8 Tage und bereit für ein neues Leben

  • Hallo Berthold,

    vielleicht sollte man das "Aussitzen" nicht so negativ belegen. Nenne es doch z. B. die "Zeit der innerlichen Sammlung" und da ist eine halbe Stunde ja nix, den Tag Revue passieren zu lassen und zu schauen, was Du jetzt für Dich tun könntest, damit es Dir einfach gut geht.

    Bei mir hat zu Anfang eine Mischung aus Bewegung (aktiver Ausstieg aus solchen Situationen) und die innerliche Sammlung geholfen. Bei meiner innerlichen Sammlung habe ich mir zur Einleitung immer die Frage gestellt: "Bringt Dich das Trinken jetzt weiter?" Nachdem die Antwort "Nein" lautete, fragte ich mich dann:"Was bringt Dich jetzt weiter und wie kann ich es lang-, mittel- oder kurzfristig erreichen?"


    Gruß

    BC

  • hallo,

    ich habe es "ausitzen" genannt, aber ich komme gerade drauf, dass war genau das, was in der Vergangenheit nicht sooo gut funktioniert hat.
    Ich habe beim "aussitzen" immer gelitten, aber ich hatte damals auch die falsche Einstellung zur Abstinenz. Damals habe ich es für meinen damaligen Freund getan, ich war nicht selbst überzeugt davon dass ich je ohne ALkohol leben kann und nützte ja auch jede Gelegenheit, ein paar mal im Jahr, wenn er nicht da war, um zu trinken.
    In der ZWischenzeit, wenn wir zusammen waren (wir wohnten auch zusammen) ging ich mit dem Saufdruck eben mit "aussitzen" um.

    Jetzt wo ich so mit euch schreibe merke ich aber, das ist nicht mehr mein Weg. @ Berthold, das was du sagst stimmt glaube ich auch für mich. Es kostete in der Vergangenheit immer viel viel Kraft, sich zu wehren.

    Der Gedanke der inneren Einkehr oder Sammlung, so wie du es schreibst,
    @ Blue Cloud, der gefällt mir sehr gut. Das werde ich in meinen "Koffer" packen.

    Meine alte Strategie "stark sein und ignorieren" ist nicht mehr das Richtige, das kam auch in der Therapie jetzt heraus. Wir haben besprochen, es wäre dann gut das Thema dann in dem Moment zu fokussieren und sich bewusst zu machen: warum möchte ich jetzt trinken, was wäre wenn ich es tue, was folgt dann. Sich sozusagen klar machen, wenn ich dem Gefühl jetzt nachgebe, bin ich am Ende wieder da wo ich nicht hinwollte, ist es das wert? Der Ansatz gefällt mir ganz gut.

    Aber ich mache auch Fehler. Gestern war ich nach einigen Wochen in der "freien Wildbahn". Die letzten Wochen war ich ja permanent zu Hause, ging nur raus zur Therapie, zum Arzt und zum Einkaufen.
    GEstern musste ich aber raus, Bücher abholen von der Uni.
    AUf dem Weg rief mich eine Freundin an, sie sei auch gerade am Weg zu Uni, und ob wir uns da treffen um was zu Essen.

    Ich sagte ja ok, es war gestern ein sooo wunderschöner Sonnentag, man konte ohne Jacke sitzen und es war wirklich der allerschönste Frühlingstag.
    Bis wir dann essen waren.

    Ich könnte mich jetzt noch dafür ohrfeigen, dass ich mich auf die Terasse des Lokals gesetzt habe um dort zu essen.
    Denn es kam nach einer Weile eine Gruppe junger Leute, die sich daneben hinsetzten und sich Bier bestellten (ich war hauptsächlich Bietrinkerin!!). Dann sah ich weiter weg, dass 2 Leute Wein tranken. es war 14h am Nachmittag.

    Ich wurde nervös, und versuchte es zu ignorieren. Nur weil ich schon Essen bestellt hatte, blieb ich und hielt es aus. Oder eben nicht.

