Die Suche nach mir selbst

  • Hallo allerseits!
    Ich denke alle Kinder von Alkoholikern kennen dieses Gefühl, trotzdem möchte ich hier einfach mal drüber schreiben..
    Alkoholismus habe ich nie als Familienkrankheit wahrgenommen und erst seit ich darüber mehr bescheid weiß, tun sich in mir irgendwie..Abgründe auf. Habe das letzte Jahr damit zugebracht, zur "Seelsorgerin" meiner Co-abhängigen Mutter zu werden und in dieser Zeit totalen Kontakt zu mir selbst verloren. Es fühlt sich an, wenn ich mich mal wirklich auf meine Gefühle konzentrieren will, als würde ich neben mir stehen. Wäre nurnoch ein Doppelgänger von mir, dessen Kopf voll mit den Problemen und Meinungen anderer ist. Früher hatte ich immer schon solche Vermutungen, dass ich irgendwie "komisch" bin, nicht richtig ticke, weil eben oft das Gefühl aufkam, nicht zu wissen wer ich bin und was ich denken soll...Ich habe mich dann umso mehr auf Gefühle und Probleme anderer konzentriert, weil ich mich damit von meiner eigenen Innenwelt ablenken konnte. Und jetzt stehe ich hier und merke endlich, dass ich den falschen Weg gehe. Ich komme mir vor, als würde ich langsam aber sicher meine Probleme reflektieren...aber kenne keine Lösung zu den Problemen.

    Gerade komme ich mir komisch vor, weil ich nur über mich schreibe...Es ist so ungewohnt, über sich selbst nachzudenken, nicht in Form von Selbstmitleid oder Vorwürfen, einfach nur mal über sich selbst schreiben. Aber irgendwie hilft es auch, hier seine Gefühle aufschreiben zu können. (Bin ja noch ganz neu hier) Allein das Aufschreiben bringt schon was, selbst wenn es jetzt keiner lesen würde ;)

    Habe gestern zum ersten Mal wirklich mit einer Freundin, die ich schon lange kenne, über meine Situation gesprochen. (Von der Alkoholkrankheit meines Vaters wissen mehrere, habe ja dank Therapie sofort anderen offen das Problem schildern können. Aber jetzt ging es einfach mal um mich) Erst hatte ich Angst, dass ich sie abschrecke. Aber dann konnte auch sie ehrlich sein und hat mir plötzlich auch ihre Situation daheim geschildert.
    Es war einfach gut, sich jemandem anvertrauen zu können. Ehrlich sein zu können. Jetzt fühle ich mir schon ein wenig näher, weil ich vor einer Freundin meine "Maske" ablegen konnte.

    Jedenfalls habe ich immernoch Probleme, mir wirklich selber "nahe zu kommen". Ich nehme mal an, dass es vielen von euch ähnlich geht. Dieses Gefühl, neben der Spur zu stehen, während man eigentlich gleichzeitig alles im Griff haben will. Leider habe ich immer versucht meine Umwelt in Griff zu bringen, nicht mich selbst.

    Ich überlege jetzt, wieder mit einem Tagebuch anzufangen. Eigentlich denke ich, dass es hilfreich ist, vor allem wenn ich dort hineinschreiben könnte, was ich hier schreibe. Aber aus meinen früherern Erfahrungen mit Tagebüchern weiß ich, dass ich entweder nicht regelmäßig reinschreibe oder das Tagebuch anlüge, weil ich Angst habe, dass es jemand findet und ließt. Das hört sich jetzt vielleicht paranoid an :D , eigentlich vertraue ich meiner Familie was das angeht, aber da ist wohl immernoch die Angst, mir und anderen gegenüber ehrlich zu sein und mein wahres Ich zu zeigen.

    Welche Erfahrung habt ihr denn so mit Tagebüchern?

