• Liebe Aurora,

    hab bei Dir auch einiges schon gelesen, was mich berührt und betroffen gemacht hat. Ich danke Dir.

    Hab auch genauso etwas wie hier gesucht, wo einfach mal Platz und Raum ist.

    Ich hab auch kein Problem damit, mir selber professionell Hilfe zu suchen, wenn ich nicht weiter komme aber mein Bedarf ist gerade eher, einfach mal zu reden und die Dinge zu beschreiben und zu sortieren. Und weiß, dass SHG da eine wertvolle Hilfestellung sind, weil man von den Erfahrungen der anderen profitiert und die Rückmeldung nicht aus dem "Lehrbuch" sondern dem Leben stammt.

  • Genau vor 7 Jahren zu dieser Zeit, stand ich dann da und wusste nicht wohin mit mir. Zumal sich in der Zeit auch für herausstellte, ich konnte nicht mehr in meinen alten Job zurück - edit - . Mir war das alles zu viel und ich war dieses ständige Misstrauen, Hinterfragen und auch Verarscht werden im Job so satt. Das hat mich obendrein in eine Depression getrieben. Aber als Beamtin im sozialen Bereich, nicht so leicht sich in einen anderen Bereich versetzen zu lassen. Stand also alles auf Neuanfang.

    Im übrigen habe nicht ich die Beziehung beendet, sondern er. Denn ich war ja diejenige seiner Meinung nach, die ihn ständig triggerte und für die Situation zuhause verantwortlich war und er deshalb natürlich auch saufen musste. Die Streitigkeiten und Diskussionen, die ich herbei geführt hätte, könne er nicht mehr ertragen. Auslöser waren meist ganz banale Dinge, wenn ich das Gespräch gesucht habe, wie wir Alltagsdinge erledigen und wer, was jeweils im Alltag übernimmt. Oder Vorschläge welche schönen Dinge wir gemeinsam unternehmen könnten, weil es davon gar nichts mehr gab. Ich hab das ganze nie kapiert, weil ich dachte, Moment, man kann doch alles klären und über alles reden. Und seine tagelangen Rückzüge und mich dabei komplett ignorieren hätte er ja machen müssen, um sich vor mir zu schützen. Er konnte tagelang nicht mit mir reden, war kalt wie ein Stein. Aber ich war gut genug, um Lebensmittel und leider auch Alkohol heran zu karren, den Haushalt zu machen. Ich hatte im zweiten Stock im Haus einen Raum für mich, den ich damals aber nicht als Rückzugsort für mich sah, sondern als Strafort weil er mich quasi dorthin schickte, weil er mich nicht bei sich haben wollte bzw. wehe ich hätte mich dazu gesetzt. Da saß ich dann da oben in meinem Raum, voller Verletzung darüber, wie ablehnend er war, während er sich unten im Wohnzimmer bei lauter Musik, Serien oder Playstation zukippte und sich in seinem Selbstmitleid aalte. Und Schuld war ich ja. Und ich hab dann tagelang gewartet, bis er wieder aus seinem Schneckenhaus kam und eine langsame Annäherung möglich war, bei der ich mich erklärte und meistens auch entschuldigte. Ich war selber wie paralysiert.

