Überfordert nach mehrmaligen Krankenhausaufenthalten

  • Hi Sanja,

    erstmal ganz herzlich willkommen bei uns Kindern.!

    Uiui, Du klingst ja ganz schön durcheinander. Mal sehen, ob wir das zusammen ein bißchen ordnen können.

    Vielleicht eines mal vorneweg: Du mußt das alles nicht tun, Du bist in keinster Weise rechtlich verpflichtet, Dich um Deinen Vater zu kümmern. Er ist erwachsen. Und er hat nicht das Recht, Dein Leben derart einzuschränken. Wenn er weiter suafen und Anfälle kriegen will, dann ist das seine Baustelle. Und wenn er an seiner Situation nichts ändern WILL, dann wird sich auch nichts ändern. (Klingt vielleicht ein bißchen hart und böse, aber oft reisst einen grad diese direkte Ansprache der "Fakten" aus dem Gedankenkarussel!)

    Eines versteh ich nicht ganz: Warum ist die Betreuung geteilt? Hätte ich jetzt spontan erstmal Bauchschmerzen mit, weil Interessenskonflikte vorprogrammiert sind. Oder sind die Finanzen Deinens Vaters untrennbar mit Deinen verwoben?

    Wenn er tatsächlich mehr oder weniger regelmäßig derlei Anfälle hat, dann wäre aus meiner Sicht ein Hausnotruf sogar dringend angezeigt. Der Hausnotruf (je nach Art) funktioniert ja ungefähr so, dass der Patient im Fall des Falles einen roten Knopf an einem kleinen Sender drückt, den er hoffentlich um den Hals trägt. Der Notruf läuft dann in einer Zentrale auf und die versuchen, den Patienten zu erreichen. Gelingt das nicht flitzen die los mit Tatü und Tamtam, und sie haben dann natürlich auch einen Schlüssel zur Wohnung, und das Schloss lässt sich auch schliessen, wenn von der anderen Seite ein Schlüssel steckt (müsste ggf natürlich umgebaut werden). Aber vermutlich wird er das auch nicht wollen, weil dann ja jemand "Fremdes" in seine (sorry für das Wort) "Saufhöhle" eindringen könnte.
    Es ist nämlich so, ein Alkoholiker funktioniert im Prinzip als "Team", sprich, es gibt zum Alkoholiker immer noch einige "Wasserträger" bzw in dem Falle treffender "Schnapsträger", fachlich korrekt eher Co-Abhängige, die das Umfeld des Alkoholikers am laufen halten. Dazu gehörst u.a. Du, aber auch der andere Betreuer, die Frau vom Supermarkt, der zwar auffällt, dass er wieder eine Fahne hat, aber nichts sagt, weil er ja jeden Tag 2 Kisten Bier und 'ne Flasche Korn kauft, die Nachbarin, die ihm Essen mitbringt, weil er wegen der Sauferei körperlich nicht mehr in der Lage ist, zum Einkaufen zu gehen, usw usw. Sollte aus diesem nassen System jemand ausscheren wollen, dann wird der Alkoholiker alles mögliche unternehmen, um das zu verhindern. Also, z.B. häufig die Supermärkte wechseln, damit es nicht so auffällt, aber auch Versprechungen machen (morgen hör ich auf) bis hin zu kleinen Erpressungen und/oder massives Bearbeiten des schlechten Gewissens, denn der Alkoholiker ist schliesslich der Einzige, der leidet (Ironisch gemeint..).

    Eure "nasse Einrichtung" ist ja gut und schön, aber ob die dort jemanden mit epileptischen Anfällen aufnehmen?
    Hab ich Dich richtig verstanden, dass er grad im Krankenhaus ist? Wäre für Dich und den anderen Betreuer doch die Gelegenheit, mal beim Sozialdienst im Khs aufzukreuzen und sich mal über die Möglichkeiten zu informieren. Sei es die Unterbringung in einer solchen o.g. Einrichtung und deren Finanzierung oder ein Pflegedienst incl Pflegestufe und Hausnotruf zu Hause usw. Das wären alles Dinge, die DICH entlasten würden und Dir ein Leben abseits des "Papas Nanny sein" ermöglichen würden, ohne ständig auf dem Sprung sein zu "müssen" (ich habe das "müssen" bewusst in "" gesetzt, denn müssen musst Du das nicht). Vielleicht gibt es bei Euch ja auch eine Selbsthilfegruppe für Angehörige.

