• Hallo zusammen,

    Ich bin Mitte 30 und weiblich. Wie bei so vielen Frauen in meinem Alter macht sich nun auch bei mir der Kinderwunsch bemerkbar. :)
    Soweit, so normal. Aber ich bin Alkoholikerin, seit zwei Jahren trocken, in einer Beziehung mit einem ebenfalls trockenen Alkoholiker.
    Mich würde es interessieren, was ihr mir raten würdet. Haltet ihr eine Familiengründung für verantwortbar, oder für hochgradig fahrlässig?
    Ich freue mich über jede Antwort

    Gruss Hippo

  • Hallo!

    Kinder sind eine höchstpersönliche Entscheidung. Die kann euch keiner abnehmen.

    Ihr seid beide alkoholkrank. Daher gibt es eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass euer Kind eure Veranlagung und somit euer Problem erbt.

    In meiner Familie wurde sowohl mütterlicherseits, als auch väterlicherseits gesoffen. Mein Vater ist an seiner Sucht mit knapp 58 Jahren krepiert, verstorben wäre ein zu harmloser Begriff.

    Ich habe das Problem auch geerbt, konnte mich aber aus dem Klammergriff lösen. Wichtig wäre es, das Kind insoweit zu sensibilisieren.

    Aber nicht jedes Kind erbt diese Krankheit.

    Gruß Carl Friedrich

  • Ich denke, dass dieses „Erben“ oftmals eher damit zu tun hat, dass Eltern, die Alkoholiker sind, das Verhalten einfach vorleben.
    Meine Eltern haben gar nicht gesoffen, ich bin eher durch meinen damaligen Freundeskreis reingerutscht. Durchs „Party machen“.

    Ich denke, dass ihr sogar den Vorteil habt, Euer Kind sehr gut sensibilisieren zu können, wie Carl-Friedrich schon schrieb.

  • Ich halte es überhaupt nicht für hochgradig fahrlässig. Allein schon die Tatsache, dass Du das Thema eröffnest, zeigt ja, dass ihr Euch vernünftig mit der Sache auseinander setzt und alles gut durchdacht wird.

  • Vielen Dank für eure Antworten.
    Abgesehen von der Erblichkeit haben wir halt auch Respekt vor der eigenen Stabilität. Mit 2 Jahren Abstinenz stehen wir schliesslich erst am Anfang. Also, tatsächlich Kinder zu zeugen, käme ohnehin frühestens in 3 Jahren in Frage. Ich kann mir zurzeit nicht vorstellen, den Alkohol wieder in mein Leben zu lassen. Aber ich weiss nicht, ob das nur die verklärte Sicht einer Anfängerin ist. Natürlich kann niemand eine Prognose abgeben. Ich frage mich nur, ob es nicht ein zu grosses Risiko ist, gerade wenn beide Elternteile süchtig sind.

  • Ich denke, da werdet ihr doch sicherlich ein inneres Gefühl für haben. Ich glaube nicht, dass man da nach 2 Jahren von einer verklärten Anfängersicht sprechen kann. Natürlich sind 2 Jahre noch nicht lange. Aber rückfällig werden kann man auch nach 10 Jahren. Und 2 Jahre ist ja doch ein Zeitraum, wo man sich schon ausführlich mit der Krankheit auseinander gesetzt hat. Wir reden hier ja nicht von 2 Wochen :)

    Ich finde es gut, dass Du Dich nicht überschätzt. Ich fühle mich mit einem Jahr Abstinenz auch noch ziemlich am Anfang einer langen Reise, denn die Abstinenz begleitet einen ja für immer. Aber trotzdem konnte man in 2 Jahren schon einige Erfahrungen sammeln und in sich hinein sehen.

    Was richtig ist, weiß ich nicht. Aber WENN ich zum jetzigen Zeitpunkt noch ein Kind haben wollen WÜRDE, dann hätte ich so viel Vertrauen in mich selbst, dass ich nicht warten würde.

  • Warum nicht? Gewiss ist ein Hang zur Sucht biochemisch und sozial erblich, der Unterschied nun allerdings ist, dass eure Generation den Durchbruch schafft oder zumindest immer wieder den Versuch dazu unternimmt, was der nächsten Generation sicherlich höhere Erfolgschancen gewähren wird.

  • Danke für eure Antworten!
    Also der Zeitpunkt ist für uns klar. Eine Entscheidung für Kinder würden wir erst in drei Jahren treffen.
    Ich fühle mich noch nicht bereit dazu. Bis vor zwei Jahren war ich noch nicht mal fähig für mich selbst angemessen zu sorgen.
    Zuerst muss ich mich noch bewähren. Ausserdem war ich in meinem ersten abstinenten Jahr gedanklich hauptsächlich mit der Sucht beschäftigt. Erst seit ein paar Monaten habe ich den Kopf frei, mich völlig auf mein Leben zu konzentrieren und nicht mehr das Gefühl, dass ich den Konsum vermisse. Also hat meine Entwicklung gerade erst begonnen, daher fühle ich mich zum jetzigen Zeitpunkt definitiv noch nicht reif genug.
    Es ist mehr ein Liebäuglen, ob es doch eine Möglichkeit wäre, in ferner Zukunft. Ich hatte die Möglichkeit einer Familiengründung aufgrund meiner Suchtkrankheit bisher kategorisch ausgeschlossen.
    Ich war neugierig zu hören, was andere Betroffene von dem Thema halten. Und wir freuen uns auch über weitere Gedankenanstösse.
    Mich wundert es, dass bisher noch kaum kritische Stimmen gekommen sind? Denkt denn niemand, dass das eine komplett verrückte Idee ist?

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