    Nach dem Essen gingen wir und ich sagte meiner Freundin, das mache ich nicht mehr, es geht einfach nicht, ich kann nicht.

    Die Reaktion meiner Freundin war irgendwie zwiespältig. Sie meinte, na geh auch nicht ins XXX (Restaurant, wo wir immer zusammen gegessen haben, auch mit Garten). Sie wirkte sehr enttäuscht.

    Wie auch immer. Ich habe mich selber in Gefahr begeben und die Rechnung präsentiert bekommen. Offenbar fällt es mir schwer mich von dem Gastgartenambiente zu trennen, denn ich liebe eigentlich schöne Gärten, wenn dann noch irgendwo ein Brunnen in der Mitte plätschert ... es hat einfach was.

    Aber das Risiko ist mir echt zu groß.
    Das wollte ich euch noch erzählen. Aus Fehlern lernt frau.
    Ich war dann gestern noch im Kino mit einer anderen Freundin, und das war wunderbar. Der letzte Kinobesuch ist sicher schon 1 Jahr her.

    Heute ist wieder sooo ein wunderbarer Tag und ich werde dann raus gehen und ein wenig einkaufen. Später besucht mich meine Schwester und hilft mir dann, die schweren Einkäufe zu besorgen (kann nicht viel tragen wegen Zervikals.) Darauf freue ich mich schon. Es wird ein schöner Tag, das weiß ich jetzt schon, denn jeder nüchterner Tag ist mittlerweile ein schöner - auch wenn ich Durchhänger habe fühle ich mich damit nüchtern immer noch huntertmal besser als besoffen oder verkatert!!!

    Heute ist Tag 11 und ich bin nüchtern und dankbar.

    Ich hoffe euer Tag wird auch ein wunderschöner!!!!

    lg
    beagle

  • Hallo allerseits!

    heute ist Tag 12 und ich bin froh!

    gestern war ein tag, an dem ich mich selbst nicht ausgehalten habe, war sowas von unruhig. aber es war kein saufdruck!

    heute habe ich viel geschlafen, dann in der Sonne auf dem Balkon gefläzt und gelesen, eine gute Schüssel Salat gemampft und ein speckbrot - dabei bin ich ja eigentlich "Teilzeit-Vegetarierin", aber mehr vegetarisch als fleischessend. Allerdings hat sich jetzt, wo ich nüchtern bin, seit ein paar tagen wieder so ein unglaublicher Zahn auf Fleisch entwickelt...

    Keine Ahnung ob es da einen Zusammenhang gibt? War das bei euch auch so zu Beginn, seltsame Gelüste auf was auch immer?

    Leider hab ich schon gute 20kg zu viel auf den Hüften und brauch da nicht noch mehr...ich denke aber auch, ein guter Teil der Speckschwarten auf den Rippen ist schon auch vom Alkohol. Ich habe viel Bier getrunken, und das setzt ja auch ganz schön an.

    Da ich grade auch keinen Sport machen kann wegen meinen Schmerzen, muss ich da schon auch acht geben darauf, dass ich nicht beginne nur unsinniges Zeug zu mampfen.

    Aber ich bin heute wieder guter Dinge.
    Ich bin froh so viel Zeit zu haben und weiß zwar noch nicht so recht etwas damit anzufangen, aber das wird schon.

    Ich möchte mir jetzt auch irgendein nettes Hobby suchen. früher habe ich gern gemalt, aber das interessiert mich gar nicht mehr. Kochen bereitet mir freude, mit zutaten experimentieren. und auch spazierengehen. simple dinge eben.

    Der Zeitgewinn ist enorm. Bis vor Kurzem war ich ja nur mit mich betrinken und wieder ausnüchtern beschäftigt. Jetzt merke ich wie viel Zeit ich darauf ver(sch)wendet habe, also mit Alkohol und Kater.

