butterweich und steinhart zugleich

  • Hallo Ihr Lieben,

    eigentlich kann ich mit „Egoismus“ und meinem, für mich hartem Getue- meinem Selbstschutz, wenig anfangen und werde gerade butterweich und steinhart zugleich. Ich dachte, ich wäre schon so weit gekommen, hätte mich aus der Co-Abhängigkeit befreit, könnte alles mit Abstand und klar betrachten, brauche nichts zu begreifen, nehme alles einfach so an, „den letzten Weg gemeinsam gehen“ – Pustekuchen. Ich dachte, ich wäre durch Euch stark geworden, erwachsen, konsequent, nichts, co-abhängig, wie eh und je, ich muss da raus. Stand der Dinge:

    Wir, 4 Tage in Ihre Heimat, nach Berlin. Klasse, trockene Gesellschaft, super Hotel, schönstes Wetter, alles toll. Klar, ich akzeptierte, ohne geht es bei ihr nicht, das war auch für mich voll OK. Trinke seit Wochen kaum was, seit 14 Tagen keinen Tropfen, allen Fallen widerstanden, kein Entzug, kein Bedürfnis, geht doch und dabei verändere ich mich. Wir lachen noch über die schweren Taschen und was war drin? Richtig, schnell noch Wein ins Gepäck. Ja, ich war etwas geladen, als ich das Aufgewicht beim Einräumen meiner Klamotten entdeckte und habe es klar zur Sprache gebracht. Ihr Infarktkollege meldete sich nach 4 Monaten. Bin wieder in Reha, Beipass usw , das machte uns alle traurig und sie zugeschlagen. Nächster Morgen, sie Termin beim Prof. Kommt freudestrahlend an: bei meiner Kondition kann ich 90 werden, alles bestens, mein Arzt hat keine Ahnung, ich wechsele den jetzt erstmal. Klar, er hat auch nicht geblöfft und offen gesagt, was sie erwartet. Nachmittag, sie eine halbe Stunde zum Meeting, kommt schwankend zurück und füllt sich richtig schön am Abend ab. Tags darauf, gleicher Ablauf, später ein Glas nach dem anderen vernichtet und keine 30 Minuten später Absturz.

    Ich habe auch getrunken, vorgestern Abend, 2 Schluck Rotwein, es ist mir nicht bekommen. Vielleicht bin ich aufgrund meiner Vergangenheit krank und es war Entzug, vielleicht ein Co-Syndrom, ein beginnender Alkhasser. was passiert da mit mir, knalle ich durch?

    Gestern, am Morgen habe ich gepackt, mich verabschiedet, bin vorzeitig zum Zug, heimgefahren, mein Zeugs gepackt, das Auto voll geladen und weg, die Schränke und Schubladen sind leer.

    Ich weiß nicht, was jetzt passiert, aber ich bin noch nie so weit gegangen, ich habe meinen Ring abgelegt. Ich frage mich, ob ich mich in den letzten Monaten wirklich so verändern konnte und wirklich nur noch fort will, unsere ganze Beziehung, unsere Ehe, unser Verständnis, unsere Liebe - mit einem Schlag alles kaputt ist. Wer tickt hier überhaupt noch richtig? Bald kommt die große Reise mit den Kindern, die kann ich nicht einfach so in den Sand setzen, sie werden wieder so enttäuscht sein. Ich habe mächtig Angst davor, was passiert, wenn es vorbei sein sollte. Ich wünschte, ich wäre wirklich so egoistisch, so hart und könnte mich einfach abwenden oder mir keine Sorgen machen, leben, statt gelebt zu werden, es geht nicht, ich höre laufend Sirenen und sehe sie im Notarztwagen.

    Sie hat alles schriftlich, klar und verständlich, es gibt nichts hinzufügen. Er, der Alk oder ich. „Wir schaffen das“ ist gerade fort. Ihr verlangt jetzt von mir, dass ich so fest stehe wie die Eiche im Wind, aber meine Wurzeln faulen.

    Bin 2 Tage fort.
    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Yorkie,

    Ja, Abstand ist das beste Heilmittel. Als ich zurück kam und nachsah, ob alles noch OK ist, ein Feuerwerk aus Beschimpfungen, wie noch nie. Heute Nachmittag die nüchterne Aussprache. Jedes Wort, jeder Satz wurde bis aufs Feinste zerlegt, kein Wort zur Abhängigkeit. Alles liegt schriftlich vor, er, Freund Alk oder Ende. Als ich es ansprach, klare Aussage: ich weiß, dass ich ein Problem habe, ich trinke etwas zu viel, aber kein Leben ohne Alkohol, ich bestimme wann ich was wann trinke. Morgen brauche ich das Auto und bringe neues Wasser mit, als wäre nichts gewesen. Aber alles hat sich geändert, es wurde nur noch nicht verstanden.

