wie offen geht ihr mit dem thema eurer eltern um?

  • hallo liebe leute!

    ich frage mich oft, ob ich das thema nicht IMMER offen ansprechen sollte:

    neulich hat eine bekannt meine mutter gesehen und war entsetzt:

    du, deine mutter sieht ganz schlimm aus! was hat sie denn?

    da meine mutter wohl keine fahne hatte (aber torkelig draußen war,
    kreidebleich und mit zerknitterter haut, tränensäcken und lallender
    sprache) bemerkte sie (?) wohl nicht, woran es lag.

    ich: erklär ich dir ein anderes mal.

    seitdem frage ich mich: soll ich die karten IMMER offen auf den tisch legen?
    obwohl dann vielleicht meine mutter auch in eine schublade gesteckt
    werden wird, oder missachtung erlebt- weil leute ihren "schwachpunkt"
    kennen?

    bin ich nun wieder co-abhängig, weil ich es verdecke? nicht damit leben
    kann, dass leute (evtl. auch gegen mich) vorurteile haben werden?

    ein teil in mir sagt: sch*** auf die leute, wen interessiert´s, was die denken!

    ein anderer warnt: tja, dann bist du eben die frau mit der asozialen
    säufer-mutter... und deine mutter wird in den augen der leute das
    allerletzte sein, es merken und traurig sein und noch mehr trinken...

    wie weit habe ich das recht, es leuten zu sagen, die meine mutter auch
    kennen und es bis jetzt nicht wissen/kapiert haben (!)--

    verleumde ich sie, ruiniere ich zu unrecht ihren ruf?

    auch nachbarn von ihr haben wiederholt andeutungen gamcht- und ich,
    ganz auf blut-ist-dicker bin ausgewichen.

    muss wohl auch am komplex ligen, den meine mutter mir eingetrichtert
    hat: familienangelegenheiten gehen keinen von außen etwas an! wer
    seine eltern verrät ist das letzte, unloyal und ein verräter!

    nie eine blöße geben, die anderen werden nur auf dir und deiner
    schwachstelle herumhacken...

    gut. ich merke gerade, wie der kleine richter mit der stimme meiner
    mutter von meiner schulter rutscht.

    das ist ein bockmist, aber er sitzt tief in mir, wirklich tief!

    warum sind elternworte nur so mächtig?

    bin gespannt auf eure meinung.

    lg fatima

  • Hallo Fatima!

    Wenn jemand was über meine Mutter wissen will, muss er meine Mutter fragen.

    Wenn jemand was über mich wissen will, kann er mich fragen.

    Ich bin für mein Leben zuständig. Sie für ihres.

    LG

  • hallo schnuffig!

    interessant. die antwort "frag sie, was sie hat" ist mir gar nicht erst
    eingefallen.

    ich kämpfe nämlich mit wut. ich habe zwischendurch lust, ihr problem
    AKTIV aufzudekcen, damit es alle wissen und mich a) keiner mehr
    fragt (ich mich nie fragen muss: erzähle ich es od. nicht?) und b)
    sie ihre maske endlich ab hat. sch****-lügen und sich darstellen, als
    wär man was... und die anderen sollen mitmachen...

    du hörst, ich bin nicht objektiv, nicht gelassen und hab immer noch
    selbst probleme, loszulassen, sie sich zu überlassen, meinen vater
    ebenso.

    ich arbeite dran.

    lg fatima

  • Hallo fatima,

    also wenn mir danach ist, dann rede ich darüber offen. Es kommt halt drauf an, was das für ein Bekannter ist.

    Sicher ist das die Sache meines Vaters, aber es hat mich doch auch irgendwo beeinflusst. Besonders geht es mir damit auch besser. Ich muss nichts mehr verschweigen oder schönreden.

    Bei einigen Leuten sage ich aber auch, dass ist die Sache meines Vaters, dazu kann ich nichts sagen. Das sind dann einfach mehr die Bekannten von ihm, mit denen ich sowieso nichts zu tun habe, aber als Tochter gefragt werde.

    liebe Grüße
    Laura

  • Bei mir war das kein Thema weil ich Panikattacken hatte
    fragten viele woher hast Du das denn?da hab ich ganz offen geredet und gesagt weil ich mit dem Alkoholkonsum meines Vaters nicht klar komme.ausserdem haben die meisten meiner bekannten ihn scho oft richtig voll gesehen da gabs nix zu verschweigen.

  • Was erwartest du denn von ihnen, wenn du mit anderen darüber redest?
    Hab ich mal versucht in der Familie- ich dachte, mir hört mal jemand zu. Dann hagelte es nur Vorwürfe, weil ich es verdeckt und schlimmer gemacht habe.. Und warum ich nichts eher gesagt habe- das Verhältnis zu der Person ist total zerrüttet.
    Also, bedenke, dass es auch total nach hinten losgehen kann.
    Ich habe daraus gelernt- von mir erfährt davon niemand mehr was. Außer mein Partner und enge Freundinnen.
    Ich hab mir mal Gedanken dazu gemacht- falls mich jemand darauf anspricht, ist auch meine Antwort "Frag sie doch selbst".
    Als mein Arzt mir erklärte, dass sie schon einen Wasserbauch hat und ein Entzug nichts mehr bringt, hatte ich eine schlechte Zeit auf der Arbeit und deswegen ein Gespräch mit der Teamleitung. Ich sagte nur, dass sie krank ist und wohl sterben wird- Chefin fragte auch, was denn los sei- hab keine Antwort gegeben. Die meisten haben doch ein ganz klassisches Bild von Alkoholikern- Assis, HartzIV, vermüllte Wohnung, schlechter Umgang. Tja, meine Eltern arbeiten beide, 2 Autos, Eigenheim, englischer Rasen, saubere Zimmer- ich möchte auf der Arbeit nicht mit irgendwelchen Vorurteilen in Verbindung gebracht werden. Die meisten tragen die Nase in der Höhe und ich möchte nicht deren gemeinsames Gesprächsthema werden.

