• Hallo ersteimal in die Runde hier :D.

    So, nun aber ich mich endlich entschlossen hier im offenen Forum zu posten. Ich habe mich am 14.03. dazu entschlossen dem Alkohol zu entsagen und eine gute Woche später meinen Vorstellungstext geschrieben. Ich bin der Alex, 44 Jahre alt, männlich und Alkoholiker.

    Um mich ersteinmal meine "Vorgeschichte" zu schildern kopiere ich einfach einmal meinen doch etwas längeren Einführungspost aus der Vorstellung hier rein - ist aber etwas lang.

    Ich habe diesen Text am 20.03. abends geschrieben und mich am 22.03. hier im Forum vorgestellt. Tja und da bin ich nun.

    Folgendes ist in der Zwischenzeit passiert:
    Am 24.03. bin ich das erste Mal zu einer SHG gegangen, welche mir wirklich eine sehr große Hilfe ist. Hier konnte ich das erste Mal mit jemandem über meine Krankheit sprechen. Genau genommen war aber Martin hier aus dem Forum dem ich mich mit meinem Problem anvertraute. Vielen Dank nochmals für die freundliche Aufnahme hier.

    Am 31.03. war ich beim Arzt und habe mich mal ordentlich durchchecken lassen. Soweit alles in Ordnung bis auf erhöhte Cholesterinwerte und einen etwas zu niedrigen Blutdruck. Meine Leberwerte sind überraschenderweise alle im grünen Bereich, hatte da eigentlich schlimmeres befürchtet.

    Anfang dieser Woche meinen Eltern telefonisch über mein Problem informiert. Meine Mutter findet es super, daß ich damit aufgehört habe. Mein Vater hat leider weniger Verständnis dafür, trinkt selbst so 4-5 Halbe Bier pro Tag. Allerdings über den ganzen Tag verteilt. Ich werde meine Eltern übers Osterwochenende besuchen; wohnen ca. 150km von mir entfernt.

    Und nun mein Stand nach 4 Wochen Nüchternheit (von Trockenheit spreche ich erst nach 3 Monaten):

    Zunächst das Positive:

    1. Das Schlafen: Ich schlafe wieder komplett durch. Zu Zeiten des Alkoholkonsums bin ich zwar recht schnell eingeschlafen, in der Nacht aber häufig aufgewacht. Außerdem träume ich wieder recht intensiv seitdem ich nichts mehr trinke. Schlafen ist jetzt wieder eine richtige Erholung für mich!

    2. Ich bin morgens richtig gut gelaunt und freue mich förmlich auf den Tag und die Arbeit. Zu Saufzeiten war ich morgens immer schlecht drauf und hatte gar keinen richtigen Antrieb.

    3. Die allgemeine Leistungsfähigkeit. Erst jetzt merke ich, daß ich die letzten Jahre eigentlich nur zu 70-80% funktionierte. In der Arbeit stressen mich schwierige Aufgaben weitaus weniger als vorher. Auch zuhause geht mir vieles einfach leichter von der Hand. Außerdem bin ich irgendwie viel gelassener geworden als zu Saufzeiten. Sei es in der Arbeit oder auch im Straßenverkehr. Die Gereiztheit ist einfach weg.

    4. Meine Ernährung: Während es zu Zeiten massiven Alkoholkonsums meist nur Dosenfutter gab fange ich nun an mich bewußt zu ernähren. Als ich noch mit meiner Partnerin zusammen war backte ich jedes Wochenende Kuchen und kochte auch meistens für uns. Das machte mir schon damals viel Spaß. Nach der Trennung hatte ich dazu keine Lust mehr. Ich dachte mir warum soll ich für mich alleine soviel Zeit aufwenden? Das ist aber Blödsinn. Mittlerweile machts mir richtig Spaß mich selbst zu verwöhnen.

    Tja und dann sind da auch noch die Nachteile, welche ich mir in solchen kritischen Situationen vor Augen halte. Ich denke für mich selbst daß, hätte ich am 14.03. einfach so weitergetrunken wie bisher die ganze "Scheiße" noch einige Jahre so weitergelaufen wäre. Ich bin heilfroh noch einigermaßen früh genug die Reißleine gezogen zu haben. Mich erschreckt es im übrigen außerordentlich wie weit sich ein Mensch gehen lassen kann. Das wird einem aber erst bewußt, wenn man ein paar Wochen klar im Kopf ist. Außerdem halte ich mir in kritischen Situationen (hatte ich leider auch schon) auch vor Augen wie unangenehm mein Kalter Entzug war. War ohnehin dumm von mir, aber ich baue das auch in meinen Notfallkoffer ein.

    Sonst ist mir noch folgendes an mir aufgefallen:

    Während ich zu nassen Zeiten am Tag eine gute Kanne Kaffe in der Arbeit trank um fit zu werden ist der Konsum jetzt praktisch auf Null zurückgegangen. Sehe ich ebenfalls positiv. Ich brauche kein Koffein mir um morgens fit zu sein. Negativ anzumerken ist, daß ich nun etwas mehr rauche. Früher waren es 6-7 Zigaretten pro Tag, mittlerweile sind es 10. Scheint leider eine Art Suchtverlagerung zu sein. Habe mir allerdings fest vorgenommen dieses Laster in absehbarer Zeit ganz aufzugeben. Ich möchte das gerne im nächsten Urlaub (Juni) anpacken. Zudem habe ich in den 4 Wochen Abstinenz etwa 4 kg abgenommen obwohl ich mehr esse als vorher. Vor allem Süßes schmeckt mir jetzt recht gut - mochte ich bis vor 4 Wochen gar nicht mehr. Mit dem Gewicht habe bzw. hatte ich eigentlich nie Probleme. Normalerweise lag ich bei 1.91 Körpergröße stets bei ca. 85kg, jetzt sinds noch 81kg. Na ja, unter 80kg sollte es nicht gehen.

    Ansonsten unternehme ich jetzt wieder richtig viel: Ich habe bereits in der ersten Woche nach dem Alkstop meinen 300er Roller wieder hergerichtet welchen ich das letzte Jahr praktisch total vernachlässigt habe. Bin mit diesem derzeit viel in der Gegend unterwegs. Außerdem mache ich extrem viel Sport (vor allem Joggen und Fahrradfahren). Anschließend gibts dann meistens noch nen guten, kalorienreichen Kuchen ;-).

    Ich freue mich schon auf einen regen Austausch mit euch. Letztendlich hat mich dieses Forum hier überhaupt dazu gebracht mich mit dem Thema Alkohol auseinanderzusetzen und vor allem meine eigene Trockenheit anzupacken. Eure eigenen Erfahrung sind wirklich sehr lehrreich für mich. Ich hoffe, daß ich im Laufe der Zeit euch einiges davon zurückgeben kann.

    So, nun gehts aber wieder raus an die frische Luft, das gute Wetter muß man ausnutzen :D .

    Liebe Grüße und eine trockene Zeit,

    Alex

  • Hallo Alex, ich bin ebenfalls neu hier und ein paar Wochen ohne. Ich muesste jetzt in den Kalender sehen, aber ich meine drei oder vier Wochen. In jedem Fall noch "frisch". ;)

    Was du geschrieben hast, hat mich teilweise so sehr an micherinnert, dass ich fast glaube, diesen Beitrag heute Nacht schlafwandelnd selbt geschrieben zu haben.

    Die typische Story, angefangen mit den Jungs, immer weiter gemacht, auf einmal festgestellt, dass es ohne nicht mehr geht. Und mit natuerlich auch nicht.

    Ich denke momentan viel daruber nach, wie ich in die Situation gekommen bin. Auf einmal war auf den Parties Bier, wo vorher noch Softdrinks standen. Es hat nicht geschmeckt, aber ich bin drangeblieben.