    Gut, ich werde es jeden Tag weiter versuchen, mich jeden Tag etwas mehr abnabeln und damit abfinden, bis am 30.09.06 der Mietvertrag gekündigt wird.

    Das Leben ist zu wertvoll, wir haben nur eins.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Kaltblut!

    Für Dich kommt es im Moment wirklich knüppeldick. Ich hoffe für Dich, Du konntest in den zwei Tagen ein wenig abschalten und zu Dir kommen. Deine Zeilen erinnern mich sehr an mich selbst. Bis vor gar nicht so langer Zeit habe ich noch fest in einer ähnlichen Haut wie Deiner gesteckt. Wie oft hatte ich die Hoffung jetzt geht’s bergauf, es wird besser. Ich habe gelernt, ich kann mich abgrenzen. Wie viele „positive“ Arztberichte habe ich mir schon angehört, dabei ist ihr Körper kurz davor aufzugeben. Immer nur um mich relativ schnell wieder auf dem harten Boden der Realität wieder zu finden. Das nichts anders oder besser ist.

    Coabhängigkeit steht nicht nur im Verhältnis zu unserem „eigenen Alkoholiker“. Coabhängigkeit ist eine Krankheit mit ihrem eigenen Verhaltensmuster Eine Verhaltensstörung, die bleibt, wenn man nichts dagegen tut. Mit dem Abschied von einem Alkoholiker oder seinem Trockenwerden verschwinden dann höchstens die Symptome, zumindest bis man ein neues „Opfer“ gefunden hat, die Krankheit ist damit nicht geheilt.
    Wir gehen, neben einigen anderen „praktischen“ Eigenschaften, dazu über, das Wohl von anderen immer über unser eigenes zu stellen, andere immer mehr Wert zu sehen als uns selbst und unsere Bedürfnisse. Ohne diese Verhaltensstörung wäre es uns gar nicht möglich, so zu sein wie wir sind.

    Es macht mir den Eindruck, dass für Dich erstens, zweitens, drittens Deine Frau, dann Deine Kinder, dann die Kollegen, dann die Nachbarn, die anderen Verwandten, der Wellensittich der Oma und so weiter und so fort kommt. Erst ganz am Ende Deiner Prioritäten kommst Du. Vielleicht nicht ganz die Reihenfolge, aber ich hoffe Du verstehst, was ich damit sagen will.

    Trotz aller Einsicht und trotz aller guten Vorsätze, hast Du weiter den Coabhänigen gegeben. Sonst würdest Du nicht schreiben, es ist für Dich voll O.K. das sie Alkohol braucht. Das ist nicht abgrenzen, sondern kapitulieren. Kapitulieren vor ihrer Weigerung gesund zu werden.

    Du hast in einem Posting geschrieben Dein Nick Kaltblut kommt nicht daher, das Du kalt bist und keine Gefühle hast, sondern daher dass Du Dir alles aufladen lässt, wie ein Kaltblüter, ein Brauereipferd. Es passt zu dem, was Du erzählst. Du lässt Dir alles aufladen, eigentlich ist Dir die Last zu schwer, aber wem sollst Du sie geben, die anderen haben ja auch genug zu tragen. Lieber leidest Du, als das Du einen anderen zum Leid verurteilst.
    Genauso habe ich auch immer gedacht und mich fröhlich und willig der Probleme meiner Umgebung angenommen. Egal ob ich gefragt wurde oder nicht. Päckchen? Her damit…. Bis ich bald unter der Last zusammengebrochen bin.
    Die „einfache“ Lösung ist die Päckchen gar nicht erst aufzuheben bzw. sich aufladen lassen.

    Laß auf Dich zukommen, was weiter wird und verliere Dich dabei nicht aus den Augen. Wenn ich richtig verstanden habe, dauert es noch ein Weilchen bis zur Reise. Wenn Du schon an jemand anderen, als an Dich denken willst, denk an Deine Kinder, denn die brauchen einen, ihren Vater. Wenn sie nichts einsieht, nimm Deine Kinder und fahre mit Ihnen in den Urlaub. Vielleicht ist auch eine längere Pause ganz gut für Euch beide.

