Alkohol: Ich sehe "rot"!

  • Hallo Simple Mind,

    auch an dieser Stelle noch mal ein herzliches Willkommen bei uns.

    Zitat

    Ist es die Verantwortung von Mr. X und ich ignoriere es?


    es ist ganz eindeutig die Verantwortung von Mr. X. Du kannst niemanden vom Trinken abhalten und deine ganze medizinische Bildung, in die Tonne kloppen.
    Ich darf das so krass schreiben, weil ich es selbst erlebt habe. Meine medizinische Ausbildung und mein Wissen, hat nicht verhindert, das mein xy trinkt, und mir die abenteuerlichsten Gründe dafür benannt hat.
    Irgendwann habe ich es immer geglaubt, weil ich es glauben wollte. Natürlich wußte mein Verstand, das ich gerade wieder mal nach Strich und Faden belogen werde.
    Wenn Mr. X keine Krankheitseinsicht hat, kannst du ihm nicht helfen.
    Du hast das Thema ja nicht ignoriert, du hast es thematisiert. Er trinkt nicht weniger, wenn du es jeden Tag ansprichst.

    Zitat

    Diskussionen laufen ins Leere...


    weiß ich auch, aus eigenem Erleben. Es bringt nichts, mit einem angetrunkenen zu diskutieren. Du weißt ja auch nicht, ob es "nur" dieses "sichtbare" Glas Wein ist, das er trinkt. Geh mal davon aus, dass es mehr ist.
    Du kannst keinem nassen Alkoholiker vertrauen. Ich wurde belogen, ausgetrickst und trotzdem behielt ich meine Hoffnung.
    Ich gab mir die Schuld, und dachte ich sei nicht gut genug und müsse mich ändern.
    Dabei habe ich mich selbst verloren und wußte zum Schluß nicht mehr, was ich eigentlich wollte und wer ich war.

    Deshalb ist es wichtig, dass du etwas für dich tust. Du änderst ihn nicht, du kannst nur an dir etwas verändern.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hi! Also mein XY war 2-3 JAhre trocken, bis er anfing zu sagen, er könne jetzt trinken und es genießen. Es hat ca. drei JAhre gedauert, bis er noch tiefer unten war, als in seiner vorherigen Saufphase (welche 7 JAhre betrug)t. Aber das Wichtigste dabei ist wohl, dass du keinen Einfluss darauf hast, was geschehen wird. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass ein nasser Alkoholiker kein vernünftiges Trinkverhalten entwickeln kann. Es ist ein schleichender Prozess. Anfangs erlebt er ja mit einem Glas Wein noch ein Rauschgefühl. NAch einem Jahr Abstinenz wird er ja nicht viel vertragen. Bei meinem XY war es so, dass er anfangs nicht einmal ein Bier austrank, weil er es so stark spürte. Doch die Schwelle stieg nach oben und der Alk wurde immer mehr und mehr und mehr, bis er letztendlich wieder von morgens bis abends getrunken hat :(
    Aber das ist meine persönliche Einschätzung/ERfahrung

    Alles Gute wünsch ich dir!!!!!!

  • Trennung. Ich bin gegangen... Jetzt macht er 8 Wochen stationäre Therapie. War für mich aber kein Grund wieder jubelnd zu ihm zurückzukehren. Sortiere grad meine Gedanken und Gefühle...

  • Hallo Simple Mind!

    Du bist da in einer ganz schön blöden Situation. Auf der einen Seite ist da dein eigenes Gefühl, deine Einschätzung, deine Intuition und auf der anderen Seite seine Worte... Mehr als Worte sind es ja nicht, weil du es weder "einschätzen" kannst (ist/ war er Alkoholiker oder ist doch alles nicht so schlimm und stimmt was er sagt?), noch weißt du ob er die Wahrheit sagt.
    Jeder von uns kennt dieses Dilemma. Man möchte dem Menschen, den man liebt ja auch glauben... darauf basiert schließlich eine Partnerschaft, auf Vertrauen und Respekt.
    Leider - das musste ich auch erfahren - kann dir eigentlich niemand helfen. Du musst selbst entscheiden welchen Weg du wählst. Aber man kann hier seinen Horizont erweitern und das wiederum hilft einem vielleicht bei der Entscheidung.

