Vater im stich lassen?

  • Hallo ihr lieben,
    mal wieder heul ich mich hier aus. mein Vater macht nun Zweiten mal einen Entzug und lässt sich jetzt nach 3 Wochen entlassen. Er scherzt beim tel immer wieder über alkohol und ich fragte ihm ob er es nun endlich lässt. Und was bekomme ich als Antwort. Meine 2 Bier trinke ich weiterhin. Wie bitte? Ich glaub ich bin im falschen film. Er hat ne leberzirrhose im Endstadium, war schon 2 mal im krankenhaus und beim letzten mal als ich ihn hingeschafft (in KKH) habe, hat er sogar vor meinen Augen nen Krampfanfall bekommen. Ich dachte er muss sterben. Er hat keine Ahnung wie es mir geht. Ich habe ihn das alles schon gesagt. Aber es kommt nichts bei ihm an. Scheinbar begreift er noch nichtmal das jedes bier sein Tod sein könnte.

    Ich habe ihn unterstützt, also nicht bei seiner allkoholsucht Sondern habe ihm zu seinen Arztterminen gefahren, bin mit ihm lebensmittel einkaufen gefahren habe mich ums sein geld gekümmert usw. Doch nach dieser Aussage habe ich die schnautze voll.

    Am liebsten würde ich das hintermir lassen. Ihn einfach nicht mehr sehen nicht mehr mit ihm sprechen. Wenn er sich unbedingt zu todequälen will, bitte aber ich muss mir das doch nicht ansehen. Auf der anderen Seite würde ich gern so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen, denn viel zeit wird ihm nicht mehr bleiben. Aber ich glaube ich bin an dem Punkt angelangt, wo meine Kraft nicht mehr reicht. Ich träume sogar schon, wie ich ihn tod irgendwo finde. Das will ich einfach nicht mehr

    Habt ihr auch solche Erfahrungen gemacht, wie seid ihr damit umgegangen?

    Entschuldigt diesen Roman. Liebe Grüße stern

  • Hallo Stern2013,

    da kannst Du lange heulen, Deinem Vater ist egal, ob er sich totsäuft oder nicht. Wenn er nicht nach 2 Entzügen verstanden hat, worum es geht, dann wirst Du leider es ihm nicht eintrichtern können.

    Geh da weg, es tut Dir nicht gut.

    Gruß

  • Hallo Stern,
    ich kann verstehen das du leidest, wenn ein naher Angehöriger sich zu tode trinkt und man steht hilflos daneben.
    Das du da nichts tun kannst, so lange er nicht will hast du ja erkannt.Ihm vor Augen zu halten was alles passieren wird nutzt ihm und dir nichts.
    Vielleicht kannst du dich, soweit wie möglich rausnehmen,wenn du ihn sehen willst dann gehe hin.Doch das Thema Alkohol würde ich total aussperren.Unterhalte dich über alles,Natur,Alltag....und wenn du spürst der Besuch stresst dich,dann gehe und tue etwas Schönes für dich.Es reichen oft schon Kleinigkeiten um sich eine Freude zu machen.
    Ich wünsche dir das du den Weg findest, mit dem du am besten Umgehen kannst .
    Liebe Grüsse

  • Hallo Stern

    Vielleicht solltest du dir selbst ein bißchen Hilfe von einen Profi holen und dir selbst über deine Gefühle was deienen Vater betrifft klar werden.

    Fakt ist nur er selbst kann entscheiden was er tut und nicht tut er ist Erwachsen und für sein Leben auch seinen Tot selbst verantwortlich genauso wie du.

    Ich weis nicht wie es bei euch in Deutschland ist bei uns gibt es eigene Beratungsstellen für Angehörige und dort wurde meinem Freund sehr gut geholfen. Die kennen sich mit der Krankheit aus kennen die Gefühle und die Folgen und ich glaube sowas hilft einen gut.

    Lass deinen Kopf nicht hängen und denk nur daran du hast auch noch ein Leben lass es nicht auch noch vom Alkohol zerstören.

    sg M.

  • Hallo liebe Stern,

    einen Ratschlag geben in dieser Situation ist echt schwer. Geht, denke ich auch nicht, weil wir doch alle am Ende in uns selbst reinhorchen können um zu wissen, welches die richtige Entscheidung für einen selbst ist.

    Ich kann nur aus meiner Erfahrung sprechen, die ich gemacht habe.