    Was mivh vor allem an mich erinnert ist das zurueckziehen am Wochenende. Ich will keinen mehr sehen, alle sollen ihr Maul halten, ich will mich jetzt abschiessen, das habe ich mirverdient. Und dann naechtelang vor dem PC. Erst gespielt, dann nur noch im Sitzen schwankend Videos geschaut und dann mit Kopf aufm Tisch eingepennt. Bis es kalt wurde oderich spucken musste. Halb wegen der Koerperhaltung, halb wegen Alk.

    Was ich allerdings nie gemacht habe, ist nach dem Aufwachen weitersaufen. Dafuer war noch genug drin.

    Ich wette, dass du bestimmt auch Verlustaengste hast, was das Zocken angeht. Ohne Saufen macht das Zocken keinen Spass mehr. Ohne Zocken fehlt der sinnstifende Moment fuers Saufen. Was ist wenn ich zwar weiterzocken will - das ist ja alleine nicht so schlimm - aber es den Wunsch zu saufen ausloest?

    Ich habe meine PS verkauft und alle Spiele. Ich habe bei - edit, bitte keine Seiten bennenen, danke Tina - meine Email Adresse auf eine sinnlos Adresse geaendert und dann ein Nonsenspasswort eingeben, was ich mir nie merken konnte. Ergo: der Zugriff ist fuet immer gesperrt.

    Mach was anderes, lenk dich ab, mit etwas, was bisher nicht mit Saufen infiziert war, zB in meinem Fall TV oder DVD.

    Freue mich auf Austausch.

  • Hallo Jim!

    Vielen Dank für die freundliche Begrüßung. Ich lese ja auch schon einige Zeit in deinem Thread mit und glaube glaube sogar, daß wir beide am selben Tag mit dem Saufen aufgehört haben :wink: .

    Das mit dem Nachdenken über meine Situation geht mir übrigens ganz genauso wie dir. Gut, ich lebe alleine und habe daher auch alle Zeit der Welt dazu. Teilweise ist dieses Revue passieren lassen der letzten Jahre für mich äußerst erschreckend. Vor allem am vor dem Einschlafen. Ich kann mir bereits jetzt nach einigen Wochen ohne Alk nicht mehr erklären wie ich soweit abstürzen konnte. Für mich ist das eine äußerst deprimierende Erkenntnis. Manchmal frage ich mich auch, ob nicht doch etwas jemand bemerkt haben könnte. Diese Woche wurde ich in der Arbeit angesprochen, daß ich neuerdings so ausgeglichen wirke. Auf der einen Seite freut mich das natürlich, auf der anderen Seite war ich vorher wohl "schlecht drauf". Stimmt ja irgendwo auch.

    Zum Thema PC- oder Konsolenzocken. Ja, das war vor Jahren wirklich ein leidenschaftliches Hobby von mir. Ich habe das eigentlich schon immer Alk dabei getrunken weils irgendwie mehr Spaß machte. Auch nach der Trennung von meiner damaligen Partnerin 2008. Danach fing ich wieder zu Spielen an - vor allem Rollenspiele und Egoshooter. Da konnte ich mich nächtelang vergnügen - kennst du ja :wink: . Egoshooter konnte ich aber ab 2011 im Prinzip vergessen da ich meißt zu besoffen war um vernünftige Ergebnisse abzuliefern. Zum Schluß spielte ich gar nicht mehr - ich las eigentlich während des Trinkens nur noch.

    Nach dem Alkstop dachte ich mir mal wieder zu zocken. Nach einer halben Stunde langweilte mich das. Irgendwie gibt's mir nichts mehr. Ist wahrscheinlich auch das Alter :lol: .

    Ansonsten frische ich derzeit eben meine alten Hobbys wieder auf. Und neue werden dazukommen - da bin ich mir sicher. Was das Fernsehen und DVD-Schauen angeht: Da geht's mir genauso wie dir. Zu Saufzeiten langweilte mich das regelrecht. Mittlerweile ziehe ich mir abends mit großen Vergnügen meine alten Lieblings SciFi-Serien rein. Habe ja fast alle Kollektionen. Weiters beginne ich auch wieder intensiv zu lesen - vor allem wissenschaftliche Bücher.

    Soweit bin ich also auf einem guten Weg, jedenfalls kann ich mich derzeit nicht beschweren. Hoffe, das bleibt so.

    Lg,

    Alex

  • Hallo Alex,

    dann auch erstmal von mir ein herzliches Willkommen im Forum!
    Das hört sich doch erstmal alles nach nem guten Start an.

    Ist der 300er Roller n Zweitakter?

    Wünsche Dir weiterhin ne gute Zeit und bleib am Ball!


    Gruss
    Marco

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • Hi Alex, ja das kommt mir bekannt vor bei den Shootern. Die haben sogar die Spirale noch mehr befeuert. Ich spiele seit den seligen Zeiten von "Schicksal" FPS Games, ca. 1993/94, und trinke seit 1996 gerne dazu. Ich war auch in Clans und konnte das daher zeitweise ganz gut. Mit dem Alter lassen die Reaktionszeiten jedoch nach und ich konnte irgendwann nicht mehr mit den hyperaktiven Kids mithalten, die ihrerseits nuechtern jeden Tag 8 Stunden spielen und Energydrinks trinken. Mein Trugschluss: Cola mit Schuss und davon amtlich. Ergrbnis: niederschmetternd. Lektion: Alk macht Dinge nicht spannender und einen schon gar nicht besser in irgendwas. Sport oder einfach draussen sein, ist wirklich befriedingender. Ausserdem stehen Frauem nicht auf "grosse Jumgs", die zocken. Am Anfang mag das noch charmant, jugendlich und ggf etwas hipstermaessig / nerdy kommen, aber nach ein paar versoffenen Wochenende vor der Kiste wirds schnell zum Oberabturner.

  • Hallo marcomarco,

    danke dir für die freundliche Begrüßung.

    Am Ball bleiben werde ich auf alle Fälle. Auch wenns manchmal nicht ganz einfach ist. Die viele neu gewonnene Zeit muß ja ausgefüllt werden. Habe damit derzeit kein Problem damit - momentan sprudle ich förmlich über vor Energie.

    Das ist für mich aber machmal Fluch und Segen zugleich. Ich neige nämlich dazu alles was ich mache zu übertreiben. Das war in den letzen 4 Wochen nicht anders. Bei mir ist irgendwie alles was ich mache extrem. War aber schon immer so. Ich esse meißt zu viel, zu scharf oder zu süß und beim Sport ist es nicht anders. Irgendwie habe ich derzeit das Gefühl in meinem ganzen Leben noch nie richtig zur Ruhe gekommen zu sein. Momentan beschäftige ich mich sehr viel mit diesen Gedanken. Ich muß endlich lernen Maß zu halten. Das hat derzeit neben der Abstinenz höchste Priorität.

    Ich bin der dieser Woche zweimal ganz bewußt langsam im Wald spazieren gegangen. Tat mir richtig gut. Auch das Bücherlesen hilft mir derzeit zur Ruhe zu kommen. Ist halt ganz was anderes als ständig im Net von Seite zu Seite zu springen. Maßhalten ist für mich der Schlüssel zur zufriedenen Abstinenz überhaupt.

    Zum Thema Roller: Du wirst keinen neuen 300er mit Zweitakt finden. Selbst die 125er sind heute durchwegs 4T. 2-Takter mit mehr als 50ccm werden meines Wissens nach heute ja aufgrund von Emissionsvorschriften gar nicht mehr zugelassen. Obwohl ich sagen muß, daß ich damals den Zweitaktgeruch bei meiner ersten 80er Yamaha liebte :D .

    @ Jim

    Zitat

    Alk macht Dinge nicht spannender und einen schon gar nicht besser in irgendwas.

