Ronin Wohin führt der Weg der Tochter...

  • Hallo! Hier ist der Ronin.

    Ich habe keine Probleme mit dem Alkohol, wohl aber (beginnend?) meine Tochter.

    Fassen wir die Geschichte einmal grob zusammen.

    Alkohol hat in unserer Familie schon immer in einem gewissen Rahmen statt gefunden, auch mal über den Durst aber das doch eher selten. Ich bin ein Genusstrinker. Das Bierchen mal an einem Spieleabend, das Bierchen wenn man ins Stadion geht oder auch schon mal im Winter den ein oder anderen guten Whisky. Grundsätzlich spucke ich nicht rein, habe aber viele viele Tage wo ich nichts trinke. Schon alleine durch meinen Beruf, arbeite nur im Nachtdient, bin ich an wenigstens 20 Tagen am Abend nicht zu Hause, somit entfällt das klassische Feierabenbier ohnehin.

    Meine Exfrau hatte mit Alkohol sehr wenig am Hut. Mal ein gemixtes Bier oder hin und wieder mal einen Hugo aber das war es dann auch schon.

    so, kommen wir zu meinem Problem.

    Meine Tochter, wird im nächsten Jahr 21 Jahre alt, hat dann irgendwann auch den Alkohol für sich entdeckt. Gut, das kennen wir fast alle, das ist normal und da macht man sich jetzt auch nicht die riesen Gedanken. Es gab auch mal irgendwann einen Absturz und ein Kötzerchen und alles bekommt man als Papa ja auch nicht mit.

    Sie war bis vor zwei Monaten mit einer sehr netten jungen Frau liiert und das für 3,5 Jahre. Diese Beziehung war sehr innig, ja schon fast pathologisch. In dieser Zeit gab es nur diese Symbiose. Es gab die beiden, außer getrennt mal durch Schulzeit, FSJ oder so immer nur 24/7. Das ganze kann in so jungen Jahren auf Dauer nicht funktionieren und somit kam das Ende für mich auch nicht sehr überraschend. Sie haben im Wechsel bei mir gelebt, mal ein, zwei tage und dann wieder bei der Freundin. In dieser Familie spielt der Alkohol eine ganz andere Rolle. Dort gibt es noch die Schwester mit Freund im haus, die Oma lebt mit dort. Es gibt viel platz und somit gibt es fast immer bzw.. täglich ein nettes beisammen sein und das immer Unterstützt mit Alkohol, vorwiegend Wein.

    Auch hier wurde dann gerne mal der billige Wein von Aldi aufgemacht und ich merkte, das auch das Level des Vertragens von Alkohol sich weiter nach oben geschraubt hat. Dann wurde immer noch gerne am Wochenende sich mit Freunden getroffen welche auch dem Alkohol nicht abgeneigt sind. Nettes beisammen sein endet oft mit Bierpong spielen was ja in meinen Augen nur der reinen Druckbetankung dient.

    Jetzt hat sich die Freundin vor 2 Monaten von ihr getrennt wo ich auch in Bezug auf den Alkohol ein großes Drama erwartet habe. Dieses hielt sich jedoch in Grenzen. dazu kommt, was ich sehr gut finde, das sie im Oktober eine Ausbildung begonnen hat wo ich schon die Hoffnung rein gelegt habe, das schon alleine dadurch die Trinkerei weniger wird. Wer steht schon gerne mit einem dicken Schädel auf und geht zur Arbeit. natürlich pickt sie sich direkt zu Beginn eine mädchen heraus welches dem Alkohol auch sehr offen gegenüber steht.

    Um einmal kurz zu schildern wie so eine Woche aussehen kann.

    Am Montag war ich in der Kneipe mit freunden wo sie auch mit war. Wir haben geknobelt und ein paar Bierchen gezischt. Ich hatte zwei Große, ein Kleines. dazu kamen dann die verlorenen Runden in Form von 6 "Leckerchen" (Eierlikör mit Erdbeerlimes) Sie hat das alles auch getrunken außer das das dritte Bier kein Kleines mehr war sondern auch noch ein Großes. Während ich um 0:00 Uhr zu Hause war fuhr sie mit ihrer neuen Kumpeline (hatten wir durch Zufall vor der Pinte getroffen und sie hatte mitgespielt) noch zu ihr weiter und ich vermute das sie dort auch noch was getrunken hat. Meine Freundin musste um 5:00 Uhr zur Arbeit und zu dem Zeitpunkt kam meine Tochter zurück nach Hause.