    Meine Mutter ist ganz plötzlich gestorben. Ich hatte sie nicht oft und regelmäßig gesehen. Sie war wieder verheiratet und naja, es war derselbe Kreislauf. Alkohol und Auseinandersetzungen. Anfang des Jahres hatte ich sie zuletzt gesehen. Am Ende des Jahres war sie gestorben.
    Unser letztes Wiedersehen endete ausgesprochen unschön. Es wurde getrunken, ich nahm die Rolle der Beobachterin ein und am Ende ist die ausgesprochen angespannte Situation eskaliert. Es kam zu einer Eskalation zwischen mir und meinem Stiefvater.
    Was ich meiner Mutter im Nachhinein sehr hoch angerechnet habe, war, dass sie mich gegriffen hat und mich aus dieser Situation herausgeholt hat. Sie hat mit mir fluchtartig die Wohnung verlassen.
    Meine Mutter war eine uneinsichtige Alkoholikerin. Hat es immer abgestritten.
    An dem Abend habe ich sie gefragt, warum sie das macht. Sie hat mich nur angeschaut und kein Wort gesagt.
    Das war meine letzte Begegnung mit ihr.
    Für mich war ihr plötzlicher Tod ein Schock. Ich hätte sie gerne noch einmal gesehen, besucht.
    Ich wurde nicht informiert, mein Stiefvater hatte ja meine Telefonnummer nicht, wie er sagte :twisted: Telefonbuch ? Auskunft ?
    Man war ich stinkig.
    Fragen der Schuld kommen da immer auf und ich habe sehr um sie getrauert. Ich bin da mit mir ins Reine gekommen. An ihrer Situation, an ihrem Leben hätte ich keinen Einfluß nehmen können. Sie nicht bekehren und von dem Alkohol abhalten können.
    Andererseits war sie egoistisch, hat keine Verantwortung für ihr Leben und ihre Kinder übernommen, ist lieber geflüchtet in den Alkohol, hat ihre eigenen Gefühle betäubt und sich darüber hinaus vollkommen verloren.
    Das tut weh, aber die Wahrheit.

    Liebe Grüße
    Weidenkätzchen

  • Hallo ihr lieben,

    ich danke euch für eure so persönlichen Geschichten und Erfahrungen.
    Das zeigt mir das ich mich wirklich mehr um mich kümmern muss. Einen Schritt habe ich schon getan, ich hatte die Betreuung von meinem Vater, diese habe ich jetzt auch wenn es ihm nicht passst erfolgreich abgegebn können. Ich werde ihn einfach weiterhin ab und an besuchen aber nicht mehr so oft udn die Zeit die ihm noch bleibt mit ihm genießen. Der alkohol war schon nach seinem 1. erfolglosen entzug kein Thema mehr, denn ich glaubte das er dadurch noch mehr trinkt.

    was ich feststellen muss, es scheint den meisten alkoholikern egal zu sein, wie sehr seine Angehörigen leiden. Selbst wenn man es ihnen verdeutlicht erntet man nur ein kleines Lächeln. Man ist ihnen scheinbar nichts mehr wert. Das ist sehr traurig.

  • Zitat von stern2013

    was ich feststellen muss, es scheint den meisten alkoholikern egal zu sein, wie sehr seine Angehörigen leiden. Selbst wenn man es ihnen verdeutlicht erntet man nur ein kleines Lächeln. Man ist ihnen scheinbar nichts mehr wert. Das ist sehr traurig.


    Ich glaube ein Alkoholiker ist sich selbst nicht wert wie soll ihm dann ein anderer was wert sein.

    Ich habe die Erfahrung gemacht das offensichtlich der Alkohl den Alkoholikern eine Welt weit ab jeder Realität öffnet.

    Leider zahlen die Rechnung bei dieser Krankheit die ganze Familie und nicht nur der Alkoholiker selbst :(

  • Hallo ihr lieben,

    ich habe jetzt eine weile nicht geschrieben weil ich zeit für mich brauchte, um zu sehen wie ich weiter mit meinen Vater umgehen.

    Ich habe ihn nicht im stich gelassen, auch wenn mir manchmal so war. Denn er hat sowieso schon niemanden mehr.

    Meinen Vater geht es derzeit den umständen entsprechend gut. Er trinkt immernoch aber wesentlich weniger. Was man auch merkt.

    Ich genieße die Zeit gerade immer mehr, da er so viele klare momente ach sogar Tage hat. Aber leider werden diese Tage dann wieder überschattet von Tagen in denen man sich n ur sorgen machen muss. Das sind diese Tage, an denen er auch die härteren sachen trinkt. Ich weiß das seine Zeit irgendwann gekommen ist, und ich glaube er ahnt es langsam selbst.

    Er spricht häufiger vom tod, vom senseman den er sieht usw. Wobei ich auch glaube das es dann so schlimm ist, wenn er wieder viel getrunken hat. Ich kann ihn einfach nicht allein lassen, aber sehe das ganze dank dieses Forums mit mehr abstand. Also ich habe wieder angefangen mir und meiner Familie mehr zeit zu gönnen und mich nicht permanent zu sorgen. Denn das will mein Vater glaube ich auch nicht und in klaren momenten sagt er mir das auch.

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