Und nun - was stattdessen??? Leerraum

  • Moin!
    Kapitulation vor dem Alkohol bedeutet, dass Du erkennst und auch vor allem spürst, dass er immer stärker sein wird als Du. Dass ein Kampf gegen den Alkohol nichts bringt, wie zum Beispiel so ein Mist wie kontrolliertes Trinken.
    Wenn Du vor dem Alkohol kapituliert hast und weißt, dass Du nur trocken leben kannst, wenn Du ihm aus dem Weg gehst. Wenn Du selbstbestimmt Dein Leben in die Hand nimmst, ein Leben, in dem der Alkohol keinen Platz einnimmt.
    Jeder Alkoholiker, der denkt, er könne nach einiger Zeit des Nichtstrinkens wieder einen Schluck probieren, landet schneller unter der Erde, als er gucken kann.
    Daher auch der vielzitierte Spruch " Nur nicht trinken reicht nicht".
    Das Verinnerlichen ist wichtig. Eine Sucht ist eine immer tödlich endende Erkrankung. ABER: Der große Vorteil des Erkrankten, er selber kann diese Sucht stoppen. Das hast Du gemacht! Das ist der Schritt, Dein Leben zu retten.
    Beste Grüße
    drybabe

    never give up

  • Hallo Red Phönix,

    ich finde es super wie Du das alles angehst und Dir neue Perspektiven schafft. Und ich finde durchaus, dass Du auf Deinen 1/4 Hundertsten Tag stolz sein kannst! Längst nicht alles was auf Papier gedruckt wird ist das Papier auf dem es steht auch wert. Kenne das Buch zwar nicht aber die Aussage alleine ist Quark. Kann es mir höchstens so erklären, dass er damit sagen will, dass es nicht nur darum geht, X Tage nichts zu trinken sondern v.a. darum, seine Einstellung, sein Verhalten, die Situation,...zu verändern. Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt und Du bist auf dem richtigen Weg. Setze da auch meine Unterschrift auch noch mal unter drybabes Beitrag, besser kann man es eigentlich nicht sagen.

    Das mit Deinem Antrieb ist glaub ich normal, Alkohol verstärkt Depressionen und Dein Gehirn und Dein ganzer Stoffwechsel brauchen Zeit sich umzustellen. Hab ein bißchen Geduld mit Dir! Ich weiß...ist auch nicht meine Königsdisziplin ;)

    Das mit meinem Ex gehört zu den weniger heiklen Themen ;) Mit Alk hatte die Trennung nix zu tun, ich war bereits trocken und er hat kein Alkproblem. Will Deinen Thread hier nicht sprengen von daher nur so viel - er hat mich in der Schwangerschaft kurz vor der Hochzeit sitzen lassen, es war 2 Jahre lang die Hölle mit vielen Rechtsstreits und ohne je eine Erklärung von ihm zu bekommen. Jetzt klappt es seit ein paar Monaten besser, wir können auch mal zu dritt was machen und prompt spielen meine Gefühle zurück. Vermutlich, weil ich nie von ihm gehört habe, wieso, weshalb, warum.

    Ich wünsche Dir ein schönes sonniges Wochenende!
    Bis bald,
    Stine

    Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist dann ist es auch nicht das Ende.

  • Hallo Red Phönix,

    wir beide sind in etwa gleichauf mit unseren fast vier Wochen. Ich verfolge deinen Thread von Anfang an. Wie Du Deinen Weg gehst, find ich klasse und es tut sich doch einiges!

