Vater / Mutter ernstnehmen können ?

  • Hallo, :)
    kennt ihr das zu glauben , man könnte den betrunkenen Elternteil oder gar die ganze Familie nicht wirklich ernstnehmen ? Nur weil sie immer noch nicht wirklich realisieren dass sich das komplette Familienleben durch die Sucht einer Person total ´´abnormal´´ verläuft?
    Sie glauben es sei alles normal und man solle doch bloß nicht rumnörgeln und darüber reden, schließlich ist die geschlagene Mutter und der Bruder der vom eigenen Vater versucht worden ist umgebracht zu werden, viel viel schlimmer dran.....
    Manchmal glaub ich echt im falschen Film zu sein. Und nur weil ich etwas kälter und distanzierter mit ihnen umgehe, damit ich nicht noch größere psychische Schäden hab und nicht noch nen verkorksteren Charakter kriege, bin ich die eiskalte Prinzessin die überheblich ist und niemanden liebt, außer sich selbst.

    Kennt ihr das, nur weil man alles mit offenen Augen sieht und einen normalen rationalen Menschenverstand hat, quasi ein Außernseiter der Familie zu sein ? Oder eben das Gefühl zu haben, die Eltern wüssten nicht was sie sagen, wenn sie schon allerlei Dinge falsch einschätzen oder dämlich interpretieren ?


    Und sorry, wenn das jetzt überheblich rüberkam.

  • Hallo
    Wow sei stolz auf dich das du kaelter mit ihnen umgehen kannst,ich muss das noch lernen.ich kenne das auch meine Mutter z.b.hat sich getrennt wegen Vaters aggresionen und jetzt ist er krank und ich habe gesagt ich kann mich nicht so um ihn kuemmern ,da hat Sie mir zwar geholfen und waesche gebracht aber gleich danach gemeint Na soooo schlimm wars ja auch net das hat er ja doch net verdient...denk auch manchmal ich bin im falschen Film...

  • uih krass! das ist bei mir dasselbe. ich bin auch eisprinzesschen (zitat: du bist ein eisklotz)! oder ich bin wie mein "erzeuger" wie es immer so schön hiess. auch eine nette umschreibung gell! ;)

    mir macht genau diese thematik auch viele probleme mit mir selber. ich denke dann manchmal, bin ich jetzt wirklich der arsch hier? dabei ist nur die realität verzerrt auf der seiten der anderen. ich wurde bisher auch immer von der familie als sündenbock benutzt. kontakt habe ich seit bald 2 jahren nicht mehr. interessanterweise hat meine neue art, dinge anzusprechen, dazu geführt, dass ich ausgegrenzt wurde und man mich monatelang ignoriert hat (telefonate wurden weggedrückt am handy). das sagt ja schon alles. schuld bin natürlich ich. in ihren augen.

    das was wir hier ausführen, ist lediglich gesunder selbstschutz! das hat mich egoismus nichts zu tun.

  • Hallo stracho,

    diese Frage habe ich mir so noch gar nicht gestellt. Aber manchmal kann ich meine Eltern einfach nicht mehr ernstnehmen, betrifft nur gewisse Punkte.

    Letzte Woche hat meine Mutter, dass erste Mal zu mir gesagt, dass ich kein Mitgefühl hätte. Dabei stimmt das nicht, nur warum soll ich mir immer ihr Geheule anhören...

    Wobei es mir manchmal wirklich schwer fällt, Gefühle zuzulassen. Wenn man fühlt, und enttäuscht wird, tut es weh. Und wenn man gleich den Kopf einschaltet und alles mit mehr Raum betrachtet, dann kann man sich schützen.

    Es fällt mir immer noch schwer, meinen Eltern zu sagen, was ich fühle. Weil sie darauf nicht eingehen können. Mit meinem Vater rede ich ja kaum noch, und bei meiner Mutter pass ich auf, was ich sage. Ich will nicht, dass sie mich enttäuschen muss. Sie ist die Person, die sie ist, sie kann sich nicht mehr ändern. Sie ist in ihrem Leben angekommen. Aber mit meinen Geschwister rede ich offen, ich sage was ich fühle und denke.