    Du kannst nicht in die Zukunft schauen und beeinflussen kannst Du sie auch nur sehr bedingt. Ich kenne diese Gedanken von Notärzten und Sirenen, von was ist wenn usw. Wenn etwas passiert, dann kannst Du es, trotz aller Gedanken die Du Dir machst, auch nicht unbedingt verhindern. Du nimmst Dir nur die Kraft, die Du brauchst falls wirklich einmal etwas passiert.

    Ich habe versucht meine Mutter zu behüten, als sie ein 6-tägiges Besäufnis „gefeiert“ hat, weil mein Vater auf Kegeltour war und sie es nicht ertragen kann allein zu sein. Zweimal am Tag war ich da, um zu sehen ob sie noch lebt. Die meiste Zeit hat sie nichts davon mitbekommen. Die letzte Nacht bevor ich sie zu ihrer zweiten Entgiftung gebracht habe (es war ihr eigener Wunsch) ist sie schwer gestürzt. Der ganze Rücken war nach 2 Tagen schwarz vor Blutergüssen. Alles nachschauen, umsorgen und Vorausdenken von mir konnte es nicht verhindern. Diese Woche war im Übrigen mein Wendepunkt. Anfang des Jahres hat sie einfach im Wohnzimmer stehend das Bewusstsein verloren und ist schwer mit dem Kopf aufgeschlagen. Das Ergebnis war eine Hirnblutung, schwerste Blutergüsse und eine Woche Intensivstation. Mein Vater saß direkt daneben und konnte es nicht verhindern.

    Es gehört auch zu unserem Krankheitsbild dieses Sicherheitsdenken, sich immer Gedanken um ungelegte Eier zu machen. Alles absichern wollen, damit nur ja nichts passiert. Es ist nur Ausdruck unserer eigenen Macht- und Hilflosigkeit, gibt uns das trügerische Gefühl noch etwas tun, noch etwas in der Hand zu haben. Aber wir sind hilf- und machtlos solange der Alkoholiker nicht selber will. Was wir in der Hand hätten, wäre unser eigenes Leben, aber das haben wir ja schon bereitwillig abgegeben.

    Du hast jetzt das erste Mal wirklich nur an Dich gedacht und Dich an erste Stelle in Deinem Leben gesetzt. Und das ist gut so, nur so und nicht anders kannst Du weiter kommen und Dich aus Deiner Co-Abhängigkeit befreien. Du tickst vollkommen richtig……. Dein Maß war voll und Du hast an Dich gedacht. Der Alkohol oder Du, sie hat jetzt die Wahl. Du gibst ihr die Verantwortung zurück. Wenn Du konsequent dabei bleibst, was wie ich selbst sehr gut weiß, nicht immer so einfach ist, ist es vielleicht auch eine Chance für sie. Vielleicht wacht sie dann auf und stellt fest, was sie verlieren würde, wenn sie keinen Schlussstrich unter ihre Sucht zieht. Ich hoffe für Dich, daß Deine Abreise der Augenöffner für sie war. Wenn sie den Alkohol wählt, tut es verdammt weh, aber Du kannst es dann nicht ändern. Du hast ihr Deine Gründe erklärt, jetzt liegt es allein in ihrer Hand. Eine Tatsache die bei meiner Mutter einzusehen für mich sehr schmerzhaft war, aber hilfreich.

    Warum soll von Dir verlangt werden, daß Du fest wie eine Eiche stehst? Höchstens Du selbst. Du bist ein Mensch, Menschen machen Fehler, Menschen haben Angst, Menschen haben Gefühle, Menschen sind nicht vollkommen. Das alles bist Du, hast Du und darfst Du auch sein.

    Ich schreibe das hier so hin, als wäre es einfach. Ich weiß selber sehr gut, dass es nicht einfach ist. Ich kämpfe immer noch um jede Grenze die ich gezogen habe. Es stößt nicht unbedingt auf Gegenliebe, wenn man 20 Jahre gut „funktioniert“ hat und sich auf einmal weigert, dass weiter zu tun. Oft verzweifel’ ich an mir selbst. Ich habe mir vorgenommen, nachdem ich angefangen habe mich um mich zu kümmern, mich nicht wieder aufzugeben. Nicht nur gegenüber meiner Mutter, auch gegenüber anderen. Wie oft drücken mich Schuldgefühle und schlechtes Gewissen. Für mich gibt es nur diesen einen Weg, mich an erste Stelle zu setzen in meinem Leben. Ich muß an mich denken, denn wenn ich es nicht tue, tut’s auch kein anderer und mein Leben geht weiter wie bisher. Das ist eine Vorstellung mit der ich nicht mehr leben kann.

