Wie verhalte ich mich richtig?

  • Hallo zusammen!

    Ich lebe seit ungefähr zwei Jahren mit meinem Lebensgefährten zusammen. Er konsumiert jeden Tag Alkohol, ca. 6 Flaschen, am Wochenende sind es mindestens 10 – 12 Flaschen.
    Ich habe ihn bisher abends selten nüchtern erlebt. Ich bemerke oft, dass er unter Stimmungsschwankungen leidet. Mal ist er gut drauf und zugänglich. Dann wiederum ist er wortkarg und sehr distanziert.
    Ich habe das Gefühl, dass er mich oft belügt, nur kann ich es ihm nicht nachweisen. Er ist um Ausreden und Erfinden von Lügengeschichten nicht verlegen. Dass er sich dabei manchmal selber verrät, merkt er oft
    nicht. Neulich habe ich durch Zufall rausgefunden, dass er ein Schmuckstück von mir im Pfandleihhaus versetzt hat, damit er Geld für Alkohol hat. Ich war so sauer, dass er einfach ohne mich zu fragen an meine Sachen geht und zudem wäre fast die Frist zur Abholung abgelaufen. Ich habe nicht mehr so Vertrauen zu ihm wie sonst und ich kann nicht damit umgehen, dass er mich manchmal belügt. Vor allem weiß ich mittlerweile nicht mehr, wann sagt er die Wahrheit und wann lügt er. Ich versuche, einiges an mir abprallen zu lassen, aber das funktioniert leider nicht immer. Wenn mir manchmal auffällt, dass er lügt, spreche ich ihn darauf an. Er wird dann sehr aggressiv und ist auf 180 und sucht die Schuld dann bei mir. Manchmal erzählt er mir irgendwelche Geschichten, die an den Haaren herbeigezogen sind, damit er meine volle Aufmerksamkeit bekommt.
    Wie soll ich mich ihm gegenüber am besten verhalten, wenn ich merke, er lügt oder er seine Geschichten erzählt.
    Liebe Grüße
    Leah

  • Hallo Leah,

    Ich begrüße dich herzlich hier im Forum und wünsche dir einen hilfreichen Austausch.

    Vermutlich hast du dir schon sehr lange ein dickes Fell 'wachsen' lassen, damit diese schlimmen Dinge, die du beschreibst, an dir abprallen.

    Wie lange möchtest du noch so leben?
    Dich belügen, dich beschimpfen und ausrauben lassen?

    Sei dir wichtig, stell dich in den Mittelpunkt deines Lebens und lass deinen Freund sich ruinieren. Denn das wird er; das ist bei den Mengen, die er trinkt (von denen du weißt!) ganz sicher. Was er mglw. darüber hinaus trinkt, wird er dir sicher nicht sagen.

    Sich mit Alkohol umzubringen ist eine hässliche Art des Selbstmord.
    Es ist ein mörderische Krankheit.

    Das kannst du ihm in aller eindeutigkeit sagen.
    Und wenn er keine Einsicht zeigt, solltest du bald deine Koffer packen.


    Liebe Grüße
    Hans

  • da gebe ich hans in allen Punkten Recht!

    Ey, der hat sich an deinen Wertsachen vergriffen, oder deutlicher: Der Typ hat Dich beklaut!!!

    Also mir würde das reichen, um die Koffer zu packen ;)


    Glg...

    Es ist nicht wichtig, wie schön die Worte klingen, sondern wie ehrllich sie sind...

  • Hallo Hans, hallo Katrienchen, hallo zusammen!

