Rückfall! Wie verhalte ich mich jetzt??

  • Hallo zusammen!

    Zur Vorgeschichte: Meine Mutter begab sich vorletztes Jahr in einen stationären Entzug, alles schien perfekt, sie hatte sich gut im Griff.

    Nun ging es vor einiger Zeit los, dass sie "Ausrutscher" hatte, die sich häuften, sie begann eine Therapie doch vorletzte Woche erfolgte der Totalausfall über drei Tage hinweg. Hilfsangebote nahm sie nicht an, berappelte sich schließlich selbst und stand zu ihrem "Fehler", sprach wie ein geläuterter Mensch und dieses WE steht sie in etwa wieder dort, was ich schon beschrieben habe und ich hab gerade zugegebenermaßen die Faxen dicke und keine Lust auf Kontakt zu ihr.

    Mein Problem ist, dass mir das Verständnis fehlt! Sie bewegt sich kein Stück aus ihrer Komfortzone und wundert sich dann (vermutlich), warum sie es nicht schafft. Bin ich zu ungeduldig, zu unfair? Schließlich sollen Rückfälle ja dazugehören. Ist es gemein von mir, dieses Mal nicht hinter ihr herzutelefonieren und ihr Hilfe anzubieten?

    Ich würde gerne verstehen, was in der Frau vorgeht, wirklich! Aber so, wie es sich mir darstellt, habe ich es gerade mit einem beratungsresistenten Menschen zu tun, der mir meine Energie raubt. Warum sollte ich wieder auf sie zugehen? Es tut doch nachher sowieso nur wieder weh!!

    Natürlich mache ich mir andererseits auch Sorgen, möchte nicht, dass sie sich allein gelassen fühlt. Aber mir geht es auch so schlecht, wenn ich sehe, wie sie sich hängen lässt und ich nichts dagegen machen kann.

    Vielleicht kann mir hier jemand den Kopf ein bisschen zurechtrücken...

    VG
    Hope123

    Man muss nur den Kopf heben, um zu sehen, dass der Himmel voller Sterne ist.

  • Liebe Hope,
    es ist das, was im EKA und im Forum der Cos den durchgehenden roten Faden bildet. Wenn deine Ma wieder ihrer Sucht nachgeben will, dann kannst du sie nicht davon abhalten.

    Ja, dann sei jetzt einmal sauer, ja, hör' auf dick zu kümmern. Ja, setzte einmal die Zeit, die du für ihre Sucht geopfert hast, für dich ein. Es ist dein gutes Recht, denn sie ist die Mutter und du bist das Kind. Meiner Meinung nach, macht es jetzt auch keinen Sinn, ihr hinterher zu telefonieren. Denn das will sie doch jetzt sicher entweder nicht hören oder sie hört es sich an und will es nicht umsetzen.

    Hope, du strampelst dich ab und verballerst Zeit, die für dich wichtige wäre, für sinnloses Arbeiten. Warum signalisierst du nicht deiner Ma, dass du da bist, wenn sie aktiv wird? Wenn sie etwas ändern will. Wenn sie wieder entgiften will oder in eine Therapie will. Oder sich vielleicht auch schon um einen Platz gekümmert hat. Dass du ihr gerne dabei hilfst. Oder auch weiterhin gerne mit ihr sprichst. Aber nicht wenn sie getrunken hat.

    Deine Ma ist zwar krank aber auch alt genug, um sich selbst um ihr Leben zu kümmern. Und vor allem weiß sie auch, wo sie sich Hilfe holen kann, wenn sie es Ernst meint. Aber - mit der Betonung auf "Wenn sie es ernst meint". Und das ist ihr Job und nicht deiner.

    Alle guten Wünsche
    HM

  • Hallo Hope,

    ich kann mich Honeymaker nur anschließen.
    Unsere alkoholkranken Angehörigen sind erwachsene Menschen, die selbst für sich entscheiden. Auch wenn uns die Entscheidungen nicht passen. Wir können sie nicht ändern, sondern nur, wie wir damit umgehen.