    Was am Dienstag und Mittwoch war weiß ich nicht, es könnte sein das sie nichts getrunken hat aber ich bin mir nicht sicher. Am Donnerstag hatte sich mein Sohn mit Freunden getroffen, etwas getrunken und gefragt ob sie bei uns zu hause noch ein Bier trinken können. das bekam meine Tochter natürlich live mit und somit zauberte sie mit zwei Kumpels von meinem Son und ihrer Kumpeline bis 02:00 weiter. Am nächsten tag stand hier ein sechsepack Mixeri, drei Flaschen Wein und irgend ein Likör.

    Am Freitag ist sie mit ihrer Kumpeline, einem Nachbar und noch einem Kumpel los. Wieder erst um 07:00 Uhr zurück, deutlich angetrunken aber jetzt nicht rappelvoll oder so. Gestern war dann Fussball angesagt. 15:30 Uhr Anstoß. Ich bekam um 17:00 Uhr eine WhatsApp von ihr ob ich auf dem Rückweg aus dem Stadion noch eine Kiste mitbringen könne. Sie wurde unpässlich als ich es verneint habe. Habe ihr gesagt, sie könne selber fahren aber ihre Antwort war das es nicht ginge da sie bereits getrunken hätte. es war, so konnte ich dann feststellen als ich zu Hause war drei kleine Bier und dann hat sie noch ein Fläschen wein drauf gepackt.

    Das ist so der abriss der letzten Woche und der Sonntag ist ja noch offen. dazu kommt noch, das Gestern niemand mehr Zeit hatte. Würde nicht ausschliessen das es sonst noch weiter gegangen wäre.

    Ich muss dazu sagen, es gab 2013 einen Todesfall in unserer Familie wo sie das sterben meiner Mutter hautnah miterleben musste. Sie bearbeitet es bis heute mit einer Psychotherapie. Dazu hat meine Frau uns 2019 im September verlassen, beide Kinder sind bei mir geblieben. Dieses Jahr sind am Anfang des Jahres beide Großeltern Mütterlicherseits innerhalb von 5 Wochen verstorben was sie natürlich auch sehr mitgenommen hat. Habe bei keinem der letzten Ereignisse einen erhöhten Alkoholkonsum festgestellt aber er hatte ja zu diesem Zeitpunkt auch bereits ein in meinen Augen überdurchschnittliches Niveau.

    Wir haben als wir Jung waren auch getrunken aber es beschränkte sich ja überwiegend auf die Wochenenden. Unter der Woche gab es so etwas nur in Ausnahmefällen.

    Ich hoffe ich konnte mein Problem erläutern und brauch mal eure Meinung dazu. Ist es eine Phase die auch mal länger dauern kann und wieder vorbei geht oder ist sie schon an einer falschen Kreuzung falsch abgebogen?

    Ich muss noch dazu erklären, das ich in der Psychiatrie arbeite...im Suchtbereich. Habe ich eine beruflich verschobene Perspektive, bin ich zu sehr professionell unterwegs?

    Das ist ja auch das was sie mir schon vorgeworfen hat als ich sie darauf angesprochen habe. "Nur weil du in der Psychiatrie arbeitest...!"

    Was meint ihr??

  • Hallo und willkommen Ronin,

    es ist sehr schwierig von außen zu beurteilen, ob bei deiner Tochter schon eine Abhängigkeit besteht.

    Was aber ja Fakt ist, sind deine Sorge und deine Gefühle. Darüber offen zu reden ist nicht verkehrt und hast du ja auch schon gemacht. Wenn ich es richtig verstanden habe.

    Oft ist es tatsächlich so dass Menschen, die gerade in diesem Gebiet arbeiten, da einen anderen Blickwinkel drauf haben. Das bezieht sich aber, so hab ich das schon einige Male gehört, eher auf sich selbst und ihre Coabhängigkeit.

    Wenn du beruflich nun vorgebildet bist weißt du bestimmt auch, dass du einem Abhängigen nicht helfen kannst. Wenn deine Hilfe nicht erwünscht ist bzw. auch keinerlei Einsicht besteht. Du kannst aber deinen Umgang damit finden. Dazu ist eine Selbsthilfegruppe wie unsere hier gut geeignet.