    Diesen Satz kannst du in Stein meißeln :) . Ich merke das auch in jeder Situation. Bis auf eine kurzfriste Erleichterung hat das Teufelszeug nur Nachteile. Das halte ich mir auch stets immer vor Augen, sollte es mal kritisch werden. Samstag vor zwei Wochen war ich so eine Situation. Viel unterwegs gewesen, Wetter war super und die ganze Zeit beim Nachhause laufen dachte ich massiv daran den schönen Tag mit Alk zu toppen. Nach einer Viertelstunde zuhause waren dann die "bösen Gedanken" verschwunden - habe mit einer Tafel Schokolade ein bischen nachgeholfen. Im Nachhinein habe ich mich aber über mich selbst geärgert, daß überhaupt so einen Unsinn denken konnte. Aber solche Situationen werden wohl leider noch öfters auftreten.

    Euch beiden und allen hier im Forum eine schöne Zeit,

    Alex

  • Hi Alex, das kenne ich. Ich bin/war auch der Gute Laune Saeufer, also gute Situationen wie Feierabend, Ferien, erledigte Aufgaben mit einem Getraenk kroenen.

    Dabei verlenrt man, die Sache aus sich selbst heraus zu schaetzen. War die Hochzeit so toll, weil ich gesoffen habe? Nein, weil die Stimmung so gut war. Ist es toll, in dem verrauchten Jazzcafe abzuhaengen? Nein ist es nicht, man ertraegt es nur, weil man seine Sinne betaeubt und sich unzurechnungsfaehig macht. Ich wette mit die, wenn es ein Alkoholverbot gaebe, wuerde innerhalb von 2 Jahre Karneval und Oktobefest abgeschafft.

    Man kann auch ohne Alkohol Spass haben. Stimmt. Was aber wesentlich entscheidender ist: man kann auch mit Alkohol keinen Spass haben.

  • Hi Jim,

    nüchtern betrachtet bin/war ich tatsächlich ein "Gute Laune Säufer". In Streßsituationen hatte ich eigentlich eher weniger Lust auf Alk. Ich bildete mir immer ein, daß mir Dinge welche mir auch so Spaß machten toppen zu müssen. Teilweise kam aber auch Langeweile dazu. Unglaublich, daß ich allmählich erst jetzt kapiere wie falsch dieser Denkansatz war. Aber besser spät zu dieser Erkenntnis kommen als nie. Außerdem steht einem ohne Alk viel mehr Zeit zur Verfügung wie ich finde. Ich merke es vor allem übers Wochenende :wink: .

    Zitat

    Ich wette mit die, wenn es ein Alkoholverbot gaebe, wuerde innerhalb von 2 Jahre Karneval und Oktobefest abgeschafft.

    Die Wette gewinnst du :D !

    Gegenwette: Ich wette mit dir, daß wenn der Alkohol jetzt erfunden würde dieser in relativ kurzer Zeit verboten wäre. Die gesellschaftlichen folgenden sind ja eigentlich schlimmer als bei fast allen anderen legalen wie illegalen Drogen - Heroin einmal ausgenommen. Aber der Alkohol ist halt schon seit der Antike fest im Gesellschaftsleben der Menschen verankert. Abschaffen geht nicht mehr; siehe die Prohibition in den USA in den 30ern des letzten Jahrhunderts.

    Lg,

    Alex

  • Hallo an alle Foristen!

    Ich hoffe ihr habt ein schönes Osterfest verbracht und seit wieder guter Dinge für die kommende Woche :D .

    Ich habe ja wie bereits angekündigt über Ostern meine Eltern und Verwandte besucht und dabei u. a. einige interessante, teilweise auch deprimierende Erfahrungen zum Thema Alkohol gemacht.

    Doch der Reihe nach. Ich habe ja bereits vor über zwei Wochen mit meiner Mutter telefoniert und ihr gesagt daß ich Alkoholiker bin und damit aufgehört habe. Soweit so gut.

    Am Samstag angekommen versuchte ich das Thema zu konkretisieren, doch bin dabei eher auf Unverständnis gestossen. Meine Mutter begrüßte zwar meine Entscheidung, hat aber die tiefere Problematik meiner Krankheit nicht im geringsten erfaßt. Mein Vater ignorierte das Thema eigentlich völlig. Muß dazu sagen, daß er selber vier bis fünf Halbe Bier täglich trinkt - allerdings über den ganzen Tag verteilt. Ich habe dann recht schnell aufgegeben tiefer in die Materie einzusteigen. Auch daß ich eine SHG besuche habe ich nicht erwähnt; wäre wohl auch nicht verstanden worden.

    Tja und gestern waren wir - meine Eltern, Bruder und Schwägerin nebst Kindern beim Chinesen Essen. Da wurde mir ersteinmal bewußt, wie schwierig es in unserer Gesellschaft ist dem Alkohol aus dem Weg zu gehen. Es gab einen Pflaumenlikör als Apperetiv und einen Sake als "Abschiedstrunk". Als der Wirt mit dem Liikör daherkam dachte ich mir zuerst daß es blöd kommt vor der Familie nicht mitzutrinken. Da ich allerdings mit dem Auto gefahren bin hatte ich recht schnell eine passende Ausrede parat und rechte den Likör kurzerhand meinem Bruder rüber. Trotzdem weis ich aus den Gesprächen mit meiner SHG, daß das der falsche Weg ist. Man sollte offen zu seiner Krankheit stehen. Irgendwie war es mir aber gestern nicht möglich das in dieser Form so offen anzusprechen - vor allem meinem Vater hätte das wohl gar nicht gepasst.

    Ansonsten geht es mir recht gut und habe ein recht schönes Ostern verbracht. Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich verstehe mich mit meinen Eltern sehr gut. Aber daß ich mit ihnen nicht offen über mein Alkoholproblem sprechen kann deprimiert mich schon.

    Was mich interessieren würde: Habt ihr in eurem Familienkreis/Beziehung ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder geht das bloß mir so?

    BTW: Das erste Mal seit etlichen Jahren habe ich Ostern nüchtern erlebt :D .

    Lg,

    Alex

  • Hallo Alex,

    ich kenne dieses Unbehagen sehr gut.

    Es entstand bei mir vor allem in den Momenten in denen ich merkte, dass es doch einige Menschen gab ( auch aus der Familie ), die damals vor zwei Jahren einfach weiter trinken wollten, auch in meiner Anwesenheit.

    Vor allem bei meiner Mutter störte mich das sehr und ich merkte daran mal wieder so einiges.......

    Es ging sogar so weit, dass sie im Restaurant von unserem Tisch weg saß, weil ich darauf bestand, dass in meiner Anwesenheit nichts getrunken wurde, das gleiche Spielchen abends beim Bowling.

    Es zeigte mir die Beziehung zu meiner Mutter wieder einmal in einem deutlichen Licht ( sie kann übrigens auf Alkohol verzichten, wollte es nur nicht ).

    Ebenso interessierte sie sich nicht für die Problematik und reagierte eher mit leisem Hohn, über mein Vorhaben nichts mehr zu trinken.

    Aus lauter Wut über dieses Verhalten, eskalierte es an einem Abend ( wir waren zusammen im Urlaub ) dann so, dass ich laut am Restaurant Tisch sagte, dass ich Alkoholikerin sei und darauf angewiesen bin, dass in meiner Anwesenheit nicht getrunken wird.

    Die anderen Gäste werden es gehört haben.

    Von diesem Moment an war dann der Ofen ganz aus. ;)

    Seither sind wir nicht mehr zusammen im Urlaub gewesen
    und meine Wut ist lange verraucht.

    Ich bin gut gefahren mit meiner konsequenten Offenheit.

    Es gibt Freunde die waren bereit auf Alkohol zu verzichten, die die selbst ein Problem haben waren es nicht.

