Ich kann einfach nicht abschalten

  • Ich schreibe jetzt einfach mal drauf los weil ich nicht mehr weiter weiß und es mir total beschissen geht.Ich kann einfach nicht abschalten und mich nicht ablenken. Diese Woche bin ich krank geschrieben und bin zu Hause. Sein Verhalten und sein Konsum ist zur Zeit extrem. Letzten Donnerstag war die Situation eskaliert und eine Bekannte hatte mich angerufen, dass sie ihn einen Tag vorher in einem schlimmen Zustand angetroffen hat. Daraufhin hat sie ihn angesprochen und ihn direkt darauf angesprochen, dass er sich doch Hilfe suchen soll, dass er es alleine doch nicht schafft vom Alkohol loszukommen. Daraufhin hat er auch im Krankenhaus einen Termin zur Entgiftung gemacht. Ich sehne den Tag morgen herbei und hoffe, dass er auch hingeht. Gestern hat er schon so blöd angedeutet, dass er in 4 Tagen wieder raus ist, da er ja selbständig ist und nicht so lange wegbleiben kann.
    Ich lese mir ständig im Forum verschiedene Beiträge durch um mich etwas abzulenken und merke, dass meine Hoffung schwindet.
    Meine Versuche an mich zu denken scheitern kläglich und ich kann einfach nichts unternehmen und möchte nicht am liebsten in ein dunkles Zimmer setzen und nichts hören und sehen. Das komische Gefühl im Bauch ist unerträglich.
    Ich mache mir nur Gedanken, wenn er morgen dort hingehen sollte und er so hochnäsig sagt ich bleib nur 4 Tage, ob die ihn dann vielleicht gleich nach Hause schicken.
    So, jetzt habe ich mir alles von der Seele geschrieben. Vielleicht geht es ja jemand ähnlich.
    Liebe Grüße
    Sandra

  • Hallo Sandra,

    mir geht es jetzt nicht ähnlich, denn ich habe die Trennung von meinem Exmann schon seit 11 Jahren hinter mir... aber ich erinnere mich noch gut. Dieses Gefühl des Gelähmtsein, der Hoffnung, die ja noch immer da ist aber immer weniger wird, all das hatte ich damals auch. Du hast ja eine 39jährige Partnerschaft mit ihm gelebt, ihr habt gemeinsam Dinge gemeistert, da ist das schwer, sich abzulösen. Bei mir waren es damals 26 Jahre... das ist ja alles kein Klacks. Und doch...

    Wenn er nicht einsieht, dass er wirklich was machen muss, wird sich das Rad immer weiter drehen. Du hast die Wahl, wenn ich mich richtig erinnere, hast du ihm ja auch schon mal einen Trennungsbrief geschrieben und ihm ein Ultimatum zum Auszug gesetzt. (Ich hoffe, ich verwechsel das jetzt nicht mit einer anderen Teilnehmerin.) Was ist damit? Bewegt sich da was?

    Zitat

    Meine Versuche an mich zu denken scheitern kläglich und ich kann einfach nichts unternehmen und möchte nicht am liebsten in ein dunkles Zimmer setzen und nichts hören und sehen. Das komische Gefühl im Bauch ist unerträglich.

    Das Schlimme an diesem Wunsch ist, dass sich da eben auch nichts verändern kann. Das ist ein Verstecken, so wie kleine Kinder das gerne machen. "Wenn ich dich nicht sehe, weil ich ein Tuch über dem Kopf habe, dann siehst du mich auch nicht..." Das kann natürlich erst mal auch ein Luftholen sein, das ist klar. Aber wenn sich eben da gar nichts bewegt, dann sitzt du noch am Sankt Nimmerleinstag im dunklen Zimmer. Möchtest du das? Das Leben da draußen ist doch viel zu schade dafür!

    Also dein XY wird morgen zur Entgiftung in's Krankenhaus gehen. Okay. Alles weitere wird sich zeigen. Es macht keinen Sinn, dass du dir den Kopf zerbrichst und dir übel ist weil du denkst, er könnte dieses und jenes machen. Das liegt ja nicht in deiner Hand. Aber du kannst dir einen Plan machen, wie dein Weg jetzt weitergehen kann! Was hast du vor? Noch weiter abwarten, was er nun macht?

    Ich hoffe, es geht dir heute Abend besser!

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Sandra!
    Es klingt alles wie bei mir, nur dass ich heulenderweise bei meiner Ärztin saß, und sie sofort erkannte, dass nur noch eine schnellstmögliche Reha nützt. Egal was ER tut! Ich musste DA raus!!! Und den PLAN stellte dann meine Therapeutin in der Reha auf.
    Es lag an MIR, ob ich ihn einhielt.
    Ich glaube mit Stolz sagen zu dürfen, dass ich eine der ganz wenigen ( aus meiner Gruppe vielleicht zwei) bin, die IHREN Plan auch duchgezogen hat und einhält. Wie gut es mir jetzt geht kannst du immer wieder lesen, und ich wiederhole mich auch gern!!!
    Ich habe sehr, sehr viel aufgegeben! Mein Elternhaus, das meine Eltern in mühevoller Spararbeit aufgebaut haben, meine Eltern selbst ( sie mussten ins Heim ) und eben Ehe und Familie!
    Es musste sein!!!! Es war alles andere als leicht! Vor allem fand ich lange Zeit keine passende Wohnung mit meinem Hund!!!
    Aber auch diese Zeit schaffte ich noch auszuhalten, mich innerlich abzugrenzen. Eine Zeit der Reife!
    Mein Mann hat sich während dieser "Reifezeit" nicht verändert. Er hat sich auch in der Trennungsphase nicht verändert. Er wird sich vielleicht nie verändern.
    Egal ICH BIN WEG!

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Sandra,

    ich denke, es ist ein Lernprozess - gedanklich und körperlich vom anderen weg zu kommen. Könntest Du vielleicht einen kleinen Urlaub machen oder jemanden weiter weg besuchen? Dann bist Du erst mal räumlich schon ein ganzes Stück weg und neue, andere Eindrücke lenken vielleicht eher ab. Wichtig ist aber in meinen Augen, dass Du fühlen kannst, dass Du nicht für ihn verantwortlich ist, dass er mit seinem Leben machen kann, was er will, auch wenn Du andere Wünsche für sein Leben hast. Bei mir hat das über ein Jahr gedauert, aber es hat sich gelohnt.

    Wünsche Dir Kraft und Geduld
    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Danke für eure Bestärkenden Rückmeldungen. Stimmt in meinem Brief hatte ich ihm ja gesagt dass ich mich trenne wenn e bis 30.06. nicht unternommen hat. Jetzt ist er in der Klinik. Ein Tag vorher hatte er mir auch noch eine Vereinbarung unterschrieben, das war mir sehr wichtig, damit ich doch ein bisschen abgesichert bin. Dies hatte er die ganze Zeit immer verweigert zu unterschreiben. Wenn er jetzt nicht ein Leben ohne Alkohol durchzieht, dann werde ich sofort einen Schlussstrich ziehen und ihn wenn es gar nicht anders geht mit der Polizei entfernen lassen. Seine ganzen ausfälligen und laute Beschimpfungen hat unser Tochter auch mit dem Handy aufgenommen und ich habe vor ihm das mal vorzuspielen, bin mal gespannt ob ihm das bewusst ist wie er sich unter Alkoholeinfluss verhält. Jetzt kann ich erst mal nur abwarten wie es weiter geht. Aber bei einem Rückfall werde ich sofort reagieren, jetzt gibt es keine Schonzeit mehr, das habe ich mir geschworen.
    Liebe Grüße
    Sandra

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