    Dadurch kann ich meine Schwester nun auch besser verstehen. Ich hielt sie immer für sehr egoistisch. Aber es ist ein gesunder Egoismus bei ihr.

    liebe Grüße
    Laura

  • Hallo Discoboffi,
    genau die Frage habe ich mir echt schon oft gestellt, bin ich denn wirklich so ein A...., wie du so schön sagtest. Ich muss auch zugeben, dass ich mich in der Familie immer als starke,selbstbewusste Person darstelle, die weiß was sie möchte. Manchmal glaube ich schon, dass ich etwas kalt war. Aber im Grunde musste das alles sein. Ohne Distanz wäre ich schon längst zerbrochen.

    Und das tut mir echt leid für dich, dass du jetzt komplett ausgegrenzt wirst . Aber womöglich ist es vllt sogar besser für dich. Das ist aber auch eine schwachsinnige Reaktion, dass eigene Kind zu versoßen. Hast du direkt versucht das Thema Trinken anzusprechen ? Weil wenn ja, bekommst du meine höchste Anerkennung :)

    GLG Stracho

  • Hallo Laura,
    ohwe, die Situation kenne ich mit der Mutter nur zu gut, als ich noch bei Ihnen lebte. Es war irgendwann so oft und unnötig und nervig, dass ich davon nichts mehr mitkriegen wollte.

    Und das mit den Gefühlen...Wie oft habe ich schon gesagt, dass ich Gefühle hasse und sie das unnötigste auf der Welt sind. Sagen wir besser gehofft, dass sie nicht da wären. Gibt es bei dir da eine Ordnung ,wie stark fühlst Du und wie stark blendest Du aus? Im Moment schwanke ich ständig zwischen Hochs und Tiefs und bei Liebesgefühlen , kriege ich Panik.

    Ja ich kann mit meiner Mutter auch überhaupt nicht darüber reden. Es gibt einfach schon meine problemlose Rolle. Sie lehnt sich eben an mir, wo ich dann die Starke sein muss.Das freut mich, wenn Du wenigstens mit deiner Schwester spricht, is bei meinem Bruder auch so :). Hast Du viele zwischemenschliche Beziehungen in denen Du offen über deine Gefühle sprichst ?

    GLG Stracho

  • hoi stracho,
    einerseits ist es besser, andererseits fühl ich mich schon mega als aussenseiter, der jetzt alleine da steht.
    ich hab vorher immer schon mal drauf angepeilt wegen dem alkohol bzw. bei gelegenheiten drauf bezug genommen ;) auf die aussage von meinem vater, dass er sich das trinken nicht verbieten lasse, nur weil sein sohn das trinken nicht im griff hat, hab ich drauf gesagt: "das bedeute ja, dass der alkohol wichtiger sei, als wir kinder. das seie eine typische alki-ausrede für mich". uah, da war er total sauer, du ;) hihi...

    hast du auch mal rabatz gemacht? ;)

    glg, discoboffi :)

  • Hey Discoboffi,
    finde ich gut, dass du da den Mund aufgemacht hast. Es wird leider immer noch allgemein viel zu viel verschwiegen. Ja das versteh ich, ist schon ziemlich hart ohne die Familie. Hast Du aber ansonsten Freunde etc. die da wenigstens ansatzweise ein Ersatz sind ? War nämlich für mich immer ganz wichtig. Wie man auch so schön sagst : Freunde sind die Familie, die man sich selbst aussucht :)

    Ohja, das habe ich früher, und wie. Ich muss sagen, meinen Vater ( der Trinker ) konnte ich nie direkt darauf ansprechen, außer im Streit. Ich hab viel versucht auf meine Mutter und meinen Bruder einzureden. Aber mit 14 kam dann damals irgendwann der Punkt wo ich gemerkt habe, dass ich sowieso nichts ändern kann und anfangen muss für mich zu leben. Ich ging zum Jugendamt und kam dann auf ein Internat und schließlich mit 18 bekam ich eine eigene Wohnung. So wurde alles viel erträglicher, so entstand auch die Distanz.

    Jetzt ist mein Vater letzten Monat gestorben . Ich bin mir jedoch sicher, dass er sobald er sich aufgerappelt hätte, wieder getrunken hätte.

    Wie geht denn der Rest der Familie mit dem Alkoholismus bei euch um ? Wird ansonsten alles totgeschwiegen ?

    Liebe Grüße, Stracho

  • Hallo Stracho

    Zitat von stracho

    Ich muss sagen, meinen Vater ( der Trinker ) konnte ich nie direkt darauf ansprechen, außer im Streit. Ich hab viel versucht auf
    meine Mutter und meinen Bruder einzureden.