    Aber da sind halt auch diese Tage und Momente in denen es mal nicht so läuft… Auch ich frage mich, wann ich denn endlich überzeugt davon sein werde, dass das nun MEIN WEG ist. Ich empfinde da so ein Misstrauen mir selbst gegenüber. Vielleicht ist es so ähnlich, wie du das meinst, wenn Du sagst: „…und ich frage mich, ab wann kann man das Gefühl haben, dass man sich auf einer Strecke des Weges befindet, wo man sagen kann „ es ist nicht nur eine Trinkpause oder der Beweis, dass es auch ohne Alk geht?“

    Obwohl ich tief im Inneren absolut überzeugt davon bin, dass ich den Rest meines Lebens kein Gift in Form von Alk mehr zu mir nehmen will, meldet sich das Teufelchen immer mal wieder und reißt seine dummen Sprüche, von wegen: „Ach komm schon – einmal ist keinmal…!“ - „Probiere doch nur noch einmal, Dir wird schon nichts passieren!“ … Aber hey … nach 20 versoffenen Jahren ist es wohl ganz normal, dass das nicht von heut auf morgen bzw. innerhalb von vier Wochen „wieder gut ist“.

    Für mich persönlich kann ich dieses Misstrauen in vielen gescheiterten Versuchen auf den trockenen Weg zu kommen begründen. Ich versuche mir nun Zeit zu geben und geduldig zu sein. Wie bitteschön macht "man" das nur :roll:

    Du hast so schön gesagt: „Denn eigentlich bin ich froh, dass es mir meistens so gut geht und ich wenig an Alk denke.“ Auch das kann ich unterstreichen – ich versuche dies ganz bewusst anzunehmen und nutze das zusammen mit den Grundbausteinen als Teil meines „Trockenfundamentes“

    Und mir ist noch etwas aufgefallen. Du schreibst: „Mich ärgert besonders, dass ich im Alk mit viel Lust kreative, fantasievoll und einfallsreich war.“

    Auch wenn „gute Sachen“ dabei herauskamen – Das warst nicht DU, es waren nicht DEINE „guten Sachen“… Und soll ich Dir mal was sagen…? Im Suff war ich auch so was von kreativ, gerade was das texten angeht … und nun … ich schreib hier kaum mal etwas, weil ich denke, dass das was ich Schreibe, absolut dämliches Gesülz ist … ich lese hier Texte, die mich fesseln, ich sitz dann mit weit aufgerissenen Augen davor und krieg meinen Mund vor lauter Staunen nicht mehr zu … dann denk ich : Wo ist das nur hin ... dazu bin ich einfach nicht mehr in der Lage … Aber lieber nüchtern und „normal“ als falsch kreativ , falsch fantasievoll und falsch einfallsreich so wie ich es vorher war … Das bin nun ICH. Und das Gute an uns ist ja, dass wir uns ständig weiterentwickeln können, niemand bleibt stehen, wenn er das nicht möchte – und auch Kreativität und Fantasie können sich im trockenen Zustand ganz neu entwickeln, auf eine ganz eigene und echte Art und Weise.

    Freu Dich darauf und bleib auf deinem Weg. Übrigens kannst Du, wie ich auch, sehr stolz auf diese „echten“ 4 Wochen sein und wenn andere Menschen meinen, das bedeute nichts, dann gilt das nicht automatisch auch für Dich 8)

    Viele Grüße von Julia

  • Hallo Red Phönix,

    Zitat

    Gestern hat mich eine Äußerung / Formulierung innerlich verstimmt oder verunsichert. Ich habe ich einen Beitrag eines trockenen Alkoholikers der ein Buch „Saufdruck...“ auf den Markt gebracht hat gesehen.
    Er sagte, dass jeder Trinker wenn er 3 Wochen, 7 Wochen oder 3 Monate nichts getrunken hat, stolz auf sich ist. Das dies aber im Grunde nichts bedeutet, wie in seinem Fall / Leben z.b.

    Gemeint ist m.M., daß viele nassen Alkoholiker sich mit diesen Trinkpausen beweisen wollen, daß sie keine Alkoholiker sind. Sie schaffen es tatsächlich, unter größtem Zwang, wochenlang nichts zu trinken und wenn sie es sich vermeintlich bewiesen haben, belohnen sie sich mit Alkohol... und sind innerhalb kürzester Zeit wieder da, wo sie waren.
    Erst mit der Kapitulation vor dem Alkohol (siehe drybabe )und der Selbsterkenntniss, daß man Alkoholiker ist, kann man dauerhaft und zufrieden trocken werden.
    Lg
    Sven

    Don't waste your time, always searching for those wasted years!