    Ich finde es sehr spannend, welche Attribute du für wen benutzt. Sie sei beratungsresistent, energieraubend und "lässt sich hängen".

    Dann machst du das, was wir EKAs gerne machen: Du stellst (paradoxerweise) DICH infrage. Bist du ungeduldig, unfair, gemein?
    Nein, das bist du natürlich nicht. Du bist vollkommen in Ordnung, so wie du bist.

    Noch ein Gedankenanstoß:
    Du machst dir Sorgen um sie und möchtest nicht, dass sie sich allein gelassen fühlt.
    Dir hingegen geht es schlecht in der Situation.

    Also frage ich mich: Wer macht sich Sorgen um DICH? Wer möchte, dass es DIR gut geht? Warum kreisen deine Gedanken um sie, wenn du doch merkst, dass es DIR schlecht geht?

    Also:
    Kümmer dich um dich, denn sie wird das nicht tun. Dein Job, ist es, dich um dich zu kümmern - Ihrer, sich um sich zu kümmern.

    PS: Ich hoffe, das war jetzt nicht zu "straight", aber du schriebst von "Kopf geraderücken" ;)

    Lg Colibri

  • Honeymaker, danke für Deinen Zuspruch! Deinen Beitrag habe ich mir gleich ein paar Mal hintereinander durchgelesen und will ihn verinnerlichen.

    Colibri!! Danke, da ist gerade ein Knoten in meinem Kopf geplatzt, ich schlage mir innerlich vor den Kopf!! Du hast absolut recht: Wer macht sich Sorgen um mich und befürchtet, ich könne mich allein gelassen fühlen? Ich bin wohlgemerkt hochschwanger und gerade umgezogen, könnte ihre Hilfe (und eigentliches Organisationstalent) so sehr gebrauchen usw. usw. Wie gerne würde ich ihr dies auch sagen/schreiben, aber was soll es bringen. Sie versinkt ja nur mehr in ihrem Selbstmitleid.

    Meine Mutter erwartet vielleicht gar nichts von mir gerade, denke ich. Ich hatte ja auch per SMS angekündigt, dass Abstand wohl erst mal besser wäre. Schien sie nicht doll zu jucken, habe bis heute keine Reaktion erhalten. Sie gibt sich wohl lieber ihrem Schicksal hin. Enttäuschend, aber gut, damit musste ich wohl rechnen.

    Vielen Dank für Euren Zuspruch und die wirklich einleuchtenden Denkanstöße!!

    VG
    Hope123

    Man muss nur den Kopf heben, um zu sehen, dass der Himmel voller Sterne ist.

  • PS: Honeymaker, sie macht eine Therapie seit sich die Ausrutscher häuften. Trotzdem ist es so weit gekommen. Das macht mich zusätzlich rat- und sprachlos.

    Man muss nur den Kopf heben, um zu sehen, dass der Himmel voller Sterne ist.

  • Hallo Hope,

    du bist hochschwanger? Und gerade umgezogen? Erstmal - wow! Und meinen herzlichen Glückwunsch, dass du ein neues Leben unter dem Herzen trägst :)

    Und gerade deshalb muss ich jetzt noch folgendes loswerden:
    Du hast die Verantwortung für ein hilfsbedürftiges, unselbständiges Wesen... dem es gut geht wenn es DIR gut geht... und damit meine ich jetzt nicht deine Mutter ;) Sondern das kleine Wunder in deinem Bauch.

    Ich bitte dich, hierüber nachzudenken: Dein Kind kann absolut nichts für diese ganze furchtbare Situation zwischen dir und deiner Mutter. Und deshalb hat es viel Liebe und Gesundheit verdient. Und du kannst dafür sorgen, indem es dir gut geht, und du dich so wenig Stress wie möglich aussetzt. Und zwar allein schon im Interesse deines Kindes. (Wir tun uns manchmal schwer, dies in unserem eigenen Interesse zu tun).

    Du brauchst die Kraft für die restliche Schwangerschaft und das Baby. Das ist was total Positives und Schönes - Lass nicht zu, dass die Alkoholsucht deiner Mutter hier irgendwas kaputtmacht. Du siehst ja, wie verständnisvoll sie ist.. kreist trotz deiner Situation einfach weiterhin selbstmitleidig um sich in ihrem Universum.