    Das bedeutet aber nicht, dass sie mich nicht mögen würden, doch das musste ich auch erst mal verstehen und es sind einige Tränchen geflossen am Anfang.

    Innerhalb der zwei Jahre in denen ich jetzt trocken bin hat sich einiges verändert, im Zusammenhang welche Menschen ich an welchen Orten treffe.

    Es ist ruhiger geworden um mich.

    Aber wenn sich nichts verändert hätte, dann wäre das Risiko rückfällig zu werden, bestimmt wesentlich höher gewesen.

    Darum bin ich zufrieden damit wie es gelaufen ist.

    Bleibe dir treu, du kannst dein bester und treuester Freund ( und Familienangehörige ) sein ! :)

    Und wer weiß was deine Eltern lernen werden aus deiner Offen- und Trockenheit.
    Du gibst ihnen die Chance dazu.

    Slowly

  • Hallo slowly,

    vielen Dank für deine ausführliche Antwort :D .

    Ich bewundere aufrichtig, wie konsequent du deine Abstinenz auch gegenüber deinen Familienangehörigen durchgezogen hast. Das war bestimmt alles andere als einfach. Das wurde mir vorgestern erstmals so richtig klar.

    Andererseits möchte ich ja keinem Menschen irgend etwas verbieten. Wenn jemand in meiner Gegenwart trinken möchte, dann soll er das auch tun (dürfen) - stört mich nicht. Ich beanspruche aber selbiges Recht für mich wenn ich selbst nichts mehr trinken möchte bzw. darf! Aber genau das scheint eben nicht ganz so einfach zu sein. Da wird mit zweierlei Maß gemessen!

    Eines habe ich aus diesem - nennen wir es mal "gesellschaftliches Erlebnis" - gelernt: Für meine gerade erst beginnende Abstinenz ist das Alleine sein ein klarer Vorteil. So werde ich nicht auf diesem langen Weg abgelenkt und kann erst einmal zu mir selber finden. Im übrigen habe ich auch festgestellt, daß man mit fremden Menschen eher über das Problem Alkohol sprechen kann als mit dem engsten Familienkreis. Am Karfreitag bin ich bei einer Bergwanderung in einen Gasthof eingekehrt setzte mich neben ein älteres Ehepaar. Es entwickelte sich ein langes, ausführliches Gespräch über Gott und die Welt. Irgendwie kamen wir dann auch auf das Thema Alkohol zu sprechen und ich outete mich. War für mich nicht schwer und mir wurde alles Gute auf meinem weiteren Weg gewünscht. Das freute mich sehr :D.

    Dennoch ist mir natürlich klar, daß für mich ein Freundeskreis zu einer zufriedenen Abstinenz dazu gehört. Da ich diesbezüglich aber praktisch bei Null anfange kann ich es ganz langsam angehen lassen und mir die richtigen Freunde aussuchen. Schön langsam tut sich bezüglich meiner gesellschaftlichen Kontakte auch einiges. Auch wenn es derzeit nur so Kleinigkeiten wie Smalltalk beim Zugfahren oder ähnliches sind.

    Auch bei meiner zweiten großen Baustelle der zufriedenen Abstinenz mache ich Fortschritte: dem Maßhalten. Ich bemühe mich seit zwei Wochen auch mal gemütlich zu Gehen oder Radfahren (anstatt zu joggen oder wie ein Wilder durch die Gegend zu rasen). Vor allem beim Sport neige ich ja doch gerne zu massiven Übertreibungen. Durch das ganze habe ich innerhalb der ersten drei Wochen Abstinenz über 5kg abgenommen. Derzeit halte ich meine 81kg bei gut 1.90 Größe aber. Helfe allerdings am Abend auch mit 1 bis 2 Tafeln Schokolade nach. Mochte ich zu Saufzeiten übrigens gar nicht.

    Das dritte Thema, das leidige Nikotin habe ich aber noch nicht angepackt. Kommt im Juni wenn ich Urlaub habe. Weis ja eh noch nicht wie ich diese Zeit totschlage. Die letzten Jahre habe ich meine Urlaube immer im stillen Kämmerchen versoffen. Eine gute Gelegenheit also, dieses lästige Laster auch loszuwerden.

    Diese drei Themen sind für mich sozusagen die "Gesellenprüfung" meiner eigenen zufriedenen Abstinenz :wink: .


    Zitat

    Bleibe dir treu, du kannst dein bester und treuester Freund ( und Familienangehörige ) sein ! Smilie

    Diesen Satz werde ich auf alle Fälle beherzigen. Diesen Satz werde ich auf jeden Fall beherzigen.

    Zitat

    Und wer weiß was deine Eltern lernen werden aus deiner Offen- und Trockenheit.
    Du gibst ihnen die Chance dazu.

    Hm, mal schauen was die Zeit bringt. Meine Mutter selbst trinkt so gut wie keinen Alkohol. Mein Vater aber schon über den normalen Durst hinaus. Mir ist es eigentlich ja egal, ob sie draus was lernen. Es geht ja um mein Leben.

    Wünsche dir eine gute Zeit,

    Alex

  • Danke Alex,

    Zitat

    eine gute Zeit

    ......die versuche ich mir gerade ziemlich verkrampft zu machen ;) .

    Aber das was immer gewirkt hat, scheint gerade nicht so ganz zu greifen.

    Umso mehr freuen mich gute Wünsche.

    Als ich damals hier ankam um trocken zu bleiben, ( bin ja jetzt wegen meines minderjährigen Sohnes hier, der wohl hin und wieder trinkt/getrunken hat ), da haben sie mich "zerpflückt" als ich solche Aussagen wie du machte.


    Zitat

    Andererseits möchte ich ja keinem Menschen irgend etwas verbieten. Wenn jemand in meiner Gegenwart trinken möchte, dann soll er das auch tun (dürfen) - stört mich nicht.

    Sowas z.B.

    Oder als ich schrieb, dass es mir gut geht und ich nicht zum Arzt muss wegen des vergangenen kalten Entzugs, da gab es sofort "Mecker" und das war auch gut so für mich.

    Ich hätte mich auch lieber auf Aussagen wie deine Obige gestützt und mir so viele Diskussionen und "Dramen" ( vor allem in meinem Inneren ) erspart.

    Jetzt im Nachhinein bin ich froh, dass viele hier so streng mit mir waren.

    In diesen zwei Jahren habe ich ne Menge Leute hier ein paar Wochen ( weniger Monate ) erlebt, die dann Knall auf Fall wieder weg waren.

    Und die hatten bestimmt nicht alle ein Server Problem. :(

    Erst vor kurzem, ein junger Mann: Total ambitioniert, was hat er alles umgekrempelt in seinem Leben, ein Anfangstrockener wie aus dem Bilderbuch......

    Ich habe ihn wirklich bewundert.

    ( Er hat diesen tollen Spruch: " Wo es weh tut, da geht es lang", total beherzigt )

    Er schreibt nun auch nicht mehr. :(

    Darum kann ich dir nur raten, nehme alle Möglichkeiten und Chancen die sich dir bieten in Anspruch und beherzige die Grundbausteine.

    Wenigstens die erste Zeit ( ein Jahr ist glaube ich gar nicht so schlecht ) und achte auf ein alkoholfreies Umfeld !

    Darüber musste ich schmunzeln:

    Zitat

    Helfe allerdings am Abend auch mit 1 bis 2 Tafeln Schokolade nach.

    Ich bin auch ein sehr hilfsbereiter Mensch ;)

    Lass es dir schmecken !

    Slowly

  • Hi Slowly,

    danke dir wirklich für deine ehrliche Einschätzung einiger meiner Aussagen hier. Das hilft mir, das ganze auch aus einer anderen Perspektive zu sehen und mögliche Fehler zu vermeiden. Das tut echt recht gut :D .