    Jetzt wo ich nüchtern bin von früh bis spät, ist mir schon beinahe langweilig. Da ich im Krankenstand bin und zudem aber meinen Arm und Rücken kaum bewegen kann, fällt sport weg, spazieren gehen geht nur begrenzt und ich habe auch nicht so wirklich lust drauf im moment. Die hüfte beginnt recht bald zu schmerzen.

    Nächste Woche beginnt dann aber meine physikalische Therapie und ich hoffe dann geht es aufwärts.

    was macht ihr so mit eurer gewonnen zeit?

  • hallo beagle,

    Langeweile kenne ich gar nicht. Es war zwar auch bei mir so, dass ich am Anfang meiner Nüchternheit zunächst viel mehr freie Zeit hatte, aber die hat sich rasch gefüllt. Ich habe schon immer sehr viel gelesen. Als ich getrunken habe, musste ich aber am nächsten Tag ein paar Seiten nochmal lesen. Ich konnte mich nicht mehr an sie erinnern. :oops: Jetzt verschlinge ich Krimis und im Moment sehr gerne Mysteryromane am Stück. Mein Drang nach Bewegung stellte sich mit der Nüchternheit auch rasch ein. Wenn die Gelenke mitmachen gehe ich gerne laufen. Aber auch walken oder lange Wanderungen finde ich klasse. Meine Lebenslust hat sich in vielen Bereichen vergrössert. Ich koche jetzt auch leidenschaftlich gerne, seit 3 Monaten Vollzeit-vegetarisch. :D Früher hat es auch mal ne Fertigpizza getan. Und seit einigen Monaten praktiziere ich Yoga, momentan noch nach DVD's Zuhause. Und meine Katzen sind auch noch recht zeitintensiv, zumal ich jetzt noch viel mehr Wert auf eine saubere Wohnung lege.

    In mich rein zu hören, was mir jetzt Spass machen könnte, musste ich ne Weile üben. Jetzt handel ich aber immer schon aus dem Bauch raus.

    Ich wünsche dir spannende Entdeckungen auf deinem nüchternem Weg. Du wirst sicher fündig werden. 8)

    LG Sundra

  • hallo sundra,

    Yoga interessiert mich auch schon länger, ich könnte mir vorstellen dass mir das Freude bereiten könnte.
    Ich habe auch Katzen :D gleich 3 an der Zahl, und seit ich nüchtern bin merkt der verspielteste von allen: aha frauchen ist voll da, da könnte sie doch andauernd mit mir spielen! er kommt ständig und bettelt um ein spielchen. Da habe ich sozusagen meinen Physiotherapeuten zu Hause, denn Bällchen schießen und Schnüre durch die Gegend ziehen ist auf Dauer auch Bewegung für meinen schmerzenden Arm :)

    Ich bin noch am Erkältung auskurieren. Gestern wäre mir so sehr nach Schwimmen gehen gewesen, aber ich bin momentan zu kraftlos. Meine Schilddrüse hat beschlossen, wieder mal in die Unterfunktion zu gehen vor lauter Stress (ich bin jetzt schon länger mit burnout krank geschrieben) und jetzt muss ich wieder körperlich besser drauf werden, dann kann ich auch hoffentlich wieder schwimmen gehen. Also sofern mir der Arzt es nächste Woche erlaubt. Wenn man so eingeschränkt ist, wird es dann doch irgendwann fad. Und in Cafes und Restaurants kann ich derzeit auch nicht gehen, um jemanden zu treffen, ist zu riskant.

    Fertiggerichte gab es auch bei mir öfter, aber sind jetzt nur mehr eine seltenheit. im Moment achte ich darauf was ich koche, was ich esse - aber manchmal kommt der innere Schweinehund daher und will dann Chips, Fleisch und Knödel :oops:

    Das erste Mal fühle ich mich aber zu Hause wohl, seit meiner Trennung vor über einem Jahr. Ich liebe meine Katzen, meine Wohnung und auch die Umgebung. Ich habe einen riesen Schlosspark in der Nähe, dort gibt es Eichhörnchen, die einem am Bein hochkraxeln, weil sie Nüsse möchten :)

    Ich denke ich werde später ein Bad nehmen, ein paar Kannen Tee kochen, meinen Rücken mit der Rotlichtlampe verwöhnen und dann gemütlich das Fernsehprogramm durchzappen :)
    Schönen Abend noch!

