• Hey Lizzy,

    ja das was du beschreibst, kenne ich.
    Die Wut kam auch bei mir, als ich ent-täuscht wurde.
    Ich fand es aber gut so, weil alle anderen Gefühle mich zurückhielten und verhinderten, dass ich mich befreie. Die Wut ist heilsam und helfend.

    Liebe Grüße,
    Zimttee

  • Hallo Lizzy!

    Ich wollte dich kurz begrüßen hier bei uns und dir einen guten Austausch wünschen :)
    Ich denke, du bist hier sehr richtig und wirst auf viel Verständnis stoßen - auch bei mir! Ich verstehe deine Wut sehr gut.

    Liebe Grüße,

    Zoi

  • Hallo Lizzy,

    ich heiße dich hier im Forum auch herzlich willkommen!

    Manchmal wünsche ich mir, dass ich mehr Wut auf meine Eltern zulassen könnte. Denn meist fehlt mir diese und stattdessen habe ich Schuldgefühle. Ich glaube, dass die Wut auch helfen kann, die Dinge zu verarbeiten und zu verändern.

    Liebe Grüße, Toru-Chan

    follow your smile

  • Hallo Lizzy82,

    ich kann dich gut verstehen, auch wenn ich kein EKA, sondern Cobahängige und Mutter eines Jugendlichen bin.

    Als ich mich nach vielen Jahren von meinem Exmann aufgrund seiner Sucht trennte, hatte er keine Woche später eine neue Freundin, ging zum Arzt und verkündete, er würde nun trocken. BÄMM. EYYY! Tickt der noch ganz sauber? Da grabe ich über zehn Jahre an ihm rum, leide, halte durch, lass mir mein Leben versauen und dann kommt irgendso eine Olle und es geht auf einmal??? Was habe ich falsch gemacht? Was ist das überhaupt für eine Frechheit seinem Kind und mir gegenüber!?
    Lach, ich glaube mir ging es ähnlich wie dir. Nach einem halben Jahr ging es meinem Mann wie vorher. Der Rausch der Neu-Verliebtheit konnte die Sucht nicht aushebeln, nur kurzfristig ersetzen. Er hat sich eine neue Co gesucht, die jetzt dasselbe durchlebt wie ich ...

    Wenn dein Vater ernsthaft trocken werden will und die notwendigen Maßnahmen einläutet, wirst du sehen, dass sich euer Verhältnis ändern wird und plötzlich Vieles möglich ist. Wenn die Verliebtheit nur ein vorübergehender Suchtersatz ist, bleibt alles beim Alten. Im Grunde wäre es auch für dich gut, wenn dein Vater sich seiner Krankheit stellt. Egal aus welchen Gründen. Aber eines weiß ich mittlerweile sicher: Nur wegen einer neuen Frau erledigt sich die Sucht nicht von alleine. Da gehört sehr viel mehr zu.

    Was mir noch auffällt ist deine Solidarisierung mit deiner Mutter. Er betrügt sie, nicht dich. Sie hat entschieden, sich nicht zu lösen. Dass deine Kindheit die Hölle war ist nicht nur "Verdienst" des Trinkers, sondern auch des anderen erwachsenen Elternteils, das geblieben ist und euch beide in dieser Lebenssituation immer weiter ausgesetzt hat. Als Co und Mutter sehe ich meinen Anteil da klar.

    Ich verstehe deine Wut nur zu gut. Mein spontaner Impuls war auch, zu denken, der eigene Vater müsste sein Kind so sehr lieben, dass es ihm wichtiger ist als der Alkohol, diese himmelschreiende Ungerechtigkeit, dass nicht man selbst als treusorgende Co oder das Kind der Auslöser für die Trockenheit ist, sondern eine neue Affäre, die sich den Hintern kein Stück für den ollen Schlupp aufgerissen hat ... Ja das ist in diesem Moment bitter. Das tut weh - aus rein egoistischen Gründen. Und das DARF es auch.

    Wie würdest du empfinden, wenn es liefe wie bei mir und er nach kurzer Zeit noch extremer in alte Muster zurückfiele? Wäre das eine Genugtuung für dich? Würde es dir damit besser gehen, wenn das alte marode System mit deiner Mutter als Opfer im Zentrum wiederhergestellt wäre? Was ist dein persönlicher Schaden, wenn er durch eine neue Partnerin tatsächlich abstinent leben könnte (auch wenns unwahrscheinlich ist)?

