Ich kann nicht mehr vertrauen ...

  • Hallo,

    meine Vorgeschichte habe ich ja hier in einigen Threads geschrieben. Vater war Alkoholiker wo ich Kind war und ich habe schlimme Situationen erlebt.
    Habe folgendes Problem bei mir festgestellt: Ich kann mir und anderen nicht mehr vertrauen. Ich kann mir keine Sicherheit mehr geben ...kennt das Einer von Euch auch?
    Ich hatte am Anfang des Jahres Sex mit einer lieben Frau ...es war alles Safe. - edit, bitte keine Details, Linde - Seitdem renne ich mit einer Angst vor HIV durch die Gegend. Sie hat mir sogar die Rechnung eines HIV Tests gezeigt und sagt mir immer wieder, dass alles ok sei ...ich kann das aber nicht akzeptieren. Das reicht für 3 Stunden Sicherheit und danach fange ich wieder an zu Zweifeln. Drei AIDS Beratungsstellen haben mir unabhängig voneinander gesagt, dass kein Risiko bestand ...ich kann das nicht akzeptieren ...kennt sowas einer von Euch? Sich selber keine Sicherheit mehr geben zu können? Ich kann nicht mehr vertrauen und kann auch mir selber keine Sicherheit mehr geben. Angst etc bestimmt zZ das Leben.

    LG

  • Hallo Just,

    warst du denn selber auch schon beim HIV-Test? Der ist meines Wissens beim Gesundheitsamt kostenlos und anonym machen zu lassen.

    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Zitat von Linde66

    Hallo Just,

    warst du denn selber auch schon beim HIV-Test? Der ist meines Wissens beim Gesundheitsamt kostenlos und anonym machen zu lassen.

    Viele Grüße, Linde

    Nein, die Beratungsstellen haben gesagt, das wäre nicht erforderlich und mein Therapeut hat gesagt, ich solle die Angst aushalten lernen. Ein Test wäre nur Kontraproduktiv.

  • Just, das ist doch DEINE Sache. Was haben da die anderen mit zu tun? Es geht um einen höchstpersönlichen Lebensbereich: deine Gesundheit. Dafür bist du verantwortlich. Laß dir die Entscheidung darüber nicht abnehmen.

    Die Angst aushalten lernen... :roll::roll::roll: Das ist mit der größte Blödsinn, denn ich im Zusammenhang mit einer möglichen HIV-Infektion je gehört habe.

    Du bekommst Klarheit und vor allem ein gutes und sicheres Lebensgefühl zurück, wenn du selber die Initiative ergreifst und dich testen läßt.

    Vertrauen üben kann man bei ungefährlicheren Dingen, aber bei HIV ist es wichtig, klar informiert zu sein, was Sache ist. Ich gehe mal davon aus, daß dein Therapeut bei unklarer Sachlage selber auch zum HIV-Test gehen würde. Was er von dir da verlangt halte ich für Humbug.

    Im Gesundheitsamt bei der HIV-Stelle bekommt man auch Informationen, wie man sich künftig noch sicherer verhalten kann.

    Wenn du jedesmal und über längere Zeit nach dem Sex Panik bekommst ob oder ob nicht.., dann würde ich pausieren, bis ich eine Partnerschaft hätte, in der ich einfach von Anfang an ein rundum gutes Gefühl hätte.

    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Wie geschrieben, ich hatte Kontakt mit drei Beratungsstellen und die haben mir alle gesagt, ich hätte keinen Risikokontakt gehabt und ein Test wäre nicht erforderlich.
    Wenn die was Anderes gesagt hätten, dann würde ich den Test machen aber die sind die Profis auf dem Gebiet und ich habe halt die Möglichkeit, mit der Angst zu arbeiten.

  • Ich habe Angst vor unverhofften Wildschwein-Begegnungen im Wald. Mit der Angst kann ich arbeiten, indem ich mich über Wildschweine und ihr Verhalten informiere, meine Walking-Stöcke aneinander klappere, laut vor mich hinpfeife oder mich zunächst einer Walking-Gruppe anschließe, bevor ich wieder alleine losziehe.

    Aber bei AIDS würde ich mich einfach testen lassen und gut ist. Wieso bei sowas gefährlichem die Entscheidung aus der Hand nehmen lassen? Wenn die alle sagen, hüpfe auf einem Bein, machst du das dann auch?

    Gut, wenn du es selber für sinnvoll hälst, mit Angst zu arbeiten, dann hast du dir eine ziemlich dicke Angst ausgesucht. Ich übe lieber auf der Walkingrunde, das ist nicht so gefährlich.

    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Danke Linde,

    ich schätze Deine Beiträge immer sehr. Ich denke drüber nach, was ich mache.
    Vielleicht habe ich auch Angst vor dem Ergebnis ...das dominiert bei mir auch sehr stark.
    Ich lasse kein Blutbild zB machen, weil ich Angst vor dem Ergebnis habe etc. Das zieht sich so durch mein Leben.

  • hallo Just,

    ich denke, es wäre für dich wirklich vorteilhaft zu wissen, was nun Sache ist, kontrolle zurückgewinnen.

    Da scheint es mir egal, was die anderen sagen. Wenn du den Test machen willst, dann mach ihn. Wenn du es vor Angst nicht schaffst den Test zu machen, dann weihe jemanden in deine angst ein und gehe mir ihr oder ihm zum Test.

