• Hallo, ich bin conbira. Ganz neu hier und hoffe, dass ich Informationen und Erfahrungen, seien sie positiv oder negativ, für mich als Co-Abhängige finde. Ich bin mit einem Alkoholkranken Mann verheiratet der seid einiger Zeit trocken ist. Ich habe gedacht...wie immer, es ändert sich etwas. Dies erst einmal zu mir. Ich versuche den Teufelskreis zu durchbrechen und für mich etwas zu tun. Ich habe hier etwas über Trockenrausch gelesen, und würde mich gerne weiter informieren. Im Internet ist ja auch einiges zu lesen, aber so wirklich verstehe ich es nicht. Einen schönen Tag von hier aus, conbira

  • Hallo und willkommen conbira,

    warum möchtest du etwas über Trockenrausch erfahren? Denkst du, dein Mann hat so etwas?

    Es ist schwierig, wenn der Partner endlich trocken wird. Da sortiert sich plötzlich ja das ganze Leben neu, der Abhängige kann wieder Verantwortung übernehmen, am Leben teilhaben, sich sortieren und für seine Trockenheit was tun.

    Da bleibt für dich als Angehörige oft Erstaunen übrig. Es sind ja meistens sehr schlimme und verletzende Dinge zwischen den Partnern passiert, was natürlich geklärt werden muss oder sollte. Viel reden ist da wichtig! Es bleiben ja auch erst mal viele Ängste übrig, zum Beispiel ob es mit dem Trockenwerden nun wirklich was wird oder ob es wieder nur eine Trinkpause ist. Und plötzlich bist du auch nicht mehr in der Rolle der Alleinmacherin, viele Dinge, die du bisher machen musstest weil dein Mann das nicht mehr konnte die macht er nun wieder alleine. Das ist auch schwierig auszuhalten...

    Zitat

    Ich versuche den Teufelskreis zu durchbrechen und für mich etwas zu tun.

    Das ist super! Es ist aber auch sicher für dich eine große Umstellung, vielleicht lag ja lange Zeit der Fokus nur auf ihm, plötzlich möchtest du wieder was für dich machen... Mir ging es so, dass ich gar nicht mehr wusste, was ich überhaupt für Hobbies, Interessen hatte.

    Das geht alles auch nicht von heute auf morgen...

    Ich wünsch dir einen guten Abend
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Aurora. Vielen Dank für deine Antwort. Ja, ich möchte etwas über Trockenrausch erfahren, weil sich das Verhalten meines Mannes nicht verändert hat großspurig, verletzend, Phasen wo er den ganzen Tag schläft und von mir bedient werden möchte. Das "Neue Leben" ist das alte in Konzentration. Ich möchte hier aber auch etwas über mich und meine Co-Abhängigkeit erfahren. In ehrlichen Worten. Mir ist klar, welchen Raubbau ich mit mir betrieben habe, mich so lange Zeit immer wieder verletzen zu lassen. Im Augenblick setzt ich knallharte Grenzen, das klappt auch noch ganz gut. Aber ich muss erst einmal verstehen, warum dieses Gefüge so ist, der Kreisel sich weiterdreht.

  • Hallo conbira,

    ich habe hier mal was gefunden, vielleicht kannst du damit schon mal was anfangen. Übrigens eine der Schreiberinnen dort heißt "Lilly12", das ist die heutige "sunshine" hier.

    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…pic12405-0.html

    Dein Mann steckt also noch fest im alten Rauschzustand, nur ohne Stoff. Das bedeutet doch für dich, dass dieser Strudel Abhängigkeit / Co-Abhängigkeit weiter geht. Die Muster sind die gleichen dabei.

    Dein Mann scheint nichts gegen seinen Strudel zu tun erst mal. Es liegt also in deiner Hand, für dich was zu tun. Du setzt knallharte Grenzen, schreibst du. Wie sehen denn diese Grenzen aus, wo setzt du sie ein?