    Mir fällt es halt momentan noch relativ schwer z. B. mich mit meinen Eltern diesbezüglich zu zoffen. Ich bin eher jemand, der derartigen Konflikten eher aus dem Weg geht also diese offen auszutragen. Obwohl es oftmals notwendig wäre einfach mal auf den Tisch zu hauen - weis ich ja auch. Finde das schon ganz richtig wie konsequent da das damals mit deiner Mutter durchgezogen hast. Wenn ich meine Eltern das nächste Mal besuche werde ich das Thema Alkohol nochmals konkret ansprechen. Bis dahin dürfte ja noch einige Zeit vergehen.

    Zitat

    Darum kann ich dir nur raten, nehme alle Möglichkeiten und Chancen die sich dir bieten in Anspruch und beherzige die Grundbausteine.

    Wenigstens die erste Zeit ( ein Jahr ist glaube ich gar nicht so schlecht ) und achte auf ein alkoholfreies Umfeld !

    Zuhause ist selbstverständlich kein Alkohol und ein alkoholfreies Umfeld wird momentan gerade wieder aufgebaut :wink: . Das gute daran ist ja, daß ich es selbst in der Hand habe mit welchen Menschen ich mich abgebe. Alte "Saufkumpanen" habe ich ja gottseidank nicht (mehr). Vor einer Situation graust es mir aber jetzt schon ein bischen: Unsere nächste Betriebsfeier diesen Sommer. Da wurde bzw. wird immer recht viel getrunken. Ich war da früher ja auch immer ganz massiv dabei. Mich beschäftigt diese kommende "Streßsituation" aber bereits jetzt schon mehr als mir lieb ist. Ich denke dieses Jahr werde ich einfach nicht hingehen.

    Wünsche dir übrigens nochmals alles gute, daß du dein derzeitiges Stimmungstief recht bald überwindest. Ich hoffe, es hat nichts mit deinem Sohn zu tun. Ich stelle mir das speziell in deinem Fall recht schlimm vor, vor allem bei deinem Wissen und deinen eigenen Erfahrungen bezüglich der Alkoholkrankheit.

    Lg und eine GuN8,

    Alex

  • Hallo Alex,

    wie geht es dir ?

    Nein, an meinem Sohn liegt es nicht, dass es mir manchmal nicht so gut geht, obwohl ich ihn manchmal an die Wand .... ;).

    Er raucht wohl hin und wieder aber was den Alkohol betrifft, bin ich relativ optimistisch.

    Doch das kann natürlich auch täuschen...... tun kann ich ja eh wenig und das was mir möglich ist, habe ich getan.

    Was deine Eltern betrifft:

    Ich bin gespannt was du erzählen wirst über euer nächstes Treffen.

    Ob du tatsächlich den A**** in der Hose hast, auf den kurzen Alkoholverzicht zu bestehen.

    Das ist in meinen Augen nicht nur wichtig, damit das Alk freie Umfeld gesichert ist, sondern wie du ja bereits geschrieben hast auch, um zu deinen Bedürfnissen zu stehen.

    Ich glaube das zu lernen, ist genau so wichtig wie ein alkoholfreies Umfeld zu haben, um trocken zu werden und auch zu bleiben.

    Du packst da schon !

    Ist doch auch spannend zu sehen, wie dein Vater damit umgehen wird und wenn er ( wahrscheinlich ) auch Alki ist, dann kannst du ziemlich sicher sein, dass es schwer wird für ihn.

    Wichtig war für mich mir darüber klar zu werden, dass es nicht unbedingt an der Zuneigung zu mir mangelt, wenn jemand nicht auf Alk in meiner Anwesenheit verzichten mag oder kann.

    Mehr Leute als man denkt hängen auch mit einem "moderaten" Alkoholkonsum tiefer drin, als sie es sich selbst eingestehen wollen.

    Da halten wir ihnen einen Spiegel vor.
    Das ist erst mal nicht so angenehm. ;)

    Grüße

    Slowly

  • Hallo Slowly,

    merci dir für deine wie immer ausführliche Antwort :) . Möchte auch wieder etwas näher darauf eingehen.

    Zitat

    Nein, an meinem Sohn liegt es nicht, dass es mir manchmal nicht so gut geht, obwohl ich ihn manchmal an die Wand .... .

    Er raucht wohl hin und wieder aber was den Alkohol betrifft, bin ich relativ optimistisch.

    Freut mich zu lesen. Wobei ich das mit dem Rauchen auch nicht auf die leichte Schulter nehmen würde. Ich habe in deinem Thread ja gelesen, daß dein Sohn in der 8. Klasse ist. Dürfte also erst so um die 14 sein. Ohne dir jetzt Angst machen zu wollen, finde das schon recht früh. Aber gut, im Vergleich zum Alk ist das Rauchen wohl das "kleinere Übel".

    Zitat

    Doch das kann natürlich auch täuschen...... tun kann ich ja eh wenig und das was mir möglich ist, habe ich getan.

    Ich kann deine Bedenken als Mutter sehr gut verstehen. Vor allem wenn man dabei an seine eigene Jugend denkt. Aber gewisse Erfahrungen müssen die Heranwachsenden selber machen. Alles zu verbieten ist da ja eher hinderlich. Ist schon recht schwierig, da den Königsweg zu finden. Irgendwas macht man da ohnehin immer falsch.

    Zitat

    Was deine Eltern betrifft:

    Ich bin gespannt was du erzählen wirst über euer nächstes Treffen.

    Du wirst lachen: Da bin ich selber gespannt. Werde allerdings erst im nächsten Urlaub meine Eltern wieder besuchen. Der ist im Juni.

    Zitat

    Ob du tatsächlich den A**** in der Hose hast, auf den kurzen Alkoholverzicht zu bestehen.

    Tja, einfach ist das nicht für mich. Aber ich werde definitiv darauf bestehen. Bei meiner Mutter sehe ich da auch nicht das Problem. Mein Vater hat da allerdings seine eigene Ansicht der Dinge. Er selbst sieht seinen Alkoholkonsum als völlig normal an. So nach dem Motto: Bei uns in Bayern ist Bier ja ein Grundnahrungsmittel. Oder: Die Franzosen trinken auch jeden Tag ihren Liter Rotwein und werden 100 Jahre alt. Außerdem könne er jederzeit auf den Stoff verzichten. Das war seine Aussage als meine Mutter ihn auf seinen Alkoholkonsum bei meinem "Outing" ansprach.

    Zitat

    Ich glaube das zu lernen, ist genau so wichtig wie ein alkoholfreies Umfeld zu haben, um trocken zu werden und auch zu bleiben.

    Das hast du wohl recht. Auch wenn dieser Lernprozeß für mich persönlich steinig ist. Für meine langfristige Abstinenz ist das aber unabdingbar. Es geht her ja nicht nur um meine Eltern, sondern allgemein um das gesamte Umfeld. Wenn ich das im familiären Umkreis schon nicht schaffe, wie ist es dann erst bei einem neuen Freundeskreis?

    Zitat

    Ist doch auch spannend zu sehen, wie dein Vater damit umgehen wird und wenn er ( wahrscheinlich ) auch Alki ist, dann kannst du ziemlich sicher sein, dass es schwer wird für ihn.

    Wie gesagt: Bin selber gespannt wie er reagieren wird. Ich sehe meinen Vater nicht als Alki an. Alkoholmißbrauch liegt aber meiner Meinung nach schon vor. Interessant auch, daß ich bereits nach so kurzer Zeit Abstinenz eine Art "Antenne" entwickle was den Alkohol betrifft. Als ich meine Eltern zu Saufzeiten besuchte war es mir eigentlich egal, daß immer zwei Kästen Bier im Keller standen. Im Gegenteil: War sogar froh drum, bediente mich ja selbst manchmal daran. Zu Ostern nahm ich das das erste mal so richtig wahr.

