Was kommt nach der Trennung

  • Hallo Topsi,

    herzlich willkommen hier.
    Ich denke, du hast die Situation schon gut durchdrungen, oder? Sie scheint sehr ausweglos, solange er nicht merkt, dass er ein Problem hat. Dies wird aber nicht geschehen, wie du zu ihm hälst und ihn wieder einziehen lässt. Möglicherweise bist du dann irgendwann wieder ganz allein: Kinder und Eltern ziehen sich zurück und du sitzt mit deinem Betrunkenen Partner in der Wohnung und es beginnt alles von vorn. Gruseliger Gedanke, oder?

    Ich kann dir nur raten, dich mit anderen in vergleichbaren Situationen auszutauschen und deinen Entschluss, der noch etwas wacklig zu sein scheint, zu festigen.

    Liebe Grüße!

    Zimttee

  • Zitat von Topsi


    Es kommen so Gedanken: so schlimm ist er ja gar nicht. Meistens bemerkt man ja nicht, dass er betrunken ist.


    Ich denke, es spricht doch für sich, dass er anscheinend an den Alkohol schon so gewöhnt ist, dass du nix merkst. Vielleicht ist genau das das schlimme? Dass du dann denkst- er ist ja nicht sooo betrunken, also ist es nicht sooo schlimm. Außerdem ist es fatal, in dieser Situation nur an die Gegenwart zu denken.
    Wie planst du denn dein Leben? Frei, fröhlich, in guter Gesellschaft und innerer Balance? Das kannste mit einem alkoholkranken Partner vergessen. Du wirst immer von seinen Launen und seinem Pegel abhängig sein, kannst nicht mal Leute zu dir einladen, wenn der Herr auf dem Sofa den Rausch ausschläft. Wer garantiert dir, dass du Gästen nicht kurz zuvor absagen musst, da dein Partner sich in der letzten Stunde vor der Feier abgeschossen hat? Das führt zur Vereinsamung. Irgendwann bist du nicht mehr seine Partnerin, sondern sein Blitzableiter und später seine Pflegerin, wenn er sein Leben nicht mehr auf die Reihe bekommt und dahin siecht. Genau das ist zu erwarten. Was gibt eher auf? Hirn oder Leber? Dann kannste auch noch ein Pflegeheim suchen. Und zudem wird sich dieser Mensch charakterlich immer mehr verändern, da der Alkohol ein Nervengift ist, welches sein Hirn zersetzt. Da sind die aggressiven, gereizten Momente am Anfang noch eine Wohltat.
    Ich habs bei meinem Opa beobachtet und gucke momentan bei meiner Mutter zu.

    Zitat von Topsi


    In letzter Zeit hat er weniger getrunken. War aber auch gereizt wie früher zu den Zeiten, als noch viel mehr konsumiert wurde. Mir kommt gerade der Gedanke, woher ich weiß, dass er weniger trinkt. Nun ja, monatelang hatte er es ganz gelassen und mir selber gesagt, dass er sich besser fühlen würde ohne dieses Zeugs. Es gibt doch Trinkpausen, können die so lange anhalten? Eventuell nur um den Partner zu überzeugen, dass gar kein Alk-Problem vorhanden ist?


    Gereiztheit ist vielleicht ein Zeichen des Entzugs. Auf der anderen Seite- joa, woher weißt du, dass er weniger trinkt? Was würde es ändern, wenn du es wüsstest?
    Vielleicht hält er nun einfach nur den Pegel- wer weiß.
    Es gibt Trinkpausen, die sind bewusst auf ein Jahr oder ähnlich angelegt, um allen zu zeigen, dass doch alles okay wäre und man auch da ohne leben kann. Da machen sich jedoch alle Beteiligten nur was vor.
    Alkoholismus ist chronisch, verläuft in der Abwärtsspirale und hat dadurch, dass sich der Körper an den Alkohol gewöhnt zur Folge, dass der Abhängige die Dosis ständig steigern muss. Er kann auch nicht mit der Menge umgehen, auf 2 Gläsern werden schnell 5 oder 8.. So kannst du definitiv davon ausgehen, dass es nicht bei der jetzigen Situation bleibt, sondern definitiv schlimmer wird. Daher der Rat, das sinkende Schiff zu verlassen, bevor du ganz in der Falle bist und es mit deinem Gewissen nicht mehr vereinbaren kannst, einen pflegebedürftigen "im Stich" zu lassen.