    Der Satz hätte von mir stammen können :D
    In so einer Infobroschüre stand mal, dass es für EKA 4 bestimmte Verhaltensweisen gibt: Der Held, der sich um alles kümmert; der Stille, der sich nie zeigt; der Aussenseiter, der rebelliert und der Clown der mit guter Laune versucht, abzulenken.

    Bei mir hatte ich immer das Gefühl, ich bin von allem etwas. Habe versucht, Verantwortung zu übernehmen und dabei auf meine Mutter eingeredet, versucht alles zu ändern (Held). Gleichzeitig über meine wahren Gefühle nie gesprochen und selten zugelassen, zuzugeben dass ich Probleme habe, nicht nur bzgl meines Vaters sondern überhaupt. Wollte stark und nicht kindisch sein, mit allem klarkommen und habe mich dabei erst untergeordnet.

    Dann kam die Zeit des Aufbruches, in der ich mich getraut habe, gegen meinen Vater zu rebellieren. Habe gedacht, sch* egal was die (Mutter+Vater) denken, die sind doch sowieso krank und was die machen ist eigentlich falsch. Hab mich versucht, aus den Verhältnissen rauszureissen und mich vieles getraut, was ich vorher nicht gemacht hätte. Fühlte mich dann auch als Aussenseiter und auch dieser distanzierte Umgang kommt mir bekannt vor. Gleichzeitig habe ich jedoch immer versucht, das Ding über meine Mutter zu drehen. Dachte, durch mein Verhalten wird sich vielleicht was dran ändern und wenn nur mein Vater merkt, dass ich mich nicht "beherrschen" lasse.

    Bin damals oft mit Freunden weggegangen, habe mich auch besser gefühlt, aber bin das Problem nie wirklich angegangen. Ggü Freunden war ich immer der Clown, konnte aus jeder Situation was witziges gewinnen (okay, das mache ich heute immer noch) und habe nicht über die Situation daheim erzählt. Erst jetzt, dank Anmeldung im Forum merke ich, dass ich das typische EKA Leben gelebt habe.

    Eigentlich genauso krank wie mein Vater und meiner Mutter, zu denen ich wenig Respekt hatte. Weil ich einfach mein Vertrauen in sie und ihre Vernunft verloren hatte. Dachte, die sind psychisch so am Ende, dass ich meine eigene Vernunft leben muss, auf sie nichts mehr setzen kann.

    Erst jetzt fange ich an, anders an die Sache ranzugehen, indem ich mich auf mich konzentriere und auch der Respekt steigt wieder, weil ich einfach weiß, dass es ihnen nicht viel anders geht als mir und dass sie jeden Tag die Chance haben sich zu ändern und wenn sie es nicht tun, ist es ihre Sache genauso wie es meine Sache ist mich zu ändern.

    Mal eine andere Sicht auf das Problem ;)

    lg LaMer

  • Hey Lamer,
    ja das mit den 4 Charakteren habe ich auch schon eimal gelesen und hatte auch das Gefühl alle würden irgendwo auf mich zutreffen. Ich muss aber auch sagen, dass ich bisher alle EKA´s die ich persönlich kenne, auf keinen Fall nur in ein Schema einordnen könnte.

    Ich muss echt zugeben, dass es bei mir haargenau so war/ist ,dass ich den Clown vor Freunden spiele, keine Gefühle zeige etc.. Ich hab auch versucht alles über meine Mum zu leiten. Habe auch damals gehofft als ich zum Jugendamt bin , dass sie sich vllt endlich überwinden könnte einen Schlussstrich zu ziehen. Ich weiß noch genau meine Worte : ,, Wenn Du Dir Dein Leben kaputt machen möchtest durch ihn, tu es. Aber meins bestimmt nicht, das lasse ich nicht zu .´´ Bezweckte leider nichts und sie ließ mich gehen.

    Aber die Sicht Du Du hast, vetrete ich auch :) Es kam irgendwann der Zeitpunkt als ich alles nur als Krankheit meines Vaters sah und konzentrierte mich auf mein Leben. Ich bin auch in Therapie, weil ich alles verarbeiten möchte. Ich muss jedoch sagen, dass es für mich sehr anstrengend ist, weil die alte Leiher alles zu verdrängen schon um einiges leichter ist.

    Wie lange ist dir das ganze schon bewusst mit dem Alkoholismus und wie hat sich das alles bei Dir im laufe der Zeit geändert ?

    GLG, Stracho

  • Hallo Stracho
    Ja, das mit dem Verdrängen kommt mir bekannt vor! Es ist einfach so viel leichter und erfordert weniger Aktivität, eine Art "Komfortzone" und doch ist es schädlich..

