Ein neues Leben. Vom Glück Nein sagen zu können.

  • Hallo Alkoholkrank,

    danke für deinen Beitrag. Ich mag es, wie Du schreibst! "Hinrichtungslevel", da musste ich richtig schmunzeln (obwohl es bitterer Ernst ist).

    Ich bin ehrlich gesagt auch etwas erstaunt über diese "frühe" Einsicht. Ich vermute, dass ich die jetzt habe, da meine Mom und mein Stiefvater beide mit Mitte 50 schon gestorben sind. Beide waren Alkoholiker. Irgendwie hat mich das wach gerüttelt.

    Der Alkohol war halt schon seit 15 Jahren mein ständiger Begleiter. Habe auf Partys immer am längsten und am meisten getrunken. Mit Außnahme von einigen "Profis", die früher immer mit dabei waren und welche ich auch eher den Quartalstrinkern zuordnen würde. Das saufen wurde auf unseren "Partys" total (was im Nachhinein betrachtet sehr naiv war) glorifiziert und mit einer erstaunlichen Hingabe auch zelebriert. Je mehr man gesoffen hatte, desto höher war man im Ansehen der Gruppe.

    Dazu halt immer dieses alleine saufen. Hab das Bier einfach ständig in mich rein geschüttet. Naja, es war aber auch irgendwie normal. Ein Großteil meines familiären Umfeldes und meines damaligen Bekanntenkreises sind Alkis. Hart aber wahr.

    Beste Grüße (ich komm Dich mal in deinem Thread besuchen :) )

  • glück auf trämer

    als du dich für den erweiterten bereich angemeldet hast, dachte ich: gut für dich aber schade für den offenen bereich.
    jetzt freu ich mich weil ich mich geirrt hab :oops:

    ich finds gut wie du dich ins forum einbringst - und ich denk: du bist auf m guten weg.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo zusammen,

    das Wochenende in der Heimat mit den damit Verbundenen "Sozialen Verpflichtungen", habe ich nun hinter mich gebracht. Was soll ich sagen, es war in Sachen Risikominimierung ein komplettes Desaster!

    An drei aufeinanderfolgenden Tagen, saß ich zwischen trinkenden Menschen und hab mir eingebildet, dass mir das alles nix ausmacht. Das wichtigste zuerst, ich bin trocken geblieben. Doch sowas möchte ich nie wieder erleben. Die ganze Zeit habe ich unterbewusst auf die trinkenden Menschen geachtet und mehr oder weniger mit gezählt, wieviel die Leute so trinken. Das tat nicht gut und war ganz bestimmt ziemlich gefährlich. Ich hatte zwar in keinem Moment die Absicht mir auch ein Bier aufmachen zu wollen, allerdings kann sich so etwas ja nach Aussagen einiger alter Hasen schnell wenden.

    Konsequenter Weise, bin ich nun aus dem Verein ausgetreten, dessen Veranstaltungen mich in Zukunft immer wieder in solche Situationen bringen würden. Weiterhin werde ich ab jetzt versuchen konsequent darauf zu achten, dass in meinem Umfeld nix getrunken wird. Auch wenn es mit der "Gefahr" einhergeht, dass ich bestimmte Menschen enttäuschen werde, wenn ich ihre (trinkende) Anwesenheit nicht mehr in meiner Nähe ertragen möchte.

  • Hallo zusammen,

    @Matthias: Danke für den Apfel. :D


    Das Thema Risikominimierung scheint jetzt auch so langsam bei mir angekommen zu sein.
    Gestern wollte mich eine Freundin besuchen kommen. Sie fragte mich per SMS, ob wir zusammen mit einer anderen Freundin von ihr auf eine Party wollen.
    Sie schlug mir vor, dass wir drei uns einen alkoholfreien Abend machen und dabei tanzen gehen.
    Nach kurzem Überlegen, lehnte ich ab und wünschte den beiden eine schöne Party. Stattdessen ging ich spazieren und laß im Anschluss stundenlang hier im Forum.
    Kurzeitig kam der Drang trinken zu wollen durch. Ich denke es resultierte aus Enttäuschung und dem Gefühl der Einsamkeit.
    Nach dem ich das sozusgen durchlebt hatte, ging es mir aber auch recht schnell wieder besser.

    Beste Grüße

  • Ein neues Leben. Vor drei Monaten war das eine leere Phrase. Lediglich eine Idee sozusagen. Mit jedem neuen Tag begreife ich, dass diese Idee mit Leben gefüllt werden muss und es tatsächlich weit mehr bedarf, als "nur mit dem Trinken aufzuhören".

    Wenn ich heute keine Risikominimierung betreiben würde oder Alkohol im Haus hätte, dann würde ich mir vielleicht sogar denken: Ach komm gib ihm! Dein altes Leben war doch garnicht so schlimm.
    Man muss sich das Leben nicht unnötig schwer machen.

    Bewährte Strategien lassen sich nur entzaubern, wenn man das Spiel nicht mehr spielt, in welchem sie funktionert haben.