  • Hallo Beagle,

    willkommen hier im Forum und viel Erfolg für die Zukunft!
    Am Anfang wirst Du noch ziemlich viel "Achterbahn" fahren.
    Das ist (glaub ich) normal.

    Geh behutsam mit Dir um und nimm Dir nicht zu viel auf einmal vor.
    Schritt für Schritt sozusagen.
    Am Montag hast Du die ersten zwei Wochen um.
    Und irgendwann zählst Du schon die Monate.

    Dein neuer Weg lohnt sich!

    Viele Grüße und danke für die netten Worte in meinem Thread
    Correns

  • hallo correns,

    ich danke dir für deine antwort!

    achterbahn ja, aber die ist weitaus (momentan noch) nicht so schlimm wie mit alkohol. ich hatte ständig depressionen und habe mich selber gehasst.
    gegen ende, also kurz bevor ich trocken wurde, habe ich jedoch aufgehört mich zu hassen. undgefähr 1 monat vorher begann das.
    ich habe mich vorm entzug schon viel damit auseinander gesetzt, weil es ja eben auch nicht das 1 mal ist.

    wie gesagt, einige wochen davor habe ich aufgehört mich zu hassen. ich dachte mir, ok, es ist jetzt so, du trinkst. es bringt dir nichts mehr, dich zu hassen. du bist wie du bist. du wirst aufhören. du wirst dein leben retten du wirst so lange trinken müssen bis es reicht. du wirst so lange nicht aufhören wie du nicht bereit bist dafür, innerlich. du kannst aufhören dich zu quälen, denn du willst aufhören.

    ich kann das nicht genau erklären, was da die letzten wochen abging. ich trank immer mehr und öfter. gleichzeitig wusste ich, es hat bald ein ende. irgendwas in mir hat sich geöffnet und der beginn war, mich nicht mehr zu hassen.
    ich denke es war wohl die einsicht, dass ich eine krankheit habe, und das nicht als hobby mache oder was weiß ich. es war die einsicht, ich kann mich nicht wehren solange ich nicht bereit bin es als krankheit , die mich irgendwann umbringen wird, zu akzeptieren.

    und letztlich habe ich es akzeptiert und nun ist alles so viel leichter geworden. die letzten anderen waren immer mit druck verbunden: ich darf nie mehr.
    jetzt ist es: ich will nie mehr.

  • hallo und danke, spanijoggel (ein origineller nickname!!!)

    ja mir hilft es sehr hier zu sein und ich habe das gefühl ich passe hier auch ganz gut her.
    ich bin von natur aus sehr selbstkritisch, daher bin ich auch sehr streng mit mir gewesen. in letzter zeit bin ich aber weicher geworden. ich konnte mich nie selbst lieben, ich war nie gut genug. ich dachte ich muss immer mehr leisten weil ich gleich alles sofort wissen muss (zb in neuen jobs), ich dachte ich müsse schneller lernen und mehr, weil ich nicht intelligent genug bin, dabei habe ich ein studium abgeschlossen und danach noch 1 jahr lang meinen titel verleugnet. (ich weiß ein studium abgeschlossen zu haben sagt jetzt nichts über intelligenz aus, so sollte es nicht rüberkommen - ich kenne einen haufen "doofe" akademikerInnen und einen haufen hochintelligente leute, denen der Hauptschulabschluss fehlt oder sonstwas.....)

    und ich dachte ich muss immer allen helfen und zur stelle sein, wenn man nach mir verlangt, damit mich alles lieben.

    so.

