Versuche neu anzufangen nach Trennung v. Freundin u. Kind

  • Hallo,

    kurz zu mir, ich trinke seit 10 Jahren, früher weniger mit größeren Pausen vor 3 Jahren dann immer mehr mit max 3 Wochen Pausen. Vor 3,5 jahren habe ich auch meine Freundin kennengelernt, zogen zusammen und sie bekam zudem ein Kind von mir. 2011 dann aufs Land in eine größere Wohnung. Meinen Alkkonsum hatte sie anfänglich noch als Ausrutscher und Party gesehen, bis wir dann aufs Land gezogen sind und es deutlich mehr wurde. Im Dezember ist sie dann ausgezogen, da wollten wir uns noch Zeit geben, im Februar 2012 hat sie sich dann endgültig getrennt. Erst zu diesem Zeitpunkt habe ich mit einer Therapie angefangen und wirklich begonnen nicht zu trinken weil ich es will, die Einsicht war endlich da. Für sie zu spät, da ich wirklich jedes Gefühl in ihr getötet hatte. Zudem bin ich spielsüchtig und habe an der Börse mein ganzes Vermögen verzockt und habe jetzt etliche Schulden. Auch hier kam der Schlussstrich. Soweit mal die Kurzfassung. Letztendlich könnte ich jetzt einen Roman schreiben, wie alles gekommen ist und wie viele Chancen sie mir gab, aber ich bin ja hier, um trocken zu bleiben.
    Ich bin jetzt tatsächlich über einen Monat trocken. Wobei ich sagen muss, dass es mir durch den Verlust meiner Familie leichter gefallen ist, da in den letzten Wochen nur die Angst und Trauer überwiegt hat und ich täglich zu mir sagte, dass ich mir durch den Alk alles zerstört habe.
    Mittlerweile lebe ich den Trennungsschmerz und bin einfach leer, aber ich breche nicht mehr ganz so oft zusammen. Ich fahre manchmal an den Fluss und denke nach und so langsam kommt die alte Struktur wieder hoch: alleine wohnen, keine Perspektive, nur Schulden abarbeiten mit zusätzlichem Nebenjob etc. Das macht mir Angst. Ich habe ja nicht jeden Tag Therapie um darüber sprechen zu können. In der alten Struktur habe ich den Alk immer als Trostmittel gehabt. Und da ich da raus will bzw nicht wieder rein, werde ich hier auch öfter schreiben.

    Grüße
    B.

  • Grüss Dich Berthold

    Ich gratulier Dir erstmal zu deiner einmonatigen Trockenheit und
    der Einsicht nicht mehr trinken zu wollen.
    Ich selbst habe diese Zockermentalität dieses "Erhöhe" und "Gehe
    auf`s Ganze" auch sehr stark in mir.
    Diese übermächtigen Energien haben sich mit der Zeit gewandelt.
    Sie helfen mir heute um stabil und nüchtern im Leben zu stehen.
    Ich setze einfach alles auf meine Trockenheit. All in.
    Die Perspektivlosigkeiten über die Du schreibst sind letzten Endes nicht
    so gravierend. Es wird nichts so heiss gegessen wie es gekocht wird.
    Die Zeit heilt Wunden und verhilft zu neuen Einsichten.
    Das wichtigste zu erst muss ja die Devise sein und das bist Du.
    Sei es Dir wert.
    Das erste Glas stehen lassen und alles ist okay.

    Ich würde mich freuen mehr von Dir zu hören. Du hast ja in deinem letzten
    Satz ja schon deinen Kurs abgesteckt.

    Grüsse

    OF

  • Zitat von Old Flatterhand


    Ich selbst habe diese Zockermentalität dieses "Erhöhe" und "Gehe
    auf`s Ganze" auch sehr stark in mir.

    Hallo OF,

    das war letztes Jahr extrem, gerade durch die immensen Verluste und ins Minus rutschen habe ich viel aggressiver getrunken. Bier ging mir nicht mehr schnell genug und so war Schnaps dran. Direkt nach der Arbeit (wo ich nebenbei gezockt habe). Bei Schnaps läuteten dann auch schneller die Alarmglocken bei meiner Ex. Meine Spielsucht gehört natürlich nicht in dieses Forum, allerdings ist es ein sehr großes Problem.

  • Hallo Berthold,

    Dein Entschluss ist gut und mit dem ersten Monat hast Du schon einen guten Anfang. Mach weiter so, der Weg lohnt sich.