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Aurora. Die Grenzen sehen folgendermaßen aus: Beschimpfung wie: du bist nicht in der Lage jeden Tag zu kochen. (Das stimmt nicht, er hatte bisher "Wunschkonzert was das Essen angeht)
    Gut, dann bin ich nicht in der Lage zu kochen, und ich koche seit 4 Wochen nicht mehr. Er ist selbstversorger.
    Oder: mit dir kann man nirgendwo hingehen, du bist ja nicht in der Lage....
    Nun, dann geh ich alleine.
    Ich weiß nicht, ob das richtig oder falsch ist. Ich schaffe nur aus den verletzenden Worten Tatsachen, und bitte nicht mehr darum, das er so etwas nicht mehr sagt. Gespräche führen zu nichts, deshalb rede ich auch nicht mehr. Ich warte ab. Vielen dank für Dein Interesse.

  • Hallo conbira,
    Für dich etwas zu tun ist das A und O. Keine Energie auf Gespräche verwenden ebenfalls. Alleine Weggehen. Ihn sich selbst versorgen lassen, auch. Klingt mir alles sehr gesund.

    Ob er sich ändert? Habe gelesen, man kann die Krankheit nicht heilen, nur stoppen. Die Menschen bleiben im Grunde gleich. Vielleicht weniger Ausfälle und weniger Emotionale Höhenflüge? Möchte er sich überhaupt ändern?

    Diese persönliche Kritik und ständige unzufriedenheit kenne ich auch sehr gut von Alkoholikern. Irgentwie geht es sehr oft darum, was an mir nicht stimmt. Zu schüchtern, zu leise, zu schlecht erzogen, nicht ordentlich angezogen, zu chaotisch, schlecht gekocht... ja wenn eine Person unzufrieden mit mir ist, dann ist das nicht mein Problem. Es ist das Problem der Person. SIE ist dafür verantwortlich, sich selbst zufrieden zu machen. Soll sie zufrieden sein so wie ich bin oder gehen. Oder ich gehe einfach. Für mich ist wichtig, das ich mit mir und meinem leben zufrieden bin. Und wenn ich es nicht bin, sollte ich etwas machen, das mich zufrieden macht.

    Aber das absurdeste an der "vielleicht ändert er sich"-Geschichte sehe ich an mir selbst: IMMERWIEDER suche ich mir Menschen, mit denen ich unzufrieden bin (weil sie mir wehtun) und warte darauf, dass sie sich ändern und ich dann zufrieden werde. Aber wenn dann ein Mensch kommt, der mir NICHT wehtut, sondern freundlich und alles ist, dann langweile ich mich und kann das Glück überhaupt nicht geniessen. Und er wird mir egal. Was gibt es für Dinge in deinem Leben, die dir Freude bereiten?

  • Liebe conbira,

    ich finde das sehr gut, wie du deine Grenzen setzt! Denn da reagierst du ja angemessen auf seine Vorwürfe. Es stimmt, reden bringt nichts. Nicht in solchem Fall, das ist ja ähnlich wie es auch sinnlos ist mit einem Volltrunkenen reden zu wollen.

    Meine ersten ganz konkreten Schritte damals sahen ähnlich aus. Ich hatte vorher immer nur gedroht, dann machte ich endlich mal alles wahr. Ich machte seine Wäsche nicht mehr, kochte nicht mehr für ihn und ging alleine aus.

    Da hat er natürlich auch reagiert... ich werde nie vergessen, dass er sich wie ein geprügelter Hund in die Küche schlich und im fast leeren Kochtopf rumkratzte. Das war für mich kaum auszuhalten, noch heute habe ich Schuldgefühle, wenn ich daran denke.

    Aber ich weiß auch, dass das alles Taktik war. Und das beruhigt mich dann auch gleich wieder. Er ist ja damals nicht verhungert, er lebt noch immer und säuft inzwischen auch wieder...

    Ich wünsche dir ein gutes Wochenende
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo CoA,

    einen Lieben Gruß in deine Richtung. So ähnlich hat sich das bei mir auch mein ganzes Leben abgespielt. Diejenigen, die lieb waren (Männer) waren mir langweilig. Vielleicht habe ich Ihnen ja auch nicht getraut, weil ich so ein Verhalten nicht als Strickmuster in meiner Nähkiste habe.