    was hat es mir gebracht? ein burnout nach dem andren, weil ich mich in alle jobs mit der einstellung von anfang an reingetigert habe. ich wurde ausgenützt (war ja immer hilfreich zur stelle) und fand das auch noch in ordnung. es gab mir da gefühl gebraucht zu werden, in wahrheit habe ich mich unter meinem wert verkauft und letztlich bringt das null respekt ein.

    heute: wieder burnout. aber neue gedanken, neue pläne. ich lerne mit meiner therapeutin alles neu: zu essen (war mal magersüchtig, habe auch eine koppelung essstörung.-alkohol), zu entspannen (ich war immer geistig auf achse mit selbstzweifeln und ängsten), mich selbst zu lieben und an erste stelle zu setzen.

    ich will so nicht mehr leben, wie ich es bisher getan habe, denn ich habe erkannt: Ich kann viel, ich weiß viel, ich bin es wert mit respekt behandelt zu werden, ich bin intelligent, ich bin stark.
    Alkohol steht mir im weg und ist meine größte hürde, ein neues leben zu beginnen und ich bin auch schon auf dem weg in mein neues leben - ohne alkohol. und ich muss sagen: ich bin verdammt stolz auf meine 12 mickrigen tage! ! !

  • Zitat von beagle

    Ich kann viel, ich weiß viel, ich bin es wert mit respekt behandelt zu werden, ich bin intelligent, ich bin stark.

    Ich finde sogar, du bist saustark. :) Ein Studium muss man erstmal abschließen und du hattest hier ja eine dreifache Belastung. Außerdem haben Süchtige eine starke Willenskraft, nämlich die der Sucht nachzugehen. Und dagegen anzukämpfen und sich auch noch eine Therapie zu suchen, finde ich bemerkenswert.
    Eine Freundin von mir mit der ich 5 Jahre zusammen war, war auch Bulimikerin, da habe ich erstmal begriffen wie schmerzhaft das ein muss, denn Alkohol kann man stehen lassen aber Essen ja nicht - und dann das Verhalten steuern, Kontrolle....uff. Ich lese Vieles bei dir raus was sie auch getan hat und daher bin ich fest davon überzeugt, dass du es schaffst. :)

    Und mickrig sind die Tage nicht, manchmal dauert eine Stunde eine Ewigkeit, zumindest kommt mir das oft so vor.

    Viele Grüße
    Berthold

  • Guten Morgen Berthold (und natürlich auch allen anderen)

    ich danke dir für deine aufbauenden Worte! :D

    ja ich hatte viel Kraft, damals mehr als heute, aber ich bin jetzt einfach vom ganzen Leben ausgepowert.

    du schreibst:

    Zitat

    Eine Freundin von mir mit der ich 5 Jahre zusammen war, war auch Bulimikerin

    ich war allerdings nicht Bulimikerin, sondern hatte Anorexia nervosa, also die Art Magersucht bei der man so gut wie gar nichts mehr isst. Ich babe Kalorien gezählt und mir tausend Verbote auferlegt.

    Das Paradoxe ist, ich bin jetzt, 15 Jahre später, mit gut 20kg übergewichtig - aber im Kopf bleibe ich immer magersüchtig, so wie ich im Kopf auch immer Alkoholikerin bleiben werde.

    Diese Zeit damals ist auch wichtig für mein Alkoholverhalten gewesen, denn es hat sich hier eine Koppelung eingeschlichen. Ich möchte nicht ins Detail gehen, denn dies ist ein offener Bereich, und ich möchte nicht dass es so ankommt als würde ich noch Tips an AnorektikerInnen austeilen wie man trotzdem feiern kann.

    Jedenfall hat sich diese Koppelung bis heute gehalten, kurz gesagt: ich kann Hungergefühl nicht von Saufdruck unterscheiden, es fühlt sich identisch an.
    Ich habe mich dann mein weiteres Leben meistens fürs Trinken entschieden um dieses Gefühl zu stillen. Oft genug war es aber auch einfach nur Hunger und wenn ich was gegessen hatte, hatte ich danach null Saufdruck, also es war tatsächlich einfach Hunger.