    So das war mir einfach wichtig :)
    Darf ich dich noch fragen, ob es einen Partner gibt, und wenn ja, ob dich dieser unterstützt? Musst aber nicht darauf antworten...
    Wünsche dir weiterhin viel Kraft!!

    Lg Colibri

  • Hallo Hope,
    wenn Deine Mutter wieder trinken will, kann sie niemand auf der Welt davon abhalten.
    Sie ist selbst dafür verantwortlich.
    Du hast damit nichts zu tun.
    Lasse da also bitte los.

    Denn Du musst Dich jetzt ganz dolle um Dich selbst kümmern.
    Man weiß doch heute, das die Babys auch schon im Mutterleib so viel mitbekommen.
    Wenn die werdende Mama traurig oder gestresst ist, beispielsweise.
    Das tut dem Ungeborenen nicht gut.
    Also sieht bitte zu, das DIR gut tut.
    Was kannst Du heute und morgen tun, was Dich entspannt, was Dir Spaß macht, woran Du Freude hast?
    Du tust das nicht nur für Dich, sondern auch für das Baby.
    Denn wenn es Dir gut geht, geht es auch dem Baby gut.

    Und schau mal, Deine Mutter wüßte ja, wo sie erneut Hilfe bekommen kann.
    Es ist übrigens nicht so, das Rückfälle immer zum Trocken-werden gehören.
    Ich hatte bisher keinen und bin seit über 12 Jahren trocken.
    Rückfälle können dazugehören, müssen aber nicht :wink:

    Zitat

    Sie gibt sich wohl lieber ihrem Schicksal hin. Enttäuschend, aber gut, damit musste ich wohl rechnen.

    Die Alkoholkrankheit ist kein Schicksal, liebe Hope.
    Denn man kann ja ganz gezielt etwas dagegen tun, man kann ja die Krankheit stoppen.
    Nasse Alkoholiker baden sehr gern im Selbstmitleid und so mag es anderen manchmal so erscheinen, als hätten sie ein ganz schweres Schicksal.
    Dabei ist es nur eine typische Begleiterscheinung der Krankheit.

    Du bist enttäuscht ?
    Warum?
    Weil Deine Mutter nicht das tut, was Du für sie für richtig hältst?
    Dann gebe ich Dir den Rat, daran zu arbeiten, denn es wird Dir immer wieder passieren, das Menschen nicht das tun, was Du für gut für sie hältst. :wink:
    Jeder bestimmt sein Leben selbst.

    Liebe Hope, Du sprichst das Organisationstalent und die Unterstützung durch Deine Mutter an, auf die Du nun leider verzichten musst.
    Das ist echt blöd.
    Und natürlich brauchen Hochschwangere auch Unterstützung.
    Die ersten Wochen mit dem Neugeborenen werden ebenfalls sehr anstrengend.
    Meine Tochter sagte oft zu mir, sie wüßte nicht, wie sie es ohne mich hätten schaffen sollen.
    Ihr Mann hat auch geholfen und getan, was er konnte, trotzdem tat ihr meine Hilfe und Unterstützung gut.
    Im Notfall allerdings hätten sie es auch ohne mich geschafft :wink: weil sie gemusst hätten.
    Ich habe aber meine Tochter gern unterstützt bei ihren Kindern (mittlerweile sind es 2 :) ) und wie schön ist es, ein Baby um sich zu haben?
    Es war ja auch eine große Freude für mich selbst. :)
    Deine Mutter nimmt sich gerade selbst das alles.

    Einen kleinen Tipp habe ich noch für Dich... kann aber auch sein, das er gar nix bringt.
    Wenn Du mal wieder mit Deiner Mutter sprichst, dann kannst Du das ja mal ganz deutlich ansprechen.
    Das Du ihre Hilfe sehr gebrauchen könntest und Du kannst sie auch ganz deutlich darauf aufmerksam machen,
    das Du ihr das Kind ja nicht mal für ne Stunde überlassen kannst, weil sie wieder säuft.
    Und das Du nicht möchtest, das die ersten Erinnerungen des Babys an seine Oma sind, wie sehr die nach Alk stinkt.
    Du solltest dabei ganz klare Worte verwenden, aber nicht vorwurfsvoll.
    Kein nettes Drumherumreden, sondern Klartext.