    Schau auf Dich, schau was Dir helfen könnte, Dich weniger "verpflichtet" zu fühlen, denn das bist Du nicht. Deinen Vater wird, solange er noch seinen Willen irgendwie bekunden kann, niemand von aussen trocken legen, das kann nur er. Und Du hast ja selbst schon erkannt, dass er sich nicht eingestehen will oder kann, dass die Sauferei sein Problem ist und, dass er sich sein Anfallsleiden selbst angesoffen hat.

    Vielleicht magst Du Dich hier in den anderen Threads ja noch ein bißchen einlesen, die Geschichten sind oft ähnlich und man kann oft was draus lernen.
    Und wenn Du Fragen hast, einfach schreiben, irgendwer hat immer ein "Ohr" auf Empfang..

    LG, alles Gute und bis bald,

    Der Insulaner ;)

  • Hallo Sanja,

    was spräche denn gegen eine nasse Einrichtung? Ist es so aussichtslos, kannst du prüfen, ob es nicht sogar angemessen wäre, ihn wg seiner Epilepsie in Kombi mit der Sucht betreuen zu lassen? Dann stünde ihm vielleicht sowas wie eine Pflegestufe zu?
    Ich bin auch EKA, wie du meiner Vorstellung entnehmen kannst. Und auch ich bin von Schuldgefühlen momentan geplagt- aber habe hier im Forum Zuspruch erhalten, dass ich wirklich mein eigenes Leben habe und leben darf.
    Ich möchte dich ermuntern, die Verantwortung abzugeben- er ist dein Vater, nicht dein Sohn. Es ist normal, dass Angehörige in solchen Situationen überfordert sind- das ist ja an Stress und Druck nicht auszuhalten. Dazu kommt dann ja die emotionale Verbundenheit- deswegen würde ich diese Betreuung nicht annehmen.
    Bedenke auch, dass es immer schlimmer werden wird. Du bist Mitte 20, ein Tick jünger als ich. Wir sollten an unseren eigenen Leben basteln und nicht unseren Eltern den Rücken stärken, damit sie ungeniert saufen können. Jetzt ist doch die Zeit, in der du soviel für dein Leben festlegst, noch Zeit für dich hast, bevor du irgendwann mal eine eigene Familie hast. Diese Zeit kannst du nie wieder nachholen, wenn du sie nun wg deines Vaters vergeudest. Und wie gesagt, das wird mit ihm immer schlimmer werden, die Betreuung immer intensiver. Wenn er nicht vorher stirbt, endet er irgendwann als Pflegefall und wird definitiv in so einer Einrichtung enden. Oder magst du dein Leben komplett für ihn aufgeben und zur 24-Stunden Pflege wechseln?
    Du bist nicht die Nanny deines Vaters, auch wenn es für ihn am bequemsten so wäre. Er hat sich für seinen Weg entschieden; genau so hast du auch eine Wahl und kannst dich jederzeit für dein eigenes Leben entscheiden. Er ist für sich selbst verantwortlich.

    Wie sieht dein Alltag aus? Hast du Zeit für eigene Interessen? Wie wäre es mit Kurzurlauben?
    Wie stellst du dir selbst dein weiteres Leben vor?

    Viele Grüße,
    Natalie

  • hi sanja

    du bist 24 und hast ein recht auf ein eigenes leben... Denk mal 10 jahre weiter... Möchtest du nicht einen partner und vielleicht kinder? Willst du auf all das verzichten? Kinder haber das recht auf ein eigenes leben!!!

    Was möchtest du für dich? Das ist wichtig.
    Warst du schon mal bei einer beratungsstelle?

