Reagieren in der Partnerschaft wegen Kindheitserfahrungen

  • Hallo,
    ich war hier vor Jahren schon mal unterwegs, damals war die Not akut, mittlerweile geht es eher darum, wie ich in Alltagssituationen umgehen soll.

    Kurz zur Erklärung: Meine Mutter verunglückte vor knapp 5 Jahren alkoholisiert bei einem Unfall tödlich. Mein Vater, ist/war auch Alkoholiker, aber darunter musste ich nie so sehr leiden wie bei meiner Mutter. Durch seine egozentrische, cholerische Art hatten wir nie ein gutes Verhältnis...auf eine gewisse subtile Weise wurde immer der Schein einer perfekten Welt aufrecht erhalten. "Ich hätte doch immer alles gehabt".

    Beim letzten Treffen fragte mich mein Vater um Geld, und ich sagte nein. Da hatte ich ihn schon 1 1/2 Jahre nicht gesehen. Er meinte, ich sei noch bóse auf ihn, und ich solle mir doch überlegen, wie ich mich behandeln lassen könnte, da ich wohl immer noch denke, man hätte mir was Böses angetan, nur weil "Mama" mal schlechte Momente hatte und sie ja so viel arbeiten mussten. Und der Unfall meiner Mutter war natürlich Schicksal. Wenigstens habe ich Geschwister, die mir bestätigen, dass nichts Einbildung war. So. Soweit denke ich, dass ich mit der Sache abgeschlossen habe, ABER leider stosse ich immer noch an meine Grenzen. Dass mich mein Vater auch so hat angeschrien, hat mich geschockt, aber ich kann eigentlich damit ganz gut umgehen. So fühle ich mich wenigstens bestätigt, dass es keinen Sinn macht, mit ihm Kontakt zu halten.

    In der Partnerschaft ist das etwas anders. Ich kann nicht differenzieren zwischen Alkoholikern und Nicht-Alkoholikern. Ich bin ein halbes Jahr mit meinem Freund zusammen, und es läuft super. Anfangs, als er sich ein Bier aufmachte zum Abendessen und ich nichts mehr sagte, erzählte ich später von meinem alten "Familienproblem". Zu meiner Überraschung konnte er viel dazu sagen und mich auch verstehen, weil sein Vater selbst Alkoholiker war, aber seit 15 Jahren trocken. Bei den Eltern zu Hause gibt es auch keinen Alkohol. Ich habe es ihm nicht verboten, aber er hat es weggetan, und seit dem standen dieselben 5 Bier im Kühlschrank. Und wenn jemand EKA ist, dann weiss er sicher auch, dass ich genau beobachtet habe, ob es wirklich dieselben 5 sind, die da noch stehen. Ich hatte ihn nur gefragt, ob er in meiner Gegenwart zu Hause kein Bier trinken könnte, aber er trank auch so keins mehr. Ich denke, so einmal die Woche trinkt er mit Kumpels draussen.

    Natürlich weiss ich, dass er genauso gut draussen trinken kann oder könnte, aber meine schlechten Erfahrungen kommen von zu Hause. Ich möchte nie, nie, wieder das erleben, was ich erleben musste. Jetzt wollen wir das Zusammenleben auch offiziell machen, ich will meine Wohnung aufgeben. Das Thema hat mich auch etwas beschäftigt, weil ich so im Falle des Falles ihn nicht gleich verlassen kann und dann vielleicht auch so ein "Heile Schein-Welt-Partner" werde. Einen Grund hatte er mir bisher nicht gegeben. Als wir heute angefangen haben zu renovieren, hat er dann eins der fünf genommen, und ich hatte das Gefühl einer Panikattacke. Ich zitterte und hatte das Gefühls eines schweren Steins in mir, konnte nicht durchatmen, brach in Tränen aus. Es war mir unangehm, ich hatte totale Angst. Mein Freund hat es gleich weggekippt, aber wusste nicht so genau, was abging. Ich bin eigentlich nicht nah am Wasser gebaut, aber da ist so einer wunder Punkt, der mich sofort ausser Kontrolle bringt. Nur was darf ich verlangen? Ich fühle mich gleichzeitig bescheuert, weil ich weiss, dass er sich nicht betrinken würde...aber es ist die Angst....

    Er selbst hat es nicht so schlimm erlebt, und bei seiner Familie ist es ja gut ausgegangen. Er sagt, dass er mich versteht, meinte aber auch, dass ich ja auch Alkohol trinke, warum also dann soviel Angst? Das stimmt. Ich mag Wein, aber ich kenne mich ja besser und weiss ja auch, dass ich nie zu Hause und nie alleine und nie regelmässig trinken würde. Vielleicht sollte ich auch gar kein Alkohol trinken, ich gebe zu, dass so ein Weinchen mit Freunden auch nett ist, aber es stimmt schon, irgendwie kann man das als Aussenstehender nicht vertehen, oder? Und ich kann einfach nicht bestimmen, wann und wo getrunken werden darf....nur wie erkenne ich die Gefahr, was darf ich, was nicht? Ich war so gut drauf, und jetzt fühle ich mich innerlich so verletzt, als hätte sich innen eine Wunde wieder geöffnet :( .
    Andererseits nervt mich das Thema, und ich will einfach nicht überreagieren.... :?

  • Hallo Nadinsche,

    wie geht es dir inzwischen?

    Ich weiß nicht, ob man als EK jemals wieder unbefangen sein kann, wenn im nahen Umfeld getrunken wird oder ob sich da nicht zwangsläufig die alten Bilder ins Blickfeld schieben? Wenn der Partner zum Alk greift, kann das triggern, selbst wenn er nicht alkoholkrank ist.

    Ihr könntet nochmal darüber reden und eure gemeinsame Wohnung zur konsequent alkoholfreien Zone erklären.

    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Das ist wie bei uns.mein Mann trinkt zwar wenig Alkohol,aber wenn es doch mal zu einem Rausch kommt bekomm ich total panik.ich habe es so geloest das bis zu 3 Bier okay sind fuer ihn,werden es mehr gehe ich ihm aus dem weg.mein Mann war anfangs verletzt ueber das verhalten weil er nie gewalttaetig oder ausfallend wurde aber nach vielen gespraechen versteht er es.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!