    Nun soll es aber erst einmal gut sein. Ich kann scheinbar nicht kurz. :oops:

    Ich wünsche Dir den nötigen Mut und die Kraft für Deine Entscheidungen……..

    Skye

  • Hallo Kaltblut,

    da haben wir uns überschnitten. Einiges hat sich ja nun "leider" bereits geklärt. Du hast Deine Grenze gezogen. Ich hoffe, Du bist Dir bewußt, daß Du Deine Ankündigung auch umsetzen musst, willst Du Deine Glaubwürdigkeit nicht verlieren.

    Ich wünsche Dir viel Kraft und Hoffnung für Deinen Weg.

    Skye

  • Hallo Ihr Lieben,

    der Schuldige ist schnell gefunden, ihr habt Recht. Aber es gibt keinen Schuldigen, es gibt nur ein Annehmen, Abwenden oder Vernichten, keine Schuld. Ich kann nicht mehr mit zwei Frauen und einem Nebenbuhler leben, das ist jetzt so.

    Tatsache ist, dass wir eine für mich, nach geplatzter erste Ehe, wo Job und „ich“ Jahre an erster Stelle standen, sehr enge Kommunikation hatten und vieles zusätzlich schriftlich machten. Abends ein liebes Wort, wenn der andere vorzeitig morgens aus dem Haus ging, eine liebe Antwort hinterlassen oder uns Luft verschafften, wenn etwas unausgesprochen blieb und im Raum stand. Tausende Nachrichten. So blieb eigentlich nichts unausgesprochen. Nur „Er“ war immer da. Wenn ich zurückblättere, „Er“ war meist verdrängt, aber immer ein Thema, in irgendeiner Form stand „Er“ immer zwischen uns, schon von Anfang an. Mal zog ich mit, mal war er akzeptiert, mal verdrängt, aber immer da.

    Es gibt nur Entzug, in aller Konsequenz, vollkommene Abstinenz und wenn wir uns dabei ganz entfremden und trennen, wie oft hier geschrieben wurde, dann ist es so, aber es gibt keinen Weg zurück, keinen Weg zurück in Duldung, Verständnis, Verstehen wollen oder, oder, oder, weil nichts mehr ist wie es war. Papa, sei stark, sagt mein 20jähriger Sohn, er hat mich oft weinen und verzweifeln sehen und er hat Recht.

    Ihre Tochter ist 13, wir fliegen bald mit den Kids in Urlaub, es wird auf einen getrennten Aufenthalt hinauslaufen. Stornieren? Nein, die Kinder werden uns den Weg zeigen.Ich fragte, hat sie ihren neuen Pass? Das Verhältnis Mutter/Tochter ist seit 3 Jahren gestört, extrem wenn sie mitbekommt, dass sie etwas getrunken hat, dann ist Funkstille und Ablehnung. Sie meint, sie habe oft angerufen und SMS´s geschickt, bekomme aber keine Nachricht und sie habe doch wirklich tagsüber nichts getrunken, als sie zu besuch war, ging sie um 10h ins Bett, hat geschlafen und kann doch nichts mitbekommen haben. 1 SMS und freudestrahlend kommt die Antwort ins Handy, alles OK, freue mich riesig drauf. Wie kann man glauben, dass ein Kind, mit unverwirrten Sinnesorganen, die Person nicht deutet, nichts riecht, nichts fühlt, nichts sieht, „Er“ schon wieder.

    Sie hat mir einst einen Vortrag über Alkohol gehalten und ich dachte, sie weiß genau wovon sie spricht, was in ihr und mit ihr abgeht. Sie weiß nichts, gar nichts und die damaligen SHG-Gespäche, die Therapien, alles fort, geblockt oder nie dort gewesen.

    Nun, sie nennt mich jetzt „sch... Gutmensch“, weil ich an allem Schlechten noch etwas Gutes finde, aus Sch… Sahne quirle und jetzt geht es um meine Forderung (gekürzt):
    -------------------------------------------------------------------------------------
    „Ich lebe mit 2 Menschen, 2 Frauen und eine hat zu dem einen Freund, den ich nicht akzeptiere.
    Du magst es sehen wie Du willst, meine Entscheidung und Forderung ist eindeutig, ganz klar:

    Er muss weg – für ihn ist kein Platz in unserem Leben, nicht in Deinem, nicht in meinem.
    Alles was in 3 Jahren, in tausenden Schriftstücken steht, betrifft nur ihn.