    Was gibt es für Dinge in deinem Leben, die dir Freude bereiten?[/quote]

    Ich hatte viele Interessen, aber die sind im Laufe meiner Ehe leider alle im Sande verlaufen. Es war nicht so, dass es da Verbote oder blöde Bemerkungen gab. Ich selbst habe das alles irgenwann gelassen, weil ich den Spass daran verlor. Die Trägheit meines Mannes war "ansteckend". Manchmal habe ich auch mit ihm getrunken, vielleicht um auf dem gleichen Level zu sein. Aber ich vertrage nix, und dann habe ich das schnell wieder gelassen.

    Zum jetzigen Zeitpunkt lese ich viel, gehe zum Sport, Sauna. Kann unter anderem ein Buch empfehlen, das mir wieder ein herzhaftes Lachen entlockt. Der Titel ist ein bisschen heftig und ich hoffe es wird hier nicht zensiert. "am arschvorbei geht auch ein weg", von Alexandra Reinwarth.

    Auch dir CoA einen guten Tag, mit allem was für dich dazu gehört

  • Hallo Aurora, guten Morgen.

    Ja, der Dackelblick und die Ganze Haltung, ein einziger Vorwurf. Aber ich glaube ich strahle meine Ernsthaftigkeit aus. Der Ernst der Lage ist deutlich. Wo in diesem Universum steht geschrieben, dass ich einen erwachsenen Mann/Menschen füttern muss, wenn er nicht todkrank im Bett liegt.

    Da hat er natürlich auch reagiert... ich werde nie vergessen, dass er sich wie ein geprügelter Hund in die Küche schlich und im fast leeren Kochtopf rumkratzte. Das war für mich kaum auszuhalten, noch heute habe ich Schuldgefühle, wenn ich daran denke.

    Aber ich weiß auch, dass das alles Taktik war. Und das beruhigt mich dann auch gleich wieder. Er ist ja damals nicht verhungert, er lebt noch immer und säuft inzwischen auch wieder...

    Das mit der Taktik konnte ich erst nicht glauben. Wer macht sowas? und warum? Aber ich habe mich an einige Vorfälle mit "Blumen, liebevolle Worte (keine Entschuldigungen) erinnert, und war sehr schnell wieder gut. Eine Woche später der selbe Kreislauf.

    Gehen oder bleiben ist die Frage. Wenn ich bleibe muss ich sehr stark sein, wenn ich gehe nehme ich mich mit.
    Ich muss glaube ich erst selbst mit mir und meinen Mustern klar kommen, um neu irgenwo anfangen zu können. Das versuche ich im Moment und hoffe ich krieg's hin.

    Liebe Grüße an Dich und einen schönen Tag
    Conbira

  • Ich traue ihnen nicht, weil ich das Strickmuster nicht in der Nähkiste hab. Das trifft es bei mir auch. Wenn jemand bei mir auf Gentleman macht, bin ich ziemlich irritiert und wenn mir jemand etwas schenkt macht mir das furchtbar Angst. Vielleicht weil in meiner Vergangenheiten die unangenehmsten Szenarien mit Geschenken und nettigkeiten anfingen. Aber ich habe auch festgestellt, dass sich hinter Menschen, die nach außen hin unheimlich korrekt und toll und zuvorkommend erscheinen, manchmal noch unangenehmere Gesellen verbergen als die Alkoholiker die ich kenne.

    Ich konnte erst nach der Trennnung neu anfangen. Mich selbst entdecken. Wachsen. Gesund werden. Mich nicht mehr kaputt machen (lassen). Aber vielleicht schaffst du es auch ohne Trennung. Ja, ich glaube du schaffst das!

    Du Blumengeschichte hat bei mir einen Suchteffekt ausgelöst. Erst die Katastrophe und die emotionalen Schmerzen, danach die Belohnung mit Blumen und lieben Worten. Ich habe mich im Laufe der Zeit daran gewöhnt und war erstmal völlig Überfordert damit, als das aufhörte.

