Mein Lebensgefährte macht mich fertig....

  • Eine Trennung ist immer schwer, wenn sie aus solchen Gründen vollzogen werden muß, Jay.
    Es wird schmerzen, das kann Dir leider keiner abnehmen.
    Trotzdem ist ein Ende mit Schmerzen besser als Schmerzen ohne Ende, denn die blühen Dir, wenn Du bleibst.
    Dein saufender XY demütigt Dich, schlägt Dich.
    Besser wrid das nicht, wenn er weiter säuft.
    Und vielleicht auch nicht, wenn er aufhören würde.
    Du hast bereits ein Burn-out (zum wiederholten Male) denn die CO-Abhängigkeit macht AUCH krank, psychisch und am Ende auch körperlich.
    Tu Dir das nicht an.
    Tu auch Deinem Kind das nicht an, es wird starken Schaden nehmen.
    Kinder merken alles, dennen kann man nix verheimlichen, auch wenn man sowas evtl. denkt.
    Kinder bekommen sogar mit, das was nicht stimmt, wenn sie noch nicht mal sprechen können !
    Bleibst Du, schädigst Du also nicht nur Dich weiterhin, sondern auch Deine Tochter für ihr ganzes Leben.
    Falls Du mir nicht glaubst, lies mal im EKA-Bereich, wenn Du das durchhältst.
    Ich kann dort nicht mal regelmäßig lesen, weil mir die Geschichten so zu Herzen gehen :(

    Jay, Du wusstest nicht, das er Alkoholiker ist.
    Okay.
    Du weisst es aber jetzt !
    Du kannst nicht so weiter machen, es sei denn, Du willst Dein restliches Leben einfach so verschenken und das Deines Kindes ebenso opfern.

    Was für Tipps sollen wir Dir geben?
    Zu gehen ist ja praktisch nu nich sooo schwer :wink: ... suche Dir eine eigene Wohnung. Falls Du nicht berufstätig bist, wende Dich an die zuständigen Ämter um Unterstützung.
    Geh selbst zu einer Angehörigen-Gruppe und hole Dir dort weitere Unterstützung.
    Aber vor allem, HANDELE !
    Nimm das bitte nicht länger alles so hin, sondern tu was.

    LG Sunshine

  • Hallo Jay

    herzlich willkommen und gut, daß Du Dir hier Ansätze zur Selbsthilfe holst.

    Trennen ist nicht so schwer...

    Für den einen mehr, für den anderen weniger.

    Trennen geht vor allem dann schwer, wenn Dich Gründe bei Deinem Partner halten, die Dir selbst garnicht bewußt sind.

    Was passiert mit Dir (innerlich) beim Gedanken daran, ohne ihn leben zu dürfen?

    Mit Logik hat die Angst vor der Trennung selten was zu tun. Viel aber mit Abhängigkeit. Woher diese kommt, könnte der Schlüssel dafür sein,

    für Dich selbst zu sehen, daß es nicht Dein Partner ist, an dem Du so sehr hängst.... sondern an dem Gefühl, daß da jemand da ist, oder an der Verpflichtung, für ihn da sein zu wollen....

    Möglicherweise gelingt die Trennung nicht, weil Du mehr über die Trennung, als über Dich nachdenkst.
    Wie viel Du Dir zB wert bist. Und wenn nichts wert... warum nicht?

    Soweit meine Gedanken zu Deinem Problem.

    Alles Gute!
    Nys

  • Hallo Jay,

    ich bin etwa in deinem Alter (wenn 1981 dein Geburtsjahr ist, wovon ich mal ausgehe) und es geht mir genau so wie dir. Ich wurde geschlagen, selbst die gesamte Schwangerschaft hindurch, bis zu Geburt, und ich bin nicht gegangen. Immerwieder fand ich neue Gründe, nicht zu gehen, habe Hoffnungen gehabt wie jeder andere hier, alles zum Anlass genommen neu an ihn zu glauben. Wenn das Kind da ist und er die Vaterrolle hat, wird er sich ändern. Wenn er diesen Job hat, in dem er nicht mehr mit Alkohol in Kontakt kommt, wird er es schaffen. Wenn die Therapie vorbei ist, ist es endlich geschafft.

    Pustekuchen. Er schlug mich weiter, auch wenn ich unseren Sohn auf dem Arm hatte. Er bekam viele Jobs und hat jeden durch den Alk in den Sand gesetzt. Er machte eine Therapie - und trank schon eine Woche nach Beendigung wieder, mit der Begründung - er wolle nochmal sehen wie es schmeckt und wollte nicht glauben, das kontrolliertes Trinken nicht mehr möglich ist. Hatte er keine Arbeit, trank er weil er nicht ausgelastet sei. Hatte er Arbeit, trank er um Stress abzubauen, wer arbeitet dürfe schließlich "auch mal" was trinken. Ein Grund fand sich doch immer, und oft genug war ich Schuld.