    Finanziell: die rückrechnung von 10 jahren ziehen nicht bei dir. Vor 10 jahren warst du minderjährig und du hast anspruch auf unterhalt bis zum abschluß einer ausbildung...
    Und das darf lt. Gesetz nicht mit pflegekosten verrechnet werden.!
    Außerdem hast du einenen selbstbehalt! D.h. dir steht durchaus von deinen geld etwas zu und das ist nicht so wenig.

    Wenn dein vater betreut ist, muß er vielleicht auch nicht gefragt werden, ob er zustimmt in eine betreute einrichtung zu leben. Nur mal so nebenbei...
    Und auch im heim für nasse alk werden patienten mit epilepsie und anderen erkrankungen betreut... Dart gibt es sozialarbeiter und auch pflegekräfte...
    Ich arbeite auf einer station mit überwiegend patienten mit folgeerkrankung von alkoholismus und wir haben patienten aus solchen einrichtungen die oft multimorbide erkrankungen haben und dort trinken können und doch versorgt sind.

    Besser als tagelang vielleicht zu hause auf den boden zu liegen und ...
    Vielleicht kann er irgendwann nicht mehr im notfall telefonieren was dann?
    Warum mußtet ihr die tür aufbrechen lassen? Habt ihr als betreuer nicht einmal einen hausschlüssel?

    Wichtiger ist was macht das alles mit dir? Wie war dein leben in dieser familiären situation? Warum denkst du mußt du all das mittragen?
    Also nochmal meine frage was wünscht du für dich und dein leben? Du hast ein recht auf ein selbstbestimmtes eigenes leben und mußt nicht NANNY für dein vater sein, später höchstens für deine eigenen kinder.

    Kopf hoch und halte durch
    liebe grüße
    topas

  • Liebe Sanja,

    Ich betreute meine Mutter, in quasi Tag-und Nachtpflege bis sie fast 100 jährig starb.

    Keine besonderen Krankheiten, wenig Demenz......

    Ich kann dir versichern, dass ich (insbesondere nachträglich betrachtet) meine psychischen Kräfte weit überschritt. Nicht, dass ich es bedauere; ich konnte sie so erleben, wie sie auch war, eine durchaus liebevolle Frau und Frieden schließen.

    Aber ich habe die Konsequenzen daraus gezogen: Ich möchte keinem meiner Kinder zumuten, ähnliches zu tun oder sich dazu verpflichtet zu fühlen. ... Daher bereits Gespräche darüber und eine Patientenverfügung inkl. meiner dahingehenden Wünsche.

    Kinder haben jedes Recht der Welt IHR Leben zu leben und sich IHR Leben aufzubauen.

    LG oldie

  • Hallo Sanja,
    Du hast ja eine Menge schlimmer Dinge erlebt und sitzt offenbar völlig zwischen den Stühlen. Eigentlich wäre in deinem Alter eine unbeschwerte Ablösungsphase dran. Was mich besorgt macht ist der Dauerstress, der unablässig auf Dich einwirkt. Das macht schließlich krank; ich bin da selbst öfter über meine Grenzen gegangen.
    An Deiner Stelle würde ich alles mögliche mobilisieren, um Entlastung zu bekommen: Beratungsstelle (für Frauen) oder Familienberatungsstelle, Sozialpsychiatrischer Dienst, Sozialdienst des Krankenhauses und Suchtberatung. Wenn Dein Vater in einer Neurologischen Klinik liegt gibt es da vielleicht auch einen Neuropsychologen, der vielleicht eine Idee hat. Ich empfehle Dir die Last auf möglichst viele Schultern zu verteilen und gleichzeitig psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Nebenbei finde ich es erbärmlich, wie sehr Angehörige von psychisch Kranken alleingelassen sind.
    Ich wünsche Dir viel Kraft!
    Hiob[/b]

  • Fingertip, wie alt bist du denn?
    Ich (auch Studentin) glaube, dass du allein die Verantwortung für dein Studium trägst.
    Je nach Alter und Semesteranzahl könntest du ein paar Dinge durchsetzen, die dir das Leben erleichtern. Bafög, Wohngeld, Job.
    Was spricht dagegen, eine andere Wohnung zu nehmen?

    Natalie

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