    Ich muss mir nur immer wieder bewusst machen, dass ich mir das neue Leben ausgesucht habe. Ich bestimme die Regeln. Ich entscheide, was ich tue.
    Deshalb kann nur ich mich darum kümmern, dass ich in Zukunft zufrieden und trocken leben werde.

    In diesem Sinne hoffe ich, dass diese Phrasen/Ideen in den nächsten Monaten auch bei mir ankommen werden.
    Ich werde euch auf dem laufenden halten. :wink:

    Beste Grüße

  • Liebe Suchenden und Zweifelnden,

    am Anfang sind es immer nur 24 Stunden!

    Mehr ist garnicht nötig um am Ende des Tages zumindest im Punkt "ich habe nicht getrunken" zufrieden und mit dem Gefühl es geschaft zu haben einschlafen zu können.
    Nach dem ich mir nochmals das Buch von Daniel Schreiber durchgelesen und hier im Forum stundenlang diverse Threads erkundet habe (und es sind immernoch hunderte mehr), bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass ich in den folgenden Monaten beim Thema trinken nur an die nächsten 24h denken werde.
    Durch den Alkohol (auf biochemische Prozesse möchte ich hier nicht weiter eingehen) haben wir Gewohnheitstrinker uns unser Gehirn über mehrere Jahre umstrukturiert. Wie kann ich nur erwarten, dass diese Veränderungen im Gehirn von heute auf morgen wieder verschwinden?
    Bestimmte Umprogramierungen werden sogar mein Leben lang nicht mehr verschwinden.
    Deshalb möchte ich mich nun geduldig von Tag zu Tag bewegen und irgendwann, viele sprechen von mind. einem Jahr, werde ich (oder mein Gehirn) hoffentlich das Leben mit all seinen Auf und Ab´s ohne Alkohol zufrieden meistern können.

    Also macht euch bitte am Anfang keinen all zu großen Stress und denkt nicht zu weit in die Zukunft. Das Ego/die Sucht möchte am Anfang der Trockenheit Sätze wie "ich werde in meinem Leben nie wieder trinken" mit Zufriedenheit absolut nicht in Verbindung bringen.

    Es wird wohl einfach seine Zeit dauern, bis ich bei schönem Wetter wieder draußen am Grill sitzen kann, ohne dabei das Gefühl des Verzichtes zu spüren. Jahrelang hat mein Gehirn sich so konditioniert, deshalb wird es wohl auch Jahre lang dauern, bis es wieder ohne Alkohol klar kommt.

    Und noch eine ganz wichtige Sache. Man sollte immer genug Wasser trinken, hört sich jetzt vielleicht unspektakulär an, doch ich habe durch Dehydration schon starken Suchtdruck verspüren müssen.

    In diesem Sinne genießt das schöne Wetter, auch wenn es am Anfang noch schwer fällt! :)

    Beste Grüße

  • Hallo lt !

    Du schreibst:

    Zitat von luzider Träumer

    Es wird wohl einfach seine Zeit dauern, bis ich bei schönem Wetter wieder draußen am Grill sitzen kann, ohne dabei das Gefühl des Verzichtes zu spüren.


    Mir gehts da einfach ganz und gar nicht so. Ich kann es hin und her denken wie ich will, ich kann diesen gedanken bei mir selbst einfach nicht erkennen. Selbst wenn ein Teil von mir hier einfach nichts erkennen will, dann geht es mir zumindest im Moment anders als dir. Werd aber den Gedanken trotzdem mitnehmen und immer wieder fragen ob ich mir nichts vormache.
    Grillen bedeutete noch vor ein paar Monaten, dass ich mich zwischen dem Grillgut wenden kurz verdrückt habe um mir genau hier, an der Stelle wo ich jetzt stehe und tippe, ein "schnelles" 0.5er Bier reinzuschütten. Da waren es oft bis zum Essen drei oder vier. Es war die reale Welt am Tisch vor der ich versucht habe dadurch zu fliehen. Klar, der Alkohol hat ja auch dafür gesorgt, dass ich nicht mehr tischfähig war. Ein Teufelskreis! Hab mich dann lallend am Tischgespräch beteiligt und mir eingeredet, wie schlimm es wirklich ist merkt ja niemand.

    Kurzum: Ich habe den Alkohol am Schluss gehasst, aber trotzdem weiter gemacht mit der Sauferei. Ich brauchte den Alk, weil ich mir eingeredet hab die ersten 24 Stunden "ohne" nicht durchzustehen. Ich hab da keine Rechtfertigung mehr gebraucht fürs Trinken wie zB. schönes Wetter, gemütlich grillen.... Ich suchte nicht mehr nach Gründen mir ein Bier aufzumachen- ich habs einfach getan weil ich Angst hatte vor dem was kommt wenn ichs nicht tue.

    Ich kann dich trotzdem gut verstehen, und du hast mein Mitgefühl. Mir geht es da eben ganz anders. Hab schon zwei mal gegrillt diese Saison und mich gefreut, dass ich auch das nun nüchtern erleben darf. Während ich früher in der "wendepause" hier stand und den Mönch auf meiner Bierflasche anstarrte und ihm sagte: "du bringst mich noch um!", stehe ich heute am Grill mit ner 0,5er Eistee aus der PET-Flasche und freue mich wie gut der schmeckt.
    Tut er aber gar nicht!!!!Wenn ich nämlich nicht Alkoholiker wäre und alle meine Bankkonten bis ans Limit gesoffen hätte, könnte es nämlich ein selbstgemachter Smoothie aus Bio Obst sein. Also gibts doch noch ne Menge zu tun! Für dich u n d für mich.