    Lieber Gruß

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Guten Morgen Ronin,

    ich glaube, dass man gar nicht so genau beurteilen kann, ob das einfach nur eine Phase Deiner Tochter ist oder ob sie bereits falsch abgebogen ist. Meine Kinder sind auch noch nicht in einem Alter, wo ich mit mit so etwas auseinander setzen muss. Wobei... das sind sie zum Teil schon, sie sind jetzt 13 und 15 und viele Kumpels und Klassenkameraden saufen in dem Alter schon was das Zeug hält, aber meine Beiden haben daran zum Glück noch kein Interesse. Das mag an der Vorgeschichte liegen, dass ich viel mit ihnen über das Thema rede bzw. sie damals auch viel mitbekommen haben, denn ich bin trockene Alkoholikerin.

    Ich bin jetzt 43, kann mich aber noch ganz genau daran erinnern, als ich in dem Alter Deiner Tochter war, dass es bei mir exakt genau so ablief. Ich habe auch eine Party nach der Anderen mitgenommen und konnte auch ganz hervorragend bereits am nächsten Tag Mittags dort weitermachen, wo ich am Abend zuvor aufgehört habe, wenn ich denn mit den "richtigen" Leuten unterwegs war. Ich weiß, dass meine Mutter sich irgendwann einmal solche großen Sorgen gemacht hat, dass sie mich angesprochen hat, ob das nicht zu viel Alkohol wäre, ihr wäre aufgefallen, dass ich wirklich ständig feiern würde. Ich habe das total abgebügelt und damals hab ich das glaub ich auch noch wirklich so empfunden, dass es normal wäre. Ich wusste, dass es viel und oft ist, aber ich hab ja um mich herum Leute gehabt, die genau so viel und oft, sogar noch mehr und öfter gefeiert haben. Also hab ich mich rausgeredet und vermutlich hat meine Mutter dann zunächst auch gedacht, dass es dann wohl so ist. Genau weiß ich das nicht, denn es war dann die nächsten Jahre nicht mehr so sehr Thema, was dann aber wohl auch daran lag, dass ich irgendwann meine eigene Wohnung hatte und sie es gar nicht mehr so mitbekommen haben, wie viel und oft es dann wirklich geblieben ist.

    Ich kann nur von mir reden, aber ich bin definitiv abgerutscht. Erst habe ich von einer Feier zur nächsten Feier gelebt und irgendwann später kam der Alkohol in meinen Alltag hinzu. Da wurde dann mal hier und da eine Flasche Wein zum Kochen benötigt und irgendwann abends zum Entspannen zu Hause. Die restlichen Jahre, bevor ich vor 4 Jahren aufhörte, waren gruselig, ich habe wirklich gesoffen, so richtig gesoffen... anders kann man das nicht nennen. Im Nachhinein betrachtet fing es schon damals an. Bei mir jedenfalls.

    Aber meine beste Freundin z. B., die hat damals genau so mitgemacht und ist heute nicht Alkoholikerin. Bei ihr wurde es dann - wie bei vielen anderen Leuten eben auch - mit der Zeit ruhiger und es ist bei den Partys geblieben, der Einzug des Alkohols in den Alltag hat nicht so stattgefunden wie bei mir. ABER ich habe eben auch Leute um mich herum von früher, die ebenfalls Alkoholiker wurden und heute noch trinken. NIcht jeder würde sie als Alkoholiker bezeichnen, weil sie immer noch in Gesellschaft trinken und von saufenden Leuten umgeben sind, aber wenn man sich mit dem Thema befasst, dann erkennt man es...

    Wie es letztendlich bei Deiner Tochter weitergeht, kann ich Dir natürlich nicht sagen. Aber ich fände es richtig, wenn Du Deine Bedenken äußerst. Du siehst ja, dass es hängenbleiben kann. Wie gesagt bin ich jetzt 43 und ich kann mich noch genau daran erinnern, dass meine Mutter mich in der Jugend ins Gespräch nahm. Geholfen hat es (zumindest in dem Moment) trotzdem nicht, aber vielleicht im Nachhinein betrachtet auch doch, weil ich mich dann eben auch immer wieder daran erinnert habe, als ich mich selbst hinterfragt habe. Deshalb würde ich an Deiner Stelle meine Bedenken auch äußern.

