Der Alkohol, mein Mann und ich

  • Hallo MamaB,

    erst mal ein herzliches Willkommen hier.


    Zitat

    Einen Hoffnungsschimmer habe ich nun: Ich fragte ihn, ob er im Keller nochmal was getrunken hat, darauf kam ein zögerliches Ja.
    Ich habe zuerst meine zwei kleinen Kinder und dann M. ins Bett gebracht, er konnte nicht mal mehr gerade schauen.....

    Das Leben ist hart, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Ich habe gelernt, mit Alkoholikern zu leben, und er wird es schaffen. Wann, ist fraglich ......

    Welchen Hoffnungsschimmer siehst Du ? Das er zum 1. Mal zugegeben hat, dass er noch was getrunken hat ? Das er ehrlich zu dir war ?
    Ich kann Dir nur von meiner Erfahrung dahingehend erzählen. Als mein Partner es vor mir zugab, hat das nichts an seinem Trinkverhalten geändert. Im Gegenteil, er schien zwar erleichtert zu sein, dass ich es weiß, hat dies aber dann auch schamlos ausgenutzt und sowohl in meinem Beisein, als einige Zeit später dann auch noch heimlich getrunken. Es wurde eher immer extremer.

    Du hast gelernt mit Alkoholikern zu leben - und er wird es schaffen ? Haben die anderen es geschafft vom Alkohol wegzukommen ? Oder hast Du es akzeptiert und wirst es bei Deinem Partner nun auch akzeptieren ?

    Bitte denke vor allem an Deine Kinder und natürlich auch an Dich selber - irgendwann hält man die ganze Belastung nicht mehr aus. Du leitest einen Betrieb mit, hast Verantwortung zu tragen - wie willst Du das auf Dauer alles schaffen ?

    Mein Partner hat das immer als Ausrede benutzt - sich vor anderen zu schämen usw. - das war ein guter Grund für ihn, nichts gegen seine Sucht zu unternehmen. Vor mir und meinen Mädels hat er sich aber nicht geschämt :shock:

    Grüßle
    Diandra

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • Moin MamaB,

    dein Bericht endete mit Resignation.
    Mit deinem Verhalten und deiner "Zufriedenheit", dass sich dein Mann zu seinem Alkoholproblem bekannt hat, und das ist okay für dich, unterstützt du nur mehr seine Sucht.
    So wünscht sich jeder Alkoholiker seinen Co.

    WERDE WACH ! ! !

    Gruß, Freund.

  • Hallo MamaB,

    ich weiß nicht ob das wirklich hoffen lassen kann, wenn er jetzt anfängt offen zuzugeben, dass er trinkt. Auch wenn es nur zögerlich ist.

    Mein Schwiegervater gibt offen zu, dass er Alkoholiker ist (siehe "Schwiegervater: Ich bin Alkoholiker, na und?!") und brüstet sich damit teilweise sogar ("in der Kur durfte ich zum Frühstück immer meinen Sekt trinken und hab dafür sogar noch ein richtiges Sektglas bekommen!").

    Aber aufhören wird er damit trotzdem nicht. Die Erkenntnis alleine, dass man Alkoholiker ist, reicht nicht. Man muss damit aufhören WOLLEN!!! Und wer das nicht für SICH SELBST will, sondern nur anderen zum Gefallen tut, hört nicht wirklich auf oder wird schnell wieder rückfällig.