    Kapitulation - Das erste Glas stehen lassen - Den Austausch pflegen

    Das sind für mich drei sehr wichtige Säulen für meinen trockenen Weg.

    Gruß, zerfreila

  • Grüss Dich Berthold

    Für mich gehören die ganzen Sachen, die abgerundet meine Alkoholkrankheit
    ergeben, meine ganzen Mängel, schon immer irgendwie zusammen
    und in dem Sinn auch ins Forum.
    Das eigenartige Wort "ganzheitlich gesunden" kommt mir da so in den Sinn.
    Ob dann bestimmte Sachen angesprochen werden oder auch nicht,
    wo das ganze www. mitliest steht auf einem anderen Papier.
    Die höchste Priorität ist halt immer erstmal nichts zu trinken und sich zu
    stabilisieren. Du bist ja wahrscheinlich schon in einer ambulanten Therapie,
    schreibst und liest im Forum, nachdenken bei Spaziergängen am Fluss.
    Das Leben entschleunigen.
    Der Rest kommt dann im Lauf der Zeit fast allein.
    Das ist meine Erfahrung.
    Irgendwann wirst du Dich deiner Verantwortung als Vater oder Schuldner
    bestimmt mal stellen. Doch meiner Meinung wäre das momentan viel zu früh.
    Solche Dinge ängstigten nur unnötig wie du Selbst schreibst.
    Die Krankheit braucht Zeit zur Heilung und die sollten wir König Alkohol
    immer und immer wieder zugestehen.

    Schönen Abend

    OF

  • Zitat von Old Flatterhand


    Irgendwann wirst du Dich deiner Verantwortung als Vater oder Schuldner
    bestimmt mal stellen.

    Das versuche ich jetzt schon. Wohnung gekündigt. Nebenjob gesucht. Außerdem haben wir ausgemacht, dass ich meinen Sohn am Sa oder So jeweils hole. Klar ist das sehr hart, weil ich ja noch voll in der Trennung stecke, aber entfremden will ich mich nicht. Da würde ich mich sehr viele Vorwürfe machen, auch wenn es Stimmen gibt, die sagen, erstmal trocken und für sich bleiben.

  • Moin Berthold!

    Erstmal willkommen im Forum und gratulation zum Entschluss!...

    An ertster Stelle die Stabilität erreichen, mir hat dazu gerade meine Tochter gut getan, denn wenn ich mit ihr rausgehe, auf'n Spielplatz, spazieren, in Zirkus, bummeln, sonst wo hin komme ich nicht auf dumme Gedanken und sie beruhigt mich ungemein, die paar Stunden mal ohne kreisende Gedanken um Probleme, einfach mal Kind sein.....

    Kopf hoch das wird schon....

    Wegen den Schulden bin ich zur Schuldnerberatung, somit hatte ich damit nicht mehr viel am Hut und konnte meine Energie in die ng leiten

  • Zitat von s.z.

    ...meine Tochter gut getan, denn wenn ich mit ihr rausgehe, auf'n Spielplatz, spazieren, in Zirkus, bummeln, sonst wo hin komme ich nicht auf dumme Gedanken und sie beruhigt mich ungemein, die paar Stunden mal ohne kreisende Gedanken um Probleme, einfach mal Kind sein.....

    Wegen den Schulden bin ich zur Schuldnerberatung, somit hatte ich damit nicht mehr viel am Hut und konnte meine Energie in die ng leiten

    Moin Zimbo,

    Hatte dich dein Freund/Mann auch verlassen, bist du jetzt allein erziehende Mutter? Sobald ich alleine bin mit meinem Sohn und an einen neutralen Ort fahre wie zB Fluss/See etc, dann geht das auch schon wieder. Ich darf mich beim Abholen halt auf keinen Fall auf einen Small Talk mit ihr einlassen, oder wie letztens meinen Sohn bei einem Cafe abliefern und mich dazusetzen. Wenn mein Sohn und ich alleine sind, kann ich mich seinem Lächeln nicht entziehen.

    Bei meinen Schulden ist es so, dass ich sie die nächsten 5-7 Jahre aus eigener Kraft abzahlen kann, solange ich fest angestellt bin.
    Wasser, Brot und keine Beziehung die nächsten Jahre. Einen Mann mit Schulden will bestimmt keiner. :?

  • Hi Berthold!....

    Nö meine Frau hat mich nicht verlassen, bin männlich, zum. nicht körperlich, geistig war ich für sie nicht existent im ersten Jahr, mittlerweile konnte ich das Vertrauen wieder aufbauen, also dahingehend ne andere Zielsetzung wie bei Dir.....