    Er oder Du.
    Er oder ich.
    Tochter oder er.
    Die Jungs oder er.
    Familie oder er.
    Freunde oder er.
    Berlin oder er.
    Ehe oder er.
    Zukunft oder er.
    Leben oder er.

    Nicht für mich, nicht für alles andere- für Dich.

    Alles andere ist unwichtig.
    Er oder Du.

    Dein Mann“.
    -------------------------------------------------------------------------------------
    In diesem Sinne bin ich auf alles gefasst, zu allem bereit und verfaulte Wurzeln erholen sich, etwas frische Erde, Wasser und die Blätter sprießen wieder, meine Blätter.


    Skye : das ganze Leben ist ein Geben und Nehmen und wir lassen uns manchmal mehr aufladen als wir tragen können, aber das gehört zum Leben, zu unserem Leben, beim einen mehr, beim anderen weiniger, dazu bedarf es nicht einmal einer Co-Abhängigkeit. Viele meiner Freunde haben eine "etwas Beziehung", ich halte es mit "voll und ganz", dazu gehörte bisher auch diese Abhängigkeit. Ich verstehe Dich und musste Deine Zeilen erst mehrfach verarbeiten, jetzt wo ich wieder in der Realität gelandet bin. Danke für Deine Worte, Du hast eine Menge erlebt, viele Jahre, ich bin dagegen gerade erst geschlüpft und Du kannst stolz darauf sein, auf dem richtigen Weg zu sein.

    @Annika: ja, warum geht so etwas kaputt, warum so auf einen Schlag, aus dem Nichts, wie können wir uns einfach so verändern, wenn ich Deine Worte, die von Teufelchen, meine u. a. nachlese. Weil es für etwas gut ist, auch wenn wir es jetzt noch nicht sehen.

    @megafrau: die Liebe ist grenzenlos. Als mein Vater im Delirium ging, kein Alk, nach 2 ½ Jahren Dialyse, habe ich mich für ihn gefreut, weil morgen wieder die Sonne aufgeht, mal verhangen, mal mit Eis und Schnee, aber sie ist da, so wie er immer bei mir ist. Wenn etwas Schönes geht, kann etwas noch Schöneres kommen, wer weiß es.

    @Yorkie: ich weiß nicht warum ich umkippte, „den letzten Weg gehen wir zusammen“, viele haben gewusst dass es nicht geht. Viele Menschen haben nicht das Glück, eine Firma, Mitarbeiter, Freunde, Kunden, Fremde, alles verknüpfen zu können und Kraft daraus zu schöpfen. Gestern hat mir ein Geschäftsfreund sein Familiendrama erzählt und ich dachte- wie kann es sein - er auch? Es gibt viele Aufgaben, die uns helfen den Kopf frei zu bekommen. Ich freue mich über jeden Deiner Erfolge und drücke Dir fest die Daumen. „Wir schaffen das“ steht jetzt für „uns“, die aus der Co + Abhängigkeit heraus kommen und wollen.

    @Karsten: danke, dass dieses Forum lebt. Ich habe mich oft gefragt, was ich eigentlich hier stundenlang mache, ob ich forumkrank bin, statt zu klotzen und mich um mein Geschäft, um „Alltägliches“ zu kümmern. Weil dieses Forum lebt und zu viele nicht. Über 3 Millionen Alkoholiker, über 10 Millionen Betroffene, tatsächlich dürften es weit mehr sein, 1/3 der Bevölkerung? Wir sind nicht alleine. Du, Ihr alle spendet Hoffnung und Leben.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Verständnis hin oder her, es bleibt realistischer Schwachsinn.
    Wozu es bisher geführt hat und was noch kommt:

    Vorher:
    Verlust der sicheren Wohnung, des Unterhaltes
    Verlust des Umfeldes
    Verlust des Kindes
    Verlust des Lebenspartners
    Verlust materieller Werte, Auto etc.
    Verlust des Jobs und keine wieder Einstiegsmöglichkeit
    Verlust der Freunde und Bekannten
    Verlust schöner Lebenszeit

    Seit dem Ortswechsel vor 2 1/2 Jahren:
    1 Suizidversuch
    Verlust eines neuen Freundeskreises
    Isolation aus dem Umfeld
    geistiger und körperlicher Raubbau
    Infarkt

    Jetzt:
    Verlust der Familie
    Verlust der Ehe/Partner
    Verlust der Selbstständigkeit/Existenz
    Verlust der Wohnung
    Verlust des Unterhaltes
    Verlust der Sicherheit
    Verlust der Liebe
    Verlust des Lebens

    Es gibt kein Verstehen, es ist wie es ist, wie Erich Fried sagt: „Dich Dich sein lassen“

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Update:

    Gestern traf ich zunächst eine vollkommen veränderte Frau und hätte fast Hoffnung bekommen.