    Aber das peinlichste an der ganzen Geschichte ist und den größten Fehler, den ich gemacht habe ist, dass ich zu der Zeit oftmals mit ihm mit getrunken habe und sich eben aus diesen Situationen auch Streitigkeiten ergeben haben. Und dadurch war ich selber in Szenen drin, die ich nie im Leben von mir erwartet habe und auf die ich alles andere als stolz bin. Vorher hab ich nie so getrunken. Aber auch das gehört hier rein, weil ich eben gerade nichts beschönigen will. Aber auch genau das ist der Grund, warum er so leichtes Spiel hatte, mit dem Finger auf mich zu zeigen, weil ich natürlich damit voller Schuldgefühle und Schamgefühle war und heute auch noch bin. Denn aus einem gemütlichen Abend mit gutem Essen und Wein und nach dem Motto: Hol, den Wein raus, wir müssen über Gefühle sprechen, resultierten eben die Eskalationen auch bei mir. Ich konnte die Verletzungen und Zurückweisungen nicht ertragen und hab immer wieder versucht einen Zugang zu ihm zu finden, denn ich konnte nicht verstehen, dass er kein Interesse an meinen Gefühlen hatte. Ein Beispiel: als ich zu ihm ins Haus gezogen bin, haben wir eine Einweihungsfeier gemacht und saßen dann mit ein paar Leuten am Lagerfeuer und er erzählte so, dass ihm ja ausreichen würde, wenn er alleine eine kleine Wohnung hätte, wo er nur Internet und einen vollen Kühlschrank und komplett seine Ruhe hätte. Ich bin aus allen Wolken gefallen, denn wie gesagt, es war die Feier zu meinem Einzug bei ihm, vor dem ich eh großen Respekt hatte, weil ich über 10 Jahre alleine vorher gelebt hatte. Und absolutes Unverständnis seinerseits, dass ich mich so aufrege, weil er ja damit einfach sagen wollte, dass er kein typischer Hausbesitzer ist und er sich eigentlich, darum nicht kümmern will und hätte nichts mit mir zu tun.

    Und ich hab immer weiter an ihm festgehalten. So bescheuert es ist, mir ist zu dem Zeitpunkt noch nicht in den Sinn gekommen, dass er Alkoholiker ist. In meinen Augen hatte er einen riskanten Alkoholkonsum, da ja. Aber in erster Linie, war für mich klar, er hat Depressionen und noch nicht richtig seine Kindheitsgeschichte bearbeitet, weil er noch immer insbesondere der Anerkenung seines Vaters hinterher trauert. Der aus heutiger Sicht übrigens genauso wie die Mutter Alkoholiker ist. Und das war mein Ziel und meine Erklärung für alles, ihm daraus helfen zu wollen. Auch wenn mir langsam bewusst wurde, dass die erste Ehe nicht nur so geendet hat, weil sie ihn betrogen hat, sondern weil das vermutlich ihre Art war, aus der Kiste auszusteigen. Denn anders als in einem Scheidungsverfahren, müssen bei einer Annullierung der Ehe, Beweise gebracht werden, die wie hier in dem Fall, die Täuschung mit dem Kuckuckskind zugrunde legen. Und in dem Urteil habe ich Zeugenaussagen gelesen, die darauf hin gedeutet haben, dass er sich hier schon ähnlich verhalten haben muss und es auch dort zu ständigen Streitigkeiten und Eskalationen gekommen ist.

    Obwohl mir aufgefallen war, dass er gar kein Interesse daran hat, in irgendeiner Form Verantwortung für irgendetwas geschweige denn irgendwen zu übernehmen. Hinzu kamen unzählige Situationen, wo er irgendetwas aus irgendeinem, meist gesundheitlichem Grund nicht machen konnte. Ob es nun Verdauungsprobleme waren oder die wirklich schlimme Schuppenflechte oder eben ein Rückenleiden. Aber KO-Grund war meistens seine Erschöpfung, die ja dann in erster Linie durch mein Verhalten ihm gegenüber ausgelöst wurde. Somit hab ich mich und meine Bedürfnisse komplett zurück genommen. Oder ich hab ihn konfrontiert, was dann wieder dazu führte, dass hier Teller flogen bzw. tagelange Ignoranz. Bin auf jeden Fall da geblieben, zumal mir ja auch alleine schon durch meinen Job damals, keine Abgründe des Menschen unbekannt waren und mein Auftrag war es ja, ihn zu stabilisieren, um dann den Traum von der glücklichen Zukunft mit Kindern und allem PIpapo endlich leben zu können. Ich war hoch bedürftig. Und auch als ich wegen Endometriose ins Krankenhaus musste und der Arzt in seinem Beisein sagte, sie sollten jetzt schwanger werden sonst geht es nicht mehr, hab ich übersehen, dass er die Augen verdreht hatte. Denn Kind mit mir, auf gar keinen Fall, weil die Beziehung ja wegen mir so schlimm ist und er ja immer noch traumatisiert ist wegen des Kuckukskind und den ganzen Kack. Aufgegangen oder Trost in irgendeiner Form habe ich nicht erfahren. Das Thema wurde abgehakt und dass es mir damit schlecht ging, war nicht egal aber er konnte mir ja nicht helfen, weil ich zu viel verlange oder es ihm wegen irgendeinem Furz der quer saß, nicht gut ging. Muss gerade lachen, weil mir gerade einfällt, wie oft er wenn ich mit ihm über mich sprechen wollte, er dann plötzlich aufs Klo musste. Ein Schelm wer denkt, dass die Verdauungsprobleme etwas mit dem Trinken zu tun haben könnten.

