Ich wuensche mir, wieder frei zu sein.

  • Ich versuche für mich zu bleiben.

    Kontakte habe ich reduziert. Vor allem die zu Männern.

    Mit meinem AA-Freund habe ich nun fast drei Wochen garnicht mehr gesprochen. Ich merke, dass ich dadurch viel mehr bei mir bin. Trotz allem vermisse ich ihn und die Gespräche fehlen mir. Oft half es mir, Dinge zu relativieren und nicht mehr so viel Angst zu haben vor dem alltäglichen Wahnsinn.


    Aber nun .. bin ich wieder alleine. Als hätt es uns beide nie gegeben.

    Gestern Abend das erste Mal ein kaum auszuhaltender Impuls ihn aufzusuchen, zu ihm zu fahren. Da ich seine Nummer gelöscht habe, kann - selbst wenn ich wollte - ich mich nicht bei ihm melden. Und das ist gut so. Besser.

    Ich kann Menschen nicht dosieren.

    Vor allem keine Süchtlinge. Zu denen ich auch gehöre.

    Und ich weiß. ICH bin dran. Nach wie vor. ICH bin dran.

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Fühlt sich an, als hätte ich mich aus einer "richtigen" Beziehung getrennt, dabei waren wir nie zusammen, hatten nie irgendeinen intimen Kontakt. Abgesehen wohl von der emotionalen Intimität.

    Mann. Und die Traurigkeit kommt eigentlich erst jetzt, fast drei Wochen nach dem Kontaktabbruch.

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Liebe Miriel,

    mir geht es momentan ähnlich. Auch ich habe eine Vernunftentscheidung, ähnlich der deinen, getroffen... Und es fühlt sich komisch an.
    Er ist die Person, von der ich glaube, dass er mich spiegelt. Ich bin wie er, nur in weiblich. Wir haben sooo viele Parallelen, dieselbe Kindheit.

    Aber es ist besser so.

    Dann dauert dein Ref noch 1 Jahr, oder?

    Ich bin seit März fertig und beginne dort meine feste Stelle.

    LIebe Grüße,
    ZImttee

  • Hey,

    ja ein Jahr noch. Ich empfinde es als extrem anstrengend. Vorrangig die drumherum Organisation überfordert mich chronisch.

    Hey, es freut mich, dass du dort weitermachen kannst! Toll :) Hast du dich dafür beworben? Sehr gut!

    Mh ja. Aber wieso hast du dich so entschieden bei der Person? Weil es nicht funktioniert hat?

    Für mich war es irgendwie so, dass die Freundschaft mit ihm mir ziemlich viel Sicherheit und Geborgenheit gab. Eigentlich ja was schönes. Aber jetzt fühlt es sich so an, als hätte "ich es wieder mal" nicht trennen, dosieren, oder kapieren können... und dass es deshalb nicht funktioniert hat. Weil ich dann irgendwie immer wieder an den Punkt kam, an dem ich irgendwie unzufrieden war, mit dem was war, oder Ängste hatte, oder aber auch einfach das ganze gern immer und mehr wollte. Wie auch immer.

    Jetzt hab ich es garnicht mehr.

    Ich hab den Kontakt abgebrochen, was ich ihm aber so garnicht gesagt habe. Ich hab lediglich kommuniziert, dass es für mich hier und da problematisch ist usw.

    Und vielleicht ist das bescheuert, aber es enttäuscht mich doch, dass von seiner Seite aus nicht mal irgendeine Nachricht kommt. Und vielleicht auch deshalb bin ich jetzt so traurig, weil mir so langsam dämmert, dass es das wohl dann jetzt wirklich war mit der Freundschaft. Und ich habe, daran erinnere ich mich gut, irgendwann mal zu ihm gesagt, dass ich schon denke, dass wir nur eine gewisse Zeit einen "gemeinsamen Weg" haben werden.

    Das fand er ganz seltsam. Aber ich denke, ich wusste da schon, dass das für mich auf Dauer nicht funktioniert.

    Oh mann.

    Und wie gehst du jetzt damit um?

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Hm, ich habe mich entschieden, weil es besser für mich ist.

    Es ist schwierig- er hat mich jetzt sehr lange sehr umgarnt; das hat mir wirklich sehr gefallen. Ich denke, kämen wir aus einem "normalen" Umfeld, wäre es sicher ein perfect Match. Jetzt ist es so, dass wir beide eine schwierige Kindheit hatten. Ich würde für meinen Teil denken, dass ich mein Leben im Griff habe. Habe mich abgenabelt, Verantwortung für mich übernommen, eine Struktur entwickelt und stehe nun im Leben. MIr gehts gut; soweit läuft alles.
    Bei ihm nehme ich an, dass es nicht so ist. Ich will da nicht ins Detail gehen. Ich finde, er ist ein wirklich liebenswerter Mensch, sehr sensibel und zugleich direkt. Für mich die richtige Mischung. Er gefällt mir sehr und ich habe mich sicher etwas verknallt. Auch, weil wir uns emotional sehr nah waren und er da bei mir ins Schwarze trifft. Aber ich denke, er hat die Kurve nach dieser Kindheit nicht bekommen und ich würde dann wohl fix zu seiner Co, die ihm bei der Bewältigung des Lebens hilft und Verantwortung für ihn mitträgt. Ich kenne diese Strukturen- ich steckte da ja selbst drin.