    Mein Tipp an dich: Vertraue immer deiner Intuition, deinem Bauchgefühl. Wenn du dich schlecht dabei fühlst, wenn er trinkt, dann wird es einen Grund haben. Wenn du dir selbst nicht mehr traust, deiner Einschätzung, dann verlierst du den Boden.

    Als ich deinen Beitrag gelesen habe, da habe ich mich selbst gefragt was ich tun würde, wenn mein Partner mich auf meinen Alkoholkonsum ansprich und das es ihn stört. Ich trinke jeden Abend ein Glas Rotwein (in der Woche meist 100 ml, am Wochenende auch mal 200 ml - habe gelesen dass das Mengen sind, die dem Körper nicht schaden). Nun könnte ich ja - wegen meinem regelmässigen Konsum - durchaus auch als Alkoholikerin eingestuft werden. Ich bin ein Genußmensch, ich trinke den Rotwein weil ich ihn mag. So, wenn mich also mein Partner darauf anspricht, was würde ich tun?! Wenn er mir etwas bedeutet, dann würde ich es einfach sein lassen. Ich MUSS ja nicht dieses Glas am Abend trinken, genauso wie ich auch keine Schokolade essen MUSS. Es täte mir auch gar nicht weh... ich würde mir einfach etwas anderes Leckeres suchen.
    Würde meinen Partner allerdings meine Raucherei stören, wäre das ein bisschen anders. Ich weiß es ist ungesund und eigentlich möchte ich damit auch aufhören, habe aber den richtigen Zeitpunkt noch nicht erreicht... Ich könnte hier nicht von einem auf den anderen Tag aufhören, denn ich bin süchtig! Hier würde es mich wesentlich mehr Energie und Aufwand kosten...

    Vielleicht hilft dir dieser Vergleich...

    Was ist aus meiner Beziehung geworden... Tja ursprünglich kam ich in dieses Forum in der Hoffnung mehr über die Alkoholsucht zu erfahren. Ich wollte von anderen wissen wie sie damit umgegangen sind, wie man dem Alkoholiker helfen kann, ihn sogar von der Sucht weg bekommt. Wie ich ihn begleiten könnte... Ich war am Anfang total geschockt, als ich andere Beiträge gelesen habe und überall nur Trennung, Trennung, Trennung gelesen habe. Ich wollte mich ja nicht trennen, sondern die Beziehung retten. Es folgten schwierige Wochen, in denen ich anfing mich selbst zu hinterfragen und auch die Beziehung. Es kam letztendlich auch zur Trennung und zu einem Rückfall meinerseits, der damit endete dass ich ihn zu mir holte, er zog bei mir ein... weil ich dachte er hätte wirklich ernsthaft vor trocken zu bleiben... Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste, dass er schon vor dem Umzug bereits wieder getrunken hatte... Es endete im Fiasko und er dann im Krankenhaus. Da hatte ich es endlich verstanden... oder vielmehr habe ich es jetzt verstanden... Entweder opfert man alles was man hat und ist für den Alkoholkranken oder man nimmt die Beine in die Hand und rennt, so schnell es geht.

    Ich wünsche dir viel Glück!!

    LG Syrinx

  • Hallo simple mind,

    Ich bin trockener Alkoholiker.
    Als ich trank, wurde auch ich eher ruhig und letztlich depressiv.
    Alkohol war (unter anderem) der Versuch, die Angst zu bekämpfen und hat sie gleichzeitig gefördert.
    Ein Teufelskreis.

    Die Vorhaltungen meiner Frau, dass ich zuviel trinke, haben mich nicht erreicht. Wenn ich schon berunken war, wurde ich bockig und habe die nächste Flasche extra aufgemacht.
    Wenn ich nüchtern war, habe ich mein Verhalten bereut, das hat aber nicht verhindert, am Abend wieder mit dem Suff anzufangen.
    Es war der mühsame Versuch, den Status zu erhalten, den Schein zu wahren, aber auf keinen Fall mit dem Trinken aufzuhören.

    Ich habe auch mal zwischendurch weniger getrunken, kurzzeitig.
    Das kann aber nicht funktionieren. Tut es nie, bei keinem.

    Letztlich habe ich meine Sucht in die Heimlichkeit verlagert, um keine Diskussionen mit meiner Frau führen zu müssen. Ich habe ihr freundlich ein Glas Wein eingeschenkt und selbst Tee getrunken. Angeblich.
    Dann bin ich zwischendurch in mein Zimmer gegangen und habe in den verschiedenen Verstecken gelagerten Rum und Whiskey getrunken.

