Könnt ihr mir helfen es zu verstehen

  • Ich habe bei euch einen Beitrag von Feldmaus gelesen, der mir ins Auge gestochen ist.
    Wenn man so viel trinkt, ist es wirklich so, dass man lebensmüde wird? Bemerkt man den eigenen körperlichen Verfall? Dass es, wenn man so weitermacht, sehr schnell ein Ende nehmen wird? Oder blendet man die Tatsache aus, auch wenn man das gesagt bekommt? Ich umschreibe hier vieles, da es ein offener Bereich ist. Ich hoffe ihr versteht meine Frage trotzdem.

  • Hallo Ziele, Hallo Alle!

    Ja, ich kann nur bestätigen, dass ich immer mutloser, trauriger und kraftloser wurde. Je länger und je
    mehr ich trank!

    Mir fehlte der Lebensmut und ich hatte keine Pläne mehr, ich lebte nur noch Tag für Tag. Auch der
    körperliche Verfall war eindeutig, mir ging es sehr, sehr schlecht.

    Umso glücklicher bin ich, auch nach über 5,5 Jahren Trockenheit, dass ich den Absprung geschafft
    und mein Leben wieder habe!

    Elly

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Definiere "lebensmüde".

    Passiv, depressiv oder resginiert war ich im Alkoholrausch nie, aber auch das Gegenteil kann lebensmüde sein. Ich habe zwei Autounfälle (mit)verursacht, einer mit davon Totalschaden, ich musste mich vor Gericht verantworten, habe wirklich hohe Geldstrafen bezahlt, Freundschaften zerstört, mehrfach bei überdrehten Aktionen mit meinem Leben gespielt und kann heute eigentlich nur noch sagen, dass ein Weitersaufen jetzt nicht mehr lebensmüde wäre, sondern damit der bewusste Untergang gewählt würde. Wie tief der Tiefpunkt sein muss, ist variabel.

    Grüße

  • Lebensmüde nicht insofern, dass ich keine Lust mehr hatte zu leben und es mir egal war, dass ich mir und meinem Körper schade.
    Aber im Grunde genommen war mir ja klar, dass es mir körperlich schlechter ging. Ich kann jetzt nicht von körperlichen Verfall sprechen bei mir, aber der Alkohol hat schon seine Spuren hinterlassen. Ich wusste, es ist Gift, ich hatte auch Angst, dass ich mir zu sehr schade, aber die Lust auf den Rausch hat das ausgeblendet bzw nach hinten geschoben.
    Ja und dann passt der Begriff lebensmüde noch auf die Form, die Hull auch beschrieben hat. Alkoholisiert im Straßenverkehr. Ich schäme mich heute noch, auch wenn zum Glück nie jemand Anderes zu Schaden gekommen ist. Oder durch den Kontrollverlust gestürzt, einmal direkt neben einer steilen Treppe. Ich glaube, dass ich einige Male bewusstlos war. Jedenfalls das eine Mal denke ich ziemlich sicher. Im Nachhinein betrachtet war das alles komplett lebensmüde. Nicht, weil ich keine Lust mehr hatte, zu leben und vom Leben müde war. Aber die Aktionen waren lebensmüde.
    Ich bin so dankbar, dass ich aus diesen Sachen heil herausgekommen bin.


  • Hallo Ziele, Hallo Alle!

    Ja, ich kann nur bestätigen, dass ich immer mutloser, trauriger und kraftloser wurde. Je länger und je
    mehr ich trank!

    Mir fehlte der Lebensmut und ich hatte keine Pläne mehr, ich lebte nur noch Tag für Tag. Auch der
    körperliche Verfall war eindeutig, mir ging es sehr, sehr schlecht.

    Umso glücklicher bin ich, auch nach über 5,5 Jahren Trockenheit, dass ich den Absprung geschafft
    und mein Leben wieder habe!

    Elly


    Ok, das wusste ich nicht. Ich dachte bis jetzt immer dass es an xy’s persönlichen Lebensgeschichte liegt und er darum keine Perspektive sieht. (die übrigens nicht viel anders ist als bei den anderen Menschen)
    Der körperliche und geistige Verfall wird immer heftiger und ist so offensichtlich, dass ich mich frage, was sieht dieser Mensch, wenn er sich denn mal im Spiegel anguckt.



    Definiere "lebensmüde".

