Frei sein - frei bleiben

  • tamara, guten Morgen!Vielleicht sollten wir nicht von allen Anerkennung erwarten. Niemand, dem dieses Problem (Co.) persoenlich bekannt ist, ist naemlich dazu gezwungen es nachzuempfinden. Das Wichtigste, was auch mir gestern hier gesagt wurde ist doch "tu es fuer dich". Auch wenn die Anerkennung tut gut. Geniese sie von Freunden, von Leuten, die dir wirklich etwas bedeuten.

  • glück auf tamara

    Zitat von tamara

    ich fühl mich so im alltäglichen leben unverstanden - sagt jemand, er /sie ist trocken / clean gibts die berühmten schulterklopfer, bei ich bin co bestenfalls nur fragezeichen in den augen

    woher sollen "die" es wissen? ich freu mich schon, dass "einige" mittlerweile was über alkoholkrankheit gehört haben.

    sorg dafür, dass es dir gut geht! was hat dir vor 20 jahren spass gemacht? kannst du da was wieder aufleben lassen bzw, neu erlernen?

    n satz krücken - n kraftpäckl - geduldsfadenverstärker - und schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • du wartest noch immer auf die Anerkennung von aussen.

    Gib sie dir selbst.

    Schau, was du geschafft hast FUER DICH. Schau, wie weit du gegangen bist allein und FUER DICH. Schau wie weit du jetzt bist !!

    Reicht das nicht als Anerkennung von dir fuer dich?

    Dass es dir jetzt besser geht als damals?

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Liebe Tamara,
    Du schreibst von co-abhängigen Beziehungen in den letzten Jahren, Deinem ständigen Einsatz für andere und von einem -nennen wir es Leeregefühl- obwohl es Dir nach den Umständen gut gehen müsste. Ich habe über die Jahre einige Erfahrungen gemacht, und was Du schreibst erinnert mich sehr an holes in roles (Löcher in Rollen). Es ist ein Konzept aus der Therapie von Albert Pesso. Hier ein kleiner Ausschnitt:

    - edit, bitte keine fremden Texte einkopieren wg. Urheberrecht, danke, Linde -
    Das Schöne an dem Ansatz ist, dass er nicht pathologisiert, sondern die aufrechten Wünsche und Gefühle des Kindes aufgreift und die langfristige Wirkung im Erwachsenen verstehbar macht. Im Extremfall ist man so lange fürsorglich (treu) bis das Leben vorbei ist. Die Therapie greift die verschütteten Szenen auf und die Eltern bekommen im Psychodrama das, was sie gebraucht hätten. Aber nicht vom Kind, sondern- und das ist entscheidend, von anderen. Wenn das Kind (der Patient) erlebt, dass die Löcher bei den Eltern verschlossen werden kann es endlich unbeschwert Kind sein und sich um seine Interessen kümmern.
    Du hast ja bereits eingangs von der Unmöglichkeit geschrieben: "gibt es Hilfe im anonymen - oder auch etwas nebulösem?" in Foren anonym hilfreiche Beziehungen einzugehen. Trotzdem möchte ich Dir einen Vorschlag machen, weil ich nicht weiß, wie tief Deine Therapie gereicht hat. Versuch einmal Kontakt dazu zu bekommen, welche unausgesprochene Not Deine Eltern als Kinder erlitten haben. Stell Dir dann bildlich (als Szene) vor, was sie gebraucht hätten. Wenn Dich das tief berührt ist es wahrscheinlich, das in der Mehrgenerationenebene noch einiges wirksam ist. Vielleicht ist es aber wirklich nur ein Durchhänger bei Dir. Es geht übrigens nicht darum Schuld und Fehler der Eltern zu entschuldigen oder zu verleugnen. Nur ist unser Seelenleben so kompliziert, das wir uns unbewusst sogar mit dem Opfer im Täter identifizieren und ihm helfen wollen, gerade wenn wir noch klein sind.
    Mir ist dieses gängige Co-Abhängigkeitsmodell oft zu mechanistisch. Wer seine Motive versteht kann auch mit dieser Seite von sich Verständnis- und liebevoller umgehen. Ich hoffe, es ist trotz des seltsamen Internetkontakts verstehbar, was ich meine.
    Ganz herzliche Grüße
    Hiob

  • Lieber Hiob,

    was du von dieser Therapieform schreibst, klingt sehr interessant. Ich muss sagen, ich war solchen Konzepten wie Familienaufstellung, Regression usw. bisher eher skeptisch gegenüber.
    Funktioniert es wirklich, diese unguten Beziehungsaspekte auf diese Weise loszulassen? Und wie genau? Spielen da auch primärprozesshafte Dinge eine Rolle und wenn ja, wie werden die bearbeitet?
    Vielleicht könntest du ja dazu was im Thread (Beziehungsstrukturen aus der) Kindheit aufarbeiten? schreiben?
    Das wäre toll.
    Mir hat eine Verhaltenstherapie zwar sehr geholfen, aber ich überlege mir schon länger,
    ob nicht vielleicht auch noch ein anderer Ansatz sinnvoll wäre.