    Nunja, jetzt hat es jedenfalls gut getan, das mal aufzuschreiben.

    lg LaMer

    :wink:

  • Verdammt gutmütig. So würde man mich wahrscheinlich als Außenstehender beschreiben.
    Hatte in den letzen Jahren viele Freundschaften, die kaputt gegangen sind. Meistens war es so, dass ich EINE sehr gute Freundin hatte, war beinahe fixiert auf sie. Und dann gab es manchmal irgendwas, was mir nicht gefiel. Wurde häufig versetzt, Uhrzeiten wurden nicht eingehalten, man meldete sich nie bei mir, immer war ich die, die sich meldete, nach Treffen fragte. Als die Freundschaften dann (wer hätte es gedacht) auseinander gingen, fühlte ich mich schuldig...auch heute noch. Habe immer gedacht, ich wäre schuld daran, ich habe den Kontakt ja letztendlich abgebrochen (dabei hatten die anderen wohl schon viel früher dicht gemacht)
    Wenn ich das hier aufschreibe, klingt es komisch, ja beinahe banal.
    Habe am Wochenende einer dieser "Freundinnen" getroffen. Wir waren wirklich gut befreundet, aber am Ende hatte sie mich benutzt um was über ihren Ex herauszufinden, mit dem ich befreundet bin.
    Nunja, was mache ich also am Wochenende? Stürme auf sie zu, möchte reden, sie meint danach, alles klar, wir fangen mit unserer Freundschaft schon wieder an.
    Jetzt frag ich mich: Wieso? wieso hab ich das eigentlich getan? Ich glaube, weil ich Schuldgefühle hatte/habe. Weil ich denke, irgendwie bin ich ja Schuld, hab mich damals nicht benutzen lassen wollen, das aber nie so klipp und klar gesagt sondern den Kontakt abgebrochen.

    Ich bin zu gutmütig. Und fühle mich immer zu 80% verantwortlich für unsere Freundschaften. Wenn ich so recht überlege, fehlt es mir irgendwie an wahren Freundschaften, bei denen alle Beteiligten gleichviel in die Freundschaft stecken und beide was von haben.
    Aber ich kann es mir nicht erklären, was Freund- und Partnerschaften angeht, schein ich irgendwie doof zu sein :D
    Möchte nie als der Blöde darstehen und reagiere daher oft netter als ich wohl sollte. In Wirklichkeit habe ich gar keinen Realitätsbezug mehr zu meinen Freundschaften, kann nicht unerscheiden zwischen denen, die schaden und denen, die gut sind. :roll:

    Mal wieder einen schlechten Tag gehabt heute.
    Naja, ich geb nicht auf!
    lg LaMer

  • Hi la mer
    Ja so war ich auch immer hab vieles mit mir machen lassen und war einfach zu gutmütig.eine Freundin hat mal zu mir gesagt Sie findet es komisch weil ich so angepasst bin das ich einfach mit jeden klar komme.das war vor 15 Jahren dann fing ich an mich zu beobachten und habe gemerkt das ich zu angepasst bin hab oft auf meine eigene Meinung verzichtet nur um anderen zu gefallen.hab Freundinnen hinter her telefoniert die mich versetzt hatten und hatte auch noch verstaendnis fuer fadenscheinige ausreden.mittlerweile hab ich ausgesiebt ich habe 3 gute freundinnen die auch immer fuer mich da sind und zu den anderen halte ich nur lockeren kontakt und die die mich ausnutzen haben Pech die haben meine Freundschaft nicht verdient.und so wie sich deine Freundin anhoert hat Sie dich wohl auch nicht verdient.hoer mal in dich ob du dich wohl fuehlst in ihrer Gegenwart.als bloed stehst du bestimmt nicht da.du hast ein Recht dir deine freundinnen selbst auszusuchen ganz egal was andere ueber dich denken.
    Lg

  • Saubere Brüche.

    Hallo La Mer!

    So eine habe ich auch in meiner Vergangenheit, oder sind es zwei?
    Du bist also auf sie zugestürmt und wolltest mit ihr reden, wohl auch, weil nach eurer Trennung noch ein unangenehmes Gefühl bei dir da ist.
    Ich finde daran nichts auszusetzen. Auch weil ich eben selber Trennungen mag, wo man dann wen wieder trifft und sich eben für den Moment darüber freut.
    So.
    Es kann sein, dass das bei dir auch so ist. Du wolltest an diesem Abend wo du sie gesehen hast, ein Gespräch mit ihr.
    Sie hat eurem Gespräch eine andere Bedeutung gegeben.
    Wieder einen Anfang gesehen.
    Aber für dich hat das Gespräch eben etwas anderes bedeutet.
    Du hattest das Bedürfnis nach einer, endlich sauberen Trennung.
    Meiner Meinung nach sprach auch dein Kontakt Abbruch eine klare Sprache.
    Wäre sie ein Mann mit dem du mal was hattest und du redest wieder mit ihm, worauf er dir mitteilt, dass jetzt alles klar ist und ihr wieder eine Beziehung anfangen könnt, würdest du dann auch die Schuld bei dir suchen?
    Oder würdest du dir nicht eher denken, nur weil du jetzt mit dem geredet hast, schuldest du ihm noch lange nichts?
    Kurz: Lass dich nicht ärgern von der Person, sie passt eben nicht zu dir.
    Daran ist niemand schuld.

