Ich erbitte einen Rat

  • Guten Abend zusammen,

    Ich bin neu und möchte mich kurz vorstellen und schreiben worum es bei mir geht.
    Ich bin seit Sommer 2015 mit einem Alkoholiker zusammen. Wir haben uns nach 12 Jahren wiedergefunden und neu kennen gelernt. Zu dieser Zeit war er in einer stationären Therapie.
    Nach einem holprigen start hat doch die Liebe zueinander gesiegt und wir sind im letzten Jahr auch Eltern geworden.
    Während der Schwangerschaft ist mir des öfteren aufgefallen, dass er sich manchmal anders verhält und auch anders riecht. So fing es an.
    Einige haben mich immer wieder angesprochen ob er getrunken habe. Ich konnte es nicht 100% bestätigen... Einfach weil ich es nicht mehr gerochen habe bzw. Er immer eine Ausrede parat hatte warum er jetzt anders riecht oder sich verhält.

    Anders verhält bedeutet bei ihm, dass er sehr liebevoll wird und sich immer wiederholt - sehr egoistisch wird ...aber nicht wie ich es bei so vielen lese aggressiv wird oder ähnliches.
    Kurzum: nach einigen Rückfällen ist es letzten Monat eskaliert und er hat begonnen zu Hause mitunsrrem Kind auf dem Arm zu trinken.

    Ich habe seine Familie erneut mit hinzugezogen und er hat sich schlussendlich erneut einen Antrag für eine Therapie gestellt.

    Das trinken zu Hause hört nicht auf... Er macht es heimlich und lügt mich an. Ich habe kaum noch Vertrauen zu ihm. Ich kann verstehen das es ihm schlecht geht.das der Druck bei ihm hoch ist und wir warten beide nur auf den Tag wo die Therapie bestätigt wird.
    Akut bei mir das Problem... Ich halt es nicht mehr aus... Ich möchte mein Kind schützen und ebenfalls mich...ich bin sehr labil und leide seit über 15 Jahren immer wieder unter Depressionen. Es geht mir immer schlechter und die Stimmen von außen die auf mich einwirken ihm helfen zu müssen erdrücken mich.

    Ich habe vieles versucht. War auch für 2 Tage mit dem Kind weg, damit er versteht das ich wirklich gehe wenn er so weiter macht. Und heute bin ich wieder gegangen... Ich schaffe es nicht mehr in seine Augen zu sehen und mich belügen zu lassen.
    Reagiere ich über? Ich bin heillos überfordert mit der gesamt Situation und weiß nicht was ich tun soll.

    Soll ich zurück gehen um ihm zur Seite zu stehen..denn wenn wir zusammen sind kann er sich keinen weiteren Alkohol besorgen..immer nur wenn er alleine los geht. Aber dann ausnahmslos besorgt er sich Alkohol und versteckt ihn zu Hause und trinkt diesen unterwegs.

    Wie kann ich ihm, mir und unserem Kind helfen? Durchhalten bis die Therapie beginnt und nach Hause gehen? Fernbleiben und ihm zeigen das es so einfach nicht geht? Oder Stelle ich mich an und soll mich glücklich schätzen, dass er eine Therapie macht und das er wenn er trinkt lieb wird und mich einfach zusammen reißen? Wie ihr merkt.... Ich bin wirklich überfordert und verzweifelt und hoffe jemand kann mir einen Rat geben...

    Danke!

  • Diesen Beitrag hab ich leider falsch zugeordnet.... eigentlich sollte er in den Bereich Co-Abhängige und Angehörige von Alkoholikern . Melden kann ich den Beitrag auch nicht, damit er verschoben wird :( Es tut mir leid...scheinbar nicht mein Tag...