    Ich hatte längst die Nase voll vom Flaschensuchen wenn er mal wieder komisch roch oder den ganzen Tag scharfe Bonbons aß, die den Geruch ja doch nie ganz überdeckten. Ich hatte die Nase auch längst voll von den absolut unwürdigen Beschimpfungen, ach - die ganze Palette, ihr kennt das. Er hat nichtmal davor halt gemacht, unseren Sohn als hässlichen Dreckbastard zu bezeichnen, den er nie gezeugt haben kann. Es tut so weh, und doch bleiben die Meisten, die sowas erleben müssen.

    Warum - darauf gibt es so viele Antworten und doch keine echte. Es gab auch für mich keinen wirklichen Auslöser für das entgültige Gehen. Es wurde einfach immer weniger mit den Gefühlen, am Schluss blieb nur noch Mitleid und Angst. Keine Angst mehr vor ihm, alles was er sagte hatte ich von ihm schon gehört und traf mich nicht mehr. Vielmehr war es die Angst, wenn ich ihn nicht reinlasse passiert ihm was. Er hatte regelmäßig über 4 Promille. Er schlief auch schon neben den Bahnschienen, er drohte mit Selbstmord.

    Das ich hier schreiben und vor allem auch lesen konnte, half mir, die Last und die vermeintlich mögliche Schuld ganz langsam von meinen Schultern zu nehmen. Immer wieder las und verinnerlichte ich: Es ist nichts von dem, was er tut oder ihm passiert, meine Schuld. Er ist ein eigenständiger Mensch und trotz Suchtkrankheit ist es immer wieder neu SEINE eigene Entscheidung, etwas zu trinken. Er hatte immer wieder nüchterne Phasen und entschied sich doch immer wieder für den Alk und damit gegen uns.

    Ich befreite mich von dem Gedanken, dass er "krank" ist, denn er hat im Gegensatz zu einem Krebskranken z.B. die Wahl, sich für ein schönes, gesundes, langes Leben in Abstinenz zu entscheiden. Er trifft diese Wahl nicht, und es gibt nichts was man tun kannst um das zu ändern, wahrscheinlich hast du auch, wie ich, bereits alles dir mögliche versucht. Ohne Erfolg.

    Mein xy macht noch heute ab und an Terror vor meiner Tür, meint, er hätte noch irgendwas zu kriegen, zu geben, zu sagen, ... Und noch heute zittere ich, wenn ich ihn unterwegs mal irgendwo betrunken gesehen habe und es klingelt am gleichen Tag an der Tür. Und wenn er dann tatsächlich unten steht bebt mein ganzer Körper vor Angst.

    Aber ich habe für mich eine Taktik entwickelt, nicht wieder schwach zu werden. Ich führe mir in solchen Situationen vor Augen, wie er in den schlimmsten Situationen gewesen ist. Sehe innerlich, wie er mich verdroschen hat, wie er Gegenstände nach mir warf, obwohl ich das Baby auf dem Arm hatte, wie ich mit dem Kleinen auf dem Arm mitten im Winter aus der Wohnung flüchtete, ohne das wir uns hätten was anziehen können, wie ich Nächte im Winter hochschwanger im Auto schlief. Und alles völlig grundlos, denn ich hatte längst viel zu viel Angst, irgendwas zu sagen, das ihn verärgern könnte, jeder Schritt und jedes Wort waren wohl überlegt und trotzdem bekam ich, Verzeihung, auf die Fresse. Und meine Angst oder Mitleid wandelt sich langsam in Hass.

    Vielleicht ist das nicht der beste Weg, aber es ist der Weg den ich gefunden habe mich zu befreien. Deshalb habe ich auch ganz bewusst immer von mir geschrieben, denn so mancher Psychologe würde vielleicht die Hände über dem Kopf zusammenfalten. Keine Ahnung. Er ist für mich jedenfalls nicht mehr der arme Kranke mit der schlechten Kindheit, einer herzlosen Mutter und dem alkoholkranken, spielenden Vater. Er ist für mich das Monster, dass mir das Leben und alle Kräfte aussaugt. Die Gründe sind mir egal geworden, für diese kann ich nichts und ich kann sie auch nicht ändern. Mein eigener Vater wurde auch von seinem saufenden Vater geprügelt, trotzdem hat er es anders gemacht und war für mich der beste Vater, den man sich vorstellen kann. Es geht also auch anders.

    Ich habe mal von jemandem hier gelesen, ihr Leben war wie ein Mienenfeld. Das trifft es sowas von genau. Und bei mir lagen die Mienen verdammt eng und es gab Tage (und das waren die allermeisten, nämlich die Alkoholtage) an denen ich gar keine Chance hatte, ein mienenfreies stück Weg zu treffen. Mal waren sie kleiner, mal riesig, aber es gab in 4 Jahren vielleicht 30 Tage, an denen nichts passierte, mal abgesehen von seiner Therapiezeit.