  • Hallo ihr zwei! :)
    gartenblume: Ja, diese Überangepasstheit! Es ist wirklich krass. In meiner Jahrgangsstufe an der Schule bin ich (rein von außen betrachten) mit eigentlich JEDEM gut klargekommen und eine Freundin meinte mal, dass es ihr Angst macht, dass ich wirklich mit so vielen verschiedenen Charakteren zu tun habe. In Wirklichkeit, das habe ich schon früh beobachtet, war ich eigentlich meisterlich darin, die Situation zu erkennen und mich anzupassen. Wusste, wie ich mich verhalten musste und was ich wie sagen musste um mich mit denen zu verstehen. Ich hatte einfach Angst, anzuecken, wollte immer die sein, mit dem "langen Draht", die sich mit allen versteht.. :roll:

    schnuffig: Oh du gibst das wirklich besser rüber als ich es gemacht hätte. Die Schuldgefühle aus dem Weg räumen. Das ganze "sauber" und nicht kindisch zu beenden war eigentlich viel mehr mein Wunsch. Auf solche Freunde kann ich wirklich verzichten. Dennoch fällt es mir schwer, in solchen Situationen wirklich zu sagen was ich will.
    Aber es stimmt, ich bin ihr keine Freundschaft schuldig, nur weil die Sache jetzt "geklärt" ist. Danke, dass du mir das vor Augen gehalten hast :)

    lg LaMer

  • Hallo La Mer!

    Es ist wohl eher überhaupt schwer in solchen Situationen zu sagen was man will. Man sammelt aber so seine Erfahrungen und das macht es dann schon einfacher.

    Und in deinen Worten an Gartenblume verwendest du das Wort meisterlich.
    Du verstehst es meisterlich Situationen zu erkennen und dich anzupassen.
    Ich würde für mich beim zweiten Teil sagen, dass ich mich möglicherweise anpasse.
    Weil ich sehr selten Angst habe, nicht anzuecken.
    Ich bin ja auch um einiges älter als du. Meine Freundinnen nehmen inzwischen auch Abstand davon, dass sie mir sagen, sie hätten von ein paar Dingen die ich eben anders mache als sie, Angst.
    Aber ich weiß auch, dass ich ihnen manchmal unheimlich bin.
    Damit klar zu kommen ist aber nicht meine Sache, sondern ihre.

    Liebe Grüße!

  • Im Kindergarten bekommt man beigebracht, man solle sich vor dem großen, bösartigen Fremden schützen. Soll nicht zu Unbekannten ins Auto steigen, denn die sind böse. Soll nicht mit alten Männern sprechen, denn die sind böse. Soll sich vor den Jugendlichen, die auf dem Parkplatz abhängen, in Acht nehmen, denn die sind böse.
    Niemals wurde erwähnt, dass man in seinem engsten Familienkreis verletzt werden kann. Dass man sich vor Menschen in Acht nehmen muss, bei denen man sich unwohl fühlt, nicht vor denen, die man nur nicht kennt.

    Wäre es damals ein Fremder gewesen, der mich schlug, hätte meine Mama wohl die Polizei gerufen, sie hätte mich vielleicht versucht zu schützen, wäre sehr sauer auf den Fremden.

    Mein Vater war nie gewalttätig, und so dachte ich immer, dass es mich von all den schlimmen Kindheitserfahrungen doch nicht so arg getroffen hätte. Er trinkt doch nur, anderen ergeht es schlimmer.
    Jetzt weiß ich, nicht die Umstände zählen, das Gefühl zählt.

    Als mein Vater mich schlug, stand meine Mutter daneben. Durchs Gesicht, mir wurde schwarz vor Augen und ich sackte unweigerlich auf die Knie. Habe davor nie gewusst, wie sich sowas anfühlt. Im selben Moment schossen mir tausende Gedanken durch den Kopf, allen voran "Wie konnte er soetwas tun?" Ich war wie gelähmt zu diesem Zeitpunkt. Mein Vater regte sich auf, schrie meine Mutter an, wieso sie mich nicht zurückgehalten hätte. Mich? Wir hatten ein Streit. Er packte mich erst am Arm und wollte mich wegzerren, ich hab seinen Arm weggerissen, daraufhin die Ohrfeige. Muss man sich vor mir wehren? Ich klein und schwach, er, groß und kräftig. Er machte meiner Mutter Vorwürfe, wieso sie mich so erzogen hätte, wieso sie nicht verhindern könne, dass ich "auf ihn losgehe". Das muss man sich mal vorstellen..