    Die Zeiten die ich mit meiner Tochter verbringe zeigen mir das ich nicht saufen muss um zu überleben, ruck zuck sind 4-5 std. rum, ohne Saufdruck und mittlerweile auch ohne Töchterle......

    Grüße Zimbo....

  • Zitat von s.z.

    mittlerweile konnte ich das Vertrauen wieder aufbauen, also dahingehend ne andere Zielsetzung wie bei Dir.....
    ...

    Die Zielsetzung hätte ich auch gerne noch. :( Meine Ex ist stinksauer, dass ich jetzt erst in die Puschen komme, wo die Gefühle abgestorben sind. Sie hat sich völlig distanziert.
    Mich plagen auch derzeit Träume, wo sie immer erscheint und zu mir sagt, dass die Trennung nicht für immer ist. Das hat mich heute richtig fertig gemacht, obwohl es nur mal wieder ein Traum war.
    Eigentlich wollte ich heute wieder eine Gruppe besuchen, aber ich konnte nicht, ich musste für mich sein.

  • Hi Berthold!....

    Ich will da ungern weitere Gedanken in diese Richtung anschupsen, klar das nagt alles, dies in erster Linie erstmal aushalten ist nicht einfach, aber notwendig, denn wie OF schon schrieb Priorität hat die Suchtbehandlung und alles was Dir diesbezüglich gut tut, alles andere wird die Zeit zeigen....

    Ich habe anfangs gelernt wie ein verrückter, alles was mit Sucht, Alkoholismus zu tun hat habe ich aufgesaugt....

    Hier im Forum findest auch jede Menge Infos.....

    Grüße Zimbo....

  • Zitat von s.z.

    Hi Berthold!....

    Ich will da ungern weitere Gedanken in diese Richtung anschupsen....

    Hi Zimbo,

    och, das kannste ruhig, ist doch immer interessant. Für mich gehört alles zur Genesung dazu. Ich komme sowiso nicht aus, ich muss ja meine Ex öfters sehen, da komme ich gar nicht drum herum. Mittlerweile kann ich die Momente einigermaßen runterschlucken, sie würden mich nur kaputt machen, wenn ich trinke.

    Das derzeitige Thema in meiner Therapie ist die Zeit nach meiner Stabilität, zur Zeit ist es zu einfach nicht zu trinken.

  • Hi Berthold, hatte dir ja versprochen, dir hier noch zu antworten. Ich möchte dir sagen, das du unheimlich stolz auf dich sein kannst. Gut, du bist in die Falle Alkohol getappt, in die Falle Spielsucht. Leider kann sowas passieren. Das kommt in den besten Familien vor. Aber du hast es gemerkt. Viel früher als manch anderer. Und was ich richtig gut finde: Das du deine Schulden mit viel Arbeit (Nebenjob) selbst regeln möchtest. Du steckst deinen Kopf nicht in den Sand. Finde ich klasse.

    Meine Exfrau war auch sauer auf mich. Aber heute kann ich sie verstehen. Ich/Du, wir können die Vergangenheit nicht rückgängig machen. Aber wir können unsere Zukunft gestalten und das empfinde ich irgendwie sehr motivierend. Eine Motivation von mir (neben dem, das ich nicht noch tiefer abrutschen möchte, das ich mehr vom Leben haben möchte als betrunken irgendwo einschlafen und den ganzen Tag wegen dicken Kopf nichts schaffen und nichts mitkriegen) ist: Die nächste Partnerin wichtiger nehmen als den Alk. Das schaffe ich aber nur durch Astinenz.

    Du sagst:

    Zitat von Berthold


    Wasser, Brot und keine Beziehung die nächsten Jahre. Einen Mann mit Schulden will bestimmt keiner. :?

    Mach dich nicht kleiner als du bist oder vielleicht warst. Ich glaube, du hast ein grosses Herz und nur das zählt. Nicht deine Schulden. Wenn du weiter auf diesem Weg bleibst wirst du immer stolzer auf dich sein können. Das werden auch andere mitbekommen und mit etwas Abstand... vielleicht sogar deine Frau. Würde ich nicht drauf zählen aber die Hoffnung stirbt doch irgendwo zuletzt ;)

    Ich wünsche dir weiter ganz viel Erfolg auf deinem neuen Weg. Ich gehe ein Stück mit dir, ausser der Spielsucht ist meine Vergangenheit sehr ähnlich ;)

