Beweggründe, für ein Leben ohne Alkohol

  • Hallo,
    Eine Person die eine nahe stehende Person hat, der/die säuft,
    hat mich gefragt was sie/er machen kann das der/diejenige aufhört mit dem Saufen?
    Eine Empfehlung konnte ich nicht geben, da jeder Mensch anders ist.
    Ich habe meine Geschichte erzählt, mehr konnte ich nicht sagen.
    Bei mir gab es mehrere Faktoren, die mich zum Ausstieg bewegt haben.
    Zum einen, wusste ich schon lange, dass ich abhängig bin. Mir ging es körperlich und seelisch schlecht.
    Alleine aufzuhören, schaffte ich aber nicht, meine Hoffnung, das mich jemand anschubst.
    Mein Glück war, das ich im August 2007 gleich mehrere Fußtritte bekam.
    Der erste vom meinen Hausarzt, er hat mir nahe gelegt in eine Suchtberatung zu gehen,
    Den mein körperlicher Zustand war sehr schlecht. Fast Zeitgleich, hat mir meine Frau gesagt,
    wenn ich nicht aufhöre, geht sie weg, sie hält es einfach nicht mehr aus. Als hätten sie sich abgesprochen,
    kam meine Arbeitgeber auf mich zu und hat mir ein Alkoholverbot ausgesprochen.
    Ich bin dann zur Caritas gegangen und bekam Einzelgespräche, Montags ging ich dann in die Orientierungsgruppe.
    Eine Genehmigung für eine Entwöhnungstherapie wurde schnell genehmigt.
    In der Orientierungsgruppe, wurde ich angesprochen, das ich nach Alkohol rieche,
    ich habe mich sehr geschämt.
    Der Stress in der Arbeit nicht zu trinken und dann zu Hause alles nach zu holen,
    so das ich meinen Spiegel hoch zu bringen und die Scham in der Gruppe als einziger nass zu sein, hat mich
    dazu gebracht, vorzeitig in die Entgiftung zu gehen.
    Ich habe den Druck von außen gebraucht, um trocken zu werden.
    Was waren eure Beweggründe, um mit dem Saufen aufzuhören?

    Grüße, kossi

  • Hallo Kossi,

    ich denke auch, dass es keine allgemeingültige Empfehlung geben kann…

    Ehrlich gesagt: ich weiß meine Beweggründe nicht mal?! Also, WARUM ich nicht mehr trinke natürlich schon, aber nicht den AUSLÖSER für den Zeitpunkt meiner Entscheidung… keine/kaum körperliche(n) Schäden, seelische ja klar, aber das auch schon über einen längeren Zeitraum… kein Druck von außen (wusste ja niemand). Und dann kam dieser Sonntag, ein Sonntag wie jeder andere auch; ich hatte am Samstag wie immer zu viel Wein getrunken und die übliche depressive Katerstimmung; und die gleichen Gedanken wie immer in dieser Stimmung („so kann es nicht weitergehen“). Aber an diesem Tag hat sich ein Schalter umgelegt und in mir ist die Erkenntnis aufgeblüht, dass ich mit Alkohol nicht weiterleben will… Wobei… „aufgeblüht“ trifft es nicht wirklich… die Erkenntnis war anfangs sehr angstbesetzt… „Ein Leben OHNE Alk??? Wie soll DAS gehen???“. Diese Angst hat sich aber schnell in das Gefühl gewandelt „ich glaube, es ist möglich“. Und daran hat sich bislang nichts geändert, ich genieße mein neues, trockenes Leben mit allen Vorzügen. Vielleicht war bei mir einfach die Zeit reif… Alles hat seine Zeit :wink:.

    Schönen Feiertag :D
    die Feldmaus

  • Hallo Kossi,

    es gibt viele Gründe.

    Ich selbst habe gelitten. Es ging mir körperlich und vor allem seelisch grauenvoll durch das Saufen. Meine Kinder haben gelitten. Sie haben es gehasst, wenn ich betrunken war. Meine restliche Familie und meine Freunde haben gelitten. Sie haben sich große Sorgen gemacht. Mein Arbeitgeber hat es nicht direkt gemerkt, aber ich war auf der Arbeit oft dermaßen im Eimer. Leistung sieht anders aus.

    Ich habe im Suff grundsätzlich Kontrollverlust gehabt. Diese Peinlichkeiten haben mir endlos zugesetzt. Ich hab mich echt gequält und es ist mir immer wieder passiert.

    Ich wusste, ich will aufhören. Wusste nur noch nicht wann. Den Zeitpunkt hat letztendlich mein Ex-Mann bestimmt, indem er mich zum wiederholten Male angesprochen und mir Sachen an den Kopf geworfen hat. Beim letzten Mal war ich eh kurz vor dem Schritt des Aufhörens. Dazu kam, dass er mir diesmal wirklich schonungslos die bittere Wahrheit gesagt hat. Laut, direkt und verletzend mit dem Hinweis, dass die Kinder sonst besser bei ihm aufgehoben sind.