    An diesem Abend war er betrunken, ich merkte es an seinem Blick, und an seiner Kampfwütigkeit, wodurch der "Streit" erst entstand (es ging darin um Peanuts, ich hätte irgendwas nicht aufgeräumt)

    Mein Vater, den ich nie als gewalttätig empfunden hatte. Seine Hemmschwelle war mittlerweile so niedrig, dass ich nicht aus Gewaltfreiheit vertrauen konnte. Ich hatte Angst, große Angst, denn wenn er sich das traut, was traut er sich (nach diversen Drohungen) denn noch?

    Die Reaktion meiner Mutter: Sie zwang ihn, sich zu entschuldigen. Ich war hilflos an dem Abend, bettelte sie an sich endlich zu trennen, endlich was zu tun. Ihre Antwort: Sie ließe das auch nicht so stehen, er müsse sich entschuldigen.
    Reicht das?

    Er entschuldigte sich, im gleichen Atemzug fragte er, warum wir ihn auch immer so provozieren müssten. Meine Antwort war kurz "Ich bin fertig mit dir!" Er nahm es "zur Kenntnis", so eine Worte.

    Das ist jetzt ein paar Wochen her. Und sozusagen mein persönlicher Tiefpunkt, an dem ich erkannte, dass es so nicht weitergehen kann und letztendlich der Auslöser, warum ich mich hier angemeldet hab.

    Dachte die ganze Zeit, ich hätte alles unter Kontrolle, dachte sogar mein Vater wäre trocken,weil er ja "nurnoch" alk-freies Bier trank.
    Von wegen.
    Ich habe keine Kontrolle, keine Zügel in der Hand, keine Macht über diese Situation. Ich kann nichts ändern, nichts steuern.

    So, das ist wohl das erste Mal, dass ich mich wirklich damit konfrontriere. Habe das in den letzten Wochen ein wenig untergraben und verdrängt. Und jetzt bin ich froh, dass ich es aufgeschrieben hab.

    Lg LaMer

  • Hallo La Mer!

    Wie furchtbar für dich.
    Du hast in allem Recht. Bei einem Fremden wäre deine Mutter wohl sicher nicht auf die Idee gekommen, ihn zu einer flapsigen "Entschuldigung" zu zwingen.
    Deine Eltern irren sich auch, wenn sie denken, sie würden in einer Gesellschaft leben, in der häusliche Gewalt immer noch niemanden etwas angeht.
    Es ist eine Straftat dich zu schlagen.
    Ich frage mich, wie er der Polizei erklären will, dass seine Tochter ihn provoziert hat und er ja gar nicht anders konnte.
    Menschen die ihre Kinder schlagen, sind unbeliebt.
    Ob ihm das klar ist, dass er dafür dass er deinen Körper verletzt auch eine ebensolche Strafe bekommt?
    Ich glaube nicht.
    Ich hoffe aber, dass dir das klar ist.
    Du bist mutig und hast Kraft, das merkt man deinen Worten an.
    Ich wünsche dir das Beste!

  • Hi la mer
    Das ist sehr schlimm so ging es mir ab meinem 12.Lebensjahr.klar du hast ihn provoziert solche sprueche bekam ich auch.irgendwann hat meine Mutter ebenso reagiert wie er so nach dem motto selber schuld.sag mal du bist ja noch minderjährig kannst du dich jemand anvertrauen im Bekanntenkreis das du evtl.ausziehen kannst Oma oder so?
    Lg

  • Hallo gartenblume,
    ich habe mich was das angeht schon relativ "vielen" anvertraut, Mutter (aber naja, ebenfalls co-abhängig, ich glaube sie konnte mit meiner Sicht nichts anfangen, sie war ja immerhin dabei), Schwester, Freundinnen, aber meine Verwandten wohnen etwas weiter weg und unser Kontakt ist spärlich. Wenn wir bei denen sind, wird oft das "Schöne Familie"-Bild ausgepackt und alle machen so, als wenn nichts wäre. Ich weiß nich, wann ich da einen passenden Moment finden könnte um mich jemandem anzuvertrauen. Sicherlich nicht beim Abendessen^^ Ich weiß auch nicht, ob ich meine Oma, was das angeht "belasten" kann. Sie ist nicht mehr die jüngste und ich weiß nicht, ob sie mir helfen kann.