    Bitte klammer dich nicht so an ihn. Es fällt uns schon bei Schwiegervater sehr schwer uns von ihm zu distanzieren, weil ja auch noch seine Frau dran hängt, die sehr lieb ist (eigentlich). Aber auch sie will den Ernst der Lage nicht wirklich erkennen und versucht immer Ausflüchte und Gründe zu finden, warum ihr Mann so ausrastet. "Seine Knochen tun ihm so weh." "Es macht ihn so fertig, dass kein Geld vorhanden ist, um die 2 noch fehlenden Wohnungen zur Vermietung fertig zu bekommen." "Ihm macht das Wetter hier zu schaffen. Er müsste wieder nach Australien. Dort geht es ihm gut." "Er wurde so oft enttäuscht, dass er keine Nähe mehr zulassen kann."
    All solche Antworten bekommen wir zu hören, wenn wir uns über sein Verhalten uns und anderen gegenüber beschweren.
    Und wenn er selbst nicht mehr weiß, was vor einer Woche besprochen wurde, dann schiebt er es auf beginnendes Alzheimer!!! Seine Mutter hat dies nähmlich und wird von seiner Frau bei ihnen zu Hause gepflegt.
    Dann hat sich seine Tochter auch noch vor 2 Jahren mit einem Paukenschlag von ihm und seiner Familie distanziert und schießt nur noch per Anwalt und Gericht gegen Schwiegereltern. Das macht ihm angeblich auch total zu schaffen.

    Alles keine Gründe um zur Flasche zu greifen. Bei ihm ist es ja sogar ein 50l-Fass Bier in ca. 14 Tagen. Dazu noch Whisky oder Weinbrand (ca. 1/2 Flasche pro Tag). Der Alkohol steht bei Schwiegereltern offen herum und niemand macht einen Hehl draus, dass Schwiegervater so viel Bier trinkt.

    Helfen tut ihm das aber mit Sicherheit nicht. Wir versuchen uns jetzt soweit es geht von Schwiegervater zu distanzieren. Werden in nächster Zeit nur noch die Mieter besuchen, nicht aber Schwiegereltern. Was mir im Grunde sehr weh tut. Aber nach dem letzten Eklat mit Schwiegervater mir gegenüber ist auch mein Mann nicht mehr bereit über die Trinkerei hinweg zu sehen, da das Verhalten von Schwiegervater nicht aus beginnender Alzheimer resultiert, sondern daraus, dass er einfach zuviel trinkt.

    Denk darüber nach, ob du wirklich mit jemandem zusammen leben möchtet, für den du dich dein Leben lang verantwortlich fühlen wirst - NEBEN deinen Kindern, die dich VOR ALLEM brauchen!!!! Was ist dir wichtiger? Ein Leben mit einem alkoholkranken Menschen, der irgendwann offensichtlich trinken wird, weil du nichts dagegen unternehmen wirst oder ein Leben ohne alkoholkranken Menschen, in dem du dich auch auf dich und vor allem auf deine Kinder konzentrieren kannst.

    LG
    Janet

    Leben ist das, was passiert,
    wenn wir eifrig dabei sind
    andere Pläne zu machen.
    (John Lennon)

  • Zitat von MamaB


    Ich komme aus einer sehr intakten, liebevollen Familie und bin 28 Jahre alt.
    Mit alkoholkranken Menschen bin ich eigentlich aufgewachsen -teils, ohne es zu wissen, aber zu ahnen.

    Das Leben ist hart, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Ich habe gelernt, mit Alkoholikern zu leben, und er wird es schaffen. Wann, ist fraglich ......

    Hallo,
    ich musste wirklich 3mal lesen, ob ich das auch richtig gelesen habe. Ich für mich könnte niemals sagen, dass ich aus einer intakten liebevollen Familie komme und dann weiter über die Geschichte mit meiner Oma und Mutter schreiben.

    Es kommt mir so vor, als hättest du auch diesen Überlebensmechanismus: "soooo schlimm ist es ja gar nicht!" Als Kind hat er dir sehr geholfen, aber jetzt ist er dir sicher sehr im Weg.

    Weiß nicht, ob ich damit richtig liege, es ist mir aber wirklich direkt vom Bildschirm ins Auge gesprungen.....

    Denk vielleicht mal drüber nach.

    Viel Kraft für dich
    violetta

    Wer Rächdschreipfähler findet darf sie behalten!