    Passiv, depressiv oder resginiert war ich im Alkoholrausch nie, aber auch das Gegenteil kann lebensmüde sein. Ich habe zwei Autounfälle (mit)verursacht, einer mit davon Totalschaden, ich musste mich vor Gericht verantworten, habe wirklich hohe Geldstrafen bezahlt, Freundschaften zerstört, mehrfach bei überdrehten Aktionen mit meinem Leben gespielt und kann heute eigentlich nur noch sagen, dass ein Weitersaufen jetzt nicht mehr lebensmüde wäre, sondern damit der bewusste Untergang gewählt würde. Wie tief der Tiefpunkt sein muss, ist variabel.

    Grüße


    Bei dir war es „lebensmüde“ in die andere Richtung. Du warst das andere Extrem. Ich meinte mit „lebensmüde“ eine tiefe Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Perspektivlosigkeit. Aber auch viel Wertlosigkeit lässt sich bei besagter Person, wegen der ich gefragt habe, erkennen.

    Bei dir Hull, denke ich, dass auch du danach suchst was dich im tiefsten inneren erfüllt. Du bist übers Ziel hinausgeschossen um dich zu „spüren“. Es gab nichts was die Monotonie befriedigte. Keine Ahnung, vielleicht liege ich falsch, es ist nur so ein Gefühl durch das Lesen.

    LG

  • Hallo Ziele,

    von mir kann ich nur sagen, dass ich kaum noch in den Spiegel schauen konnte...

    Ich fühlte mich im Selbstzerstörungsmodus und konnte das lange nicht stoppen.
    Auch ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, dass ich aus der Sucht heraus
    finde.

    Erst als ich die mir selbst gesetzten Grenzen überschritt, konnte ich die Bremse
    ziehen!

    Es kann immer nur der Alkoholkranke die Sucht stoppen, das muss von innen
    und selbständig kommen. Kein anderer kann da etwas ausrichten. Man kann sich
    erst helfen lassen, wenn man es selbst will.

    Elly

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Das heißt, es gibt keine Worte die einen Menschen in diesem Zustand zum ernsthaften Nachdenken bewegen?!
    Da muss wirklich erst etwas schlimmes geschehen, damit man handelt, wenn man denn überhaupt handelt.


  • Das heißt, es gibt keine Worte die einen Menschen in diesem Zustand zum ernsthaften Nachdenken bewegen?!
    Da muss wirklich erst etwas schlimmes geschehen, damit man handelt, wenn man denn überhaupt handelt.

    Eigentlich ist es egal, ob etwas "schlimmes" passiert, es kann genauso zur Legitimation benutzt werden. Ich weiß nicht, wie oft ich mir Geschichten anderer Betrunkener angehört habe, die alle schlimmen Dinge dieser Welt für sich gepachtet hatten und heute noch saufen. Wenn ich von mir ausgehe, war das letzte Jahr mit Alkohol sicherlich das schlimmste, aber gerade in den letzten Wochen vor der nun seit 1,5 Jahren gelebten Nüchternheit ist eigentlich gar nichts mehr passiert. Es gibt hier reihenweise Erfahrungsberichte, in denen die Personen im Prinzip alle schlimmen Dinge erlebt haben und doch erst viel später, an einem vermeintlich unscheinbaren Punkt den Ausstieg geschafft haben.

  • Doch Ziele! Mich konnten Worte zum ernsthaften Nachdenken bewegen. Dieses Nachdenken konnte mich aber nicht zum Aufhören bewegen.

    Erst als ich für mich schon beschlossen hatte, dass ich „bald“ für immer mit dem Trinken aufhören werde, konnte sich ein Auslöser finden, als der Vater meiner Kinder mir alles schonungslos an den Kopf geworfen hat, was die bittere Wahrheit war.

    Hätte er das ein Jahr früher getan, bzw. hat er das, wenn auch nicht in dem Ausmaß, dann hätte mich das zum Nachdenken gebracht bzw. für ein schlechtes Gefühl gesorgt. Aber Aufgehört hatte ich vermutlich nicht. Ich war noch nicht soweit. Diese Krankheit steuert die eigenen Gedanken immer wieder in die andere Richtung, so dass man weiter trinkt.

    Geschadet haben mir die Worte meiner Familie und Freunde aber nicht. Sie haben mir geholfen, schneller voran zu kommen.

    Die Worte meines Ex-Mannes haben nur zum Aufhören gesorgt, weil ich schon soweit war. Aber sie haben den Zeitpunkt bestimmt. So konnte ich mir sagen „JETZT ist es soweit, Schluss damit!“ Das letzte i-Tüpfelchen sozusagen.