    Aber ich bin in 2 Wochen sowieso für ein paar Monate weg (beruflich). Ich hoffe, dass ich in dieser Zeit Abstand gewinne. Danach "muss" ich wieder heim, will aber so schnell wie möglich studieren und auch ausziehen.
    Mein Onkel weiß bescheid und der hilft, jedenfalls finanziell, so dass ich die Möglichkeit habe, eine Wohnung zu besitzen (Aus beruflichen/schulischen Gründen)

    Momentan geht es mir nicht so gut. Fühle mich von Freunden hängengelassen. Bei soetwas bin ich immer total "verwirrt" weil ich nicht weiß, ob ich der Anlass bin,dass sie sich zurückziehen, meine Denkweise, oder auch sie selbst.
    Ich fühle mich, als hätte ich 0 Selbstbewusstsein. Positiv daran ist, dass es schonmal nicht weniger werden kann :D
    Aber irgendwie will nichts dazu kommen. Habe manchmal Tage des Hochgefühls und wenige Zeit darauf bin ich wieder sehr niedergeschlagen, fast manisch, seit ca 1 Jahr.

    Beispielsweise habe ich vor einigen Tagen etwas nachgedacht und war fast überfroh, weil ich mir klar gemacht habe, dass im Leben und in der Zukunft nichts wirklich planbar ist und niemand vorraussagen kann, was passiert und was nichts. Für jemanden wir mich, der mit der 2. Gerhirnhälfte immer in der Zukunft lebt, war das schonmal ne ziemliche Erleuchtung.
    Ebenso, dass ich darauf gekommen bin (wie auch immer), dass man nur wirklich respektiert werden kann, wenn man sich selbst respektiert.

    Aber ich kann mit diesen Weisheiten bisher nichts anfangen. Probleme zu finden, heißt eben nicht, sie zu lösen. Da hab ich manchmal das Gefühl, mein Hirn ist falsch programmiert, aber ich weiß nicht, wie man es umprogrammiert. Viel zu einfach ist es, so weiter zu machen wie bisher.

    Jemand hat mir mal erklärt, dass es bei einer Depression nicht an der Möglichkeit fehlt, was zu ändern, sondern am Wille, v.a. unterbewusst.
    Dass man sich an Schmerz und Leid gewöhnt hat, und denkt, nichts anderes vom Leben zu bekommen als Zitronen. Sich in düsteren Gedanken zu suhlen erfordert weniger Mut, als sich aufzuraffen und etwas zu tun. Aber was tun?
    Bei Selbstratgebern fehlt mir der Vertrauen, mit Therapien hatte ich schlechte Erfahrung (weil ich es aber auch für mich falsch umgesetzt habe) und an Medikamenten sah ich meiner Mutter scheitern.

    Hoffe, dass mir der Abstand, den ich bald zu meinem Heim gewinne, mich dahingehend etwas unterstützt. Momemtan bin ich v.a. ratlos, und da ich nicht mehr die Schule besuche und zur Zeit freu habe, bietet mir leider genug Zeit zum Nerven aufreiben.

    Habe begonnen ein Tagebuch zu führen und ich finde, es hilft jedenfalls dabei, nachts einzuschlafen. Man kann seine Gedanken aufschreiben, und das Buch dann beiseite tun und sich mit anderen Dingen befassen.
    So ähnlich wie bei dieser Seite. Denn wenn man es aufgeschrieben hat, hat man das gefühl, man hat jetzt genug drüber nachgedacht. Die Gedanken dürfen mal Pause machen!

    lg LaMer

  • Hi la mer
    Deine zukunftsaussichten erstmal beruflich weg zu sein finde ich klasse.das wird dir gut tun.Naja ich musste mir neulich in der Therapie vorstellen was Waere wenn ich die Verantwortung fuer meinen Vater abgelegt haette und siehe da ich bin uebergeschaeumt und war total Happy.bei den Freunden ist es immer so Ne Sache die wenigsten verstehen einen weil sie es nicht kennen.und zum Thema Depression finde ich es ist keine willenssache sondern eben eine Krankheit.bei mir gehts auch immer rauf und runter.gestern war schlecht heute ists wieder besser.bei mir scheiterts immer am gefuehl das es mir nicht gut gehen darf.bloed...ich finde es gut das dein Onkel dich unterstützt das ist schon viel gewonnen.
    Lg

