hab ihm eröffnet, dass ich in Therapie geh, ich glaub, er ahnt nur, wie es um mich steht... Er ist eher besorgt, dass ich von ihm weg gehe. Diese Angst versuche ich ihm nun zu nehmen, ist er doch nach 8 Jahren Ruhe, Stabilität, liebe vielleicht die erste Basis, von der aus ich wirklich was aendern kann.

    Ich bin in meinem leben auf eines stolz: ich hab keine Kinder. Ich hab schon mit 6 Jahren sehr genau erklären können (daran kAnn ich mich echt erinnern) dass und warum ich keine will. Ich wollte und konnte niemals neues leben dieser Familienstory aussetzen. Meine Schwester schon, vielleicht geht sie besser damit um? Ich glaub's nicht. Ich hab mal ausgerechnet, dass samt vorgenerationen ca. 270 Jahre an tradiertem wissen und Erfahrungen auf jedem Menschen Lasten.

    Ich weiß halt nicht so genau, wie man Perspektive aendert ob soviel konditionierung (meine Oldies waren Kids in NS-zeit, ich mein, die hatten alle einen weg...), aber du hast recht: nicht abfinden, weiter kämpfen.

  • Ich glaub, mit meine Nick hab ich alle abgeschreckt?

    Bin wieder viel besser drauf, es ist nur interessant, dass man weite Strecken des Lebens auf das EKA-Sein vergisst und irgendwann macht es dann doch wieder mal sowas wie "Peng".

    Jedenfalls bin ich wieder besser drauf!

    Erste therapiesitzung heute war so wie immer: ich glaub, ich ueberfordere jeden immer mit meiner analytischen, belesenen Art. Die wusste sicher nicht so genau wie ich, wovon ich redete, als ich EKA sagte... Habs dann erklaert. Mich hat genervt, dass ich wie immer keine Arbeitsaufgabe mit nach Hause genommen hab. Uhrblick, Zahlungsmodalitäten, Geld... Ob es besser wird, kann sie nicht sagen... Hängt davon ab, was der Klient an gewohnheiten ändert... Na gut, das hatte ich alles schon. Ich hab aber noch 5 Tage zeit, um mich neu zu orientieren.

    Hab mir inzwischen noch ein Seminar für heilsamen Schlaf organisiert und bin auf der suche nach konkreten Methoden (Energetikerin oder so).

    Ausserdem hab ich grad sehr interessante Menschen und ihre lebensgeschichten nach traumatischem Verlust von Ehemann, Kids durch Unfall oder so angehört und da kam irre viel Energie und kraft rüber.

    Ich glaub, wir EKAs müssen besser lernen, auch mal was positives in unser leben zu bringen, Spaß haben und so...

    Hab mich heut mal ein bisschen durch den Echt-Alki-Teil gelesen und vermisse da eigentlich ein ganz großes Thema: Gewalt. Mein Vater ist verantwortlich für x-Verletzungen meiner Mutter. Gibt es so wenige Alkis/Cos, die das thematisieren? Ist es ein Tabu immer noch?

    Und noch was zum Schluss: war gestern mit einem uralt-Freund bis 02:00. Ich blieb nach einigem protest eiskalt bei einer Flasche cola, die man mir am Ende der echt langen Diskussion, ob man ein Steak ohne Rotwein essen darf, er Trank in ... 7 ? Stunden ca. 2 flaschen weiß, irgendwann rot, dazwischen Whiskey. Also meine conclusio: wer sich als Alki outet und das bewusst erfasst, ist ja fast schon ein Held? Wenn ich jetzt beginne, noch mehr zu beobachten und bewusst Tee, Cola etc. zu verlangen... Was bleibt mir dann im bekannten/kollegenkreis über? Mein Partner... Was für ein Glück ich hab...

    Jedenfalls im Vergleich infam nun dieses anti-Tabak-Gebrummel allerorts. alk ist viel gefaehrlicher.

    Lg
    GarNichtSoOhneLeben

  • Hallo LebenohneLeben!

    Zeit meines Lebens habe ich mich dagegen gewehrt, wenn man mich in eine Schublade stecken wollte.

    Und wenn du jetzt deinen Satz mit Wir EKAs müssen besser lernen....beginnst, mache ich es wieder.

    Denn du weißt gar nicht, wieviel Spaß ich in meinem Leben habe. Und was ich noch alles lernen soll, muss, will, auch nicht.

    Es ist viel sinnvoller, da von dir zu schreiben, als von allen.

    Meine Erfahrungen mit Therapie gehen dahin, dass es mir nichts nutzt, belesen und analytisch zu sein, weil es nicht hauptsächlich mein Kopf war, der all das Leid erfahren hat.
    Also kann er mir auch nur sehr bedingt dabei helfen, die erfahrenen Schmerzen aufzulösen.

    DU kannst hier über die körperliche Gewalt reden, die du erlebt hast und mitansehen musstest.
    Es ist kein Tabu.

    Fühl dich frei, das zu tun, was dir deiner Meinung nach hilft.

    Es freut mich übrigens, dass es dir besser geht!