    Es ist verzwickt und darum habe ich mir die beste Therapeutin gesucht, die ich finden konnte, und so lerne ich auch gleich das Essen neu.

    Tja. so kann es gehen im Leben. Da muss man in seinen 30ern nochmal Essen lernen, leben lernen, entspannen lernen.

    Zunächst hat mich die Tatsache umgehauen. Ich dachte, das kann doch nicht sein, ich bin auf dem Level eines Babies angelangt. Muss alles neu lernen!
    Aber jetzt seh ich es tatsächlich so, und als Chance: ich bin durch mein letztes Burnout ein anderer Mensch geworden. Ich habe die Chance bekommen aufzuräumen in meinem Leben, nochmal von vorne anzufangen und ich bekomme auch die nötige Zeit dazu, bzw ich nehme sie mir einfach.

  • hi nochmal.

    ich habe heute das gefühl komplett instabil zu sein.
    meine psyche sagt: gehn wir doch raus, spazieren, schönes wetter! mein körper sagt: ufffffff muss das sein, ich kann noch nicht, ich hab schmerzen und bin müde.

    auf wen soll ich denn nun hören? ich weiß das kann mir hier keiner beantworten, erwarte ich auch nicht.
    ich sehe jetzt klarer denn je, wie sehr ich ausgepowert bin, und wie sehr mein körper nach ruhe schreit. aber es ist so langweilig alleine daheim.

    ich bin unzufrieden und nervös und weiß nicht was ich will. so sitze ich hier und schaue stundenlang im forum herum, was zwar auch schön ist, aber irgendwie habe ich auch das gefühl der instabilität, das mir sehr auf die nerven geht. ich bin/war nämlich immer eine "ich-kann-alles-allein"-frau. habe nie hilfe angenommen und nun bin ich auf hilfe angewiesen. ich muss andere leute bitten, mit mir einkaufen zu gehen weil ich nicht schwer tragen kann. und den rest der zeit verbringe ich - jetzt nüchtern - daheim und habe - weil nüchtern - massenhaft zeit. jetzt fällt mir natürlich auf wie lange ein tag sein kann, und wenn man nichts machen darf/kann,. kann das ganz schön lange sein.

    entschuldigung wenn ich jetzt hier herumjammere. es ist wieder so ein tag an dem ich mir selber auf die nerven gehe.

    uffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffff.

  • Hallo Beagle!

    Solche Tage kenne ich auch .Allzuviele sind schon durch!

    Wenn ich Fittnes gegen Ruhe abwäge muss ich ganz ehrlich sein zu mir.Wie Du habe ich auch Gebresten,die eine wunderbare Entschuldigung bieten :roll:
    Ich habe mich schon überwunden und es wäre besser gewesen,zu Hause zu
    geblieben.Umgekehrt war sehr viel das zu Hause bleiben die falsche Option.
    Zum Glück habe ich jetzt meinen kleinen Hund.Mit ihm gehe ich mindestens 1x im Tag 1 1/2 bis 2 Std ins Freie,wir haben lauter Erlebnis-Spaziergänge!

    Zitat

    und den rest der zeit verbringe ich - jetzt nüchtern - daheim und habe - weil nüchtern - massenhaft zeit. jetzt fällt mir natürlich auf wie lange ein tag sein kann, und wenn man nichts machen darf/kann,. kann das ganz schön lange sein.


    Das begreife ich nicht ganz . Mir sind die Tage immer viiiel zu kurz!
    Ich bin viel im Internet,kicke meine Birne ein wenig mit Gedächtnistraining an,
    und bin glücklich wenn ich noch etwas zum lesen komme.
    Gut,ich muss mich zwischendurch hinlegen,das braucht auch Zeit :evil:

    Du bist aber noch nicht sehr lange bei uns.Es kann sein,dass Du am Anfang einfach etwas mehr Ruhe brauchst.Du bist vielleicht noch ein bisschen im Schock von all dem Erlebten der letzten Zeit.