    Liebe Grüße

    Ahoi

  • Liebe Lizzy,

    mir fällt es besonders schwer, mich in diesem Bereich des Forums zu bewegen - als Mutter eines Kindes, das viel zu lange in einem Alkoholikerhaushalt groß geworden ist.

    Deshalb möchte ich etwas zu diesen Punkten schreiben:

    Zitat von Lizzy82


    Und du sprichst die Solidarisierung mir meiner Mutter an...
    Ganz schweres Thema für mich, aber auch da liegst du vollkommen richtig. Ich habe das Gefühl, jetzt ganz besonsers für sie da sein zu müssen. Aber auch das ist ein Gefühl, was mir von Kind auf an beigebracht wurde und von dem ich mich jetzt gerade wieder so einspinnen lasse... :oops: Ich habe as Gefühl, helfen zu müssen und auf meine Mama aufpassen zu müssen.

    Irgendwie sind die Rollen vertauscht, oder irre ich mich? Letztlich bist du diejenige, die die Entscheidungen ihrer Eltern ausbaden musste. Sie hätten auf dich achtgeben müssen und nicht umgekehrt. Ich sage das nicht, um Schuldzuweisungen gegen deine Eltern auszusprechen, sondern um dir das Gefühl zu nehmen, du müsstest dich schuldig fühlen, wenn du nicht für sie da bist, sondern sie ihren eigenen Weg gehen lässt. Oder geht es dir gut dabei, Verantwortung für ihre missliche Lage zu übernehme? Wenn du dich damit wohlfühlst, vergiss, was ich geschrieben habe.

    Zitat von Lizzy82

    Auch wenn diese Frage vielleicht doof ist: kann ich mit meiner Mutter sprechen, sie unterstützen, für sie da sein etc? Ich denke ja, aber ich weiß wirklich nicht, wie weit ich gehen kann. :oops: Jetzt schäme ich mich direkt ein bisschen, weil ich das Gefühl hab, "so schwer kann das doch nicht sein"..

    Klar kannst du mit deiner Mutter sprechen. Aber warum stellst du nicht deine Gefühle in den Vordergrund? Dir geht es ja auch nicht gerade spitze zurzeit.
    Was möchte deine Mutter eigentlich? Weißt du das? Vielleicht möchte/kann/will sie sich nicht trennen und glücklich werden. Co-Abhängigkeit ist ziemlich schwierig zu knacken ... wenn sie also weitermachen möchte wie bisher und deine klugen Worte nichts nützen: Was bedeutet das für dich? Wessen Verantwortung ist das Unglück deiner Mutter?

    Es tut mir jedes mal unfassbar weh, wenn ich die Geschichten der Kinder hier lese, die Bredouillen in denen sie sich noch heute befinden und ich möchte dir so gerne stellvertretend für meine eigene Geschichte sagen, dass du keine Verantwortung für das Leben deiner Eltern trägst. Dass du das Recht hast, selbst glücklich zu werden - auch wenn das bedeutet, deine Mutter nicht weiter zu puffern und deinem Vater zu sagen, wie wütend du auf ihn bist. Und dass du keinem von beiden etwas schuldig bist. Du hättest diejenige sein sollen, die aufgefangen wird und sich in Sicherheit fühlt.

    Wenn dein Vater oder deine Mutter wütend/enttäuscht/blablubb auf dich sind und dir das Gefühl geben, dich aufgrund deiner Meinungsäußerung nicht mehr zu lieben, haben sie dich in der Hand. Es ist für beide bequem, dich auf deinem altbewährten Posten zu wissen. Deine Mutter bekommt das Mitgefühl in ihrer Opferrolle, dein Vater die treue Vasallin, die seine Sucht nicht durch Kritik gefährdet. Sicher wehren sie sich erst einmal, wenn du aus dem System aussteigst.

    Der Vater kann den Alk nicht loslassen. Die Mutter kann den Alki nicht loslassen. Das Kind kann beide nicht loslassen. Irgendwer sollte beginnen, lozulassen, denn das Festhalten macht jeden einzelnen unglücklich.

    Ich weiß nicht, ob ich wirklich rüberbringen konnte, was ich vermitteln wollte. Ich weiß nur, dass du nicht den Ballast der Entscheidungen deiner Eltern teilen musst. Du hast genug eigenen zu tragen.

    Ganz herzlichen Gruß in die Nacht

    Ahoi

  • Hallo ihr beiden,

    Ahoi... deine Worte zu lesen tat unheimlich gut. Auch mir als Mitleserin. Das musste ich jetzt mal gesagt haben!