    vielen Dank für die nette Begrüßung, Hans. Ich freue mich, mit euch austauschen zu können und hoffe, viel an Erfahrung für mich auf meinem Weg mitzunehmen.
    Ja, die letzten Monate habe ich mir ein dickeres Fell zugelegt und arbeite an meiner Einstellung, vieles nicht mehr so nahe an mich ranzulassen und
    meinen eigenen Weg zu gehen. Was nicht immer einfach ist, wenn man mit jemanden zusammen ist, für den der Alkohol alles ist. Am Anfang der Beziehung hatte ich keinen Durchblick und konnte mit vielen Situationen überhaupt nicht umgehen. Ein No Go sind für mich Lügen und Heimlichtuerei und damit komme ich überhaupt nicht mit klar. Ich versuche oft, mit ihm zu reden, aber es prallt an ihm ab. Vor allem gibt er mir oft genug die Schuld für irgendetwas im Alltag. Auch bin ich seiner Meinung nach schuld, dass er trinkt. Da gebe ich ihm kontra mit der Bemerkung, er habe schon vor meiner Zeit getrunken.
    Ich gebe dir und Katrienchen recht, wie lange will ich das noch mitmachen. Ich muss ehrlich sagen, im Moment schaffe ich noch nicht den Absprung. Ich bin einfach noch nicht so weit und leider auch nicht konsequent genug, um das durchzuziehen. Aber ich weiß, irgendwann kommt meine Zeit. Zudem bin ich in der Lernphase, in der ich einiges für mich mitnehme. Mit der Zeit bin ich innerlich stärker geworden, aber ich merke immer wieder, da geht noch viel mehr. Am Anfang der Beziehung hatte ich ein „Helfersyndrom“. Ich hatte immer das Gefühl, ihm ständig irgendetwas abnehmen zu müssen. Mittlerweile habe ich gelernt, dass ich ihn selbst walten lasse, denn er ist für sich selbst verantwortlich. Ich habe ihm oft genug gesagt, wenn er so weitermacht, dass er sich mit seinem Alkohol ruiniert und er damit seiner Gesundheit schadet. Auch lerne ich durch ihn, mich immer mehr durchzusetzen, meine Meinung zu sagen und das zu tun, was mir gut tut. Daran muss ich allerdings noch arbeiten, mehr an mich zu denken und mich selber wichtig zu nehmen. Das bekomme ich einfach noch nicht in den Griff und ist ein langer Lernprozess für mich. Ich stehe noch am Anfang meines langen Weges…

    Ich wünsche euch einen schönen Tag.

    Liebe Grüße
    Leah

  • Guten Morgen Leah,

    Wichtig ist, deinen Weg in deiner Geschwindigkeit zu gehen.
    Für mich war es gerade am Anfang hier im Forum wichtig und hilfreich zu lesen, dass es viele Menschen gibt, die in meiner Situation sind.

    Ich fühlte mich sicherer, in meiner neuen 'Rolle' als trockener Alkoholiker.
    Wir lernen aneinander und miteinander.

    Liebe Grüße
    Hans

  • Es sagt sich sicherlich sehr leicht, dass man schon längst hätte gehen sollen und endlich "die Koffer zu packen" und mit einer Sache abzuschließen. Aber ist nicht bei allen (ob nun Alkoholiker oder CO.) schon die Grenze erreicht gewesen, man schon längst hätte abschließen sollen mit einer Sache??

    Es war wohl für JEDEN der hier angemeldet ist, bisher eben nicht so leicht zu handeln, wie es eben leicht ist, zu sagen. Sonst wäre man ja nicht hier.

    Von daher denke ich ähnlich wie Hans. Geh Deine Geschwindigkeit in Deinem Tempo. Dass Du hier bist, zeigt, dass Du theoretisch schon weißt, was zu tun ist. Du brauchst halt noch etwas Zeit, Rückhalt und Erfahrungsaustausch, die Stärke zu bekommen, es auch praktisch durchzusetzen.

  • Hallo an euch alle!

    Ich danke euch für eure Nachrichten!

    Ja, mittlerweile lerne ich, meine Geschwindigkeit, mein Tempo im Leben zu gehen. Am Anfang war das sehr schwer für mich und fühlte mich für alles verantwortlich. Man macht und tut und reißt sich den Hintern auf. Bis man irgendwann merkt, da läuft doch was gewaltig schief. Es ist nicht so einfach, seine Einstellung zu ändern und dies ist ein ganz langer schwieriger Weg, aber machbar. Ich bin immer dankbar für alles, was ich im Leben lerne und annehmen bzw. umsetzen kann. Mittlerweile weiß ich immer mehr, wo meine Grenzen sind und versuche sie einzuhalten.

    Ja, wenn das mal so einfach wäre, mit einer Sache abzuschließen und einfach zu gehen, dann wäre vieles einfacher im Leben. Aber so bin ich leider nicht gestrickt. Dafür bin ich nicht konsequent genug und ich arbeite daran. Ich sage mir, alles kommt mit der Zeit im richtigen Augenblick zu einem.

    Für mich ist es die erste Beziehung mit jemanden, der den täglichen Alkohol braucht. Von daher bin ich erst am Anfang meines Weges und ich möchte mich noch viel mehr darüber informieren und mich mit euch austauschen, um vieles besser verstehen zu können.
    Mich beschäftigen viele Fragen wie z.B. wieso es so schwer ist, von der Sucht loszukommen. Wie man sich selber fühlt, wenn man den Suchtdruck verspürt und dringend was benötigt. Wie der Mensch sich durch den Alkohol verändert oder wieso jemand manchmal so ausflippt usw. Vielleicht täusche ich mich da, z.B. wenn man selber einen guten Tag hat, dass dann ein Streit angezettelt wird, damit die gute Laune hin ist … Das sind alles so Kleinigkeiten und verwirrend für mich und ich möchte darin etwas mehr Klarheit bekommen.


