Kann etwas, das sich so falsch anfühlt, doch richtig sein?

  • Hallo Kiki

    und herzlich willkommen hier im Forum :)
    Gut, dass du hierher gefunden hast!

    Hast du schon mal die Grundbausteine gelesen? Die würde ich dir wärmstens ans Herz legen.
    Auch kannst du hier alle die Geschichten lesen, die schon mit der co- Abhängigkeit erlebt wurden. Das kann sehr hilfreich sein!
    Siehst du dich selbst als co- abhängig?

    Was deine Frage in der Überschrift betrifft- versuche einmal dir vorzustellen, eine gute Freundin würde sie dir stellen. Was würdest du ihr antworten?

    Kiki, du meintest, du weißt nicht mehr, was richtig und was falsch ist.
    Wieso denkst du das?
    Gehe mal davon aus, du wüsstest es- was wäre die Antwort?

    LG girasole- co- abhängig, getrennt seit 2013

  • Hallo liebe Kiki, und Willkommen hier im Forum

    Ich kann Dir nur dringend raten, den Kontakt komplett abzubrechen,
    bzw. ihn keinesfalls wieder aufzunehmen.
    Sehnsucht hin oder her... oder sagen wir mal lieber "Entzug" hin-oder her.
    Denn der Alkie (oder anderweitig Hilfsbedürftige) ist üblicherweise die Droge des CO`s.
    Ansonsten zieht Dich Dein rückfälliger XY immer tiefer mit rein.

    Schau mal, wie durcheinander Du schon bist.
    Und Du hast eine Tochter, für die Du verantwortlich bist!
    Für Kinder ist es sehr schwer, wenn Die Mama so durcheinander ist,
    sie wissen dann nicht mehr, woran sie sind und werden sehr unsicher.
    Noch schlimmer wird es, wenn Du partout in dieser für Dich extrem
    ungesunden "Beziehung" bleibst und Du Dein Kind da auch noch mit rein ziehst.
    "Beziehung" setze ich hier einfach mal in Häkchen, denn ist es denn wirklich eine Beziehung?
    Oder ist da nur jemand, der Dich ausnutzt für seine Zwecke?
    Mir kommt das einfach so vor, ich habe ein ganz schlechtes Bauchgefühl,
    wenn ich Dich in Bezug auf den Mann lese.
    Im internet sind schnell Kontakte geknüpft und man findet sehr schnell
    jemanden, den man für seine Zwecke benutzen kann.
    Mir ist sowas auch schon mal passiert, das geht schneller als man denkt.

    Zitat


    Es fühlt sich einfach nicht richtig an, ihn jetzt "im Stich" zu lassen. Ist das tatsächlich die Lösung, einen Alkoholiker sich selbst zu überlassen und die Flucht zu ergreifen?


    Ich sags mal ganz krass:
    Es ist sche*ssegal, wie sich das anfühlt, bring Dich bitte (und Dein Kind !!) in Sicherheit.
    Das ist dan einzig wichtige im Moment.
    Und vermeide jeden weiteren Kontakt zu dem rückfälligen Mann.
    Besorge Dir am besten gleich ne neue sim-card mit neuer Telefonnummer,
    sperre den e-mail-account für ihn etc.
    Sicher ist sicher.
    Das ist der einzige Rat, den ich Dir geben kann, als trockene Alkoholikerin.
    Denn es fühlt sich für mich ebenso an, wie die Therapeutin es Dir auch sagte.
    Er wird weitersaufen.
    Wäre es anders, hätte er längst wieder um Hilfe gebeten.
    Ich habe einfach das Gefühl, das er sich erstmal wieder fürs Saufen entschieden hat.
    Für wie lange, weiß niemand, wahrscheinlich nicht mal er selbst.
    Kann ein paar Wochen oder Monate dauern, vielleicht aber auch Jahre/Jahrzehnte.
    Oder er säuft für immer weiter und säuft sich am Ende tot.

    Zitat

    Gibt es keine Chance, so etwas zusammen und gemeinsam durchzustehen?


    Ja, diese Chance gibt es.
    Aber nur, wenn er sich neue Hilfe sucht, eine neue Entgiftung macht und dann an seiner Trockenheit arbeitet.
    Und Du bräuchtest evtl. auch Hilfe in Form einer Therapie, Du sprichst
    ein Helfersyndrom ja schon selbst an.
    Ich schliesse mich von daher girasoles Frage an, siehst Du Dich als co-abhängig?

    Ich frage mich allerdings, was hat er denn 2 Jahre lang in dieser Einrichtung getan?
    In dieser Zeit sollte man es doch eigentlich schaffen, eine einigermaßen stabile Trockenheit aufzubauen?
    Merkwürdig.
    Vielleicht war es für ihn nur ne bequeme Unterbringungsart, wo er sich um nix weiter kümmern mußte?
    Und er hat kein Stück wirklich an seiner Trockenheit gearbeitet?
    Keine Ahnung, ist aber auch egal, es geht hier nicht um ihn, sondern um DICH und auch um Dein Kind !