    Lieber Gruß von
    Lea

    P.S.: Deine Idee zur Kinderbetreuung finde ich super!

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Liebe Lea,
    im Laufe meines Lebens habe ich eine Menge kennengelernt: Bioenergetik, Psychodrama, Psychoanalyse, Analytische Einzel- und Gruppentherapie, Imagination, Familientherapie, Konzentrative Bewegungstherapie usw...
    Viele wertvolle Dinge sind im Machtgerangel um das Psychotherapeutengesetz auf der Strecke geblieben und sterben aus.
    Das besondere an Psychodrama, Familienaufstellungen und Pesso-Therapie ist, dass die verinnerlichten Objekte nach draußen kommen. Man kann sie betrachten, hören, ihnen widersprechen.
    Die Regression ist nötig, damit wir das traumatisierte Kind in uns abholen. Ein "Reden über", das am schmerzhaften Erleben vorbei geht, ist nicht heilsam. Es bleibt gewissermaßen äußerlich. An den Fixierungsstellen, also da wo wir früher überfordert (traumatisiert) wurden, stagniert das Wachstum der Persönlichkeit. Wenn das berührt wird, auch wenn wir schon Vierzig sind, fühlen wir uns wieder wie Fünfjährige, oder wir haben das Gefühl die Beine reichen nicht vom Stuhl bis zum Boden oder die Stimme bleibt weg. Wir wollen nun aber erwachsen werden, auch und besonders an den verletzten Stellen.
    Der "Trick" bei Pesso ist nun, das gute Erinnerungen gemacht werden, neurobiologisch. Man weiß natürlich trotzdem noch was im Leben schlimm gewesen ist, die vom Kind ersehnte Szene wird aber einfühlsam exploriert und dann erfüllt. Man bekommt also genau das, was man so schmerzhaft vermisst hat. Der erwachsene Patient wird in der Arbeit (Struktur) immer wieder befragt. Es wird ihm auch erklärt was passiert, damit er das intensive Erleben auch integrieren kann. Mit Verhaltenstherapie kann ich persönlich nicht viel anfangen. Vielleicht liegt das aber auch teilweise an den Therapeuten, die ich kenne.
    Alles ist relativ, da kennt einer so viele Therapieformen und heiratet trotzdem eine Süchtige...
    Mir ging es nicht darum Werbung für eine bestimmte Therapie zu machen, sondern ich finde schön, wie menschlich und annehmbar die Co-Abhängigkeit aus dieser Perspektive beschrieben wird. Wer privilegiert ist kann alles ausprobieren, für die anderen gilt: Die Kassen zahlen leider nur noch VT und Tiefenpsychologie / Psychoanalyse. Mehr schreibe ich jetzt nicht dazu, probier ob es Dir liegt. Bitte nicht verwechseln, zwischen Hellinger (Familienaufstellungen) und Pesso liegen Welten, auch wenn ähnliche Techniken eingesetzt werden. Es wäre viel einfacher zu sprechen als dieses unsägliche Getippe, aber so ist es nun mal in Foren.
    Schöne Träume.
    Hiob

  • Lieber Hiob,

    vielen Dank für deine ausführliche Antwort!
    Darf ich deinen Text in den Thread

    Zitat

    „(Beziehungsmuster aus der) Kindheit aufarbeiten?“

    kopieren? Denn wir reden hier ja quasi in Tamaras Thread über ihren Kopf hinweg?
    (Entschuldige, Tamara).

    Lieber Gruß
    Lea

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Liebe Lea,
    ich schreibe lieber neu, was ich dazu sagen kann. Nachdem ein Zitat berechtigterweise gelöscht wurde fehlt etwas essentielles. Außerdem möchte ich niemandem den Mund nach einem Verfahren wässrig machen, für das er kein Geld hat. Die Grundgedanken will ich aber gern in den Thread stellen. Wenn Tamara das möchte kann mein Beitrag hier auch entfernt werden.
    Ich mach mich also an die Arbeit...
    Hiob

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