  • Hallo Gartenblume!
    Das mit den Depressionen hab ich mal in einem Buch gelesen (Glück kommt selten allein von Dr.Eckart v. Hirschhausen) . Dort wurde beschrieben, wie man versuchte Depressionen an Tieren zu testen. Man sperrte einen Hund ein, sorgte allerdings dafür dass er alles hatte: Futter, Spielzeug etc. Immer wenn er fraß, versetzte man ihm einen kleinen Stromschock, nichts gefährliches oder schmerzhaftes, aber jedes Mal einen kleinen Schrecken, wenn er fressen wollte. Mit der Zeit lernte der Hund, dass immer wenn er fraß, er diesen Schockmoment erleben müsste und er nahm es hin. Man glaubte zu Anfang des Experimentes dass sich der Hund wehrt oder nicht mehr frisst, versucht zu entfliehen. Aber mit der Zeit nahm er es hin, als würde ihm das Leben nichts besseres bieten. Noch erstaunlicher war, als man den Käfig öffnete, floh der Hund nicht, er blieb liegen.

    So wird es in dem Buch beschrieben. Kann nicht für Richtigkeit versichern!

    Das Hirn hatte gelernt, den Schmerz zu akzeptieren und konnte mit den Möglichkeiten einer freien Aussenwelt wohl nichts anfangen, da es an die Situation im Käfig gewohnt war.

    Und so erkläre ich mir meine Depression. Und da kommt auch die Krankheit ins Spiel: Das Hirn ist einfach falsch gepolt :roll: Und selbst wenn man sich gute Gedanken verschafft, neue Haltung einnimmt und versucht, das Leben anders zu sehen, so ist alles dies nicht stark genug um das Hirn wieder hinzubiegen^^

    So habe ich eben Momentan Probleme wenn es um Freundschaft und Beziehungen geht. Fühle mich oft als der Aktive in den Freundschaften, wenn ich mich nicht melde tut es niemand. Habe so viele Freundschaften aufgebaut und abgebrochen, immer mit dem Gedanken, es müsse wohl was besseres geben, jemanden der genauso "aktiv" ist wie ich. So langsam glaube ich, es hängt nicht nur an den anderen. Klar, man versteht sich nicht mit jedem, und es gibt auch Freundschaften die mehr schaden als nützen aber den Schmerz, den ich empfinde, wenn ich versetzt oder nicht angerufen werde kommt vor allem von meinem nicht vorhanden Selbstbewusstsein (dass wieder ein paar Stufen fällt). Und die Abhängigkeit meines Selbstbewusstseins von anderen scheint mich daran zu hindern, irgendwie "das Richtige" zu machen.

    Die richtigen Entscheidungen zu treffen, wenn es um Beziehungen geht, richtig zu reagieren, die richtigen Menschen zu kontaktieren.

    Wenn ich jetzt weg bin, werde ich ganz neue Leute treffen, mein Freundes und Familienkreis rückt in weite Ferne. Und vielleicht hilft das.

    lg LaMer

  • Meine beste (?) Freundin schaltet nach und nach den Kontakt zu mir ab. Vor einem knappen Jahr haben wir mehr zu tun gehabt, immer mehr so dass ich teilweise fast jedes Wochenende bei ihr war und wir oft was zusammen, auch mit anderen Freunden gemacht haben. Sie wusste nichts von der Situation daheim. Ich war froh bei ihr sein zu können, ihr Eltern nahmen mich gut auf, es fühlte sich an wie ein zweites Zuhause. Sie halfen mir auch mit der Entscheidung jetzt wegzugehen.

    Vor knapp 2 Monaten habe ich meiner Freundin also von daheim erzählt. Grade gab es den Vorfall daheim und ich konnte es ihr nicht verschweigen. Wollte es auch nicht. Ihr Kommentar "Konnte ich mir irgendwie denken" Naja, gut.

    Aber jetzt bricht der Kontakt ab. Ich versuche es zu "retten", habe aber schlechte Erfahrungen damit, wenn sich nur einer reinhängt. Ich wollte mit ihr darüber reden, aber sie sagt, ich würde das falsch sehen.

