• "trocken leben" bedeutet für mich ein sehr grosses Stück Freiheit. Nicht mehr abhängig zu sein, sich in eine scheinbar 'heile' Nebel-Welt flüchten zu müssen. In eine Welt, in der man meint, 'vergessen' zu können, obwohl sie nur aus Lug und Trug besteht.
    Ob ich lebenslang rückfallgefährdet i.S. von unheilbar krank bin, weiss ich nicht. Ich will es auch nicht (mehr) wissen und ausprobieren, weil ich die Türen zur Nebel-Welt verschlossen habe .... weil ich sie nicht (mehr) brauche.
    Carl

  • Hi Maria!....

    Als ich noch soff hatte ich auch viele materielle Dinge (Auto,Klamotten,Urlaube, usw...)die mir scheinbar zur Zufriedenheit verhelfen sollten, für all das Zeug habe ich geschuftet wie ein blöder, wohin hat mich das dann gebracht, dahin wo ich ganz bestimmt nicht mehr hin will....

    Also habe ich meine Ansprüche runter geschraubt, ich brauch kein Zeugs mehr, mir reicht ne Wohnug, was zu futtern, Gesundheit und ab und zu mal einfach nur nicht mehr saufen zu müssen "trocken Leben" Leben eben....

    Damit bin ich dann zufrieden und somit geht's mir gut....

    Grüße Sven....


    _

  • Hallo Maria,

    In meiner hoch aktiven nassen Zeit, besonders die letzten Jahre, verlief mein Leben immer gleich. Arbeiten, saufen, schlafen, saufen, arbeiten, schlafen. Bisschen Aktivitäten waren auch dazwischen, die ich aber eher als hinderlich ansah, da sie mich meist vom Stoff wegführten.

    Heute Trocken hat sich vieles für mich geändert. Zum Beispiel ist mein Gehirn wieder aufnahmefähig. Ich brauche Inputs. Ich bin so wissbegierig wie schon seit 20 Jahren nicht mehr. Ich kann wieder schönen Hobbys nachgehen. Bei jedem noch so kleinen Erfolg freue ich mich heute wie ein kleines Kind. Oft hat genau das mir in den letzten Jahren gefehlt. Echte gefühlte Freude.
    Der Alkohol versprach immer nur eine kurze Pseudo-Freude/Trost. Doch in der nassen Zeit konnte ich das nicht erkennen. Heute trocken habe ich diese falschen Wahrnehmungen entlarven dürfen. Dafür bin ich mir und dem Forum dankbar.

    Gruß Nobby

  • Hallo Maria

    für mich wird das "Trockene Leben" meist überbewertet . Ich habe nur die Krankheit gestoppt , jedoch nicht das Leben . So richte ich noch nach den täglichen Aufgaben und setze sie um . Was früher verschwommen, ist heute klar.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut,

    meine Frage bezieht sich darauf, was jeder mit trockenem Leben für sich verbindet - ohne einer Wertung.

    Zitat

    für mich wird das "Trockene Leben" meist überbewertet

    Daher versteh' ich das jetzt nicht ganz ;-)... Was meinst du damit konkret?

    Lg Maria

  • Hallo Maria

    die Wertung galt für mich, nur habe ich mal wieder in der Schnelle (und andere Ausreden :) ) mich unklar ausgedrückt :oops: . Ich ändere mal den Satz

    Zitat

    für mich wird das "Trockene Leben" meist überbewertet

    in
    Ich habe das trocken Leben überbewertet und rannte am Anfang der Hoffnung nach, das alles um mich herum mit verändert, nur weil ich nun trocken lebe. Das war nun mal nicht so.

    Das war deine Frage und was es bedeutet.

    Zitat

    Mir reicht "trocken leben" zum Leben.

    Ich breche mir meist die Suchtkrankheit auf das wesentliche herunter . Mich hält meine Alkoholkrankheit trocken und nicht das Leben.

    Am Thema vorbei ? Dann wünsche ich dir einen schönen Sonntag und freue mich auch darauf :)

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Danke für deine Erklärung, Hartmut. Du weißt ja... wer nicht fragt bleibt ohne Antwort ;)

    Zitat

    ...und rannte am Anfang der Hoffnung nach, das alles um mich herum mit verändert, nur weil ich nun trocken lebe. Das war nun mal nicht so.

    Ja - das kenne ich durchaus auch von mir... aber das wäre nun wieder ein anderes Thema.

    Für mich heißt trocken leben in Bewegung sein & mit offenen Augen durch die Welt zu gehn. Da finde ich mich wieder was du schreibst:

    Zitat

    Mich hält meine Alkoholkrankheit trocken und nicht das Leben.


    Anwenden was ich gelernt habe und daraus schöpfen.