    In drei Jahren hatten wir zwar Auseinandersetzungen, aber noch nie, das was später kam. Wir hatten immer Respekt vor der anderen Person, Achtung und Akzeptanz. Doch gestern, es glich einer Theatervorführung, von der Bühne schmetterten Forderungen, als wäre nichts passiert, dann Vorwürde, Erniedrigungen, Beleidigungen und ich war das Publikum. Nein, nie mehr butterweich, ich habe nur gefragt: „willst Du auf Deinen Freund verzichten“.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo kaltblut,

    Deine Zeilen erschrecken mich, Deine Geschichte erschreckt mich. Warum? Weil der Anfang Eurer Beziehung, das, was ich herauslesen konnte, dem ähnelt, wie mein Anfang der Beziehung verläuft... ich redete mir ein, ich käme mit dem Alkoholproblem meines Partners zurecht. Seit gestern weiß ich, dass ich das nicht kann. Allerdings suche ich das Problem bei mir, weil mir mein Partner von Anfang an gesagt hat, dass er so ist und ich ihn so nehmen muß wie er ist. Da ich ihn liebe, will ich mich ändern, dass ich damit zurechtkomme.

    Wenn ich jetzt lese, wie es Dir ergangen ist, dass Du ähnlich oder genauso warst wie ich, mit den gleichen Idealen, der gleichen rosaroten Brille, dann bekomme ich Angst, wenn ich lese, wo Du jetzt stehst... :(

    Ich weiß nicht, was ich tun soll... :-/ Ich weiß nicht mal, wie ich mit ihm reden oder umgehen soll.

    Naja. Erst mal soweit...

    Liebe Grüße
    Nonens

  • Hallo Ihr Lieben,

    es ist alles schlimmer als ich es je gedacht hätte. Ich finde das Thema nicht mehr, in dem darum ging, dass man nicht mehr weiß was gesagt wurde bzw. Gedächtnislücken vorhanden sind. Ich hatte immer gedacht, dass wenn messerscharfe, klare, präzise und in keiner Weise an den Pegelstand erinnernde Äußerungen kommen, wenn jemand freie, ungehemmte Reden schwingt, gigantische Diskussionen führt, bei denen selbst Literaten ihr Buch zuklappen und aufmerksam zuhören würden, dass man weiß was man sagt. Ich habe meine Frau dann immer bewundernd angesehen und gedacht, was für ein unglaubliches Wesen.

    Sie weiß von all dem nichts. Es ist wie ausgelöscht, fort, ach, dass soll ich gesagt haben. Ich könnte noch einzelne vergessene Passagen, Ausrutscher verstehen, aber halbstündliche und längere Galaauftritte?

    Ich habe letzte Nacht nur noch da gesessen und gedacht: du brauchst jetzt einen Schluck. Ich habe mir alles reingekippt, den ganzen Liter Milch und es hat tausendmal besser geschmeckt. Darüber freue ich mich richtig.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo zusammen,

    es ist ruhig geworden, sehr ruhig, es arbeitet etwas. Ich bin jetzt ein paar Tage weg. Noch nicht auf große Reise, Bodycheck im Hospital, muss auch sein, mal sehen was kommt, ich hoffe noch, aber der Kopf war noch nie so klar.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Kaltblut!

    Ich hoffe, daß nichts anderes dabei herauskommt, als ein kerngesundes Kaltblut. :lol:
    Gönn Dir diese Auszeit, nimm' Dir Zeit für Dich.

    Einen schönen Abend wünscht.....

    Skye

  • Hallo Ihr geduldigen Leser,

    wer sich fragt, was denn eigentlich da passiert, wie sich fast aus heiterem Himmel alles ändert, wo die grenzenlose Liebe geblieben ist, dem kann ich nur folgendes berichten und bitten, die eigene Liebe, die blendenden Gefühle einmal für 5 Minuten beiseite zu nehmen:

    Bevor ich in die Klinik ging, übrigens, alles tipp topp, habe ich nochmals alles schriftlich zusammengefasst, incl. der vorbereiteten Wohnungskündigung, meiner klaren Forderung: „Er oder ich“ und der verbindlichen Aufforderung, sich bis heute Abend zu ihren weiteren Lebenswünschen zu äußern.