    LG Cadda

  • Ich habe ja bereits reagiert. Ich habe schon vor geraumer zeit mit ihr gesprochen und sie fühlte sich gekränkt von mir. Wir haben eigentlich ein tolles Verhältnis, sie erzählt mir (fast) alles aber das war etwas, was sie nicht hören wollte.

    Gestern, nachdem ich das oben geschrieben hatte kam es zu einer weiteren Situation. Sie fragte mich, wohlgemerkt es war Sonntag, ob ich nicht über die Flaschenpost bestellen könne. Gut, zu vergessen das Sonntag ist möchte ich nicht zu hoch hängen, passiert mir auch hin und wieder mal. Dann ging sie an meinen Schrank mit Alkohol und ärgerte sich, das der Whisky Likör so gut wie leer war und sie sich keine Mische machen konnte. Da ist mir der A... geplatzt und ich habe ihr deutlich gesagt wieviel Sorgen ich mir mache, das ihr Trinkverhalten schon lange kein normales mehr darstellt. Ich habe ihr gesagt das langsam selber die Lust an einem Bierchen verloren habe durch ihr Verhalten und ich in Zukunft kein Bier mehr kaufen werde. wenn sie meint sie müsse etwas trinken dann muss sie es sich selber kaufen.

    Das ganze Gespräch dauerte 5 Min. Sie stapfte die Treppen in ihr Zimmer nach oben, kam eine Stunde später nach unten und verließ wortlos das Haus.

    Ich bin dann später zum Nachtdienst gefahren. Von meiner Freundin erfuhr ich dann, das sie wohl nochmal wieder gekommen ist, provozierend eine Flasche Wasser auf den tisch geknallt hat. Kurz danach wurde sie wohl fürs Kino abgeholt. Danach muss sie wohl zu ihrer Kumpeline mit ihrem Kumpel gefahren sein und zum Morgen hin bekam ich noch eine Nachricht, das sie diese Nacht nicht zu Hause wäre aber dann heute wieder kommen würde.

    Bilder auf Insta ließen erkennen....im Kino gab es Nachos mit Bier und bei ihrer Kumpeline standen dann später auch wieder reichlich Weinflaschen auf dem Tisch. Im Bett war sie, abzuleiten durch online bei WhatsApp wohl erst in den frühen Morgenstunden.

  • Also Ronin,

    klar würde ich mir da auch Sorgen machen. Ich finde es verständlich, dass Du ihr deutlich Deine Meinung gesagt hast. Denn dass sie sich darüber beschwert, dass sie auf einem Sonntag nun kein Whisky Likör trinken kann, zeigt ja auch deutlich, wie selbstverständlich sie das alles sieht, dass sie so ein Trinkverhalten hat, denn ihr ist es ihrem Vater, also Dir gegenüber ja nicht einmal unangenehm. Ich glaube, ich hätte mich damals geschämt und versucht, vor meinen Eltern zu verheimlichen, dass ich gern auf einem Sonntag was trinken möchte, wenn ich zuvor gerade gefeiert habe. Deshalb finde ich es gut, dass Du sie aufmerksam darauf gemacht hast, dass das eben NICHT normal ist.

    Ich kann verstehen, dass Du Dir Sorgen machst und das auch kontrollierst was da los ist. Aber es macht Dich natürlich auch verrückt, das ist klar... Ich bin gespannt, ob sie sich das, was Du ihr gesagt hast, zu Herzen nimmt und nochmal auf Dich zugeht zum Reden.

    Wenn Du Dich hier gern regelmäßig austauschen möchtest, dann bewirb Dich bitte einmal kurz, damit wir Dich für den offenen Bereich freischalten können.

    LG Cadda

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

  • Hartmut 21. Dezember 2021 um 08:00

    Hat den Titel des Themas von „Wohin führt der Weg der Tochter...“ zu „Ronin Wohin führt der Weg der Tochter...“ geändert.
  • Hallo Ronin

    ich habe dich für den offenen Bereich freigeschaltet und dein Thema gleichzeitig dahin verschoben. Schönen Austausch wünsche ich.

    Du hattest dich gleichzeitig noch für den geschützten Bereich beworben, was jedoch noch nicht entsprochen werden kann. Da gibt es andere Regularien, die du hier einsehen kannst

    https://alkoholiker-forum.de/faq/#entry-3

    Gruß Hartmut

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