    Liebe Grüße
    Leah

  • Hallo Leah,

    Zitat

    wieso es so schwer ist, von der Sucht loszukommen. Wie man sich selber fühlt, wenn man den Suchtdruck verspürt und dringend was benötigt.

    das ist jemandem der das nicht kennt sehr schwer zu erklären da es auch nicht bei allen Alkoholikern gleich ist.

    Ich habe ca. 20 Jahre täglich gesoffen und wenn mein Pegel ein gewisses Minimum unterschritten hatte wurde es heftig :shock:

    Stelle dir zittrige Hände, einen glühenden Kopf, Schweissausbrüche, Übelkeit und Herzrasen gleichzeitig vor.

    Das war so schlimm dass ich trinken musste nur um diesen Zustand kurz auszuschallten.

    Natürlich spielt das dann auch eine Rolle beim Aufhören, ich konnte es mir nicht vorstellen wie das Leben ohne Alk ist,

    also soff ich immer weiter :roll:

    LG Martin

  • Hallo Leah,

    Die Veränderung der Persönlichkeit verläuft schleichend und meist unbemerkt.
    Ich habe es erst wahrnehmen können, als ich ein Jahr trocken war.
    Auch die Bemerkungen meiner Frau habe ich ( als ich noch getrunken habe) nicht wahrhaben wollen.
    Es ist wie ein Rückzug in eine eigene Welt, in der es nur noch darum geht, wann gibt es wieder was zu trinken.
    Ich wurde missmutig, ungerecht und launisch.
    War unzufrieden mit mir und der Welt.
    Das habe ich auch an meiner Umwelt ausgelassen.

    Liebe Grüße
    Hans

  • Hallo Martin, Hallo Hans, Hallo an euch alle zusammen,

    da ich mich leider nicht in jemanden hineinversetzen kann, wie man sich fühlt, wenn man Suchtdruck bekommt/hat, danke ich euch für eure Schilderungen.
    Mein Lebensgefährte trinkt laut seinen Erzählungen auch fast 20 Jahre. Führerschein weg wegen dem Alkohol, Unfälle gebaut und mehr Glück als Verstand dabei gehabt, dass bei den Unfällen
    nichts schlimmeres passiert ist außer Blechschaden.
    Mein Lebensgefährte kann unheimlich lange schlafen, manchmal bis zu 14 Stunden. Am Wochenende würde er am liebsten vor 14 Uhr gar nicht aufstehen wollen, aber da wir einige Verpflichtungen im Alltag
    haben, wecke ich ihn.
    War/ist das bei euch auch so, dass ihr unendlich lange geschlafen habt?

    Gibt es Menschen, die trotz Alkoholkonsum sich so unter Kontrolle haben? Oder sich tagsüber so zusammenreißen, dass sie abends wie ein Kartenhaus zusammenfallen und mit Alkohol versuchen,
    sich aufrechtzuerhalten?

    Das erlebe ich oft, dass mein Lebensgefährte sich zurückzieht und manchmal in seiner eigenen Welt lebt und solange er Alkohol hat, ist seine Welt für seine Verhältnisse den Umständen entsprechend ok.
    Ich gehe mal davon aus, dass er vieles in seinem Leben verdrängt und gewisse Dinge oder Probleme in seinem Leben mit Alkohol einfach ausblendet. Auch erlebe ich oft, dass ich der Prellbock für
    irgendwelche Sachen bin, die in seinem Alltag passieren, wo er nicht mit klarkommt und es an mir auslässt. Und gebe ich Kontra, dann rastet er total aus.
    Am Anfang der Beziehung war das ganz schlimm für mich, da ich überhaupt nicht mit seiner Art klar kam. Mittlerweile handhabe ich das so, dass ich ihm meine Meinung sage
    den Raum verlasse. Auch habe ich ihm oft gesagt, er möge doch mit dem Trinken aufhören oder wenigstens seine Menge an Alkohol reduzieren. Um
    mich zu beruhigen, hat er an manchen Tagen seine Menge reduziert, aber dafür heimlich getrunken. Zu dem Zeitpunkt wusste ich es halt noch nicht besser aus Unerfahrenheit im Umgang mit einem
    Alkoholiker. Mittlerweile sage ich mir, er ist alt genug und für sich selbst verantwortlich. Denn ich bin weder sein Vormund noch sein Babysitter. Ich verstecke auch keine Flaschen mehr vor ihm,
    weil es eh nichts bringt, wenn er seinen Pegel braucht. Diese Einstellung zu bekommen, war sehr schwer für mich, weil ich oft den Drang hatte, ihm zu helfen. Ich blieb dabei oft auf der Strecke und
    irgendwann hab ich für mich eingesehen, ich muss an meiner Einstellung arbeiten.