    Zitat

    wie geht es dir ?

    Keine Angst, ich habe deine freundliche Eingangsfrage nicht vergessen! Mir ist eben nur aufgefallen, daß man in der heutigen Zeit zwar oft gefragt wird wie es einem geht, aber meistens ist das ja nur eine oberflächliche rhetorische Floskel. Von daher möchte ich hier einmal versuchen eine ehrliche Antwort zu geben. Obwohl ich nicht sonderlich gut darin bin meine Gefühle zu zeigen oder niederzuschreiben. Bin ja grundsätzlich ein recht introvertierter Mensch.

    Wenn es rein um die körperliche Seite geht, dann geht es mir sehr gut. Ich war ja gut zwei Wochen nach meiner Entscheidung nichts mehr zum Trinken beim Arzt und habe mich gründlich durchchecken lassen. Soweit alles in Ordnung. Cholesterinwerte sind zwar ein bissel erhöht und der Blutdruck etwas zu niedrig, aber ansonsten keine Probleme. Sogar die Leberwerte sind im grünen Bereich (auch der Gamma-GT-Wert) was mich positiv überrascht hat. Habe da eigentlich schlimmeres befürchtet. Im Urlaub werde ich auf Anraten meines Arztes - Hausarzt hatte ich bisher noch gar nicht, weil ich nie zum Arzt ging - die Darmkrebsvorsorge und eine Darmspülung machen lassen. Auch sonst geht es mir körperlich recht gut. Vor allem meine Kondition verbessert sich durch das viele Sporttreiben praktisch täglich. Spornt mich momentan richtig an noch mehr zu tun :wink: .

    Was die seelische Komponente angeht bin ich zweigeteilt - habe da sozusagen ein Janusgesicht:

    Was die kurzfristige Seite - also das in den Tag Leben angeht - geht es mir seit dem Alkstop wirklich super. Vor allem am morgen. Bin wieder topfit und freue mich auf den Tag. Ich schlafe zwar relativ kurz (6 Stunden), aber das war früher auch so. Vor allem schlafe ich jetzt richtig durch und träume auch wieder. Ich dachte bisher immer, daß es am Alter liegt wenn man nicht mehr träumt - oder man sich nicht an seine Träume erinnern kann. Jetzt weiß ich: Es war der Alk. Wobei meine Träume die ersten zwei Wochen nach der Abstinenz teilweile recht wirr waren. Außerdem stecke ich alltägliche Streßsituationen mittlerweile souverän weg. Eine gewisse Gelassenheit hat sich breit gemacht. Erst jetzt wird mir allmählich klar, daß ich früher im Prinzip nur zu 70% funktionierte. Es hat zwar für die Arbeit und das Alltägliche gereicht, aber mehr eben auch nicht. Außerdem lese ich wieder recht viel - nicht im Internet sondern Bücher. War ja als Kind schon so ne Leseratte. So weit, so gut, könnte man sagen.

    Da ist aber eben auch die langfristige Perspektive. Was die betrifft bin ich ziemlich mies drauf. Ich habe irgendwie kein größeres Ziel mehr wofür es sich zu leben lohnt. Ich möchte mich aber nicht beschweren. Habe einen guten Beruf, keine finanziellen Probleme und gesundheitlich sollte ich dankbar sein, daß mir nichts wehtut und auch sonst keine schlimmen Krankheiten habe. Manche Leute wären froh drum. Aber dennoch fühle ich so eine - wie soll ich das beschreiben - innere Leere. Wenn ich an die entfernte Zukunft denke graust mir eigentlich. Ich weiß, ich werde immer älter, immer gebrechlicher und sterbe irgendwann. Ja, hört sich schlimm an. Das Allerschlimmste ist ja, daß ich mich über mich selbst ärgere, wenn ich über solche Sachen oder den Sinn des Lebens grüble. Stan hat das in seinem Thread äußerst schön beschrieben - hätte glatt von mir sein können. Ich drehe mich da immer ständig im Kreis und versuche bestmöglich erst gar nicht solche Gedanken zuzulassen. Gerade beim Einschlafen ist es besonders schlimm. Daher läuft auch die ganze Nacht der Fernseher oder irgendeine DVD. Stille ist vorm Schlafengehen absolut unerträglich. Mit dem "Freuen" ist da auch so eine Sache bei mir: Gefühlsmäßig prallt irgendwie alles an mir ab. Ob mir Gutes oder Schlechtes widerfährt ist mir egal. Ich muß mich zwingen irgendetwas zu empfinden - mittlerweile gelingt mir das aber wieder etwas besser.

    Ich sollte vielleicht noch erwähnen, daß das ganze nichts mit dem Alk zu tun hat. In diesem merkwürdigen Zustand befinde ich mich schon seit mindestens 15 Jahren. Dies und die Trennung von meiner damaligen Partnerin vor 6 Jahren mit aus mir (vermutlich) einen Alkoholiker gemacht - ich grüble momentan sehr oft darüber nach warum es überhaupt soweit gekommen ist. Eine Erkenntnis habe ich aber selbst nach dieser kurzen Abstinenzzeit für mich schon gewonnen: Der Alk macht es nur noch schlimmer. Diese Erkenntnis ist für mich äußerst wichtig.

    So, nun ist mein Text doch etwas länger geworden als ich gedacht habe. Ja, das Forenschreiben muß gelernt sein - auch das ist neu für mich. Irgendwie unglaublich: Das erste Mal in einem Forum angemeldet und dann ist es das Alkoholikerforum. Wer hätte das vor 10 Jahren gedacht :x .

    Ich danke dir nochmals vielmals für deine aufmunternden Worte. Das tut mir momentan richtig gut :wink: . Wünsche dir noch ein schönes Wochenende,

    Alex

    .


    :):wink::x:wink:

  • Zitat von Alex69


    Da ist aber eben auch die langfristige Perspektive. Was die betrifft bin ich ziemlich mies drauf. Ich habe irgendwie kein größeres Ziel mehr wofür es sich zu leben lohnt. Ich möchte mich aber nicht beschweren. Habe einen guten Beruf, keine finanziellen Probleme und gesundheitlich sollte ich dankbar sein, daß mir nichts wehtut und auch sonst keine schlimmen Krankheiten habe. Manche Leute wären froh drum. Aber dennoch fühle ich so eine - wie soll ich das beschreiben - innere Leere. Wenn ich an die entfernte Zukunft denke graust mir eigentlich. Ich weiß, ich werde immer älter, immer gebrechlicher und sterbe irgendwann. Ja, hört sich schlimm an. Das Allerschlimmste ist ja, daß ich mich über mich selbst ärgere, wenn ich über solche Sachen oder den Sinn des Lebens grüble. Stan hat das in seinem Thread äußerst schön beschrieben - hätte glatt von mir sein können. Ich drehe mich da immer ständig im Kreis und versuche bestmöglich erst gar nicht solche Gedanken zuzulassen. Gerade beim Einschlafen ist es besonders schlimm. Daher läuft auch die ganze Nacht der Fernseher oder irgendeine DVD. Stille ist vorm Schlafengehen absolut unerträglich. Mit dem "Freuen" ist da auch so eine Sache bei mir: Gefühlsmäßig prallt irgendwie alles an mir ab. Ob mir Gutes oder Schlechtes widerfährt ist mir egal. Ich muß mich zwingen irgendetwas zu empfinden - mittlerweile gelingt mir das aber wieder etwas besser.

    Ich sollte vielleicht noch erwähnen, daß das ganze nichts mit dem Alk zu tun hat. In diesem merkwürdigen Zustand befinde ich mich schon seit mindestens 15 Jahren. Dies und die Trennung von meiner damaligen Partnerin vor 6 Jahren mit aus mir (vermutlich) einen Alkoholiker gemacht - ich grüble momentan sehr oft darüber nach warum es überhaupt soweit gekommen ist. Eine Erkenntnis habe ich aber selbst nach dieser kurzen Abstinenzzeit für mich schon gewonnen: Der Alk macht es nur noch schlimmer. Diese Erkenntnis ist für mich äußerst wichtig.