    LG

    Kim

  • Zitat von Kim Lost

    Ich wünsche dir weiter ganz viel Erfolg auf deinem neuen Weg. Ich gehe ein Stück mit dir, ausser der Spielsucht ist meine Vergangenheit sehr ähnlich ;)

    LG

    Kim

    Vielen Dank für deine Worte Kim. :) Ich habe jetzt meine fünfte Woche gepackt und nur dadurch kommt es für mich nicht mehr in Frage den Kopf in den Sand zu stecken wg. der Schulden. Klar, ich habe Therapie und somit weitere Unterstützung trocken zu bleiben allerdings spielt Angst, welche ich so noch nie verspürt hatte, auch eine große Rolle. Daher ist es auch oft ein großes Thema für mich, wie es denn wäre, wenn ich keine Schulden hätte. Und ich gestehe mir ein, dass ich viel rückfallgefährdeter wäre. Da kommt also noch viel Arbeit auf mich zu.

    Und da du das mit der Hoffnung angesprochen hast: ich bin froh, dass diese Hoffnung kaum noch in mir lodert. Es hat mich ausgebremst und wahnsinnig geschmerzt, denn bei ihrem sog. 'one night stand' ist doch mehr geworden und jetzt unternehmen sie viel und sie schläft auch oft bei ihm. Im Januar sagte sie noch, dass sie mich liebt, wir einfach super zusammenpassen und ich mein Alkoholproblem in den Griff bekommen müsse, da hatte sie noch eingesehen, dass es nicht von heute auf morgen geht da es ja eine Krankheit ist - ich hatte von Dez. bis Februar noch 4 x getrunken, einmal hatte sie mich erwischt. Einen Monat später fing es an, dass ich sie nicht mehr küssen durfte (da hörte ich wirklich mit dem Trinken auf), sie nicht mehr gerne bei mir sei. Noch einen Monat später trennte sie sich. 2 Tage später schon der erste one night stand. So schnell kann es gehen. In dieser Zeit hatte ich immer gehofft, hatte ständig Herzrasen und war nur noch am Ende. Aber was hatte sie gesehen, erst als ich gespürt hatte, dass da etwas nicht stimmt, habe ich mit dem Trinken aufgehört, ging ins Fitness und stand auf einmal 10KG leichter wie ein fitter Elch vor ihr. Sie weiß und sieht, dass ich schon lange nichts mehr getrunken habe und die Sache ernst nehme, aber für sie ist das sicherlich auch "jetzt tut er endlich was, wo ich mich trennen will..aha". Da habe ich nicht unbedingt mit Vertrauen geschaffen. Wobei es bei mir einfach um einen Schicksalsschlag in jeglicher Form ging, sonst wäre ich nicht aufgewacht.
    Sie ist weg, da gibt es keine Hoffnung mehr - ich bin auch froh, dass ich oft mitbekommen habe, dass sie einen neuen Freund hat - wenn sie sich nicht verplappert hätte, würde ich wahrscheinlich immer noch hoffen. Sie ist auch eiskalt zu mir und ich kann froh sein, wenn sie sich an Termine für meinen Sohn hält. Hier musste ich in den letzten Tagen energisch auftreten und ihr wenigstens hier eine Kontinuität aufdrängen.

    Ich glaube, ich kaufe mir heute mal einen Kuchen, 5 Wochen Abstinenz machen mich stolz. :)

  • Hey Berthold,

    Glückwunsch zu fünf Wochen! Ich zähle auch immer noch brav mir, weil es mich stolz auf mich selbst macht. Und wenn jemand danach fragt, hab ich immer mit einem Lächeln auf den Lippen die Antwort parat. :D

    Ich weiß, das ist ein alter Spruch, aber: Wenn sie es jetzt nicht nochmal mit Dir versuchen will, hat sie Dich eh nicht verdient. Und ich weiß auch, dass das manchmal nicht leicht zu begreifen ist.
    Das mit dem Wasser, Brot und keine Beziehung würde ich mal nicht so in den Vordergrund ziehen. Solange Du den Frauen, die Du kennen lernst erzählst, was mit Dir los ist/war, sehe ich auch eine baldige Möglichkeit für eine neue Beziehung.
    Glaub mir, die Menschen sind nicht sofort abgeschreckt, wenn man ihnen erzählt, dass man Alkoholiker ist. Ich hab schon neue Freunde gefunden und die wissen von Anfang an Bescheid. :wink:

    Also, mach weiter so!

    LG Jasmin

    Ich verändere mich in Windeseile -
    und werde mehr und mehr ich selbst.

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