    Aber wenn möglich:Bewege Dich,das tut sehr gut.Das hilft dem Körper und der Seele.:wink:

    Liebe Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • hi,

    leider gehts im moment echt nicht. ich habe schmerzen vom hals abwärts bis runter in die waden. wenn ich länger spazieren gehe, beginnt die hüfte zu stechen. ich kann mit dem rechten arm nicht mal einen haarfön halten. zudem bin ich rechtshänderin :cry:

    aber es wird schon werden. die physiotherapie beginnt ja die woche.

    ich brauche echt noch ruhe, und das erste mal in meinem leben habe ich sie.

    in den letzten jahren war viel los. 3 todesfälle und letztes jahr hat mich mein freund in die wüste geschickt wegen einer anderen.

    ich habe den alkohol wieder ausgepackt und gearbeitet wie ein tier. geendet ist das dann vor wenigen wochen im burnout, und seitdem wollen die dinge und die gefühle raus.

    was raus muss muss raus.

    naja es wird schon wieder....ich höre das erste mal auf meinen körper und meine psyche.
    habe ich noch nie zuvor so richtig. ich bin ein mensch der extreme, es ging immer nur ganz oder gar nicht. schnell und schneller. meine ganze kraft ging drauf so zu sein wie andere mich möglicherweise haben wollten, ich wollte ja nur beachtet und geliebt werden von allen. daher habe ich alles möglichen aufwand getrieben um das unerreichbarer ziel zu erreichen.
    man kann nicht von allen geliebt werden. ich wußte einfach nicht wer ich wirklich bin.

    mittlerweile habe ich aber erkannt, ich will nicht mehr von jedem geliebt werden. im letzten jahr habe ich auch erkannt, ich darf etwas für mich tun. ich muss nicht zu allem ja sagen. und nun bin ich einfach alles leid, so zu leben wie zuvor geht nicht mehr und ich will es auch nicht mehr

  • Hallo beagle,

    Zitat

    mittlerweile habe ich aber erkannt, ich will nicht mehr von jedem geliebt werden. im letzten jahr habe ich auch erkannt, ich darf etwas für mich tun. ich muss nicht zu allem ja sagen. und nun bin ich einfach alles leid, so zu leben wie zuvor geht nicht mehr und ich will es auch nicht mehr


    Eine gute Einsicht. Ich nenne es Entschleunigung, das Tempo raus zu nehmen und sich um sich selber zu kümmern. Und irgendwann kam ich dahinter, dass alles, was ich im Außen suchte (geliebt zu werden, anerkannt zu werden), erst einmal in meinem Inneren sein muß. D.h. wenn ich mich selber liebe und anerkenne, dann muß ich es mir nicht mehr im Außen holen und wer weiß wie ackern und Kapriolen schlagen, damit ich es bekomme.


    Gruß

    BC

  • Entschleunigung. So ist es.

    du schreibst:

    [/quote] wenn ich mich selber liebe und anerkenne, dann muß ich es mir nicht mehr im Außen holen und wer weiß wie ackern und Kapriolen schlagen, damit ich es bekomme.

    Zitat

    ganz genau. Seit ich das erkannt habe, nutzte ich jede Gelegenheit zum "üben", bei Fremden zunächst, dann auch im Job. Ich merkte, wenn ich ganz klar sage was ich will und was nicht, was mir gefällt und was nicht, dann bekomme ich 1. Respekt, denn ich hatte ja davor nie eine Meinung, die ich kundgetan hätte.
    und 2. auch Beachtung, weil mein Auftreten resoluter geworden ist. Ich merkte, wenn ich wirklich autenthisch war, und ehrlich, dann nehmen mich die Leute anders wahr, sie haben Respekt und hören was ich sage.
    AUch Konflikte kamen dadurch heraus, weil man ja nicht immer einer Meinung ist - aber wenn ich bei mir blieb konnte ich die Konflikte souverän lösen.

    Ich sehe diese Zeit gerade als Chance zur Selbstfindung und Veränderung. Und Entschleunigung ist gerade an Stelle Nr. 1!

