• Danke Correns !!

    Zitat

    Wer trocken bleiben möchte,
    darf - nein muss - egoistische Züge entwickeln.

    Ja das stimmt, aber das ist so schwer für mich. Denn seit meiner Kindheit habe ich danach gelebt, dass ich "böse" bin, wenn ich mich in den Mittelpunkt stelle..

    Dieses Zurückstellen meiner Bedürfnisse hat mich viel Kraft gekostet, auch habe ich dazu den Alkohol gebraucht, um dies zu überhaupt noch tun zu können, z.B. meine Mutter zu besuchen. Meine Familie generell zu besuchen, ohne Alkohol undenkbar.

    Sie freuen sich auch nicht, dass es mir langsam besser geht - sie wissen ja von meiner Depression und langen Krankheitsgeschichte im letzten Jahr- aber sie werfen mir nur indirekt vor, dass ich sie nicht mehr besuche.

    Ohne Familie ist man sehr alleine, aber mit meiner Familie komme ich nie da raus.

    Ich bin im Moment so kribbelig und unruhig, kann nicht einmal hier im Forum lesen, möchte so gerne mehr über Euch alle erfahren, aber ich werde mich jetzt irgendwie bewegen, kann nicht still sitzen,.. an solchen Feiertagen wie heute, hätte ich jetzt schon lange die erste Flasche Wein geöffnet.. den Feiertag benommen im Bett verbracht..

    heute bin ich ganz alleine, werde versuchen, mich irgendwie zu bewegen damit dieses Unruhegefühl verschwindet, bin auch total gereizt , da ich mein Anti-Depressivum vor dem Urlaub abgesetzt habe.

    Dieses Kribbeln in allen Gliedmaßen macht mich verrückt, werde jetzt versuchen mich zu bewegen, rauszugehen, zu gehen - laufen darf ich nicht wegen meiner Knie.

    Euch allen einen schönen trockenen Feiertag <3

  • Hallo Rosa,

    ich hatte auch wenig bis gar kein Verständnis seitens meiner Mutter, als ich aufhörte zu trinken.

    Eher schien sie mir beleidigt, dass mit mir nun kein "gutes Gläschen W***" mehr möglich war. (Bei dem es ja eh nie blieb ).

    Mich hat das zuerst sehr geärgert aber dann noch mehr angespornt.

    Auch diese unterschwelligen, indirekten Vorwürfe, kennen ich sehr gut.

    Für mich war es richtig, mich erst einmal von meinen Eltern zu distanzieren.

    So kam ich langsam zur Ruhe und schließlich konnte ich mir erlauben, so zu sein, wie ich wirklich bin.

    Das ging nur, indem ich mich innerlich wirklich von ihnen löste.
    Das war durchaus mit schlechtem Gewissen verbunden, das ich aber einfach aushielt, weil es das kleinere Übel war.

    Eine Therapeutin hatte mir gute Dienste geleistet, mit dem Satz,
    dass es das Schlauste war was ich tun konnte, so weit von meinen Eltern weg zu ziehen.

    Diese Legitimation kam zwar erst über ein Jahrzehnt später aber sie tat mir trotzdem sehr gut damit und half mir, mich schlussendlich ganz frei zu machen.

    Manchmal reichen ein oder zwei kleine Sätze, um Großes zu bewegen.

    Was hast du heute noch so gemacht ?
    Hast du eigentlich eine Selbsthilfegruppe vor Ort ?

    Liebe Grüße

    Slowly

  • Hallo Karsten und Slowly, und alle anderen,

    das mit meiner Familie war mein Leben lang schon schwierig. Ich nehme seit Jahrzehnten auf ihre Bedürfnisse Rücksicht, hatte vor 10 Jahren eine ganz schlimme Panikerkrankung, auch weil ich meine Bedürfnisse immer an letzter Stelle geschoben habe.

    Ob es richtig oder falsch ist, aber ich bin jetzt egoistisch, weil ich jetzt an meine Bedürfnisse denken muss. Endlich einmal. Letztes Jahr hatte ich eine Erschöpfungsdepression - sicher verstärkt auch durch die Trinkerei - von der ich mich langsam erhole.