    Oder ich habe angeblich aus der offenen Flasche nur ein Glas genommen am Abend. Es gab aber noch eine weitere offene Flasche.
    Irgendwann war die heimliche Entsorgung des Leergutes ein logistisches Problem.

    Ich habe den Ausweg aus der nassen Phase gefunden und beschäftige mich intensiv mit dem Thema. Auch meine Frau hat sich damit auseinandergesetzt und zwischenzeitlich sehen wir auch in unserem gemeinsamen Umfeld, missbräuchlichen und auf krankhaften Umgang mit Alkohol bei Freunden und Bekannten.
    Es ist erschreckend.

    Zwischenzeitlich ist unsere gemeinsame Wohnung alkoholfrei.
    Wir trinken beide Alkohol mehr.

    Wie schon in den vorangehenden Texten geschrieben: vertraue dir selbst.
    De Spirale der Alkoholsucht führt immer nur nach unten und ohne die prinzipielle Krankheitseinsicht gibt es für einen nassen alkoholiker keinen Weg aus der Sucht.

    Liebe Grüße
    Hans

  • Hallo Simple Mind,

    willkommen hier, sich hier zu öffnen und sich zu erlauben die eigenen Gedanken aufzuschreiben und so irgendwie "real" werden zu lassen ist immer ein guter - wenn auch schwerer - Schritt!

    Für mich liest es sich so, als ob du schon einen Schritt gegangen bist, nämlich den festzustellen, dass du das was gerade passiert nicht willst.
    Vertraue diesem Gefühl, du hast ein Recht darauf das nicht zu wollen!

    In jeder normalen Beziehung kann jeder Partner sagen wo die Grenze ist und der andere Partner bemüht sich dann wenigstens das zu respektieren.
    Zu diesem Respekt sind Alkoholiker aufgrund der Krankheit in aller Regel nicht mehr fähig - auch wenn sie vielleicht wirklich wollen.

    Und wir können ihnen da leider einfach nicht helfen.

    Wohin eine solche Situation führt kann man finde ich nicht pauschal sagen.
    Neben den Trennungsgeschichten gibt es ja auch andere Beispiele.
    Allerdings ist allen anderen Beispielen in der Regel gemeinsam, dass der Alkoholiker selbst die Einsicht in die Krankheit hatte und entsprechende Taten hat folgen lassen.

    Was deine Gefühle zum "kontrollierten Trinken" angeht kann ich das vollkommen nachvollziehen.
    Sobald es um Rotwein zum Kochen (der Klassiker) oder einen Sekt (nur zum Anstoßen...) ging, hab ich innerlich auf Notfall geschaltet und konnte selbst an nichts anderes mehr denken.

    Meine eigenen Gedanken haben sich nur noch um den Alkoholkonsum gedreht.
    Und das hat mein ganzes eigenes Leben beeinflusst und irgendwie "angehalten".

    Dass du dir darüber Gedanken machst ist gut!
    Und wie du weiter machst - und auch OB du weitermachst - kannst du ja selbst entscheiden.
    Sollst du sogar, denn es ist ja dein Leben :D

    Aber hier schreiben und die eigenen Gedanke und Gefühle ordnen hilft dabei.
    Würde mich freuen weiter von dir zu lesen.

    LG JUF

  • Hallo Simple Mind,

    ich kann mich an diese Gedanken und Gefühle noch gut erinnern.
    Wir COs müssen erst wieder lernen die Welt so zu sehen wie sie ist.
    Und wieder lernen was "normal" ist.

    Du musst dich nicht schäbig und wie ein Verräter fühlen.
    Jeder darf über sein Leben und seine Gefühle sprechen.
    Das ist kein Petzen oder Verleumden oder Schlechtreden.

    Und du kriegst doch gerade sogar etwas sehr schweres hin....dich um dich selbst zu kümmern.
    Mach dich selbst nicht so klein!
    Du darfst eine eigene Meinung haben und sie auch sagen.
    Und du darfst dir selbst aussuchen wie du dein Leben leben willst.
    Es ist DEINS!!!

    LG und viel Kraft - du machst das schon.
    JUF

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