    Die Hoffnung stirbt zuletzt und mit diesen Gedanken vollzogen sich beeindruckende Änderungen ihres Trinkverhaltens, mit denen ich noch nicht gerechnet habe und ich erhielt eine liebevolle SMS: „ich versuche es, aber ich kann nichts versprechen“. Ich habe nur noch gedacht: was für eine unglaubliche Frau und wollte Euch gleich zuerst fragen, was ich jetzt mit dieser veränderten Situation tun soll, denn es steht ja im Forum wo der kalte Entzug enden kann.

    Heute Morgen kam ich aus der Klinik und wollte kurz duschen und ins Büro. Ihr Freund hatte wieder zugeschlagen, gestern Abend, irgendwann nachdem wir noch ein so schönes nüchternes Telefonat hatten. Sie empfing mich mit den Worten: warum ich seit 6.40h hier rumlaufe, sie hätte auf die Uhr gesehen und meine Schritte auf dem Parkett gehört, ich hatte Turnschuhe an, es war 9.30h und sie sah aus wie nach einem Schleudergang mit 1600U/min.

    Nein, ich darf nicht so naiv sein zu glauben, dass es ohne professionellen Entzug geht, aber ein Funke Glaube und Hoffnung kann das Ruder ganz schnell wieder rum reißen und uns da aufstellen, wo wir nicht hinwollen und das tut so verdammt weh. Jetzt habe ich einen Termin beim Scheidungsanwalt vereinbart, er soll seine Kanonen laden und klar zum Ausdruck bringen, er oder ich. Es reicht, keine Gedanken um ihr Parfüm.

    Heute Abend möchte ich wissen, wie sie sich ihr weiteres Leben vorstellt und was sie bereit ist zu tun, für sich, schriftlich, aus ihrer Feder und kein: „ich versuche es, aber ich kann nichts versprechen“. Es geht jetzt alles Schritt für Schritt, in die eine oder andere Richtung.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo kaltblut,

    *tief.durchatme* Dein posting macht einen richtig betroffen und nachdenklich.

    Zitat

    ...ein Funke Glaube und Hoffnung kann das Ruder ganz schnell wieder rum reißen und uns da aufstellen, wo wir nicht hinwollen und das tut so verdammt weh

    Das ist so ein treffender Satz - er erschreckt einen, aber man weiß da ist eine Menge Wahres dran.

    Ich wünsche DIR ganz viel Kraft und Glück - ganz egal in welche Richtung Dein Weg gehen wird. Ich denke immer, vieles im Leben hat einen Sinn - nur leider nehmen wir ihn oft nicht war.

    Grüßle
    Diandra

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • Hallo Kaltblut,

    es macht mich traurig und betroffen Deine Zeilen zu lesen. Deine Geschichte zu verfolgen, von Hoffnung und Liebe zu Hoffnungslosigkeit und Enttäuschung.

    Ich wünsche Dir, dass sie wach wird bevor es für sie, für Euch beide zu spät ist. Das und viel Glück, Mut und Kraft für den Weg der vor Dir liegt.

    Skye

    P. S. Schön das körperlich bei Dir alles tiptop ist……

  • Hallo Ihr Lieben,

    es bleibt alles wie es ist-
    mein Fordern = Erpressen, erpressen lässt sie sich nicht, sie möchte runter trinken, es selbst kontrollieren, ohne Druck, ohne Fremde Hilfe, schon gar nicht in eine Klinik und überhaupt, was bilde ich mir ein davon etwas zu verstehen, nicht schon wieder, Du hast doch sowieso schon mit allem abgeschlossen, ach Du wolltest wissen wie mein Leben aussehen soll, bis heute, ups das habe ich glatt überlesen. Thema aus ihrer Sicht erledigt, nimmt ein Buch und liest - in aller Konsequenz wäre es das gewesen. Aber ich bin penetrant hart, wie die Wand, die immer von unserem Hund angepinkelt wird, die steht länger als unsere Beziehung und wird noch lange stehen. Ich spüre wie es in ihr brodelt, arbeitet und ich werde täglich nachlegen, bis es nicht geht, vorbei ist. Es erinnert mich an etwas, an meine Brüder, die mich einst zwangen, den Teller aufzuessen, im Dunkeln, auf dem Lokus, Stunden am Tisch sitzen zu bleiben. Ich habe nie aufgegessen, manchmal flog der Teller durch das Zimmer, manchmal gab es einen auf den Hintern, unverständliche trotzige Dummheit, aber ich bin trotzdem gewachsen, es gibt nichts zu verstehen, er oder ich.