    Ich kann auch wieder weitertrinken und meine Familie regelmäßig besuchen, wie früher. Manchmal denke ich, jeder wolle das, dass ich wieder Rücksicht nehme, aber dann möchte ich auch trinken, denn ohne Alkohol habe ich nicht mehr die Kraft immer nur für die anderen da zu sein!!!
    Aber kann ich gerne, dann lasst mich auch trinken, sorry
    oder ich kann auch wieder Massen an Beruhigungsmitteln schlucken, damit ich bei meiner Mutter schlafen kann, damit ich die Zugfahrt überstehe..

    ich will endlich mal meine Ruhe habe und nur an mich denken dürfen, deshalb weiß ich auch nicht warum Karsten schreibt ich solle nicht egoistisch sein, war ich noch nie bisher

  • Hallo Rosa,

    hier schreibt ja jeder in erster Linie von sich selbst, von seinen eigenen Erfahrungen und seinen Erkenntnissen daraus, auch Correns und Karsten und Slowly und ich. Keiner sagt dir, du "sollst" irgendwas.

    Bei mir war / ist es übrigens ähnlich wie bei dir: Ich habe immer mit Schuldgefühlen zu kämpfen gehabt, wenn ich mich nach meinen Bedürfnissen gerichtet habe. Ich hatte sogar große Schwierigkeiten, diese überhaupt erst einmal wahrzunehmen. Das musste ich (muss ich) üben, und manchmal wirkt das vielleicht für jemanden anders eher selbstbezogen. Aber ich weiß ja, wo ich "herkomme", und dass es wichtig ist für mein eigenes Seelenheil, und damit auch zentral für meine Trockenheit, dass ich mich nicht länger missachte.

    Hast du therapeutische Hilfe, auch wegen deiner Ängste und depressiven Phasen? Jetzt, da du trocken bist, kann da endlich grundlegend etwas in Bewegung kommen!

    Herzlichen Gruß
    Thalia

  • Danke Thalia!

    Ich hatte therapeutische Hilfe. Meine Therapie ist schon vor einiger Zeit ausgelaufen und ich hatte nur noch sporadisch Termine. Aber da ich schon seit mehr als 10 Jahren in Therapie bin, habe ich kaum Hoffnung, dass diese Therapeutin mir noch helfen kann.

    Es ist schwer, mit den Schuldgefühlen klar zu kommen, wenn andere einem das Gefühl geben, ich sollte anders handeln, auch wenn sie es anders meinen, wie du schreibst.

    Gibt es hier im Forum noch jemanden, der so kämpfen muss jeden Tag? Wenn ich die Beiträge lese, dann habe ich immer das Gefühl, bei Euch anderen läuft es so gut. Ich war die ersten Tage, die ersten 2 Wochen irgendwie richtig euphorisch, weil ich es tatsächlich geschafft hatte, nicht zu trinken und ich fühlte mich körperlich so fit.

    Aber jetzt nach einigen Wochen ohne Alkohol stehe ich vor all den Problemen wie auch vorher, und muss die Gefühle aushalten.. kann sie nicht durch Alkohol besänftigen oder ausblenden..

    Ich weiß nicht wie ich mein leben ändern kann, im Moment habe ich nicht viel Kraft..

    Euch allen schöne trockene Pfingsten

    LG
    Rosa

  • hallo rosa,

    ich finde es sehr beeindruckend, dass du trotz aller Widrigkeiten standhaft nüchtern bleibst und nicht aufgibst - wirklich toll!!!

    hier im Forum schrieb mal jemand "es hat niemand gesagt, dass es leicht sein würde!" und genau so ist es auch. es ist manchmal verdammt schwer nicht zu trinken oder nicht daran zu denken, und trotzdem alles lebenswert zu finden obwohl zig Probleme anliegen und man eigentlich alles gerade ziemlich bescheiden findet.

    mir hilft sehr gut dabei mir vorzustellen, wie denn die gleiche Situation für mich wäre wenn ich jetzt besoffen wäre - um ein vielfaches schwieriger zu meistern weil sich Probleme/Gesundheit/Depressionen durch den Alkohol ja nur verschlimmern und nicht verschwinden.

    wie wäre es denn wenn du´s dir leichter machst und hilfe von aussen annimmst und zwar wie du selbst geschrieben hast:

    Zitat

    Eine andere Alternative wäre die Tagesklinik, dort habe ich immer noch einen Antrag, wo ich mich bald entscheiden muss, ob ich dabei bleibe oder nicht. Ich hatte dort schon vor Monaten wegen meines Burnouts einen Antrag gestellt.

    ich halte das für eine sehr gute lösung wenn dir aktuell die ganze kraft schwindet?!

    auch dir frohe, nüchterne Pfingsten und

    ein lieber gruß

    schneegans

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