    Lösungen & Möglichkeiten finden. Auch mal Aushalten und Akzeptieren.
    Von jedem ein bisschen irgendwie.

    Maria

  • Hu hu Maria,

    Zitat

    ...und rannte am Anfang der Hoffnung nach, das alles um mich herum mit verändert, nur weil ich nun trocken lebe. Das war nun mal nicht so.

    Ich finde, die Aussage von Hartmut paßt gut hierhier, weil ich schon glaube, dass oft anfangs die Hoffnung besteht, dass sich alles verändert (und nur zum Guten...), nur weil man trocken geworden ist. Ich glaube, das ist auch ein Rückfallgrund - weil sich eben im Außen nichts ändert bzw. erst einmal nichts. Das ist harte Arbeit und erfordert Einsatz und Handeln.

    Für mich bedeutet ein trockenes Leben Entwicklung. Ich hatte mich dermaßen in meinen eigenen Handlungs- und Verhaltensmustern verstrickt, dass ich überhaupt keine andere Lösung sah, als mir meine Gefühle weg trinken zu müssen. Dass meine Probleme u. a. mit mangelndem Selbstwert - bzw. bewußtsein zu tun hatten, darauf wäre ich ja im Leben nicht gekommen.


    Grüßle

    BC

  • glück auf maria, glück auf alle

    Zitat

    Mir reicht "trocken leben" zum Leben.

    nach meiner erfahrung is "trocken leben" für alkoholiker die grundvorausstzung um überhaupt leben zu können, um am leben zu bleiben.
    zuerst und als hauptsach trocken - dann kommt einer meiner lieblingssprüche: "abstinenz is nich alles aber ohne abstinenz is alles nischt".
    will sagen: ich bin trocken und hab deshalb die kraft, den mut, das selbstvertrauen und auch den tatentrang, s übrige leben nach meinen bedürfnissen zu gestalten. und ich kann fast alles erreichen was ich will, wenn ich nur trocken bin (und bisl geduld hab).

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Maria,

    sehe, daß schon länger nicht mehr zum Thema geschrieben wurde.

    Bin ja noch nicht lange trocken und dachte erst, mit Trockensein verändert sich alles. Das wurde dann zum Gedanken: wenn ich trocken bin, kann ich nicht alles ändern und nicht von heute auf morgen. Aber ich kann einiges ändern.
    Als ich trank, konnte ich gar nichts, außer meistens bei der Arbeit zu funktionieren.

    Für mich heißt abstinent leben, ich sage bewußt noch nicht "trocken", vernünftige Entscheidungen zu treffen und auch umzusetzen, zu Fehlern, die ich gemacht habe und mache stehen, meinen alltäglichen Pflichten nachgehen, was um mich herum geschieht bewußt erleben und auch genießen, soziale Kontakte pflegen, die mir guttun.
    Vor Problemen nicht mehr davonlaufen, sondern sie lösen.

    Matthias hat das alles besser auf den Punkt gebracht.

    Wünsche dir und allen im Forum ein schönes, trockenes Wochenende!

    Lieben Gruß
    Delia

  • Hallo Delia,

    ganz am Anfang hatte ich die leise Hoffnung, wenn ich nicht mehr trinke wird alles gut. Alle Probleme und Problemchen lösen sich in Wohlgefallen auf und ich schwebe wie auf ein rosa Wölkchen durch mein Leben.

    Recht schnell wurde mir klar, dass dies nicht so ist und habe mich in der Realtität wiedergefunden. Ich kann dazu sagen, dass ich die Anfangseuphorie vieler Frischtrockener gar nicht hatte. Ich war zwar erleichtert und froh, aber wußte, dass ich einiges grundlegend zu ändern hatte in meinem Leben, wenn ich nicht nur eine Trinkpause anvisieren möchte, sondern mir eine dauerhafte und möglichst zufriedene Trockenheit erarbeiten möchte.
    Dazu wusste ich, dass eben dies bedeutete, an meine inneren Grenzen zu stossen. Dass ich einerseits über mich hinaus wachsen musste und Grenzen erweitern musste und andererseits aber lernen musste, Grenzen anzuerkennen.

    Ich habe irgendwann mein Recht auf eigene Entwicklung und auf die Findung meines eigenen Rhythmus' gefunden. Das war so eine Art Befreiung für mich.

    Heute kann ich sagen, durch meine Entscheidung ein trockenes Leben führen zu wollen, hat sich sehr viel geändert. Und es wird sich noch viel ändern.

    Die Erde dreht sich - und ich bin mit dabei :-). DAS ist der wesentlichste Unterschied zu meinen nassen Zeiten. Da hat sie sich nämlich auch gedreht - nur ich habe mich selbst ausgeschlossen & bin im Nebel geirrt.

    Liebe Grüße
    Maria

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