  • Hallo LebenOhneLeben,

    du hast bestimmt immer alles im Griff? Beziehungsweise du versuchst alles im Griff zu haben. Das hört sich jetzt für mich so an. Ich kenne das ja von mir. Mein Kopf weiß immer alles besser als mein Bauch.

    Ich wollte mich am Anfang dahinter verstecken, dass mein Vater Alkoholiker ist. Ich bin das Opfer. Das wollte ich eine Zeit ständig laut sagen. Bis ich mich dabei selbst genervt habe. Auch wenn ich das Opfer bin, es kommt mich leider keiner retten.

    Es hat sich ja nichts geändert. Gut ich bin nicht Schuld. Aber, wenn ich nicht anfange, aktiv Dinge zu ändern, bin ich doch Schuld. Es ist mein Leben und wenn ich es möchte, dann kann ich es ändern. Es ist nicht einfach, alte Verhaltensmuster abzulegen. Aber wenn man aktiv damit umgeht, dann ist es möglich.

    liebe Grüße
    Laura

  • Danke!

    schnuffig : ja, stimmt - man kann nichts verallgemeinern... Und ich merke auch, dass mir der analytische Zugang gar nichts viel bringt... Ich muss irgendeine andere Methode finden.

    Immergrün : du hast recht, dass man selbst aktiv werden muss. Dennoch nicht einfach, Muster abzubauen. Und ganz sicher hat man nicht immer alles im griff. Genau das ist übrigens für mich ein Problem, weil die Ansprüche an "perfekt, gut, besser" so hoch sind (zumindest in Phasen wie jetzt, wo das alles wieder einmal hochkommt... Zum Glück ist man ja nicht tagein/tagaus damit befasst).

    Mit der Opferrolle tue ich mir aber echt schwer. Aber irgendwie haben die Stichworte, die ihr hier gebt, wieder ein paar kleine Fensterchen geoeffnet, was diese unendliche Wut, sich im Nachteil etc. Fühlen. Hab jetzt keine guten Gedanken mehr dazu, aber mein Fokus wird diese Wut sein.

    Danke!
    Lg

  • Hallo LoL!

    Es tut weh. Ich habe mir früher gedacht, ich war doch schon in der Hölle, auf keinen Fall gehe ich da nochmal hin.
    Lieber erzähle ich, wenn ich von meiner Kindheit rede, alles so, dass es am Ende eine Pointe hat.
    Also voller Sarkasmus, Ironie, Zynismus.
    Heute könnte ich das nicht mehr. Das war eines der ersten Dinge die ich mir dann abgewöhnt habe - mein erfahrenes Leid abzuschwächen, Misshandlungen nicht als solche zu benennen.
    Mir vor mir selbst einzugestehen, wie sehr ich gelitten habe.
    Und auch alle Gefühle zuzulassen - aufzuhören, sie in für mich gute Gefühle wie: Freude und Liebe... und in schlechte wie: Hass und Zorn und Neid ... einzuteilen.
    Allen Gefühlen ihren Raum zu lassen. Mich nicht mehr vor ihnen zu fürchten.
    Und : Ich habe meinen Vater nicht geliebt. Ich habe meine Mutter nicht geliebt.
    Ich weiß schon, dass "die Gesellschaft" entzückt ist, wenn Kinder ihre Eltern ehren und sie pflegen und hegen, egal was diese ihnen früher angetan haben - aber wahr ist nun mal, dass ich die zwei Menschen, die sich meine Eltern nennen, schon gehasst habe, seit ich mich vor Angst in meinem Gitterbett übergeben habe, und da war ich ein Jahr.
    Mich befreit das, weil ich weder ein schlechtes Gewissen, noch Mitleid, noch Schuldgefühle habe und weil ich auch nicht dazu da bin, ihren Werdegang und ihre Geschichte zu verstehen, sondern einzig und alleine meine.
    Ich versuche mich zu verstehen und soviel ich auch schon gemacht habe, ich mag mich auch und bin ganz gerne ich.
    :)

    Liebe Grüße!

  • Danke schnuffig, das tut gut zu lesen, dass du dich magst. Das gibt hoffnung... Und freut mich für dich.

    Ich hingegen Merk, dass ich jetzt wieder die ganz große Krise aufgerissen habe. Ich weiß schon, dass das auch wieder mal heilt, aber ich hab es jetzt satt. Heute hab ich schon wie ein Schlosshund geheult, und der ganze Februar ist jetzt bald zugekleistert mit diversen Terminen und unterschiedlichen Methoden. Ich hab keine zeit mehr zu verlieren. Ich bin zwar fertig und lieg am Boden wieder einmal, aber das Schau ich mir jetzt sehr genau an.

    Dabei will ich mir nicht diese beiden Monster ansehen, sondern nur, wie ich besser und glücklicher leben kann. Wie kann ich mir helfen - das ist alles, was ich erreichen möchte.

    Interessant ist, dass geschwister so unterschiedlich damit umgehen. Ich teile eher deinen Standpunkt, was die Eltern betrifft... Muss mir endlich den geschuetzten Bereich checken...

    Danke an euch alle, bin froh, dass ich das hier gefunden hab.

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