    Zitat

    Das einzige, was ich sicher weiß ist, dass ich den Gegner Alkohol maßlos unterschätzt habe.


    Hm Kiki, Du hast mit der ganzen Sache aber eignetlich gar nix zu tun.
    Das ist alles sein Ding !
    "Gegner" hört sich nach Kampf an, meinst Du denn, Du müßtest auch gegen den Alkohol kämpfen?
    Und wenn ja, warum?
    Bist Du Alkoholikerin oder ist ER Alkoholiker?
    Und außerdem.... gegen den Alk kämpfen zu wollen ist keine gute Idee.
    Kapitulation vor dem Alkohol heisst hier eher die Devise.
    Aber das alles wäre auch seine Baustelle.
    DEINE ist es mit SICHERHEIT NICHT !!
    Zieh Dir bitte keine Schuhe an, die kein bisschen für Dich bestimmt sind.

    LG Sunshine

  • Hallo Kiki,

    ich denke, die Länge der Saufzeit hat nichts bis wenig was damit zu tun, wie lange man braucht, um eine stabile Trockenheit aufzubauen.
    Ich hatte genau 1 Entgiftung, die zugleich mit meinem absoluten Tiefpunkt einherging.
    Ich trank ca. 10-15 Jahre abhängig, genau kann man sowas kaum sagen,
    denn die Schwelle vom Missbrauch zur Abhängigkeit ist beinah übergangslos.
    Ich bin bis heute rückfallfrei und hatte gar keine Therapie.

    Hier im Alkoholikerbereich sind einige, die auch keine Therapie hatten.
    Und sie sind auch nach jahrelanger Sauferei trocken geworden.
    Manch einer braucht eine, mach einer braucht keine.
    Von einer 2 jährigen Therapie habe ich allerdings noch nie was gehört.
    Das muss aber nicht viel bedeuten, keine Ahnung, ob es so lange Therapien gibt.

    Es hat viel mehr damit zu tun, wie sehr man ein trockenes Leben möchte und was man bereit ist, dafür zu tun.
    Ob man die Trockenheit für sich zur Prio 1 macht.
    Ob man bereit ist zu Veränderungen, auch zu gravierenden Veränderungen.
    Ob man eine zufriedene Trockenheit für sich erreichen kann.
    Darauf kommt es an beim Trockenwerden, so meine bescheidene Meinung.

    Zitat

    Denkst du, das war von Anfang an seine Intention, im Internet eine "Dumme" zu finden, die er vor seinen Karren spannen kann? Ich kann diese Frage nicht eindeutig beantworten.....eigentlich will ich das nicht glauben, aber es gibt unbestritten Anzeichen, die darauf hindeuten.


    So eine Vorstellung ist sicher schmerzhaft, ohne Frage.
    Aber ich würde das echt nicht ausschließen.
    Schau, es ist doch so einfach... man sucht sich jemand raus, der liebesbedürftig ist, und kann so einen bedürftigen Menschen rasch durch liebe Worte und Zukunftsgesäusel einwickeln.
    Und auch vor seinen Karren spannen.
    Das funktioniert, was meinst Du, wie viele auf sowas schon reingefallen sind? :cry:
    Ich möchte gar nicht grundsätzlich unterstellen, das das alles vorsätzlich geschieht.
    Manchmal aber schon...

    Zitat

    Ich liebe diesen Mann einfach. Meine letzte Beziehung ist gut drei Jahre her und ich habe das Singleleben eigentlich auch genossen. Aber mit ihm habe ich wieder gefühlt wie schön es sein kann, jemanden an seiner Seite zu haben. Das fehlt mir sehr. Gerade in Bezug auf S**ät, was bei mir ja ein rotes Tuch ist, hat er mir gezeigt, wie schön es sein kann. Das alles vermisse ich sehr. Ich bin einfach unendlich traurig.....


    Ich glaube Dir das alles, liebe Kiki.
    Und klar bist Du traurig.
    Aber Du hast wahrscheinlich keine Ahnung, wie viel trauriger Du noch an der Seite eines nassen Alkies wirst.
    Da steht Dir ein megalanger Leidensweg bevor, möchtest Du Dir (und Deinen Kind!!) sowas antun?

    Schau mal, die Therapeutin hat Dir ja auch schon alles gesagt, was zu sagen ist.
    Sie hat mit allem recht, das werden Dir auch andere hier sicher noch bestätigen.
    So traurig es auch ist... so wahr ist es auch... :cry:

    Zitat


    Er hat sich FÜR den Alkohol und damit GEGEN sie entschieden! Das hat mir sehr zu denken gegeben.