    Diese Androhung war nicht unbedingt das, was mich bewegt hat, sofort aufzuhören. Ich bin ziemlich sicher, dass er das -zumindest zu dem Zeitpunkt- nicht in Angriff genommen hätte. Aber die Dinge, die er mir sagte. Dass ich so eine tolle Frau und Mutter bin, die alles im Griff hat, aber wehe wenn ich besoffen bin. Dass dann davon nichts übrig ist. Dass ich dann widerlich bin. Absolut peinlich und was ich den Kindern Schlimmes damit antue. Dass er es als Kind gehasst hat, wenn sein Vater gesoffen hatte (war ebenfalls alkoholkrank, inzwischen über 20 Jahre trocken) und dass es unseren Kindern jetzt auch so geht und ich sie fertig mache mit meinem Gesaufe.
    Noch viele andere Dinge. Das volle Programm. Ich stand vor ihm und habe geweint.

    Am nächsten Morgen habe ich eine lange Nachricht über whats app verfasst, weil ich nicht jeden anrufen wollte:

    Dass ich schon lange den Entschluss gefasst habe, aufzuhören und es jetzt endlich soweit ist. Dass ich zum Arzt gehen werde und den Schritt jetzt gehe und mich entschieden habe, nie wieder im Leben Alkohol zu trinken. Verschickt habe ich sie an meine liebsten Menschen. Meinen Ex-Mann, meiner besten Freundin, meiner Schwester, meinem Vater und meinem damaligen Partner (auch Alkoholiker, säuft leider immer noch).

    Alle haben mich sofort ernst genommen und mir geglaubt. Alle waren absolut erleichtert.

    Mein Ex-Mann antwortete:
    „Das ist der einzige und richtige Weg.“....

  • Für mich immer wieder ein Wunder! :!:
    Ich hätte es meinem Mann so sehr gewünscht, wünsche es ihm immer noch. Auch wenn wir getrennt sind.
    Dir, liebe Cadda, wünsche ich weiterhin alles, alles Gute auf deinem trockenen Weg!!!!! :!::!::!:

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Es gab nur einen übergeordneten Beweggrund: keinen Alkohol mehr trinken zu wollen.

  • Hallo Kossi,

    wenn süchtig dann gibt es nur diese Beweggründe. Leben oder forciertes sterben.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!


  • Ich denke, bei vielen gibt es einen individuellen Beweggrund und das "keinen-Alkohol-mehr-trinken-wollen" ist eher der Weg zum Ziel...?

    Den Grund gab es nicht, eher war es so, dass es lächerlich war, trotz der vielen Gründe nicht vorher aufgehört zu haben. Ich habe die Höhepunkte meiner Alkoholzeit an anderer Stelle schon etwas ausführlicher aufgelistet; es gab Autounfälle, Verurteilungen, Geldstrafen, kaputte Freundschaften usw. und doch waren dies keine Gründe, um aufzuhören, da ich trinken wollte. Irgendwann wollte ich es nicht mehr und auch dafür brauchte es nicht einmal einen besonderen Grund.

    Der Wille kann für sich selbst stehen.

    Nun habe ich meine Sichtweise - die im Übrigen nicht einmal einer Logik, sondern organischen Gedanken entspringt - ausgeführt, sodann wäre es vollständig, auch deine Sichtweise ausgeführt lesen zu können.

  • Hallo, Danke für eure Antworten.
    Mein Leben ohne Alkohol nicht leichter geworden, aber ich lebe jetzt bewusster.
    Sehe die schönen Sachen, vorher war ich Blind, vom Alk. benebelt.
    Meine Psyche ist nicht besser geworden, kann aber besser an mir arbeiten.
    Der Alkohol, stiehlt mir nur noch wenig Zeit, habe genug Zeit verloren.
    Bin Selbstbestimmt, über 30 Jahre, hat der Alk. immer mehr meinen Alttag bestimmt.
    Oft musste ich mich schämen, wenn mir peinliche Sachen passiert sind, zum Schluss immer öfter.
    Das Saufen hat viel Geld gekostet, dass spare ich mir jetzt.
    Mein Körper war schwer Angeschlagen, musste mich oft übergeben, konnte kaum noch was Essen.
    Es ist schön, wenn man mit seinen Gegenüber, beim reden in die Augen schauen kann,
    muss meine Fahne nicht mehr verstecken.
    Auto fahren und keine Angst mehr vor Verkehrskontrollen zu haben, beruhigend.
    Ich bin jetzt ich, bin Selbstbestimmt, habe mehr Zeit, für meine Familie und Enkelkinder.
    Meine Enkel sollen einen Opa haben, für den sie sich nicht schämen müssen.
    Alles schlechte will ich nicht mehr erleben, darum will ich solange wie es irgendwie geht,
    wenn es geht bis zu meinen Lebensende, trocken bleiben.
    Ich glaube es sind genug Beweggründe um trocken zu bleiben.

    Grüße,
    kossi

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