    Also vom Alkoholismus aktiv mitbekommen habe ich vor ca 1 1/2 Jahren. Mein Vater hat eigentlich immer schon getrunken, seit ich ein Kind bin. Immer "sein Bier" abends. Er war eigentlich nie bei uns, immer in seinem PC-Zimmer. Wir haben ihn wenig gesehen. Aus dem einen Bier wurde immer mehr. Manchmal war ein Kasten nach 2,3 Tagen leer. Plötzlich gingen ganze Kästen drauf. Vor ca 1 1/2 Jahren merkte ich, wie er immer mehr Schnaps zu sich nahm, bevorzugt Kräuterschnaps. Meine Mutter hat die Flaschen immer weggetragen, gleichzeitig auf ihn eingeredet. Irgendwann kam ich in den Keller und sah meine Mutter weinen...sie beschwerte sich wieder über die vielen Flaschen. Ich ging intuitiv zum PC und gab "Vater Alkoholiker" bei Google ein...und fand vieles heraus.

    Stürmte zu meiner Mutter und erzählte ihr, dass ich was über Co-Abhängigkeit herausgefunden habe (Damals nie auf die Idee gekommen, dass es mich betreffen könnte) Seit diesem Tag war ich irgendwie eine Art Therapeutin meiner Mutter, ein schwerer Fehler damals, aber ich wusste es nicht besser. Hörte mir vieles an, zwang sie zur Änderung. Ich ging in eine Therapie, aber auch alles was ich da lernte gab ich nur eine meine Mum weiter. Da diese nichts tat, verlor ich langsam meinen Respekt, v.a. mein Vertrauen in ihren Verstand.

    In der Therapie lernte ich, mir nicht alles gefallen zu lassen, mein Leben zu leben. Das brachte mich dazu, rebellisch zu werden, gegen alles zu rebellieren was daheim so gedacht und gesagt wurde. Fühlte mich stark und doch leer. Hoffte, dass mein Verhalten dazu beiträgt, Änderung zu erwirken.

    Es ist ein Jahr her und doch eine lange Geschichte. Jedenfalls ging es mit zunehmend schlechter. Nach Monaten, in der mein Vater Ruhe gab und er anscheinend trocken war (Was kein Alk. ist, wenn er nicht zugeben kann, ein Problem mit Alkohol zu haben) gingen die Spannungen, die Agressivität wieder los und wurden schlimmer. Er wurde auch gewaltätig. Ich bekam Probleme in meinem Privatleben, irgendwie depressiv.
    Wie durch einen Zufall fiel mir vor einigen Wochen das Buch "Frauen die zu sehr lieben, die heimliche Sucht gebraucht zu werden" von meiner Mum in die Hände.

    Es war krass, wie sehr ich mich darin fand und so meldete ich mich hier an. Erst, weil ich nicht die Möglichkeit hatte zu einer "echten" Selbsthilfegruppe zu gehen, aber jetzt merke ich wie sehr das Schreiben hilft ;)

    Mittlerweile lerne ich dazu. Über mich und die Situation in meiner Familie. Bin froh und erstaunt, dass es nicht nur mir so geht und dass es Menschen gibt, die es trotz einer solchen Kindheit schaffen. Fühle mich nicht mehr so "alienated", Außenseitermäßig.

    Ich versuche mein Leben in die Hand zu nehmen. Ich bin noch sehr jung, grad volljährig und seh das als frühe Chance was zu ändern. Aber man ist nie zu alt, was zu tun, sehe ich hier.

    Hoffe ich konnte dir einen "Überblick" verschaffen :P

    lg LaMer

  • Hi la mer
    Ich finde es gut das du jetzt schon den durchblick hast.den hatte ich leider nicht als ich juenger war.wenn ich im nachhinein zurueck blicke war ich damals schon ziemlich geschaedigt nur ich habe es nicht wahr genommen.ich hab mit 16 gesagt ich moechte ein Kind,hatte viele maennerbekanntschafften.und immer wenn ein junge Schluss machte ging fuer mich die Welt unter.ich konnte auch nicht lange solo bleiben es musste sofort Ersatz her.ich würde noch als flittchen betitelt von meinen vater.die Jungs hielten es auch nicht lange aus bei mir.spaetrstens wenn mein Vater ins spiel kam war Schluss.jetzt weiss ich das war ein eka Muster.ich finde es toll das du es jetzt schon bemerkst.
    Lg

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