    Ich würde auch davon ausgehen, dass sein Auszug so eine Art Erpressungsversuch ist. Soll heißen "entweder nimmst du mich mit Alkohol, oder gar nicht". Und um dir einen Vorgeschmack auf "gar nicht" zu geben, ist er kurz ausgezogen, um dich so bei der Stange und vor allen Dingen ruhig zu halten. Bleib also bei dir, gib nicht nach- ich wette, das war so von ihm geplant. Das liest man hier doch immer wieder, dass der Süchtige gegangen ist, um die Trinkmenge nach der Rückkehr neu auszuhandeln, wenn der Co voller Dankbarkeit die Türen wieder öffnet.

    Viele Grüße,
    Zimttee

    Ich denke, das ist mein Problem. Ich beschäftige mich in Gedanken momentan nur mit ihm. Ich merke, dass es mir gesundheitlich schlecht geht. Dieses hin und her macht mich krank.[/quote]

  • Liebe Topsi,
    auch von mir ein herzliches willkommen hier. Schön dass du für dich entschlossen hast, dich hier auszutauschen und ich hoffe, dass dir dieser austausch hier ganz viel bringen wird!!!

    ich kann dich und deine momentanen gefühle sehr gut verstehen. Man ahnt und spürt, dass einem die beziehung nicht mehr gut tut, dass man sich selbst zu einer person verändert, die man doch gar nicht sein möchte...dass man stück für stück den zugang zu sich selbst verliert....dass man anfängt selber krank zu werden.
    Da gibt es aber dann halt noch die andere seite. Man hat angst, einen schlussstrich zu ziehen, angst alleine zu sein, den partner fallen zu lassen, die schön ausgemalten zukunftspläne über bord zu werfen und wieder bei null anfangen zu müssen....auch dieses "wir gegen den rest der welt" hat sich in mir so stark verankert gehabt, dass ich nach der trennung das gefühl hatte, ich reiße mir selbst meine zweite hälfte aus dem leib....
    Auch wie du spürte ich auf der einen seite, dass ich die beziehung so wie sie war, nicht mehr wollte, aber auf der anderen seite waren auch ganz viele ängste in mir, dass ich die situation vielleicht nicht richtig einschätze, dass ich übertreibe, dass es soooo schlimm ja nicht sei...
    aber hier ist es wichtig, sich selbst wieder vertrauen zu lernen, seine gefühle ernst nehmen, entscheidungen nicht in frage zu stellen.
    Du siehst schon sehr viele dinge sehr klar: du siehst die verzwickte lage, dass du dich für ihn verantwortlich fühlst, dass du auf ihn aufpassen möchtest und dass dieses (dein) verhalten nicht gesund ist. Denn wie du sellbst schreibst: er ist ein erwachsener mann, den man nicht an die hand nehmen kann wie ein kleines kind....und dass man dies ja auch nicht möchte...
    du frägst was nach der trennung passiert...
    hmmm ich habe mich sehr schwer getan, mich wirklich voll und ganz frei von ihm und unserer beziehung zu machen. Ich habe trotz trennung noch sehr lange zeit mit mir gehadert ob es die richtige entscheidung war, habe mich schuldig gefühlt, hatte sehnsucht nach ihm, hatte das gefühl ich mache einen riesen großen fehler, mich von meinem seelenpartner zu trennen und habe mich anfangs sehr dagegen gesträubt, den kontakt völlig zu ihm abzubrechen. Hier mal ne sms, hier mal n besuch von ihm zum kaffee.
    Aber irgendwann kam der punkt, an dem ich begriffen habe, dass ich mich so nicht wirklich auf mich konzentrieren kann, dass ich mir im grunde immer noch was vormache....dass ich mich meiner angst, ihn wirklich loszulassen, nicht stelle. Der austausch hier und die klaren beiträge einiger schreiberinnen hier haben sehr viel dazu beigetragen, dass ich an diesen punkt gelangt bin.
    Dann kam die zeit, in der ich mich regelrecht dazu gezwungen habe, den kontakt auf null zu reduzieren. Es war oft ein richtiger kampf und hat viel kraft gekostet....immer wieder gedanken, dass man das falsche tut...ich habe mich manchmal so gefühlt, dass ich verrückt werde, da ich so ein chaos in mir hatte....
    aber das chaos ordnet sich langsam, man kommt stück für stück wieder zu sich selbst und dann kommt der punkt an dem man die entscheidung nicht mehr in frage stellt, wo man klar sieht, was man möchte und was man eben nicht möchte. Man nimmt die eigenen bedürfnisse wieder wahr und beginnt klar zu sehen, dass die eigenen bedürfnisse nicht mit dem eines suchtkarnken partners zusammen passen....dass man sich in solch einer beziehung stets verbiegen muss....
    liebe topsi, ich wünsche dir ganz viel kraft zur ruhe zu kommen, klarheit in dir zu erlangen. Der austausch hier wird dir hoffentlich eine große stütze auf diesem weg sein
    Alles liebe
    herze

    Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass es einen Sinn hat - egal wie es ausgeht.

  • Guck dein Handy nochmal genauer an, es gibt bei vielen die Funktion, ungebetene Rufnummern zu blockieren, notfalls wende dich an den Netzbetreiber oder besorge dir eine neue Nummer.
    Gegen das schlechte Gewissen hilft nur Wissen über die Krankheit und die Manipulationsstrategien und vielleicht eine neue Handynummer, damit wer dir keines mehr einreden kann.

  • Hallo Topsi,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Zitat

    Es kommen so Gedanken: so schlimm ist er ja gar nicht.


    diese Gedanken hatte ich auch sehr oft. Ich glaube fast, die gehören dazu, weil ich /wir es verlernt haben unseren Wahrnehmungen zu vertrauen.

    Zitat

    Da wird mir eine neue Liebe angedichtet, es wird mir vorgeworfen, ihn weggetreten zu haben. Ich bin nun Schuld, dass er obdachlos ist.


    Macht er das oder seine Angehörigen.
    Du bist auf keinen Fall Schuld, das sind Versuche dich wieder "zurückzuholen". Das hat doch sonst auch immer funktioniert, und so wird es wieder versucht. Wichtig ist, das du diese Manipulationsversuche erkennst und entsprechend reagierst.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Topsi
    Willkommen hier.
    Mein Rat lies hier und im www.
    Begreife Alkoholismus als das was es ist, eine Sucht (Krankheit)
    Dann kannst du Dinge trennen,Muster erkennen und den zu erwartenden Verlauf erahnen etc.
    Schau auf Dich, nicht auf ihn (war er macht oder nicht macht)
    Zum Krankheitsbild gehört all das ,manipulieren,lügen, Schuld zuweisen,jammern ,versprechen ,drohen, uvm.

    Wenn du dich darauf einläßt verlierst du viel Kraft und die Orientierung.
    Schau unbedingt auf Dich lass dich nicht verunsichern!!!!!,vielleicht ist sein Auszug eine große Chance für Euch ,vorrausgesetzt du bleibst standhaft und läßt ihn erstmal nichtmehr rein und in deine Nähe.
    Du kannst dich in der Zeit entspannen ,schauen was du zukünftig willst und er wird vielleicht wach und unternimmt etwas gegen die Sucht.

    Liebe Grüße R..

  • Hallo Topsi
    Mein Freund ist seit einige Wochen Trocken ,er befindet sich noch in Therapie und ich erfahre jetzt zum Teil erst welche Mengen er wirklich getrunken hat.
    Geh mal davon aus das ein ,,nasser,, suchtbedingt ,das blaue vom Himmel runterlügt,denn was er in diesem Stadium an wenigsten will (nass) ist Veränderung(Trennung etc)
    Mein Rat deshalb ,schau auf dich ,das ist der einzige Weg der gehbar ist.Du solltest versuchen es rational anzugehen,also kopfgesteuert ,so kannst du dir viel Leid und Kummer ersparen.

    und höre nicht auf das was er erzählt ,nur Taten düfen zählen,sonst hängst du in der ,,Hoffnung ,,fest,klammere dich nicht daran,dann bist du auch nicht enttäuscht wenns nicht wahr wird was er dir nass verspricht!
    LG R..

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