    Was erwartest du dir, wenn du offen darüber redest?

  • Mir geht es da erfahrungsgemäß genau gleich wie Zimttee.
    Statt dem irgendwie doch erwarteten Trost gab es Vorwürfe oder diesen Blick hintenrum.
    Da werde ich zornig! Nicht gut!

    Es ist ja nicht so, dass ich nichts sagen würde, täte man mich fragen:Wie geht es Dir mit deinen Eltern?

    Ist mir aber noch nicht oft passiert. Einmal glaube ich.

  • Ja, genau! Gefragt, wie es mir geht, hat bisher niemand. Es wurd mir sogar gesagt, dass es nun egal ist, dass ich "Schaden genommen" habe- was für eine blöde Ausdrucksweise.. Aber Mutters Zustand habe nun Vorrang.

    Mir wurde echt vorgeworfen, dass ich das "Deckmäntelchen" drüber geworfen habe. Ich nehme an, die Person hat danach gegooglet, etwas zum Thema gefunden. Da stand dann, dass Angehörige alles verheimlichen und der Trinker dadurch unbehelligt weitertrinken kann. Das hat sie dann unreflektiert auf mich bezogen. Bedacht, dass ich damals als Kind von meiner Mutter abhängig war, hat sie nicht. Wenn ich mich nicht so verhielt, wie Mutter es wollte, gab's Strafe. Meinte sie, dass ich als 7-Jährige meiner Mutter einen Therapieplan mache? Wir haben da auch nie ein Geheimnis draus gemacht. Sie war öfter da, als Mutter "Unfälle" hatte, ihre Mutter wusste es auch- woher sollte ich wissen, dass sie es nicht weiß? Sie wollte es wohl nicht wissen.

    Also, wenn ich nochmal die Wahl hätte, würde ichs nicht erzählen. Es hat sich für mich nix geändert, nur dass ich Blitzableiter für den Frust meiner Verwandten geworden bin. Den Boten der schlechten Nachricht trifft dann eben die Strafe. Bedenke, dass auch Menschen, denen du berichtest, emotional involviert sein können. Grad, wenn Emotionen im Spiel sind, verhalten sich Menschen irrational. Ich hab es der Frau vor knapp 3 Jahren erzählt- seitdem ist unser Verhältnis so richtig hinüber. Gut war es vorher schon nicht. Ich hätte bedenken müssen, dass sie eben ein grähmiger Mensch ist, unzufrieden- der die Schuld chronisch immer auf andere abwälzt, sodass die Menschen, die ihr nahestehen, keine Schuld trifft. Sprich mit Menschen, die dir nahe stehen- gute Freundinnen oder dem Partner.

  • Wie ich ja schon geschrieben habe, erzähle ich es wenn mir danach ist. Schlechte Erfahrungen habe ich bisher auch nicht gemacht. Kann daran liegen, dass ich es nicht der Verwandtschaft meines Vaters erzählt habe. Warum auch? Ich habe zu ihnen ja keinen Kontakt.

    Ich erzähle es den Menschen, die mit mir was zu tun haben. Und diese Menschen haben mich noch nicht einmal schief angesehen. Für mich ist es wichtig darüber sprechen zu können. Geschwiegen habe ich lange genug.

    Zudem kommen automatisch Fragen, da ich relativ nah bei meinem Vater wohne, und wir uns kaum sehen und früher fast täglich.

    Und mal ganz ehrlich, auch wenn mich jemand blöd anguckt oder mich für irgendwas verantwortlich machen würde, damit müsste ich dann leben. Aber solche Menschen will ich doch gar nicht in meinem Leben. Das sind doch solche Menschen, die dann auch bei anderen Problemen nicht für mich da sein würden. Darauf kann ich doch verzichten.

    liebe Grüße
    Laura

  • Zitat

    Und mal ganz ehrlich, auch wenn mich jemand blöd anguckt oder mich für irgendwas verantwortlich machen würde, damit müsste ich dann leben. Aber solche Menschen will ich doch gar nicht in meinem Leben. Das sind doch solche Menschen, die dann auch bei anderen Problemen nicht für mich da sein würden. Darauf kann ich doch verzichten.


    Danke für diesen Text! Er bringt mich zum Nachdenken.

  • Hallo Zimttee,

    ich habe das auch geschrieben, weil du von der Frau geschrieben hast. Habe halt überlegt, was ich machen würde. Und für mich entschieden, dass dann für so eine Person in meinem Leben kein Platz ist.

    Der Satz "Wahre Freunde erkennt man erst in schlechten Zeiten." stimmt. Und ich habe lieber Freunde, die hinter mir stehen, als eine Familie die gegen mich ist.

    liebe Grüße
    Laura

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