    Ich kenne einen Fall, wo so ein konsequentes Handeln und klare Worte von seiten der Tochte ihre Mutter dazu brachte, was gegen ihre Alkoholkrankheit zu tun.
    Denn der Gedanke, das sie ihr Enkelkind nicht mal bei sich haben dürfte, weil ihre Tochter Angst hat, das dem Kleinem was passiert, hat sie dann doch nochmal extrem wachgerüttelt.
    Es ging hier nicht um Erpressung in Form von "hörst Du nicht mit der Sauferei auf, siehtst Du Dein Enkelkind nicht!" und so war es auch nie gemeint.
    Sie durfte ihr Enkelkind durchaus sehen, aber eben nicht allein bei sich haben.
    Sie hat dann gesehen, was die Scheis*-Sauferei anrichtet und die Konsequenzen auch zu spüren bekommen.
    Und sich wohl überlegt, ob es das wirklich wert ist ?
    Die Antwort war Nein und sie ging zur nächsten SHG, obwohl sie sich entsetztlich schämte, und holte sich dort Hilfe.

    Das ist also etwas, was Du noch versuchen könntest.
    Ob es erfolgreich sein wird, weiß ich allerdings nicht.
    So einige nasse Alkies sind aber schon aufgewacht, weil ihr Handeln echte Konsequenzen hatte.
    Es geht hier nicht darum, sich einem Druck von aussen zu beugen und sozusagen für andere trocken zu werden, sondern darum,
    einfach wirlich zu sehen, was die Sauferei anrichtet und was sie alles gnadenlos zerstört.
    Und dann kann man sich ja überlegen, ob man diesen Mist weiterhin so mitmachen möchte?
    Oder ob man vielleicht doch lieber ein trockenes, wieder schönes, zufriedenes und buntes Leben möchte?

    Wenn es sich also so ergibt, kannst Du das ja nochmal ansprechen.
    Aber knie Dich bitte nicht zu sehr rein, es gibt für Dich jetzt wirklich wichtigeres.
    Du bist in Kürze selbst für ein anderes Leben verantwortlich und darauf musst Du nun Deine ganze Kraft konzentrieren.

    Liebe Grüße
    Sunshine

  • Hallo Ihr Lieben!

    In der letzten Zeit habe ich mich um meine Sachen gekümmert, deswegen bin ich jetzt erst wieder zurück. Meine Mutter ist mir auch seit letzter Woche tagsüber zur Hand gegangen, natürlich nüchtern.

    Colibri und Sunshine, Eure Appelle in allen Ehren, ich achte aber wirklich sehr auf mich und mein Ungeborenes, habe z.b. aufgehört zu rauchen damals etc. Zudem ging es mir nicht die ganze Schwangerschaft über schlecht, ich bin sehr glücklich, wozu auch mein Partner (ja, es gibt ihn zum Glück, Colibri :) ) beiträgt! Ich hatte auch mal gelesen, dass ein Baby "spüren" darf, dass auf schlechte immer gute Zeiten folgen. Das nimmt Müttern den Druck, finde ich. Letztendlich sind wir doch nur Menschen und so ist es im Leben eben ;)

    Um es abzukürzen, ich habe mich von meinem Schreck erholt und wieder auf mich besonnen. Sunshines Tipp werde ich noch in die Tat umsetzen und meiner Mutter klarmachen, wie wichtig es für uns alle ist, dass sie trocken bleibt. Es muss nur der Zeitpunkt passen, damit ich mir nicht wie ein Trottel vorkomme, wenn ich mit gedanklich erhobenem Zeigefinger vor meiner Mutter sitze :D Was sie dann daraus macht, ist ihre Sache!

    VG
    Hope

    Man muss nur den Kopf heben, um zu sehen, dass der Himmel voller Sterne ist.

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