    So, nun ist mein Text doch etwas länger geworden als ich gedacht habe. Ja, das Forenschreiben muß gelernt sein - auch das ist neu für mich. Irgendwie unglaublich: Das erste Mal in einem Forum angemeldet und dann ist es das Alkoholikerforum. Wer hätte das vor 10 Jahren gedacht :x .

    Hallo Alex,

    ich kann sehr gut nachempfinden was in Dir vorgeht. Die erste Euphorie ist verflogen und die Realität holt einen mit ganzer Wucht wieder ein. Die innere Leere ist wohl der schwerste Part den es zu bewältigen gibt. Mein Gehirn ist da auch ziemlich gnadenlos mit mir. Wenn das alles so einfach wäre, dann würde ja auch jeder beim ersten Versuch für immer aufhören zu trinken. Es wird wohl eine ganze Zeit brauchen, bis man im "Hier und Jetzt" angekommen ist. Auch wenn man natürlich schon sehr wichtige und gute erste Schritte getan hat, so bleibt das alte Muster doch an einem hängen.

    Eben war ein Freund hier und wir haben eben auch über Sucht gesprochen. Meiner Meinung nach gibt es in mir 2 Persönlichkeiten(ist vielleicht etwas übertrieben dargestellt, vielleicht aber auch eben nicht); die die trocken sein möchte und die Sucht Persönlichkeit. Jeder kennt das; wenn man getrunken hat wird man selbstbewusster (vermeintlich natürlich nur) und lockerer und und und. Die andere Persönlichkeit ist die, die sich schämt und genau weiss, dass man da einen massiven Missbrauch treibt mit Substanzen um in die eigene Hirnchemie einzugreifen.

    Wenn ich diesen Substanz Missbrauch dann weg lasse, ist aber der andere Persönlichkeits Anteil immer noch da. Dieser wurde ja auch über Jahre von mir gefüttert mit Alkohol. Der wird auch nicht so schnell einfach aus meinem Leben verschwinden. Erst mit sehr viel Routine und ZEIT wird der nüchterne Teil in mir wieder dominanter. Langfristige Ziele sind daher so schwer, weil dieser innere Zwiespalt noch viel zu aktuell ist in mir. Erst wenn ein Punkt erreicht ist, an dem das eigene Ich, das nüchterne Ich wieder genug Aufmerksamkeit, Zuwendung und Zeit bekommen hat, wird es stark genug sein, um wieder der dominante Anteil zu sein. Da ich auch jahrelang den Sucht Marco gefüttert habe, bin ich mir sehr bewusst, dass es eine lange Zeit werden wird, die ich dem nüchternen Marco wieder zuhören muss, bevor dieser sich wieder entfalten kann.

    Ich klage ja seit Wochen über Lustlosigkeit und ein Stück weit Gefühlsleere. Das gestehe ich mir ein, glücklich bin ich damit gerade auch nicht. Aber die einzige Alternative im Moment bestünde darin wieder etwas zu trinken, um diesem Zustand kurzzeitig zu entkommen. Was mich aber unwiderbringlich zum Ausgangspunkt führen würde. Also bleibe ich lieber am Ball, auch wenn es gerade nicht so befriedigend ist.

    Versuche Dir diese "Schwäche" einzugestehen. Das wirkt sich unmittelbar auf die Erwartungshaltung aus und schon können kleine Dinge manchmal auch wieder erfüllend sein.

    Ich hoffe Du kannst mein Geschreibsel nachvollziehen und eigentlich hab ich es mehr für mich geschrieben, um zu verstehen was da in mir los ist. Aber vielleicht kannst Du da ja auch etwas auf Dich übertragen.

    Ein schönes Restwochenende wünsche ich Dir und allen anderen Lesern.

    Gruss
    Marco

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • Hey Alex,

    auch ich ( wahrscheinlich jeder ) kennt diese Sinnfrage.

    "Eigentlich" ist sie ja leicht zu beantworten, dein Leben selbst und dass du da bist ist doch schon der Sinn.

    Aber ich weiß natürlich was du meinst.

    Ich kannte und kenne diesen Gedanken, schon als Kind stellte ich mir die Frage was das alles soll....also vor- während- und auch jetzt nach meiner Alkoholzeit.

    Der große Unterschied ist nun nach zwei Jahren ( es hat auch einige Zeit gedauert nachdem ich trocken wurde ), dass es mir nun reicht einfach da zu sein.

    Und mein Bestes zu geben.

    Wenn ich jetzt in eins unserer Löcher falle dann kann ich ( im Gegensatz zur Alkohol Zeit ) schnell reagieren und wie Samsara schrieb eine Kurskorrektur vornehmen.

    Es bleibt mir ja auch nichts anderes übrig ;) , etwas schön zu saufen hat ausgedient.

    Ist zwar manchmal anstrengend für mich ( und auch für andere ).

    Aber es lohnt sich.

    Bleib´einfach d´ran !

    Es wird besser.

    Stück für Stück.

    Versprochen ;).

    Slowly ( die jetzt bald zu ihrem neuen Hobby dem Wandern aufbricht :) )

  • @ Marco

    Danke dir für deine Ausführungen :D .

    Daraus kann ich einiges mitnehmen. Vor allem das mit der "doppelten Persönlichkeit" finde ich äußerst interessant. Daher wahrscheinlich auch der Name marcomarco, oder? Wobei du mich hier ein klein bischen mißverstanden hast. Ich selbst habe ja erst seit 2008 mit dem exzessiven Trinken begonnen. Die "innerer Leere" empfinde ich aber schon wesentlich länger.

    Allerdings hat mich dein eigener Thread doch sehr zum Nachdenken über die Thematik "innere Leere" und Alkohol angeregt. Denn getrunken habe ich davor ja auch schon. Und längere Trinkpausen gab es dabei nicht. Ein bis zwei Wochen waren da das Maximum. Ansonsten habe ich von 1996 bis 2008 vielleicht 2 bis 3mal die Woche getrunken. Unter der Woche waren das vielleicht mal zwei bis drei Gläschen Wein. Übers WE maximal eine Flasche. Aber dennoch: Getrunken habe ich eigentlich immer. So gesehen kann ich von mir sagen, daß meine derzeitige gut sechswöchige Abstinenz die längste seit ungefähr 25 Jahren ist. Hm, unter Umständen könnte das also doch etwas damit zu tun haben.

    Auf jeden Fall finde ich es hochinteressant, daß man sich mit klarem Kopf mit solchen Dingen so intensiv auseinandersetzt. Macht mir gerade wirklich Spaß. Bin echt gespannt, ob dieser "Lernprozess" so weitergeht.

    Eines macht mir aber ein bischen sorgen: Du hast ja bei dir geschrieben, daß du seit Mitte letzten Jahres immer nach ca. drei Monaten rückfällig geworden bist. Das zeigt mir, daß man sich niemals zu sicher sein darf. Auch nach Jahren Abstinenz nicht. Predigen ja auch die alten Hasen in meiner SHG. Im übrigen finde ich klasse, daß du bereits jetzt schon das Alkoholproblem so akkurat angehst, auch wenn es noch ab und an Rückschläge gibt. Ich habe zu dieser Einsicht 10 Jahre länger gebraucht.

    Was macht eigentlich das Motorradhobby? Derzeit auch so fleißig unterwegs?