    Liebe Grüße an euch
    Leah

  • Hallo Leah,

    Zitat

    War/ist das bei euch auch so, dass ihr unendlich lange geschlafen habt?

    das war bei mir unterschiedlich.

    Hatte ich frei oder es war WE habe ich ewig lange geschlafen.

    Auf der anderen Seite hatte ich einen Job wo ich früh aufstehen musste.

    Ich arbeitete in einem Baumarkt und war alleine für zwei Abteilungen verantwortlich.

    Das habe ich also hinbekommen, aber an freien Tagen :roll:

    LG Martin

  • Hallo an euch alle,

    ich bin im Moment so wütend und fühle mich total hilflos.
    Mein Lebensgefährte interessiert seit geraumer Zeit nichts mehr. Das einzige, was er jeden Tag will, ist Geld, was ich ihm gebe. Er verdient sein eigenes Geld und er kann damit ja machen, was er möchte. Die monatlichen Ausgaben wie Miete, Strom, Lebensmittel usw. sind da schon abgezogen Noch hinzu kommt, dass er bei seinem Kumpel Schulden hat und er dafür selber gerade stehen muss und ich ihm dabei nicht helfen werde. Ich habe die freien Tage ohne ihn verbracht und mir ging es richtig gut dabei. Er hatte keine Lust, etwas mit mir zu unternehmen, bin ich also alleine los und hab mein Ding gemacht. Als ich nach Hause kam, hat er nicht mit mir geredet. Ich hab die Schnauze so gestrichen voll von seinen Lügen, Heimlichkeiten usw. Im Moment kann ich ihn vor Augen nicht sehen und brauche Abstand von ihm. Ich gehe ihm zur Zeit aus dem Weg, wo es geht. Was nicht immer einfach ist, da wir zusammen leben. Ich merke immer mehr, dass ich mit seiner Art und Weise auf Dauer nicht klar komme, obwohl ich in manchen Dingen tolerant bin und über vieles hinweg sehe. Sein Verhalten bringt das Fass einfach zum Überlaufen...
    Ich versuche, meinen Weg zu gehen und dabei an mich zu denken und einiges Loszulassen, was mir nicht immer gelingt.

    Liebe Grüße
    Leah

  • Hallo Leah,
    ich bin wohl gerade in einer ähnlichen Situation wie Du, und ich kann Dich gut verstehen, wenn Du sagst, dass das Loslassen, das Abschließen, nicht einfach ist.
    Mit geht es ähnlich, und ich verharre viel zu lange schon in diesem Zustand...zwischen Verzweiflung und dem letzten Funken Hoffnung, dass die Dinge sich zum besseren wenden. Mich macht das kaputt, ich schaue nur nicht so wirklich hin. Wohl weil ich nicht sehen will, wie mies es mir eigentlich geht.
    Hast Du schon mal darüber nachgedacht, dass wir mit diesem Stillhalten (auch wenn wir nicht aktiv das Saufen unterstützen) die Sauferei einfach weiter möglich machen!? Warum sollte sich etwas ändern...läuft doch alles. Und wenn etwas nicht läuft, bekommt halt eben der andere die Schuld. So einfach ist das.

  • Hallo Tuschii,

    ich möchte nicht mehr länger in diesem Zustand verharren, denn es ändert sich eh nichts, obwohl ich schon alles mögliche versucht habe und im Endeffekt bekomme ich immer einen Tritt und leere Versprechungen. Obwohl ich viel Verständnis für ihn und seine Probleme habe, ist mittlerweile meine Grenze erreicht. Dafür ist zu viel passiert und ich möchte und kann nicht mehr darüber hinwegsehen.
    Ich versuche, jeden Tag an meiner Einstellung zu arbeiten und Schritt für Schritt mich so langsam von ihm zu lösen. Für mich sind Vertrauen und Ehrlichkeit das A und O in einer Beziehung und das man miteinander über alles reden kann. Dies alles ist in meiner Beziehung nicht vorhanden. Zumal ich eh nicht unterscheiden kann, wann er mir die Wahrheit sagt und wann er lügt. Denn um Ausreden ist er nie verlegen.
    Das ist richtig, auch wenn ich nicht alles in seinem Leben unterstütze, geht's ihm ja immer noch gut, denn er hat ja alles, seine Zigaretten, sein Bier, sein Geld und seine Freiheit. Und wieso sollte er etwas ändern. Solange ich nichts ändere, wird alles so laufen wie es ist. Also ist es an der Zeit, dass ich etwas in meinem Leben ändere. Der Weg wird nicht einfach sein, aber es ist zu schaffen mit viel Steine auf Seite räumen.

    Liebe Grüße
    Leah

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