  • Hallo drybaby, Stine, Julia und Sven,

    ich hoffe ihr hattet ein sonniges und fröhliches Wochenende!
    Hm – nun ist ja Kapitulation für mein Verstehen eher die Aufgabe vor etwas. Ich ergebe mich vor etwas stärkerem und „es“ kann mit mir machen was es will. Wie wenn Länder im Krieg voreinander Kapitulieren und der „Gewinner“ bestimmt dann wie es weiter geht.

    Aber ich denke hier da gerne um und verstehe im Zusammenhang mit Alk nun auch komplett wie Du es meinst.
    Ja, ich habe begriffen, dass ich diesen oft auch so säuselnden Feind der Vergangenheit nie überlisten werde. Er wird nie halten was er verspricht und mich immer um Schritte zurückwerfen.

    Oh oh Stine – sehe es mir nach – aber das ist ja nun alleine vom Zeitpunkt und ohne Begründung das 0,000 Minus an Charakterleistung Deines Ex!
    Und man möge nie den einen Satz / die Frage „wieso, weshalb, warum.“ im Zusammenhang einer tiefen Liebe unterschätzen. Da weis ich leider aus eigener Erfahrung die Auswirkung. Es ist Jahre her und durch, hatte auch nichts mit Alk... zu tun.
    Einfach von 0 auf 100 nach schöner Zeit & vergangenem letzten Tag...
    Dieser „Liebeskummer“ war im Vergleich zu anderen erlebt und ganz anders überstandenen ein nicht enden wollender Höllentrip.
    Eben weil die Frage im Raum stand und man nicht abschließen kann. Das Grübeln, gefolgt von „wenn“ und „vielleicht“. hat mich und alles gelähmt.
    Auch heute kommt – wegen offener Frage eben – immer mal wieder sensibel das Thema auf diesen Mann.
    Menschen meines Umkreis die das alles miterlebt hatten, begründen es nur noch ausschließlich mit dem nicht vorhandenem Abschluss.
    Nun zu Dir: Das ist sicher jetzt auch gefährlich für Deine Gefühlswelt. Wenn es ein bisschen länger so läuft mit den gemeinsamen Unternehmungen, vielleicht kann er Dich ja dann doch mal erlösen. Damit Du das mit Dir ausdiskutieren kannst oder vielleicht sogar auf den Punkt kommst „der spinnt doch“. Ich denke jedenfalls, dass es Dir auch nach längerer Zeit noch positiv was bringen würde.