    Und ich gebe dir vollkommen Recht.
    Ich schreibe dir, Lizzy, mal in etwa das, was ich Toru-Chan vor kurzem auch geschrieben habe:
    Deine Mutter muss das nicht so haben! Aber sie verharrt in der Situation. Und: Welche Mittel stehen dir zur Verfügung um ihr zu helfen, die deine Mutter nicht hat? Sie kann gehen... aber sie bleibt.
    Ich sage mir in letzter Zeit oft einen Satz, der sicher sehr hart klingt (und manchmal unpassend ist?) aber mir hilft es oft.
    Jemand, der nur weint und nörgelt aber NICHTS verändert... da denke ich: So schlimm kann es ja nicht sein. Wäre es so schlimm, dann würde sich dieser Mensch Hilfe holen.
    Das trifft sicher nicht auf jeden zu, aber viele Menschen, die sich regelrecht in ihrer vermeintlichen Hilflosigkeit sonnen... da hört mein Verständnis manchmal auf und ich denke mir das.
    Und natürlich weiß ich, dass es bei einem selbst am schwersten ist. Das schlechte Gewissen, das habe ich noch sehr oft. Aber auch Wut darauf, dass alles so bleibt wie es ist!

    Liebe Grüße, Zoi

  • Liebe Lizzy,

    danke vielmals.

    Ich bin froh, dass ich hier willkommen bin :) Als "die andere Seite" des Problems fürchte ich, irgendwelche ungewollten Verletzungen im EKA-Bereich zu provozieren.

    Zitat von Lizzy82

    Nein, es geht mir nicht gut dabei. Ich versuche tatsächlich oft, meine Gefühle mitzuteilen und diese in den Vordergrund zu stellen. Zur Zeit habe ich das Gefühl, dass an ihr "gerüttelt" wird, dass sie Sachen anspricht und sieht, die in den vergangenen Jahren nicht beachtet wurden. Ich kann das erste Mal seit allem offen und ehrlich mit ihr über die Vergangenheit sprechen, auch mit ihrer aktiven Beteiligung! Das tut mir einfach irgendwie gut. Vielleicht ist das die "Genugtuung" von der du gesprochen hast?

    Nein, ich habe von echter, fieser Genugtuung gesprochen (ich gehöre zu den Menschen, die durchaus zu schäbigen Gefühlen fähig sind - auch wenn sie zu nichts taugen und ich mich ihrer nicht rühme)
    Das, was du meinst ist einfach was Tolles, Befreiendes, Erleichterndes. Bei dir tut sich doch eine Menge!

    Zitat von Lizzy82

    Was sie will weiß ich nicht genau. Ich glaube, sie wünscht sich, dass er zurück kommt und sie wieder "zusammen allein" sind. Das hört sich hart an und es stimmt auch nicht so richtig.

    Hart hört sich das nicht an, sondern gut beobachtet. Mein Exmann war mein Mittelpunkt, ich war allein zu zweit, ich hatte meine Rolle, meine Berechtigung, mein Hobby und meinen Lebenszweck durch ihn und seine Sucht. Von Außen mag das nicht so gewirkt haben und eingestanden habe ich mir das auch lange Zeit nicht, aber emotional war das so. Es entspann sich eine ganz eigene Sphäre der Beziehung, in der ich in bester Absicht immer das Falscheste getan habe. Es war fast symbiotisch.

    Zitat von Lizzy82

    Wäre es anmaßend, wenn ich meiner Mutter erzählen würde, dass es Selbsthilfegruppen etc. gibt, die sich mit diesen Themen befassen?

    Nein, gar nicht. Ich halte das für eine sehr gute Idee. Mir hat das sehr geholfen. Mit seinem Kind kann und sollte man seinen Psychoschwurbel nicht klären, da fehlen erstens die nötigen Grenzen, weil das Kind Teil des Systems sind und außerdem ist es nicht die Aufgabe der Föten, die Mama fit für die Selbstständigkeit zu machen :)

    Was ich von meinem Sohn lernen kann, zeigt er mir durch sich selbst. Seine Haltung gegenüber seinem Vater ist klar und ohne jedes Schuldgefühl - er setzt sich vollkommen selbstverständlich an erste Stelle. Das hat die größte Durchschlagskraft für mich selbst. Am Beispiel lernen oder so ... :D

    Viele liebe Grüße

    Ahoi

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!