  • hallo mamab,

    sorry, aber bei deinem letzten satz fällt mir die kinnlade runter: du kannst mit alkoholikern leben????? hast du nicht genug davon? willst du das dein ganzes weiteres leben mitmachen? und was meinst du, wie deine kinder das finden?

    ich komme aus einer alkoholikerfamilie, und ich weiß, wie viel auch kleine kinder mitbekommen und wie sie das bis ins erwachsenenleben hinein beeinträchtigt. werden/sollen deine kinder auch lernen, mit einem (nassen) alkoholikervater zu leben? au weia... ich hoffe, du weißt, was du da tust.

    gruß

    lavendel

  • Hallo MamaB und auch von mir ein herzliches Willkommmen

    Deine Beiträge habe ich jetzt etliche Mal gelesen, aber nirgendwo gefunden wie deine Hilfe aussieht. Es reicht dir anscheinend, wenn er dir gegenüber zugibt, dass er getrunken hat. Eine Reaktion deinerseits habe ich nirgendwo gesehen. Er kann also trinken soviel und solange er will, Hauptsache er erzählt es dir. Es gibt also keinen vernünftigen Grund für ihn, mit trinken aufzuhören. Warum nimmst du an, dass er aufhören wird?

    Ich sehe aber eine Parallele zu deinen Eltern. Deine Mutter ist mit 49 J. gestorben und dein Vater entschuldigt sich im Nachhinein bei dir und ihr. Wenn dein Mann weiterhin soviel trinkt, dann geht es ihm nicht anders als deiner Mutter. Du kannst dir also fast schon ausrechnen, wann er für immer mit trinken aufhören wird. Das hört sich sehr sarkastisch an, aber wenn du nicht mehr Druck machst, wird es leider Realität werden.

    Lieben Gruß
    Henri

  • Hallo MamaB,


    Zitat

    Ich unterstütze ihn nicht in seinem Trinkverhalten, aber er bekommt alle Hilfe meinerseits, um mit dem Trinken aufzuhören.

    Welche Hilfe hat er denn konkret in diesem Bezug schon angenommen ? Hat er schon von Entzug, Therapie oder Arztbesuch gesprochen ?

    Zitat

    Ohne den Rückhalt der Familie, ohne deren Kraft, wie soll dann jemand den Absprung schaffen?

    Glaube mir, auch ich will und wollte meinem Partner jede nur erdenkliche Hilfestellung geben - in rührseligen Momenten hat er auch davon gesprochen, dass er alles machen wird, aber am nächsten Tag sah die Welt wieder ganz anders aus.

    Zitat

    Unsere Kinder lieben ihren Vater, meines Erachtens auch zurecht.

    Meine Mädels lieben ihren Vater auch - wenn er nüchtern ist ! Wenn sie bemerkten, dass er wieder angetrunken war, haben sich sich in ihr Zimmer verdrückt - das wollten sie nicht sehen und damit wollten sie nichts zu tun haben. Je älter sie wurden, desto auffälliger wurde das. Nachdem er in einer WG war nach seinem Entzug, entspannten sich meine Töchter merklich. Sie verschwanden abends nicht mehr - erzählten auf einmal viel mehr, manchmal konnte ich sogar mein Buch nicht weiterlesen, oder in Ruhe mal fernsehgucken, weil sie so mitteilungsbedürftig waren. Mittlerweilen können sie sich auch wieder so bei ihrem Vater verhalten wenn er uns besuchen kommt.
    Und er hat sie nie geschlagen - aber er war einfach kein angenehmer Mensch mehr für sie.

    Zitat

    Da kann man mir erzählen, was man will, aber Scheidungskinder haben genauso einen Knacks.
    Noch sehe ich eine realistische Chance, dass mein Mann sein Leben, auch unter anderem mit meiner Unterstützung und der unserer Familien, wieder in Griff bekommt.

    Ich glaube nicht, dass man das mit Scheidungskindern vergleichen kann. Das sind wieder ganz andere Probleme für ein Kind.
    Man muss den Menschen den man liebt doch nicht verlassen. Aber man muss konsequent werden und im Umgang mit einem selbst oder den Kindern absolute Nüchternheit verlangen. Wird das nicht akzeptiert, muss man andere konsequente Lösungen suchen wie z. B. eine räumliche Trennung. Ihn dabei aber immer wissen lassen, wenn Du nüchtern bist und nüchtern bleiben willst, dann bin ich für Dich da !