    Ich bin nicht blöd. Mir wurde schon viel eingeredet, aber die Wahrheit ist manchmal so ein Gefühl. Und ich merke, wenn jemand den Kontakt zu mir abbricht. Ich weiß nicht woran genau es liegt.
    Und weiß nicht was ich machen soll. Sie zieht bald ins Ausland, wohl für immer. Ich sagte, ich würde sie noch gern sehen. Keine Antwort. Mit anderen Freundinnen trifft sie sich andauernd wie ich sehe.

    Bin verwirrt. Weiß nicht, wieso das alles. Woran es liegt, an mir oder an ihr?
    Die Freundschaft war mir wichtig, jetzt rieselt sie mir wie Sand durch die Finger. Ich bin traurig, auch wütend und enttäuscht. Dachte, es wäre eine andere Freundschaft, als die vielen abgebrochenen in der Vergangenheit.

    Habe mit einem gemeinsamen Freund darüber gesprochen. Der meinte, ich solle sie verstehen, sie hätte auch (familiäre) Probleme. Aber ich verstehe es nicht.

    Jetzt komme ich mir blöd vor. Als würde ich klammern, nerven und Druck machen.

    Sie war eigentlich immer nett und auch gerecht, aber dann kam so eine Zeit, in der sie über andere Freundinnen sehr negativ sprach und irgendwie habe ich Angst, dass sie es bei mir auch tut. Dass sie allen erzählt, wie sehr ich klammere und nerve und Druck mache.

    Ich sehe keinen Grund, sehe nur ihre Reaktion. Als wäre ich keine Freundin, eigentlich nur eine Fremde, die plötzlich versucht, mit ihr Kontakt zu haben. Und es verwirrt mich, so behandelt zu werden.

    Sie war immer wie ein Vorbild. Willensstark, selbstbewusst, kam mit vielen Leuten klar. Sie wird voll respektiert von unseren Freunden. Und jetzt verliere ich den Glauben in dieses Vorbild, weil sie mich versetzt und mich abwürgt. Sich nicht meldet, nicht zurückruft.

    Ich verliere ein Auffangnetz. Aber langsam glaube ich, ich war von ihrer Akzeptanz und Freundschaft abhängig. Und jetzt, wo die Freundschaft schwindet, schwindet mein Selbstwertgefühl.

    Habe versucht mit anderen Freunden zu reden, die sehen in ihr immer noch die gerechte, freundliche, mit der sich jeder versteht und die jeder akzeptiert. Und so bin ich mit meinem Schmerz irgendwie allein. Habe das Gefühl, ich stelle mich mit meiner offensichtlichen Enttäuschung nicht nur gegen sie sondern gegen all ihre Freunde..

  • Liebe LaMer, ich freue mich für dich, dass du den Absprung erstmal vor Augen hast. Was möchtest du denn genau studieren? Mein Studium und der Absprung haben mir auch sehr gut getan! Nicht nur die Distanz, sondern auch das Lernen und der Erfolg an der Uni haben mir geholfen.

    Deine Freundin klingt ein wenig so, als ob sie selbst Hilfe braucht und den Kontakt zu dir suchte, um an dir Halt zu finden. Jetzt hat sie gemerkt, dass es dir auch nicht besser geht und orientiert sich anders. Kann es vielleicht sein? Die Erfahrung, dass sich viele Leute von der Fassade mancher Mitmenschen blenden lassen, weil sie ja sooo cool, locker und lustig sind, im Gegenteil zu einem selbst. Aber wenn man hinter die Fassade schaut, ist es gar nicht mehr so toll und lustig.. Dann sieht man verzweifelte, traurige und/oder unsichere Personen. Was die anderen nicht sehen wollen, sonst hätten sie ja kein Vorbild mehr. Ich glaube, so geht es dir grad.
    Diese Erkenntnis ist bitter, man ist ent-täuscht. Und die anderen wehren sich noch vor der Enttäuschung. Daher hast du das Gefühl, dass das nun zwischen dir und den anderen steht.
    Ich fürchte, wenn sie gehen will, dann kannst du sie nicht aufhalten. Lass sie gehen, vielleicht kommt sie zurück? Wenn sie nur deshalb den Kontakt abbricht, ging es ihr wohl nicht um dich, sondern um den Zweck, den sie mit dir verband.

    Kopf hoch! Ich finde deine Reflexionsfähigkeit gut, du kannst dir da trauen.