    Schönes Wochenende

  • Hallo CoA. Ob ich es schaffe weiß ich nicht. Ich bin auf dem Weg, mache aber nichts besonderes, außer mich um mich zu kümmern und meinen Partner links liegen zu lassen. Ich mag nicht mehr manipuliert werden, und das kommt aus tiefster Seele. Das Maß ist komplett voll. Ich habe immer mal wieder eine Wut, Traurigkeit und dann muss ich mich sehr zusammenreißen um nicht auszurasten. Aber je länger dieser Zustand dauert um so ruhiger werde ich. Alles Liebe für Dich

  • Klingt als müsstest du die Veränderung erstmal verarbeiten. Ist schon eine heftige Umstellung, wenn nicht mehr jeden Tag Gefühlschaos und Katastrophen da sind. Bei mir waren da auch erstmal Gefühlsachterbahn. Alles braucht seine Zeit. Ich werde jeden Tag auch ruhiger und jeden Tag geht es mir ein bischen besser. Lächelt ihr euch denn manchmal an? Oder wird er dir nicht jetzt ganz langweilig? Hat der Alkohol denn zu viel kaputt gemacht oder kannst du ihm verzeihen und vertrauen?

  • Zitat von CoA12307

    Lächelt ihr euch denn manchmal an? Oder wird er dir nicht jetzt ganz langweilig? Hat der Alkohol denn zu viel kaputt gemacht oder kannst du ihm verzeihen und vertrauen?

    Hallo CoA. Nein es gibt keine Lächeln. Es gibt keine Nähe. Wir gehen mittlerweile Wortlos aneinander vorbeit, weil ich nicht mehr auf seine Angriffe eingehe. Und langweilig ist es überhaupt nicht. Er triezt, ist subtil, zynisch...nun, das kannte ich ja. Es gibt keine Änderung wie bei vielen anderen Alkoholikern. Er kommt mir manchmal vor wie ein 12 Jähriger der nur spielen, schlafen und sein Essen haben will. Wie ein Muttersöhnchen, und ich bin die Mutter. Er fährt Auto wie ein Halbstarker. Ich hatte Hochachtung, dass er das durchgezogen hat. Aber die schwindet mit jedem Tag. Ich bin bei Al-Anon und habe mir dort Rat geholt, versuche ruhig zu bleiben.

    Ich schau jetzt nach einer Wohnung, und werde ausziehen. Die Hoffnung, dass wenn er trocken ist, es alles wieder einigermaßen normal wird, habe ich aufgegeben.

  • Hallo Conbira,

    Hoffentlich könnt ihr friedlich auseinandergehen. Meine Al-Anon-Gruppe ist leider grade am auslaufen, weil zu wenig Anwesende da sind. Ja, zieh aus. Wenn nichts mehr zwischen euch ist, sollte man seine Lebenszeit nicht weiter damit Verschwenden, Mutter für einen Mann zu spielen. Bin gespannt wie die neue Situation für dich sein wird.

    Ich habe immernoch Hoffnung, dass ich den Alkoholiker, in den ich mich verliebt habe, ändern kann. Dass er genau das tut was ich mir vorstelle. Aber eigentlich weiß ich, dass meine Hoffnungen und Träume mit der Realität nichts zu tun haben. Ich habe ihn so sehr genervt, dass er jetzt eine Kontaktsperre verhängt hat. Ich fühle mich jetzt depressiv und meine Gefühle fahren Achterbahn.

    Ich habe mich mit einem trockenen Alkoholiker zum Wandern verabredet. Er ist respektvoll, höflich, humorvoll.

    Alles Gute Dir!

  • [quote='CoA12307']Hallo Conbira,


    Ich habe mich mit einem trockenen Alkoholiker zum Wandern verabredet. Er ist respektvoll, höflich, humorvoll.

    Alles Gute Dir![/quote

    Hallo CoA,

    ja diese Art Fluch habe ich auch schon vor Jahren versucht. Pass nur schön auf dich auf. Alkoholiker, auch trockene, haben oft einen außergewöhnlichen Charm.

    Lieben Gruß

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