    Sicher hast Du recht, wenn Du sagst ich soll nicht zuviel von mir verlangen – bin ja eigentlich wirklich momentan zufrieden mit mir. Habe bemerkt, dass Dinge ( Äußerungen, Erfahrungen...) meine Stimmung schneller kippen lassen und versuche das zu akzeptieren. Manchmal schmeiße ich mir dann ein Duftöl an ( Duft beeinflusst ja auch das Empfinden) und setze mich mit `nem Kaffee zu meinen Viechs auf den Balkon und gucke in die schöne große Kiefer direkt davor. Da tummeln sich Eichhörnchen und jedes Jahr brüten da andere Vögel.
    :)
    Julia, lieben Dank für Deine netten und anerkennenden Worte.
    Erst mal entschuldige wegen der verspäteten Antwort. Ich hatte Familie aus dem Harz da und so gut wie kein PC Kontakt.
    Ja, ich denke das was Du auch so treffend Misstrauen nennst ist auch in etwa von mir gemeint gewesen.
    Ich frage mich auch so viel – in den ersten Tagen oder ein paar mehr, habe ich bei allem daran und darüber nachgedacht was ich jetzt und warum mache. Ich trank seit ca. 27 Jahren so gut wie regelmäßig Alk. Richtig nachvollziehbare Gründe gibt es für mich bis heute nicht. Es hat sich echt als Gewohnheit eingeschlichen und verselbstständig.
    In diesen Tagen war ständig das denken, wie mache ich jetzt was um nicht nur nicht zu trinken sondern auch viele Dinge zu tun die ich NICHT IM ALK tat. Mich abzulenken. Wenn ich in meinen Augen zu wenig oder blöde Sachen gemacht habe, wurde mir hier auch gut geschrieben „ mach was Dir gut tut“ – auch wenn es eben nicht die Norm ist, z.b. nachmittags dem Bedürfnis nachzugeben mich ins Bett zu kuscheln. Mir tat das gut – ich habe die Decke als Art Schutz empfunden.
    Ich bin sicher noch nicht die richtige für Rat, aber Deine Formulierung „wieder gut“ würde ich für mich nicht wählen. Es ist nie wieder gut. Gut und Alk passt nicht – nicht mehr!
    Auch denke ich, Du bist am Anfang Deines neuen Weges. Der viele Zweige entwickeln kann. Wenn Du sagst MEIN WEG, klingt das für mich sehr eingeengt – als wenn es nur den einen Tunnel gibt. Und Tunnel soll ja nicht.
    Tunnel ist dunkel, und Du willst ja Licht und Leben oder?
    Geduld ist schon richtig – ich muss sie für mich mit Ablenkung, Veränderung und nicht zuletzt Natur koppeln.
    Vielleicht hilft es Dir ja auch Dich einfach mal in einen Park, Wald zu setzen und mal Bäume zu raten oder irgendwas, was Du noch nie gemacht hast.
    Oder als Beispiel: Ich habe mir vor Kurzem eine ganz verworrene Straßenstrecke mit allen Namen die mir noch eingefallen sind zurecht gelegt und bin diese dann nach gutem Wissen abgelaufen. Ich war sehr erstaunt, an welche ich mich samt Umgebung noch erinnerte und was sich alles wie verändert hat. Mancher mag jetzt vielleicht lachen... Ich habe zum Beispiel eine uralte Gusseiserne Wasserpumpe gefunden wie es in meiner Kindheit viele gab. Diese besuche ich jetzt öfter und pumpe pro Arm so 30 x – gar nicht so leicht. Vielleicht etwas gaga – aber na und.
    So was in etwa meine ich. Mache was mal ganz anderes. Und wenn nötig lach auch dabei über Dich.
    :P
    Was die Kreativität angeht, ist es dann doch nicht ganz so. Diese Gaben waren zwar im Alk sehr präsent und wollen jetzt nicht so. Aber als Kind und in jungen Jahren war ich damit auch schon gesegnet – zum Glück also kein pures Produkt des Alk.

    Liebe Julia – sei auch stolz auf Dich und freu Dich auch über jeden Tag.
    Und wie Du schreibst ist doch gut - finde ich völlig OK!
    Gib nicht auf. Vielleicht kannst ja wen anrufen und über irgendwas labern wenn das blöde Teufelchen kommt, lese hier oder gönn` Dir was leckeres, was Du Dir vielleicht immer verkniffen hast weil der Alk ja auch masse Geld schluckt. Denn nicht einmal ist kein mal, sondern einmal ist einmal zuviel und zieht viele Male nach sich. Sage ich mir.

    Ich weis aber auch, dass noch so einige Löcher und dunkle Schatten auf mich warten – ich will will will ihnen aber keinen Platz machen.

    Die neuen Sachen, die Bewegung der Sport tut mir gut, wenn mich meine blöde vererbte Hauterkrankung nur nicht zwangsläufig so bremsen würde...

    Alles Liebe für euch und weiterhin guten Weg mit Gruß

    Red Phönix
    :)

    -- Genau dann, wenn die Nacht am dunkelsten ist, beginnt der Morgen.

    -- Wenn du schon alles verloren glaubst, dann vergiss nie, dass dir noch die Zukunft bleibt.

    -- Scheitern ist ein Umweg, keine Sackgasse.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!