  • Hi!
    Leider nur eine knappe Antwort bzw. Denkanstoß von mir, weil ich noch was arbeiten muss...
    Ich habe mit einem trockenen Alkoholiker ein Kind bekommen. Als der Kleine ca. 1/2 Jahr alt war, hat er wieder angefangen zu trinken. Heute ist mein Kind 4 Jahre alt. Ich bereue es zutiefst dem Kleinen das so lange angetan zu haben. Auch ich bin immer wieder ausgezogen, dazwischen war er 2 Monate auf stationärer Therapie.
    Richtig gegangen (in eine eigene Wohnung) bin ich erst vor einem Monat. Viel zu spät.
    Ich wünschte, ich könnte meinem Kind die verlorene Zeit zurückgeben. Das kann ich aber nicht... Du hast noch die Chance!! Nutze sie!!!!

    LG

  • Hallo TheXX,

    ich habe dein Thema nun hier her in den Co-Bereich verschoben!

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Liebe TheXX,

    lies Dir Deinen Text noch mal durch und stell Dir vor, Deine beste Freundin hat ihn geschrieben. Was würdest Du ihr raten?

    Wichtig ist meines Erachtens:

    Code
    Ich halt es nicht mehr aus... Ich möchte mein Kind schützen und ebenfalls mich


    Du hast jedes Recht, Dich und Dein Kind zu schützen. Dafür bist Du verantwortlich. Dein Partner ist für sich selbst verantwortlich und muss seine Entscheidungen selbst treffen. Ich bin damals auch gegangen, weil ich dachte, dass ich sonst verschwinde, dass alles andere besser ist, als weiter auszuhalten und mit zu spielen.

    Ich kann mir nur ein Bild von dem machen, was Du schreibst, aber das sagt mir "Beine in die Hand und weg". Es macht auf mich den Eindruck, dass Dein Mann von sich aus noch nicht vom Alkohol lassen kann/will. Am Ende ist es auch sein Ding. Für mich sieht es so aus, als solltest Du räumlichen Abstand für Dich und Dein Kind suchen, damit ihr mal zur Ruhe kommen könnt. Dein Mann kann sich um sich selbst kümmern und wie es weiter geht, zeigt die Zeit. Die Alternative kannst Du hier und bei den EKA's lesen.

    Dein Mann kann Dir bei Deinen Depressionen bestimmt nicht helfen. Ich kenne das nicht und kann mir kein Urteil darüber erlauben, kann mir aber vorstellen, dass diese eher in den Griff zu bekommen sind, wenn du ein entspanntes Umfeld hast und nicht immer in Angst und mit Bauchschmerzen leben musst.

    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Geduld.

    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Tut mir leid das ich jetzt erst antworte. Auf dem Handy kann ich zwar mitlesen aber einfach nichts antworten.

    Bin gerade mit meinem Kind bei meinen Eltern.

    @chuck - Davor habe ich auch Angst, dass ich einfach die Kurve nicht bekomme wenn es zu spät ist. Habe mir das Ziel gesetzt ihn durch diese Therapie noch einmal hindurch zubegleiten um es für mich besser zu verstehen, warum ich mich so verhalte. Das man die Krankheit an sich nicht verstehen kann habe ich mir soweit schon klar gemacht. Ich setze mein Kind an erster Stelle und möchte deswegen diese Chance noch nutzen um die beiden nicht zu trennen. Das mag naiv sein, aber es sind auch meine ersten Berührungpunkte mit diesem Thema

    @lütte Danke für den ausführlichen Text. Der Anstoß mit der besten Freundin ändert die Sichtweise für mich zum Glück noch einmal.
    Ich habe ihn jetzt auch sich selbst überlassen ohne nachzufragen oder mich zu melden wie es ihm geht. Und ich weiß es auch nicht. habe heute noch einmal mit ihm geschrieben wie er sich das vorstellt bis zur Therapie. Er meint er verstehe das er mich verletzt, aber das er krank ist und es einfach alleine nicht schafft. Er hat sich schon Hilfe durch die Therapie gesucht und wartet jetzt nur auf bescheid. Sagte aber auch, dass er mir nicht versprechen kann, dass er zu Hause nicht trinkt.
    Allerdings kann ich meinen Eltern auch nicht weiter zur Last fallen. Meine Mutter ist Herzkrank und es ist für Sie mit dem Kind schon eine recht große Belastung. BIn ja schon froh um die Kurze auszeit. Aber die Frage ist wie es weiter gehen soll..