    Zitat

    Niemand von uns hier allen ist gegen Alkoholismus immun, es könnte jeden treffen, es sucht sich ja anfangs niemand selbst raus.
    Es sagt ja niemand, Ja, ich möchte Alkoholiker werden.

    Aber Mitleid hat noch niemandem geholfen. Und ein Alkoholiker benutzt dieses Mitleid um auch weiterhin sein tägl. Trinkpensum einhalten zu können.

    Zitat

    Aber deswegen kann man doch einen Menschen nicht fallen lassen.
    Sicher, wenn man keine Hoffnung mehr hat, dass sich etwas ändert, ist das was anderes.

    Warum heiratet man? Eine Sicherheit, das die Ehe hält, gibt es nicht. Eine Sicherheit, dass eine Alkoholiker trocken bleibt, gibt es auch nicht.

    Man heiratet aber doch auch nicht, um nur die "schlechten" Zeiten miteinander zu teilen und dabei selber immer unglücklicher zu werden. Du hast geheiratet um glücklich zu sein - die schlechten Zeiten hattest Du - jetzt besinn dich mit aller Kraft auf die guten Seiten.

    Zitat

    Aber beides ist einen Versuch wert!

    Stimmt - werde konsequent und zeige ihm damit, was Dir an ihm liegt.


    LG
    Diandra

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • hallo,

    so "einfach" rät hier niemand einem angehörigen, seine/n partner/in zu verlassen. das ist, denke ich , immer der letzte schritt. was ich hier auch mal gelesen haben: "man kann niemenden trocken lieben". ich glaube mittlerweile auch, dass das nicht geht. das einzige was (vielleicht?!) funktioniert ist druck und das gegenüber wissen lassen, was ihm verloren geht, wenn er/sie so weitermacht. mamab, bine: wenn ich eure beiträge so lese denke ich dass ihr immer noch glaubt, ihr könntet eure männer durch kümmern, unterstützen und lieben "trockenlegen". ich glaube nicht, dass man den alkoholismus so bekämpfen kann. ich habe auch lange gedacht, dass - wenn ich versuche meinen partner zu verstehen, ihm rückhalt zu geben, sein trinken zu entschuldigen, ihn zu kontrollieren, ihm nichts zu trinken zu geben uswusw. - er schon einsehen wird, dass das nicht so weitergeht, dass er sich schadet... nix hat er eingesehen. es ging immer weiter, wurde immer mehr, ich hab mich immer mehr zurückgezogen, er hat immer mehr getrunken: ein teufelskreis. erst als ich ihm ganz ernsthaft gedroht habe ihn zu verlassen, wenn er weitertrinkt, und ihm gleichzeitig versprochen habe, alle schritte mit ihm zu gehen, wenn er sich zur trockenheit entschließt, ist ihm klargeworden, welche konsequenzen ihn erwarten. und erst das hat ihn zum nachdenken gebracht. nicht mein schimpfen, heulen, hoffen, meckern.....

    ich hab ihn nicht "einfach" verlassen, ich habe es ihm erst einmal nur angedroht. er, und nur er hat die chance, das zu verhindern. und wenn er sich für den alkohol entscheidet, wird er mich verlieren. er hat also eine wahl, und was er daraus macht, ist seine sache. aber ich mache es ihm eben nicht mehr so einfach, beides haben zu können, mich und den alkohol. vielleicht hilft es. ich hoffe es, denn auch er kann nur davon profitieren. und ich sowieso: entweder einen trockenen partner (was ich mir wünsche) oder eine (natürlich schmerzhafte) trennung, nach der es mir früher oder später besser gehen wird, weil dann nämlich nicht mehr angst und alkohol mein leben dominieren. hört sich brutal und egoistisch an, aber der alkoholiker ist auch brutal und egoistisch...

    noch was: nicht weil ich ihn nicht liebe, sondern weil ich ihn liebe, muss ich ihn verlassen, wenn er weitertrinkt, damit er vielleicht eine chance hat zu verstehen.

    wünsche euch viel kraft

    lavendel

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