Was passiert mit meinem Körper im Entzug ?

  • Da es immer wieder am Anfang ein Thema sein wird möchte ich diesen Beitrag erstellen.
    Als mir klar wurde dass ich Alkoholiker bin war ich mit der Thematik Sucht und Alkoholiker völlig Ahnungslos. Damit habe ich mich in meinem Leben nie auseinander gesetzt.
    Darum ist dieser Beitrag auch besonders wichtig für Menschen die sich mit dem Gedanken tragen ein trockenes Leben zu führen und warum es sehr wichtig ist von einem kalten Entzug die Finger zu lassen.

    Ich fange mit einem sehr schlimmen Beispiel an.

    10 Stunden ist es her als ich den letzten Alkohol getrunken habe.In meinem Körper ist ein regelrechter Krieg ausgebrochen. Millionen von Nervenzellen feuern ohne Unterbrechung mein Gehirn, Muskeln und Herz an.
    Mein Körper befindet sich im Ausnahmezustand !
    Mein T-Shirt ist vom Schweiss klatschnass, ich habe 40°C Grad Fieber, ich fange an zu zittern.
    Plötzlich krampfen sich meine Muskeln unkontrolliert zusammen, meine Atmung setzt aus und kurz darauf auch der Herzschlag.
    Ich bin tot !

    Wie konnte das passieren ?
    Ich bin nicht gestorben weil ich zu viel Akohol getrunken habe, sondern weil ich meinem Körper den Alkohol verwehrt habe an den er sich über Jahre gewöhnt hat.

    Warum verlangt mein Gehirn nach Gift ?

    Der Genuß von Alkohol führt zu einer erhöhten Ausschüttung von Dopamin, das ist ein Botenstoff der das Belohnungszentrum anheizt.
    Beim essen steigt das Dopamin um 50% an, beim Trinken von Alkohol um 200%.
    Durch die erhöhte Ausschüttung sprechen mehr Nervenzellen auf den Alkohol an. Und je mehr Nervenenden bereitgehalten werden, umso positiver wird das gute Gefühl bewertet.
    Damit haben wir den Selbstzerstörungsmodus aktiviert.
    Wenn wir nun einfach so die Alkoholzufuhr kappen senden verschiedene Rezeptoren unentwegt Alarmsignale aus.
    Dadurch gerät unser Körper beim kalten Entzug derart unter Stress, dass er am Ende unter der Belastung zusammenbricht und das Herz-Kreislauf-System kollabiert.
    Alkohol hat vor allem in höherer Dosierung eine sedierende Wirkung. Bei chronischem Konsum ist das wie ein ständiger Druck auf das Bremspedal. Bleibt der Alkohol plötzlich weg, fehlt die Bremse, und der Körper gibt Vollgas.

    Darum ist es einfach wichtig einen Arzt aufzusuchen und einen qualifizierten Entzug zu machen.
    Dieser Entzug wird Medikamentös begleitet und die Gefahren minimiert.


    Ich hoffe ich konnte es für euch einigermaßen bildlich erklären.


    Gruß Sky

  • hallo sky

    ich würde deinen beitrag als wichtig einstufen. du hast es sehr gut beschrieben was bei einem kalten entzug passieren kann.
    ich finde es vollkommen richtig und wichtig das evt. neue hilfesuchende erfahren wie wichtig ein kontrollierter entzug durch einem arzt ist und welche risiken ein kalter entzug mit sich bringt.
    danke dir für diesen beitrag.
    grüße
    NNGNeo

  • glück auf skyline und glück auf alle

    Zitat von Skyline

    Ich fange mit einem sehr schlimmen Beispiel an.

    10 Stunden ist es her als ich den letzten Alkohol getrunken habe.In meinem Körper ist ein regelrechter Krieg ausgebrochen. Millionen von Nervenzellen feuern ohne Unterbrechung mein Gehirn, Muskeln und Herz an.
    Mein Körper befindet sich im Ausnahmezustand !
    Mein T-Shirt ist vom Schweiss klatschnass, ich habe 40°C Grad Fieber, ich fange an zu zittern.
    Plötzlich krampfen sich meine Muskeln unkontrolliert zusammen, meine Atmung setzt aus und kurz darauf auch der Herzschlag.
    Ich bin tot !

    Wie konnte das passieren ?
    Ich bin nicht gestorben weil ich zu viel Akohol getrunken habe, sondern weil ich meinem Körper den Alkohol verwehrt habe an den er sich über Jahre gewöhnt hat.

    genau so - oder so ähnlich (vielleicht sogar schlimmer) kanns passiern :shock:
    was da im einzelnen abläuft können nur wenige so gut und so kurz erklären wie du skyline.
    weil das so is gibts auch diesen thread: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…topic24411.html

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Guten Morgen Matthias,

    vielen Dank für dein Lob :)

    Ich bin in letzter Zeit hier im Forum öfters über den kalten Entzug gestolpert und da dachte ich so bei mir beschreibe es mal so verständlich wie möglich.
    Denn oft ist es einfach zu fachspezifisch beschrieben und wenn ich mit Neurotransmitter, Gaba und den Rezeptoren wo sie andocken anfange versteht es kein Mensch.