  • Hallo JoWi, hi Zimttee! :)
    Ich möchte gerne was in die Ozeanographie-Richtung studieren (siehe meinen Nicknamen;) ), erstmal mach ich ein Praktikum am Meer, auf das ich mich sehr freue. Nächste Woche geht es los!

    Dass meine Freundin auch Probleme hat, die wohl etwas tiefer gehen, hab ich eigentlich schon immer erahnt. Aber ich dachte immer, das wäre Quatsch, denn sie wirkte immer so selbstbewusst (als würden selbstbewusste keine Probleme habe.. :roll: meine denkweise^^) und bestimmt, wusste was sie sagen muss. Darüber hinaus wird sie ja von vielen respektiert, hat einen unglaublich großen Freundeskreis. In gewisser Weise war ich neidisch auf ihren "Lebenserfolg" und so verletzte es mich, als sie mich schrittweise von ihr abschottete. Fühlte mich vorher irgendwie zuhause bei ihr. Jetzt, wo sie sich von mir entfernt, klammere ich energisch. Nicht wörtlich, ich rufe nicht dauernd an und versuche was zu retten, aber gedanklich ist da die Enttäuschung und der Wunsch, alles solle werden wie vorher. Dann wäre alles wieder im Lot. Wenn man Freunde hat, ist die Welt in Ordnung. Das stimmt! Aber ist die Welt in Ordnung, wenn man mit aller Kraft und Anstrengung Freunde bei sich halten muss?
    Falsch gedacht! So läuft es nicht. Die Leute um mich herum machen was sie wollen, was sie für richtig halten, und oft tun sie Dinge die anderen weh tun (siehe z.B. alkoholkranke bzw co-abhängige Eltern). Was macht das EKA? Versucht, alles ins Lot zu bekommen, alles zu ändern. Wenn die äußeren Umstände stimmen, stellt sich die innere Zufriedenheit bestimmt gleich ein.. :?
    Nein, ich habe keine Lust mehr: sämtliche Kopfzerbrechereien, sämtlicher Aufwand, Dinge in die Hand zu nehmen, auszudiskutieren, alles im Endeffekt nutzlos. Die äußeren Umstände können noch so günstig sein, die Innenwelt kann trotzdem in Scherben liegen.
    Deswegen versuche ich mir jeden Tag 5x zu sagen: Die äußeren Umstände können die Innenwelt nicht ändern. Aber der innere Zustand lässt die Außenwelt anders wahrnehmen :idea:

    Mal sehn wie lang ich es durchhalte, bevor ich wieder anfange an meiner Umwelt rumzuschrauben :P
    Naja, der Wille zählt ;)

    Zitat

    Ich glaube es liegt wohl leider einfach auch daran, dass man aufgrund seiner Geschichte so merkwürdige Verhaltensweisen an den Tag legt mit denen viele andere einfach nicht zurechtkommen. Zumindest ist das bei mir so.

    Hach, so fühl ich mich auch manchmal. Als würden andere in mir einen sozialunkompetenten Alien sehn, der noch lernen muss, wie man mit Menschen umgeht.

    Vor allem wenn es ums "klammern" geht. Was ja nun wirklich viele Leute machen, wie oft ist das ein Trennungsgrund^^ Aber als EKA hat man wohl das Gefühl, mal wieder seine ganze Vergangenheit und seine Co-Abhängigkeit auszuleben.

    Was das anpassen angeht, finde ich, ist es manchmal garnicht so hinderlich. Man lernt schnell neue Leute kennen und findet sich in neuen Situationen besser ein. Aber es wird seeehr schwierig, wenn eine Freundschaft über Small-Talk hinaus geht.

    Meine Geschichte haben ich einigen Freunden mitgeteilt. Manche haben sich danach zurückgezogen, andere haben es zur Kenntnis genommen und wir sind befreundet wie am ersten Tag.

    Aber um ehrlich zu sein: Die Vergangenheit muss kein Handicap sein, die einen daran hindert, richtiges zu tun. Es ist auch nicht wirklich eine Entschuldigung, um den Freunden zu erklären, dass man manchmal "komisch" reagiert, wenn es auch ein Grund sein kann. Vielleicht ist es auch eine Chance, was aus sich zu lernen.

    Ich hoffe, ich komm ab und zu an den PC um hier rum zu lesen. Wenn ich heimkomme schreibe ich weiter. Euch weiter viel Erfolg bei der Genesung!
    lg LaMer

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!