    Es war auch die Zeit, wo er merkte, dass er nicht länger - edit, Berufsbezeichnung entfernt - sein kann. Seine Krankmeldungen häuften sich. Damals noch ausgestellt von einem älteren Landarzt, der ihn dann auch immer wieder wegen Kleinigkeiten, wie Magenverstimmung oder so etwas direkt für ne Woche aus dem Verkehr gezogen hatte. Hatte immer gedacht, warum wird da nicht mal hinterfragt. Aber wozu er immer schon in der Lage war, zu zeigen, wie schlecht es ihm geht und sich Köpfchenstreicheln (wie ich es immer genannt habe) zu holen. Denn er war ja nunmal auch Opfer, dieser ersten Ehe und zudem immer schon ein melancholischer Typ. Zudem kann er sich auch so darstellen, dass er sehr wohl weiss, was ihm fehlt und er es auch übertreibt und nimmt damit sofort seinem Gegenüber den Wind aus den Segeln und wird bedauert. Aber wehe dem er wird konfrontiert oder kritisiert, dann wird sich davon abgewandt. Doch wenn er bei sich von Depression spricht, schafft er es bei anderen Türen zu öffnen, weil sein Gegenüber in ihm einen guten Gesprächspartner sieht. Aber das war es dann auch schon.

    Und so war es dann auch bei seinen Freunden oder Kollegen. Wozu ich später nochmal ausführlich komme, weil die einen großen Teil auch meiner Wut und Verletzung ausmachen. Kollegen, die ihn morgens ohne zu hinterfragen, mit Fahne zum Dienst genommen haben. Kollegen, die bis heute behaupten, ich bin die Ursache, dass er - die Arbeit - mehr verrichten kann.

    Kollegen und Freunde, mit denen aber auch immer gerne in geselliger Runde gesoffen wird. Kollegen und Freunde, die behaupten, ich sei der Trigger, für sein Trinken. Kollegen und Freunde, die gerade aktuell zum ersten mal merken, dass er es schafft sich ganz alleine kaputt zu machen.

    Denn jetzt lebt er in einer kleinen Wohnung mit Internet und gefülltem Kühlschrank und säuft sich gerade tot.

    Und ich stelle gerade fest, dass ich nicht geschrieben habe, dass ich erstmal nach meinem Aufenthalt und der Psychosomatik dann geschafft habe, einen Neuanfang in einer Großstadt zum machen und dort eine Wohnung zu finden. Wo aber die Geschichte nicht endet, denn ich bin ja wieder hier gelandet und hab ihm vor 2 Jahren das Ja-Wort gegeben.

    Aber reicht gerade wieder. Muss selber Pause von dem Thema machen.

    Einmal editiert, zuletzt von Linde66 (20. Oktober 2021 um 22:03) aus folgendem Grund: Berufsbezeichnungen von Userin und ihrem Partner wegen Erkennbarkeit entfernt.

  • Hallo Peppita,

    da kommt ja einiges zusammen.... :?

    Aber bitte schreibe keine Einzelheiten, die dich oder deinen Partner erkennbar machen. Hier im öffentlichen Teil des Forums kann das www mitlesen. Immer an die Eigensicherung und Anonymität denken!

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Peppita,

    wenn du selber für größtmögliche Anonymität sorgst, kannst du sehr frei schreiben.

    Viele liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • > Wo aber die Geschichte nicht endet, denn ich bin ja wieder hier gelandet und hab ihm vor 2 Jahren das Ja-Wort gegeben.

    Aber reicht gerade wieder. Muss selber Pause von dem Thema machen. <

    Lass dir einfach die Zeit, die du brauchst, damit es dir hilft!

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