    Du kannst dir hier die Geschichten durchlesen, und alle die ich gelesen haben nahmen das gleiche Ende. Es gibt nichts, was du tun kannst. Vielleicht ist es für dich ein Weg, dir psychologische Hilfe zu holen, in jedem Fall ist das keine schlechte Entscheidung. Du warst schon eine Weile nicht mehr hier, ich hoffe es geht dir gut. Und wenn du wieder schwach geworden bist - es ist nur menschlich. Du bist hier jederzeit willkommen, keiner wird dich dafür verurteilen weil wir alle diesen Scheiß viel zu lange mitgemacht haben und nicht gegangen sind, als es längst notwendig gewesen wäre. Hoffentlich liest man mal wieder von dir.

    LG

  • Ich habe mich etwas falsch ausgedrückt gerade, es ist nicht menschlich, sich sowas wieder antun zu lassen, es ist co-ig. Aber genau deshalb sind wir ja hier, weil wir es sind, waren, und hoffentlich irgendwann abgelegt haben.

  • Hallo Jay,

    willkommen hier!
    Nys hat schon sehr schön geschrieben, was es auf den Punkt trifft.
    Sie spricht aus Erfahrung.
    Sunshine spricht aus der Rolle des "anderen", als jahrelang trockene Alkoholikerin.

    Viel mehr bleibt mir nicht zu sagen.
    DOch: FLorena - Respekt! Toll, dass du es geschafft hast. Da ich im geschlossenen nicht bin, wusste ich gar nicht, was aus dir geworden ist.
    Freut mich so!
    Und der Tipp mit dem "an die schlimmen Zeiten denken" finde ich super.
    Ich habe es genauso gemacht und selbst nach einem Jahr Trennung holt mich mein CO manchmal ein und dann mache ich es immer noch so.

    Ein Notfallkoffer ist insgesamt eine wichtige Sache.
    Ebenso wie die Alkoholiker brauchen auch die COs Hilfe.
    Das trifft wieder, was Nys geschrieben hat- über dich nachdenken, nicht über ihn/ die Trennung/ die Schwiegereltern ...
    warum bist du dahin gekommen, in diese Lage? usw...

    Hast Du Hilfe? Eine THerapie? Eine Beratungsstelle? Bücher über Co-Abhängigkeit?

    Den ersten Schritt hast Du hier ja schon getan. Nun muss es für eine Trennung weitergehen.

    LG
    Girasole

  • Hallo girasole,

    ich bin auch nicht im geschlossenen Bereich. Ich habe mich nur eine ganze Weile nicht schriftlich zu Wort gemeldet, da ich viel um die Ohren habe, Krebskrankheit meiner Mutter, eigene gesundheitliche Probleme, aber das sind Dinge die hier nicht so ausführlich hingehören, das sind ganz andere Baustellen, auch wenn es wieder Lasten sind, die auf mir liegen, so sind es doch welche, die ich gerne trage und die Menschen, die es betrifft, haben meine Unterstützung auch verdient und nehmen nicht nur, sondern geben auch. Deshalb ist mein Fädchen ein bisschen verwaist. Aber zum lesen komme ich nach wie vor regelmäßig.

    Ich fühle mich auch einfach noch nicht weit genug von der Geschichte entfernt, bin mir meiner Selbst noch nicht so sicher als dass ich mich trauen würde, anderen, die quasi noch mittendrin stecken, Ratschläge zu geben. Ich habe da irgendwie Zweifel, manchmal das Gefühl, ich könnte mehr kaputt machen als dass ich helfe, wie oben. Ich spreche dann nur von mir, weil ich nicht weiß, ob das ein guter Weg ist, möchte niemandem raten, man solle den Hass zulassen und sogar aufbauen.

    Und vor allen Dingen, nachdem ich mich selbst 4 Jahre lang habe demütigen und schlagen lassen und erst so spät den Mut fand, zu gehen, nachdem ich meinen Kindern das alles so lange zugemutet habe brodelt in mir das schlechte Gewissen, wie soll ich anderen sagen, sie sollen dieses und jenes tun, wenn ich doch selbst so lange nicht in der Lage, zu feige dazu war? Wie käme ich dazu, andere quasi zu bevormunden, ihnen einen Weg nahezulegen, den ich so lange nicht ging, der so steinig ist und auf dem ich mich schlussendlich selbst immernoch befinde?

    Die Selbstsicherheit, die du und viele andere hier in ihren Beiträgen an den Tag legen fehlt mir einfach noch. Ich hoffe, das ändert sich irgendwann, es war schließlich auch mal anders um mich bestellt und ich möchte da auf jeden Fall wieder hin. Aber es freut mich, dass du dich noch an mich erinnert hast. Vielleicht melde ich mich zukünftig öfter mal zu Wort.

    Liebe Grüße

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!