    Blue Cloud: wie haben deine Freunde auf deine Veränderung reagiert? Denn Selbstliebe wird dann oft verwechselt mit Egoismus.

  • Guten Morgen beagle,

    Wie geht's dir heute? Ich wollte dir gestern auch noch raten raus zu gehen, wenigstens ne kleine Runde. Ich bin lange spazieren gegangen und habe die Sonne genossen. Da ich aber keine Ahnung habe ob das bei dir im Moment möglich ist, habe ich es lieber gelassen. Du wirst selbst merken, was dir gut tut.

    Zitat von beagle

    ...dann bekomme ich 1. Respekt, denn ich hatte ja davor nie eine Meinung, die ich kundgetan hätte.

    Wie steht es denn mit dem Respekt dir selbst gegenüber?

    Ich habe festgestellt, dass ich zunächst bei mir anfangen musste. Und irgendwann war mir der Respekt von anderen gar nicht mehr so wichtig. Von manchen Menschen kam der gar nicht, obwohl ich doch vermeintlich alles "richtig" gemacht habe. Da habe ich dann wieder gelitten. Heute kann ich akzeptieren, dass mich nicht jeder mögen und respektieren muss.

    LG und einen sonnigen Tag
    Sundra

  • Zitat von Spanijoggel


    Das begreife ich nicht ganz . Mir sind die Tage immer viiiel zu kurz!
    Ich bin viel im Internet,kicke meine Birne ein wenig mit Gedächtnistraining an,
    und bin glücklich wenn ich noch etwas zum lesen komme.

    Hi Yvonne,
    du stehst einfach ganz woanders. Bei den 'Frischlingen' wie beagle und mir sieht die Sache noch ganz anders aus. Zu dem Zeitpunkt als beagle gestern geschrieben hatte, stand ich ganz genau vor dem gleichen Problem. Wo Freude und Kraft investieren zB Sprache lernen, wenn dafür gar keine Energie mehr vorhanden ist? Erinnere dich an deine Anfangszeit zurück.

  • Hallo beagle,


    Zitat

    Blue Cloud: wie haben deine Freunde auf deine Veränderung reagiert? Denn Selbstliebe wird dann oft verwechselt mit Egoismus.


    Ja und - was ist so schlimm am Egoismus? Wer bewertet dies denn? Doch nur der, dem mein Verhalten nicht gefällt, weil er vielleicht keine Vorteile mehr aus mir ziehen kann oder nicht mehr mit mir zusammen saufen kann. Menschen, die mich mögen und mich so nehmen, wie ich bin, akzeptieren meine Krankheit. Wenn Du mit Diabetikern oder Allergikern befreundet wärest, würdest Du es doch auch akzeptieren und nicht noch extra Erdnussplätzchen servieren, so dass Dein/e Freund/in einen Asthma-Anfall dadurch erleidet - oder?


    Als ich trocken wurde, habe ich eine Inventur gemacht: ich trennte mich von meinem nassen Freund und somit war auch das ganze Umfeld auf einmal weg - ich habe noch einmal neu angefangen. Zu Anfang war ich oft alleine, aber so langsam lerne ich, auf Menschen zuzugehen. Und bei meinen neuen Bekannten spielt Alkohol überhaupt keinerlei Rolle - weder wird darüber gesprochen, noch wird Alkohol getrunken.

    Ansonsten kann ich Sundra´s Post zustimmen. Sie hat da ganz wichtige Sachen geschrieben, die ich ebenfalls so empfinde.

    Je mehr Respekt ich vor mir selber habe, desto weniger muß ich ihn mir durch gewisses Verhalten aus meinem Umfeld verschaffen. Die anderen Menschen sind ja auch empathisch und merken schon, wenn Du Dich besser um Dich kümmerst. Aber ich denke - sowas kommt nach einer gewissen Zeit einfach von selber. Schritt für Schritt, eines nach dem anderen.


    Gruß

    BC

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!