    @ Slowly

    Freut mich außerordentlich für dich, daß du nach zwei Jahren Abstinenz das ganze für dich so sehen kannst. Das gibt mir Hoffnung und Zuversicht :D . Ich hoffe auch, daß es mir irgendwann auch einmal reicht einfach nur da zu sein. Das ist eine wirklich sehr schöne Zukunftsaussicht. Ich will wohl manchmal alles zu schnell auf einmal haben. Ich muß wohl noch lernen das ganze mit etwas mehr Geduld anzugehen. Man könnte aber auch sagen "slowly" :lol: .

    Apropos Geduld: Mit dem Wandern habe ich auch wieder angefangen. Ist besser als immer nur exzessiv zu joggen oder massiv Sport zu betreiben. Allerdings habe ich festgestellt, daß mein Gehtempo immer noch zu hoch ist. Ich muß mich dann ab und an dann selbst ein wenig einbremsen um die Natur auch genießen zu können. Das wird aber schon.

    Demnächst werde ich übrigens mit dem Fischerschein beginnen. Das ist dann ja ein ganz neues Hobby für mich bei dem man nebenbei auch noch ein gutes Buch lesen kann. Bin schon gespannt ob mir das gefallen wird. Jedenfalls ist das Angeln eine exzellente Übung sich in Geduld zu üben.

    Liebe Grüße an euch beide und natürlich auch an alle anderen hier im Forum,

    Alex

  • Zitat von Alex69

    @ Marco
    Vor allem das mit der "doppelten Persönlichkeit" finde ich äußerst interessant. Daher wahrscheinlich auch der Name marcomarco, oder?

    :D :D :D Das lag eher daran, dass "marco" schon belegt war. War wohl mein anderes Ich, der Sack :D

    Zitat von Alex69

    Allerdings hat mich dein eigener Thread doch sehr zum Nachdenken über die Thematik "innere Leere" und Alkohol angeregt. Denn getrunken habe ich davor ja auch schon. Und längere Trinkpausen gab es dabei nicht. Ein bis zwei Wochen waren da das Maximum. Ansonsten habe ich von 1996 bis 2008 vielleicht 2 bis 3mal die Woche getrunken. Unter der Woche waren das vielleicht mal zwei bis drei Gläschen Wein. Übers WE maximal eine Flasche. Aber dennoch: Getrunken habe ich eigentlich immer. So gesehen kann ich von mir sagen, daß meine derzeitige gut sechswöchige Abstinenz die längste seit ungefähr 25 Jahren ist. Hm, unter Umständen könnte das also doch etwas damit zu tun haben.

    Die innere Leere war schon länger da, genau. Das ist auch der Persönlichkeitsanteil, der keinerlei Beachtung gefunden hat. Erst jetzt, wenn Du diesen Teil bewusst erlebst, kannst Du mit Ihm kommunizieren. Vorher wurde die Leere ertränkt und verschüttet.


    Zitat von Alex69

    Auf jeden Fall finde ich es hochinteressant, daß man sich mit klarem Kopf mit solchen Dingen so intensiv auseinandersetzt. Macht mir gerade wirklich Spaß. Bin echt gespannt, ob dieser "Lernprozess" so weitergeht.

    Hoffentlich ein Leben lang ;)

    Zitat von Alex69

    Eines macht mir aber ein bischen sorgen: Du hast ja bei dir geschrieben, daß du seit Mitte letzten Jahres immer nach ca. drei Monaten rückfällig geworden bist. Das zeigt mir, daß man sich niemals zu sicher sein darf. Auch nach Jahren Abstinenz nicht. Predigen ja auch die alten Hasen in meiner SHG. Im übrigen finde ich klasse, daß du bereits jetzt schon das Alkoholproblem so akkurat angehst, auch wenn es noch ab und an Rückschläge gibt. Ich habe zu dieser Einsicht 10 Jahre länger gebraucht.

    Zusammenfassend schrieb ich mal dazu; Man scheint nur sicher vor einem Rückfall, solange man unsicher bleibt.
    Ich werde die Sucht nicht los, ich lerne nur mit Ihr zu leben, Ihr nicht nachzugeben und stattdessen eher andere Aspekte im Leben in den Vordergrund zu stellen.
    Dadurch, dass ich mich damit auseinandersetze sehe ich einfach meine Chance rechtzeitig die Reissleine zu ziehen. Jetzt fällt mir das ja schon schwer genug. Wer weiss, ob ich später noch einmal die Kraft dazu hätte. Noch funktioniert mein soziales Netz, da kann ich mich wenigstens drauf stützen und Halt finden.


    Zitat von Alex69

    Was macht eigentlich das Motorradhobby? Derzeit auch so fleißig unterwegs?


    Ich bemühe mich. :oops: Da ich im Moment eher eine Talsohle durchschreite, habe ich nicht so viel Aufmerksamkeit dafür. War aber letztes Wochenende Motocross fahren und es tat mir seeehr gut. Sportliche Herausforderung und nette Menschen. Das gibt mir erst mal wieder Antrieb auch da am Ball zu bleiben. Zur Zeit neige ich eher zum grübeln als extrovertiert mit dem Motorrad durch die Gegend zu hüpfen. Ich muss da noch an der gesunden Mitte rumschrauben ;)

    Dir und auch natürlich allen anderen Lesern eine schöne Zeit!

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • Guten Morgen Alex,

    meinen Forumsnamen habe ich in der Tat bewusst gewählt.

    Im Moment als ich noch über ihn grübelte lief im Radio "Waves", allerdings die schnelle Version und da ich dieses Lied so gerne mag, nahm ich mir einfach ein passendes Wort für mein Anliegen daraus heraus.

    Ja, das mit dem zu zügig wandern kenne ich auch.
    Auch Sonntag war ich wieder "stolz" darauf, die Strecke in einer wesentlich kürzeren Zeit als dafür vorgesehen zu gehen.

    Klar, es ging mir auch um Trainingszwecke wegen des schweren Rucksacks aber ganz ehrlich ist das nur ein "Scheinargument".

    In Wirklichkeit treibt mich irgend etwas an.
    Weiß noch nicht genau was.

    Könnte ich ja mal darüber nachdenken.

    Es gibt aber auch andere Momente, in denen ich schon dazu gelernt habe.

    Gestern Abend als ich mit meinem Kater durch unser Grundstück spazierte ( ohne Leine natürlich ;) ),
    da war ich sowas von langsam und entspannt, auch gedanklich, das war mir neu.........

    Wow, dachte ich, das ist ein toller Zustand.
    Gedankenfrei.

    Übrigens hat meine Kurskorrektur schon angeschlagen .

    Mir geht es wieder gut.

    Habe einiges überdacht ( überfühlt ) und bin nun auch gefühlsmäßig einen ganz großen und elementaren Schritt weiter.
    Es hat mit einer Beziehung zu tun, die so wie sie ist nicht mehr zu mir passt.
    Eingestanden habe ich mir und dem anderen Mensch das schon.
    Die Tage werden wir darüber reden.

    Das nun so genau ausdrücken zu können, hat mir die Krise gebracht, ausgelöst durch das viele alleine sein und wandern im letzten Urlaub.
    ( Dann waren die zwei Tage mit verheulten Augen ja doch zu etwas gut. )

    Der Vater unserer Kinder ist übrigens auch ein Angler, ebenso mein Sohn, er hat auch schon den Fischereischein.

    Habe mit ihm gelernt, bin also inzwischen auch eine gut informierte Fischereifachfrau. :)

    Wenn ich es jetzt noch schaffe mich wieder auf das Lesen zu konzentrieren, dann ist echt fast alles gut.

    Ich befürchte nur, dazu bedarf es einer erneuten Krise.
    Oder:
    ( Ich denke ich sollte meine elektronischen, von mir hauptsächlich zur Kommunikation genutzten Medien abstellen :( )

    Einen schönen Tag !

    Ich freue mich immer von dir ( euch ) lesen zu können, ich hoffe auch noch in 3-6-9-12-....... Monaten !

    Slowly

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