    Soll jetzt nicht heißen, dass er Alkoholiker ist. Aber er hat definitiv einen Knacks weg. Weiter will ich da auch nicht rumstochern; es ist nicht meine Baustelle. Ich habe gemerkt, dass er die typischen Probleme eines EKAs hat- massiv ausgeprägt. Das kann ich nicht mittragen.

    Ich denke, es wäre einfach eine ungesunde Mischung, die mich auf kurz oder lang belasten wird. Dennoch bin ich gerade traurig. Wie gehe ich damit um? Ich nehme es hin und denke darüber nach. Aber es ist abgehakt.

    Ich habe gerade gemerkt, dass ich mich ziemlich falsch in meinem Beitrag ausgedrückt habe. Ich hatte meine Prüfung Anfang des Jahres. Jetzt waren die neuen Einstellungstermine und ich habe eine feste Stelle an einer anderen Schule bekommen. Mit Bewerbungsverfahren.
    Konkreter möchte ich hier im offenen nicht werden.

    Wie läufts mit deinen Eltern?

  • Ja, die liebe Orga im Ref. Die hat mich ganz am Anfang auch umgehauen.
    Da halfen nur to-do-Listen. Am besten so eine kleine Tafel, auf der man mit non-permanent-Stiften schreiben kann, was noch alles erledigt werden muss und fertig.
    Dann muss man das alles nicht mehr im Kopf haben und entlastet sich.

    Jetzt läuft es aber und ich habe mich wirklich verbessert, was Struktur und Orga betrifft. Ich würde sagen, die Prokrastination ist weg.

    Liebe Grüße,
    Zimttee

  • Hallo ihr Lieben,

    danke Zimttee für deine Beiträge.

    Noch immer ist komplette Funkstille zwischen dem Freund und mir. Wenn ich deine Beschreibung so höre, habe ich das Gefühl bei meiner Freundschaft war es von der Abhängigkeit eher umgekehrt (wobei ich grundsätzlich den "Fehler" bei mir suche) nur eben mit dem Unterschied, dass nicht ER sondern ICH die Notbremse gezogen hat.
    Naja. so richtig vorstellen kann ich mir nicht, dass wir nun nie mehr miteinander sprechen werden. Aber wann auch immer ich in eine gewisse Traurigkeit reinkomme wegen ihm, weiß ich zugleich, dass ich den Kontakt nicht wieder aufnehmen will. Jedenfalls auf keinen Fall im Moment. Und das ist dann genau so auch ok.

    Momentan merke ich, dass es einfach nicht "dran" ist. Durch den Kontaktabbruch war ich jetzt plötzlich auch wieder viel mehr nur mit mir konfrontiert und habe nun endlich mal Dinge angepackt, die seit langem fällig waren. Das fühlt sich gut an und allein nur deshalb will ich garnicht wieder zurück in diesen "Von mir Ablenk"-Kontakt.

    Ich mache gerade viel für meine Orga und mich. Kümmere mich um vieles, was (nicht nur im letzten halben Jahr) liegen geblieben ist. Es ist anstrengend und ich muss dran bleiben. Aber es fühlt sich unglaublich gut an, es endlich zu tun.
    Es ist echt teilweise erschreckend, was ich alles verdrängt und aufgeschoben hatte.

    Du hast gefragt wie es mit meinen Eltern läuft.
    Ich würde sagen gut.

    Mit meiner Mutter habe ich nach wie vor viel Kontakt und sie hilft mir auch bei meiner "Ich packe endlich an"-Aktion, weil ich mich überwunden habe, sie zu fragen. Und auch das - tut gut. Und sie hilft hier hauptsächlich als seelische Unterstützung.

    Mit meinem Vater ist der Kontakt nicht so intensiver, hier und da aber immer mal mehr, oft ist unser Verbindungsglied die Musik, oder irgendwas was damit zu tun hat. Das ist schön und darüber zu kommunizieren funktioniert meist gut, wenngleich auch da die Machtkämpfe ein wenig Einzug haben. :)


    In den letzten Wochen habe ich oft darüber nachgedacht, was eigentlich MEINE Rolle in dem ganzen WirrWarr ist. (nicht, dass man da nich timmer auch drüber nachdenkt :D )

    Aber damit meine ich - WO habe ICH eigentlich was gut zu machen? Wem habe ich denn eigentlich mit MEINEM (abhängigen, kontrollierenden, co-süchtelnden) Verhalten geschadet (Familie inbegriffen). Wo kann/will/soll ich vielleicht Entschuldigung sagen.

    Inwiefern hat mein eigenes Verhalten all meine Beziehungen beeinflusst?

    Ich versuche, die andere Perspektive zu betrachten. EIne andere zu bekommen.
    Denn ich denke, nur so bekomme ich jeglichen Groll los, der mit Sicherheit an vielen Stellen noch existiert.

    Was denkt ihr davon?

    Ist das zu "selbstlos"?

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Hallo TIAH,
    ich schreibe sonst bei den Alkoholikern, aber was du da angesprochen hast, ist auch für mich ein Thema.
    Ich denke zur Zeit, genau das, was du machst, nämlich Verantwortung für die eigenen Anteile zu übernehmen, ist Teil einer gesunden Entwicklung. Heraus aus einer Opferrolle.

    Und für mich fühlt sich das ganz anders an als dieses sich immer diffus schuldig fühlen und verantwortlich fühlen für das, was des anderen ist.

    Zitat

    Ich denke, nur so bekomme ich jeden Groll los, der mit Sicherheit an vielen Stellen noch existiert.

    Denke ich auch. Und empfinde das als Schritt hin zur echten Befreiung.

    Viele Grüße
    Thalia

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