    Du fragst Menschen um "Erlaubnis" den Test zu machen und läßt Dich dann davon abbringen. Das sind irgendwie falsche Autoritäten, Du überläßt ihnen eine Entscheidung, die nur in Deinen Händen liegt.
    Du kannst diese Menschen auch nicht vorschieben, dass du den Test nicht machst. Vertraue Dir, dass das was Du möchtest, ok ist.

    Dass Du Dich jetzt so reingerannt hast in die mögliche Infektion und aus den Gedanken nicht mehr rauskommst, kann passieren und kannst du dir später angucken, wenn der Test vorbei und Du Dich von den Ängsten erholen kannst.

    Dann kannst Du dir auch überlegen, wie das , also Dein Verhalten jetzt, mit Deinem Vater zusammenhöngen könnte.

    Rhein

  • Hallo Just, auch ich hatte mal eine solche Phase. Wenn man aber solche eher unbegründeten Ängste aufbaut steckt, so meine ich, doch etwas ganz anderes dahinter.
    Versuche mal ganz logisch an die sache heranzugehen. Stelle Dir mal vor, dass nicht Du der betroffene bis, sondern ein freund, der sich einen Rat von Dir holen möchte. was würdest Du ihm raten?
    Wenn es irgendwo begründet ist, dass man sich mit HIV infiziert haben könnte dann sollte man den test unbedingt machen, denn heutzutage gibt es schon gute Medikamente, die dir dann helfen würden.

    Aber es scheint eher so, als ob Deine Angst unbegründet ist. So gesehen könnte man nach jedem ungeschützten verkehr eine Test machen. Jahrelang verheiratete Ehefrauen, die sich vermutlich garnicht schützen müßten immerzu eine Test machen, weil sie vermuten, dass der Ehemann sie vielleicht betrügt.

    Was macht dieses Mißtrauen eigentlich mit Dir? Es schafft Dir Distanz, oder? Ist es nicht vielleicht genau diese Nähe, diese Verbundenheit, die Du im Grunde befürchtest?
    Dieses 'Sich auf jemanden einlassen' birgt auch immer die Gefahr, dass man verletzt, verlassen wird. Da versucht man lieber die Kontrolle über seine Gefühle zu behalten, was meistens doch aber schwer gelingt. Noch besser ist es also, wenn man seinem gegenüber einfach nicht vertraut und ihm/ihr unterstellt, dass er/sie HIV-infiziert sei, um sie/ihn sich so effizient 'vom Leibe' zu halten.
    Ob es klug ist zu lernen Ängste auszuhalten ist eine nadere Sache. Bei einigen scheint es geholfen zu haben, wenn sie konfrontiert werden mit genau dem wovor sie sich fürchten. Ist in Deinem Fall ja nicht möglich.
    Dennoch finde ich steckt da keine so falsche Idee hinter.

    Das Leben steckt im Grunde voller Risikos. Damit muß man leben. Man könnte sich bei jedem Glatteis draussen ein Bein brechen. Trotzdem geht man im winter raus. Vorsicht ist immer gut, aber man sollte auch nicht übertreiben. Wenn es trotz aller sicherheitsmaßnahmen doch passiert muß man damit leben. Ändern kann man eh nichts dran, selbst wenn man auf alles verzichtet und zuhause bleibt. Da kann dann das Haus abbrennen. Nichts ist Dir 100% sicher - außer der Tod.

    Ich sage mir immer, der Narr, der von nichts weiß hat es am besten. leider bin ich auch oftmals kopflastig und viel zu kritisch. Aber wenn ich mir dessen bewußt werde und einfach loslasse von diesen absurden Gedanken und Vorstellungen geht es mir schon viel besser.

    ich vermute, dass wir als Kinder von Alkoholikern es besonders schwer haben. Bei uns war nie etwas sicher, jeden Tag eine neue Überraschung, ein Wechselbad der Gefühle auf dass wir uns immer wieder einstellen mußten.
    Es gab nichts worauf man sich verlassen konnte und wie soll man da Vertrauen aufbauen. Worauf ich vertrauen konnte waren meine eigenen Gefühle, mehr nicht. Ja, selbst die lagen manchmal verkehrt. trotzdem haben wir gelebt und überlebt. Viele erwachsene Kinder von Alkoholikern mußten in ständiger gefahr und Angst leben. Gewalt war oft im Spiel.
    Ich weiß nicht, ob es bei Dir auch der Fall war. Aber mit einem Alkoholiker zuhause ist alles möglich. Jeder Alkoholiker ist unberechenbar. Er kann jahrelang ein ruhiger Typ sein und macht plötzlich irre Dinge. Ich glaube eigentlich, dass wir ein ganz gutes Gespür für Gefahr entwickelt haben (mußten). Aber manchmal möchte man es auch nicht, dieses immer in Alarmbereitschaft sein.
    Wenn Du aber eine Frau triffst und Dir Dein Gefühl sagt, dass sie Dir nicht gut tut, dann lass sie einfach gehen. Aber gib den Menschen auch eine Chance gut und vertrauenswürdig zu sein. Dazu mußt Du immer ein Risiko eingehen. Wenn dich jemand enttäuscht, und das wird immer mal wieder passieren, dann kannst Du ja immer noch handeln. Aber verurteile dann nicht alle. Sowas macht man ja leider zu schnell. Aber genau genommen möchte man ja aber auch nicht von anderen Leuten verurteilt werden für etwas, was andere vorher mit ihnen gemacht haben, stimmts?

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