  • Cadda:

    Bin ich froh, dass du geschrieben hast, dass dein Mann-Familie-Freunde dir die Wahrheit schonungslos gesagt haben. Jetzt bin ich froh, dass auch ich schonungslos ehrlich war. Ich wusste nicht, war das gut, war das schlecht aber es musste einfach raus! Ich dachte die ganze Zeit, morgen schon kann es zu spät sein“. Egal was er tut, du hast es ihm gesagt. Sein Bruder hat auch vor kurzem tacheles gesprochen. Ich denke nicht, dass es etwas bewirkt hat. Zumindest macht es nicht den Eindruck. Zusammen sein, will ich mit diesem Menschen nicht mehr, das ist vorbei. Aber sein Zustand lässt mich nicht kalt.

    Hull:
    Scheint so als ob erst einige Zeit nach einem bescheidenen Ereignis vergehen muss, bis der Schalter umgelegt ist.

  • Es war richtig, Ziele... dass Du es gesagt hast. Schon allein für Dich. Es hilft einem doch selbst manchmal schon, wenn man es einfach los ist, was man auf dem Herzen hat.

    Bewirkt hat es bestimmt etwas, nur ändern wird sich vielleicht lange Zeit noch nichts, vielleicht auch nie. Das kommt einfach drauf an, ob er aufhören WILL.

    Meine Familie hat mich vor Jahren schon angesprochen, dass sie sich Sorgen machen. Ich war einsichtig, wusste ja selbst, dass es Überhand genommen hatte. Geändert hab ich es da noch nicht. Ich wollte über viele Jahre auf Biegen und Brechen „normal“ trinken können. Ich konnte mich einfach nicht mit dem Gedanken NIE WIEDER im Leben einen Rausch durch Alkohol anfreunden. Aber die Worte haben geholfen, immer weiter in die richtige Richtung zu kommen. Jede Peinlichkeit im Suff, jedes Gespräch mit Menschen, denen ich wichtig bin. Das alles hat mich nicht abhalten können, aber in dem
    Moment, als ich soweit war... da hab ich mich immer wieder an alles, was gesagt wurde, erinnert. Ich hab alles immer wieder abgerufen, zusätzlich zu dem, was ich hier gelesen habe.

    Deine Worte waren also richtig. Aber Du solltest es bei diesen Worten belassen. Es hilft nicht besser, nur weil man sich wiederholt.

    Das hab ich nämlich im umgekehrten Fall, als ich versucht habe, meinen Ex-Partner zu überzeugen, getan. Ich wollte lange Zeit schon aufhören, mit dem Trinken. Aber ich wollte mit ihm zusammen aufhören. Weil mir klar war, dass es das Ende der Beziehung bedeutet, wenn ich aufhöre und er nicht. Du glaubst nicht, wie sehr ich mir den Mund fusselig geredet habe. Er hat es auch verstanden. Er selbst hat alles eingesehen und mir auch von allein seine Gefühle geschildert über die Abhängigkeit. Er hat alles verstanden und meine Worte wird er zu 100 Prozent einsehen, innerlich. Er säuft leider immer noch.

    Ziele, Du hast ihm gesagt, was Du denkst. Das ist gut so. Aber warte nicht darauf, dass Deine Worte was ändern. Vielleicht helfen die Worte ihm irgendwann einmal, wenn er soweit ist.

  • Ja, das stimmt! Es hat gut getan das alles rauszulassen.
    Und ich weiß genau was du meinst, wenn du sagst, dass er dir seine Gefühle bezüglich der Abhängigkeit geschildert hat. Das hat xy mir auch, von allein (!) Er versteht alles, aber - so wie dein Ex-Partner - er säuft weiter. Er will einfach saufen, das habe ich endlich begriffen. Loslassen und meinen Weg gehen. Ich kann und möchte mir das auch nicht mehr antun. Mein Leben ist mir wichtiger! Es tut aber trotzdem gut sich hier über solche Dinge austauschen zu können.

  • Ich werde warscheinlich nie herausfinden, welche meiner strengen und harten Worte, welche Teile meiner Wahrheit bei meinem Mann irgendwas bewirkt haben. Ihr wisst ja, er ist eher der Schweigsame...der, der sich nicht entschuldigt oder Fehler zugibt. Seine * Trockenlegung * war ja damals eine Zwangsmaßnahme nach dem Unfall...die Langzeit ein erhofftes Mittel zur Strafmilderung.
    Vielleicht wälzt er sich abends im Bett....vielleicht schläft er auch wie ein Baby....ob er ein schlechtes Gewissen hat, werde ich wohl nie erfahren. Aber ich bin davon überzeugt, daß er bekommt was er braucht :)

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