    Ganz ehrlich.. ich warte nur darauf, dass der Termin und die Therapie endlich bestätigt wird und er weg ist. Damit ich mit meinem Kind einfach zur Ruhe kommen kann und ich weitere Pläne schmieden kann. bzw endlich mal wieder mit Freunden was zu unternehmen. Das war alles bisher nicht möglich..
    Und somit wieder zu mir zu finden. Zu meinem alten Ich, das sich nicht die ganze Zeit immer diese Gedanken machen muss.

    Ich weiß, dass wenn er so weiter macht, dass er sich zu Grunde richtet. Aber ich möchte da nicht mit untergehen. Deswegen habe ich seine Familie immer über alles unterrichtet um mich von der Last , die ich mir aufgebürdet habe zu entlasten. Aber ich weiß jetzt, dass ich ihn nicht davon fernhalten kann, wenn er es nicht will.

    Leider hat niemand ein patentrezept, aber ich sehe keine andere Lösung als morgen zurück zu gehen und es durchzustehen bis er den Termin hat. Und ihn rauszuwerfen, soweit ich merke das er wieder das getrunken hat. Ist jetzt leicht gesagt... hoffe ich ziehe es auch durch.

    Es ist alles so kontrovers... und die Hoffnung, dass es doch besser werden kann besteht dennoch... naiv? dumm? mit sicherheit... aber diese Chance hat er noch. Darüber habe ich auch alle in unserem Umfeld informiert, mit der Bitte mir zu helfen dann auch wirklich zu gehen. (Das meine Sachen auch abgeholt werden können, das ich mit meinem Kind abgeholt werde und und und. einfach um mir die Möglichkeit der Ausflüchte zu nehmen)

    ICh traue mich kaum diesen Post zu senden, weil ich mir albern dabei vorkomme, aber diese Erfahrung muss glaube ich auch jeder machen um sich selbst noch einmal zu beweisen das man einiges nicht ändern kann.

  • Hallo!
    Ich verstehe dich. Ich hab meinem XY während/nach der Therapie auch noch eine Chance gegeben. Nach seinem Rückfall hab ich halt leider wieder ein Jahr mit ihm "DURCHGEHALTEN"...
    Ich wollte nur sagen, pass auf euch auf! Hoffe nicht weiter, wenn er weiter trinkt. Die Zeit rennt davon. Mein Kind ist lange zu seinem Papa gestanden, weil er es einfach nicht verstehen konnte, was passiert. Heute, mit seinen 4 Jahren sagt er, dass er froh ist, dass der Streit vorbei ist und dass wir unsere eigene Wohnung haben.
    Er kann jetzt für sich entscheiden, ob er die Chance nutzt oder nicht.
    Alles Gute!

  • Liebe Thexx,

    das hier ist ein Austausch, ich bemühe mich, nicht zu werten oder zu urteilen, denn ich stecke nicht in deiner Haut. Ich kann nur von außen auf das, was Du schreibst schauen und von meinen Erfahrungen berichten. Du entscheidest für Dich und Dein Kind.
    Ich hab mir damals auch wahnsinnig den Kopf über ihn und das, was eventuell wird zerbrochen, konnte nächtelang nicht schlafen. Aber so lange wie ich mitgespielt habe, habe ich das System mit aufrecht gehalten und meine Gedanken waren für die Katz. Als ich keinen Ausweg mehr als eine räumliche Trennung gesehen habe und meine Strukturen durchbrochen habe, kam das System ins Wanken. Es war ein Ende und ein Anfang.
    Ich will Dir Mut machen, Dein Wohl und das Wohl Deines Kindes in den Vordergrund zu rücken. Immer wieder - er ist erwachsen und für sich verantwortlich. Wenn er Hilfe von Dir möchte, kann er fragen und Du entscheidest ob Du helfen kannst oder nicht. Ich weiß, dass es kein einfacher Weg ist und Kopf und Herz oft unterschiedlicher Meinung sind, aber so wie Du es schreibst, habe ich den Eindruck, dass er selbst noch nicht so überzeugt ist von einem trockenen Weg. Das bedeutet für mich, dass Du erst mal Dein Leben ohne ihn planen solltest. Wenn er den Weg in eine dauerhafte Trockenheit schafft .......... . Zu viel wenn und aber. Du lebst jetzt und solltest jetzt glücklich und zufrieden sein.
    Ich hab hier viel geschrieben (im geschützten Bereich) und sehr viel für mich mitgenommen und aus den Beiträgen gelernt. Das war ein wichtiger Teil meines Weges.