    Genau so ist das.
    Und daran kannst Du gar nichts ändern.
    Die Sucht ist tausendmal stärker als die Liebe.
    Da hast Du keine Chance.
    Du bist jetzt höchstens noch gut genug, um zuzuhören, wenn er sich die
    üblichen Selbstmitleidsbäder einlässt.
    Und natürlich bist Du an allem Schuld !!
    IMMER sind anderen Schuld, nasse Alkoholiker sind so schräg inner Birne, das sie diesen Unsinn sogar selbst glauben.
    Mach Dich nicht zu seinem Mülleimer, sei Dir bitte mehr wert !

    Zitat

    Trotzdem fühlt es sich so falsch an. Das ist es, was ich gerne in Einklang miteinander bringen würde, den Kopf und das Herz.


    Das kommt schon wieder in Einklang, gib dem Herz einfach etwas Zeit, dem Kopf zu folgen. :wink:
    Es wird es tun, das verspreche ich Dir.
    Mit Abstand gesehen wirst Du froh sein, die Konsequenzen gezogen zu haben.
    Denn ein Ende mit Schrecken (und Tränen, und Traurigkeit, und Wut und Verzweiflung) ist immer noch besser als ein Schrecken ohne Ende.

    Schreib hier einfach alles auf, hier sind Leute, die Dich in Deiner Situation auffangen können.
    Weil sie das gleiche oder ganz ähnliches erlebt haben.
    Und falls Du noch intensiveren Austausch brauchst, gibt es auch noch den
    Erweiterten Bereich.
    Dort kann dann auch nicht das gesamte www mitlesen, was manchmal auch wichtig für einen persönlich sein kann.

    LG Sunshine

  • Hallo Kiki,

    wie ähnlich doch der Alkoholiker und der co sind.
    dein bekannter würde auf die frage, ob er sich als Alkoholiker sieht wahrscheinlich auch antworten "och naja, so weit bin ich noch nicht, so schlimm ist es noch nicht"

    Also liebe Kiki,
    -du denkst du könntest schuld sein an seinem Rückfall
    - du rufst seinen Therapeuten an! Du kannst froh sein, dass die Dame mit dir gesprochen hat. In der Regel machen die das gar nicht. Ich habe es damals auch versucht, den Berater meines XY zu sprechen. Hätte nicht viel gefehlt und der hätte mir nen Vogel gezeigt.
    - du weichst von deinem Vorhaben ab, bei einem Rückfall sofort weg zu sein
    - du entschuldigst unmögliches verhalten dir gegenüber.
    denk nur an dieses WE! Du hast geweint und warst fix und alle - JA UND!?!?!
    Ist das es wert, ein ganzes WE in die Tonne zu treten,?
    - ja mehr noch, du nimmst auch hier die Schuld auf dich.
    - der ganze Mann ist komplett anders seit dem Rückfall und du sprichst von Liebe!? Willst ihn trotzdem zurück und bist traurig.
    - wichtig scheint dir nur zu sein, dass er dich liebt. Ganz egal wie die Umstände sind.
    - du willst ihm helfen
    - dein ganzes Denken dreht sich um IHN

    Oh Mann die co- Abhängigkeit springt einen ja förmlich an :roll:

    Liebe Kiki, wenn dein Verstand weiß, was los ist- warum ihm dann nicht folgen??
    Beschäftige dich nicht mit IHM. beschäftige dich mit dir! Frage dich, wie konnte es soweit kommen, dass ich meinen Plan/ meinen Schutz für mich (zu gehen, wenn er rückfällig wird) aufgegeben habe?
    Wieso falle ich freiwillig in ein Karussell von sorgen und grübeln und halte das auch noch für Liebe?

    Sorge für DICH, tue DIR etwas gutes- noch heute! Schaffst du das?

    LG girasole

  • Hallo Kiki & Willkommen im Forum! :D

    Dein xy ist zwei Jahre in einer therapeutischen Betreuung gewesen & hat es keinen Monat ohne Rückfall durchgehalten: Er ist einfach noch nicht so weit & es kann bezweifelt werden, ob er es überhaupt in absehbarer Zeit schafft, eine stabile Abstinenz aufzubauen. Sicher hat er es ehrlich gemeint, als er den Versuch in die Eigenständigkeit tat, & ganz sicher auch auf deine Hilfe gebaut.
    Aber: Es reicht nicht. Nicht bei ihm, der es in zwei Jahren nicht fertig gebracht hat, einen stabilen, selbsttragenden abstinenten Alltag zu etablieren; nicht bei dir, weil dein Paket (alleinstehend mit Kind, Missbrauchsgeschichte & Borderlinekarriere) zu schwer ist als das du noch ein weiteres (& was für eines!) schultern könntest. Du lässt ihn nicht im Stich, weil du ihm nicht helfen kannst. Wohl aber lässt du dich im Stich, wenn du unüberwindbares anzugehen versuchst & dabei das wenige gefährdest, dass du für dich erreicht hast.

    Die Frage nach Co-Abhängigkeit oder nicht ist irrelevant. Relevant bist du. Pass auf dich auf!

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

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