    Ich wollte es nicht in den Vordergrund stellen aber es betraf damals auch mich selbst. Bis auf den Atem- und Herzstillstand hatte ich auch alles.
    Ich nahm damals die vielen Ratschläge auch nicht so wirklich ernst, ja und dann trinke ich halt mal wieder und habe sehr oft kalten Entzug zu Hause gemacht.
    Bis ich eines Tages krampfend auf dem Boden lag, ich hatte sehr viel Glück dass mich Jemand gefunden hat und ich mit der Feuerwehr ins Krankenhaus kam.
    Das hätte böse ins Auge gehen können.


    Gruß Olli

  • Danke für diesen Thread!
    Ich habe dazu eine Frage:
    Ist es denkbar, dass ein Alkoholkranker, der seine Krankheit nicht angenommen hat bzw. sich nur eine psychische Abhängigkeit eingesteht, Entzugssymptome echt nicht richtig interpretiert...also Vogel Strauß Politik betreibt?
    Danke oldie

  • Super ! Danke Skyline , das kann man nicht besser schreiben.

    oldie Denkbar ist alles ! Was du da schreibst betrifft wohl viele Alkoholiker die dabei sind zu begreifen das mit Ihrem Alkoholkonsum etwas nicht stimmt.

    Trocken seit dem 06.12.1993 und das bleibt auch so !!!

  • Hallo Oldie,

    das kann durchaus möglich sein. Ein nasser Akoholiker ist ja ein echter Täuschungskünstler und oft auch sich selbst gegenüber.

    Bis zu meiner ersten Entgiftung habe ich mich mit dem Thema Alkohol nie beschäftigt. Heute weiß ich dass ich in der Zeit vor der ersten Entgiftung viele kalte Entzüge durchgemacht habe.
    Da ich mich mit der Thematik nie beschäftigt habe war ich der Meinung, dass diese Auswirkungen eben die Strafe für das Saufen vorher war. Eben ein heftiger Kater.
    Nach der ersten Entgiftung dachte ich die Leute dramatisieren das aber ordentlich und habe kein großes Gewicht auf die Ratschläge gelegt.


    Gruß Olli

  • Hallo Sky,

    sehr gut beschrieben. Ich selber habe in den ersten Tagen im Forum diesen hier gelesen: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…topic24411.html

    Vielleicht könnte man Deinen Beitrag auch fest verankern, um es neuen (unwissenden) Lesern direkt sichtbar zu machen. Ich wusste auch nichts davon, wie gefährlich ein kalter Entzug sein kann.

    Wichtig zu ergänzen ist vielleicht was mir ein Suchtberater sagte;

    Nach einer Trinkpause auf die ein Rückfall folgt, ist ein kalter Entzug unter Umständen noch gefährlicher, weil der Körper entgiftet war, aber die Suchtrezeptoren noch immer auf Hochtouren laufen. Also besaufen sich manche Leute(so wie ich) mit gleicher Intensität wie vor der Trinkpause. Der Körper reagiert dann noch heftiger auf den Entzug.
    Generell aber ist das Risiko einfach viel zu hoch und ein Arzt ist in jedem Fall aufzusuchen!!

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • Hallo Marco,

    ja mit deiner Ausführung hast du vollkommen recht. Vielleicht kann Karsten deine Ergänzung noch in meinem Beitrag aufnehmen.

    Ob man diese beiden Beiträge verankern sollte muss Karsten entscheiden. Es wäre auf jeden Fall toll wenn der Beitrag irgendwie oben gehalten werden könnte damit er immer sichtbar ist. Denn die meisten neuen Leute blättern nicht nach hinten.


    Gruß Olli

  • Hallo

    Kalter Entzug ist eine gefährliche Angelegenheit und leider wissen

    die meisten nicht was dabei passieren kann.

    Hier darüber Ratschläge zu geben oder zu beschreiben was im Körper

    geschieht halte ich für genauso falsch wie das Postulat KE = Tod.

    Dies verursacht Angst bei jemanden der mit Alk aufhören will.

    Einfach mit dem Arzt besprechen was zu beachten ist auf dem Weg zur

    Abstinenz.

    Übertreibung ist wie Verniedlichung kontraproduktiv .

    lg

    der Poster

  • glück auf poster

    Zitat von Poster

    was dabei passieren kann.

    danke fü das wort: "kann"

    Zitat von Poster

    Übertreibung ist wie Verniedlichung kontraproduktiv .

    wo siehst du hier ne "verniedlichung" - ich mein, das is sehr realistisch beschrieben.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Guten Morgen,

    ich persönlich finde es auch nicht übertrieben. Bei jedem Alkoholiker der über einen längeren Zeitraum Alkohol konsumiert finden diese Entzugserscheinungen statt, bei dem Einen mehr und bei dem Anderen weniger.
    Aus meiner Sicht sollte schon darauf hingewiesen werden welche Probleme sich in einem Alkoholentzug entwickeln können.
    Es kommt häufig vor, dass die erste Entscheidung eines Alkoholikers ist nicht mehr zu trinken und setzt das ohne Hintergrundwissen auch einfach erst mal um ohne sich der Gefahren bewusst zu sein.

    Ohne jetzt eine ganze Berufsgruppe schlecht zu machen, sind auch die Ärzte sich dessen nicht immer bewusst oder haben gar nicht den Überblick vom Ausmaß der Alkoholabhängigkeit.

    Da der Wunsch mit dem Trinken aufzuhören oftmals als erstes in dieses Forum führt erachte ich es schon als wichtig auf die Gefahren eines kalten Entzuges hinzuweisen.

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