    Ich wünsche Dir viel Kraft und Geduld
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Liebe TheXX,

    ich weiß jetzt nicht, ob dein Mann schon seine Entgiftung hinter sich hat. Das passiert ja meistens im Krankenhaus unter ärztlicher Überwachung. So lange das nicht passiert ist, muss er moderat weiter trinken! Er kann sonst in einen sehr gefährlichen kalten Entzug kommen.

    Das ist erst mal diese Seite.

    Du bist nicht albern oder so. Du handelst so, wie es dir momentan möglich ist. Das muss ja nun nicht alles gleich perfekt sein. Und überhaupt, wer entscheidet, was richtig und was falsch ist? Du entscheidest das. Denn du lebst dein Leben, niemand sonst. Und du sollst dich damit wohl fühlen, egal, wie deine Entscheidung aussieht. Du bist da keinem Rechenschaft schuldig!

    Wichtig ist für dich, dass du versuchst, mit dir in's Reine zu kommen. Dir über Dinge klar wirst. Er hat jetzt seine Dinge in's Rollen gebracht und wartet auf das "Okay". Mehr geht da für ihn wohl erst mal nicht.

    Das bedeutet ja aber nicht, dass du auch still halten musst. Verabrede dich mit Freunden. Finde deine Interessen wieder. Für ihn kannst du eh nichts weiter machen. Und du bist auch nicht dazu verpflichtet.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Es tut mir leid, dass ich so ewig nicht geschrieben habe.

    Ich habe mich jetzt soweit gefangen, dass ich nicht komplett ausflippe wenn er trinkt... weil ich einfach nicht dabei zusehen will. Habe ihn am Freitag rausgeschmissen. Ich war kurz weg und habe unser Kind bei ihm gelassen und als ich wiederkam nach ca. 15 Minuten hat er schnell sein Vodkaglas geleert.

    Lange Rede kurzer Sinn... es geht langsam alles kaputt und ich hoffe das bald die Therapie anfängt und er wieder zu sich kommt.

    Meine Eltern haben schon Geld zurück gelegt... damit wir uns bald eine eigene WOhnungn holen können, also ich sehe dem langsam nicht mehr so positiv entgegen, da ich selber mich aus einer Depression rette und da einfach auch logisch sein muss.

    Ich denke ich bin einfach nicht für ein Leben mit einem ALkoholiker gemacht, weil ich mit mir selbst zu viel zu tun habe.

    Danke für euren Rat. Ihr habt mir wirklich ganz ganz viel weiter geholfen und mich wieder mir näher gebracht

  • Liebe TheXX!

    Wer ist schon für ein Leben mit einem Alkoholiker gemacht? Ich glaube niemand...
    Wünsche dir, dass du zu Ruhe kommen kannst und dass es dir bald wieder besser geht!
    Liebe Grüße

  • Ja, da hast du wohl recht Chuck.

    Im Moment ist es auch einfach nur als würde man direkt in der Hölle festsitzen...

    Er trinkt jetzt jeden Tag. Und nicht nur Bier, nein hauptsächlich Vodka. Ich hoffe wirklich das es bald los geht und ihm geholfen wird...

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