    Ich wünsch dir einen schönen Tag!

    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,

    Zitat

    mit ner 0,5er Eistee aus der PET-Flasche und freue mich wie gut der schmeckt

    sowas schmeckt mir auch nicht. Erstens mag ich Weichmacher nicht (PET) und zweitens ist das zur Hälfte der pure Industriezucker.
    In gewisser Hinsicht auch Gift. :x

    Die Idee mit dem Bio-smoothie finde ich super! Ich wünsche Dir, dass Du dir den bald machen kannst.

    Beste Grüße

  • Hallo liebe Freunde des guten Lebens,

    die nächsten Schritte der Risikominimierung sind gegangen. Ich habe ein berühmtes Goa-Festival in Portugal abgesagt, von dem ich mir im letzten Jahr schon das Ticket besorgt hatte.
    Das hatte ich lange vor mir her geschoben, da ich dies schweren Herzens tat. Nach einigen Tagen des überlegens, kam ich jedoch zu dem Schluss, dass ich auf nem Festival dieses Jahr nix zu suchen habe.
    Mein Suchtgedächtnis würde Achterbahn fahren. :D

    Auch jegliche Partys und dergleichen sage ich im Moment ab.
    Ich fühle mich dadurch aber auch nicht schlecht. Das Gefühl etwas zu verpassen, wird jeden Tag ein wenig schwächer.

    Beste Grüße

  • Sauber LT! Gefällt mir! Ich war leider nie auf einer fetten Goa Party am Meer, das hätte mich auch gereizt... War eher der vor dem PC gechilte Konsument, als mit Party und Tanz, wobei ich selbst gerne tanzte, aber mein Umfeld weniger. Aber jetzt bin ich auch mit dem Kapitel Experimente auch durch...

  • glück auf lt

    Zitat von luzider Träumer

    Stabil bin ich noch lange nicht!

    n apfel
    bei mir hat s jahre gedauert, bis ich mich wenigstens einigermaßen sicher gefühlt hab - und s gibt immer noch situationen bei denen ich auf das gelernte/trainierte zurückgreife - auch wenns inzwischen beinah "automatisch" geht.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo zusammen,

    danke Matthias für Apfel Nummer zwei. Ab wann kann man nen Apfelkuchen daraus backen? :D

    Zur Zeit läuft es sehr gut bei mir. Große Veränderungen stehen an.
    Ich werde umziehen und meinen Arbeitsplatz wechseln.
    Zusammen mit meiner neugewonnen Einstellung zum (alkfreien) Leben, habe ich die Chance bekommen, mir tatsächlich ein neues Leben aufzubauen.

    Das Forum und der Austausch hier hat mir bisher wirklich geholfen.
    Suchtdruck und das Gefühl des Verzichtes wird seltener.
    Trotzdem oder genau deshalb werde ich weiterhin konsequent die Risikominimierung beibehalten.
    Bin zwar noch lange nicht stabil, aber auf nem guten Weg.

    Ich halte euch auf dem laufenden.

    Bis dahin. Beste Grüße
    lT

  • glück auf lt

    Zitat von luzider Träumer

    Drogen und Alkohol sind was für Anfänger.
    Wer richtig cool ist, zieht sich die Realität rein. :D

    grade hab ich den in meine sprüchesammlung kopiert.
    danke schön.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo zusammen,

    die letzte Woche verlief relativ unspektakulär. Was aber auch total ok ist.
    Suchtdruck hatte ich kaum noch. Und wenn er mal kurz da war, dann auch schon weitaus abgeschwächter.

    Habe mir nun nochmal das Buch von Allen Carr durch gelesen und konnte mit Freude feststellen, dass das Geschriebene nun weitaus zugänglicher für mich war.
    Beim ersten mal lesen in nassen Zeiten, wollte ich mich nicht so recht darauf einlassen.
    Durch das regelmäßige schreiben und lesen im geschlossenen Bereich, kann ich nun das abstinente Leben ein Stück weit als gewonnene Freiheit begreifen.

    Gestern hatte ich mit einer Freundin vor dem Rathaus in meiner Stadt ne Falafel gegessen. Plötzlich hörten wir einen dumpfen Aufschlag.
    Wir drehten uns zur anderen Bank und mussten feststellen, dass sich ein älterer betrunkener Mann den Kopf auf der Bank verletzt hatte.
    Wir fragten ihn, ob alles ok sei.
    Er konnte leider nur noch lallend antworten und hatte eingenässt.
    Uns blieb nicht andres übrig als den Krankenwagen zu rufen, da er auch am Kopf blutete.
    Schlimm sowas.

    Im Juni kommt dann endlich der Umzug. Ich freue mich schon aufs Land und auf die Ruhe.

    Beste Grüße
    lT

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