    Paar Tage noch, die Reise, auch das geht alles sehr schnell vorbei. Eines kann ich aber sagen, die Kinder und ich, wir werden so oder so viel Spaß haben.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo zusammen,

    wisst Ihr was, es kann sich im Leben nicht alles um Alkohol und die dadurch verursachten Probleme drehen, weil wir sonst nicht mehr mitbekommen, was es alles für schöne Dinge gibt. ABC fragt, gibt es auch positive Berichte? Erschreckend wenig und eine Trennung, nur wegen dem Alk ist ein so hoher Preis. Es gibt so viele andere Trennungsgründe, aber ein Muss, weil es sonst nicht geht, bleibt bitter.

    Beim Lesen bin ich in viele Themen versunken und musste tatsächlich feststellen, Liebe, Liebe, Liebe, Liebe. Es kommt mir so vor, als würde die Liebe tatsächlich für jedes Töpfchen das passende Deckelchen suchen und irgendwann kommt das Erwachen. Liebe, kannst Du Dich hier nicht raushalten?

    Mein Ältester und ich waren gestern mit dem Motorrad unterwegs. Da ist es mir wieder aufgefallen, wie klasse das ist und noch was. Meine hat fast 3mal so viele PS wie seine, aber abhängen kann er mich locker, auch andere die 150PS haben. Ich vertraue ihm blind, dass er in jeder Situation weiß wie er sich zu verhalten hat, wann er Gas gibt, ausschert, warten muss, zu bremsen hat und wann die Reifen rutschen. Wenn er dann hinter einem Bus oder LKW für kurze Zeit aus dem Rückspiegel verschwindet, dann kommt trotzdem das Gefühl auf, wo steckst der denn, was passiert? Vielleicht ist das etwas Grundsätzliches was in uns verankert ist, bei dem einen mehr und der andere kann einfach Tschüss sagen.

    Sie liest, legt es weg, verarbeitet und nach dem ersten Schluck ist alles vergessen. Nein, kein Zuschütten, da läuft vielleicht wieder was im Verborgenen und ich erwische mit den Gedanken, mal schnell im Keller nachzusehen, krank und ich habe keinen Bock mehr darauf. Auf jeden Fall passiert etwas, es steht seit Tagen kein Rettungsweinglas am Bett. Ja, da stand quasi 3 Jahre eines, anfangs habe ich gedacht, na ja sie liest ja noch so lange bis tief in die Nacht, warum nicht, später habe ich es immer entsorgt, weil es oft genug umgekippt und sich über die Bücher ergossen hat.

    Ihr fragt Euch sicher, wie ich das mitbekomme, wo ich doch ausgezogen bin. Stimmt nicht mehr, Büro und Auto sind voll mit meinen Sachen, der Bürostuhl ist schlecht zum pennen, unser Sofa ist besser, wir reden, sehen uns noch an und es brodelt. Vielleicht auch weil alles ganz klar auf Papier steht: Unterhalt, Kündigung, Konsequenzen, Forderungen, Zeiten, Vorstellungen und hinten drauf schreibt die Veränderte nachts: steck es dir in den…. Wo die Liebe ist? Sie ist immer noch da und die Gedanken, dass alle gemeinsamen Träume wie Luftblasen zerplatzen hauen nach wie vor rein, zumal sie so oft die „Normale“ ist. Es ist schlicht „doof, genauso wie unsere „ohne Dich ist alles doof“ Servietten.

    Vor 3 Jahren haben wir täglich 2 Stunden telefoniert, sie fühlte sich geborgen, hat sich das erste Mal geöffnet, glücklich gefühlt, damals darauf vertraut dass ich anders bin, in meine Arme voll und ganz fallen lassen, das erste Mal mit 41 Jahren, jetzt gibt es wieder einen vollen Fangschuss. Kann es das denn wirklich sein, alles für die Sucht? Teufelchen hat mir zum Einstieg darum gebeten nachzudenken, ob es ihr gut geht, nein es geht ihr sehr schlecht. Wenn ich vor die Wahl gestellt würde, topp oder hopp, ging es mir nicht anders, aber er muss weg.

    Ich bleibe hart, habe mir was Möbliertes angesehen, wenn wir aus dem Urlaub kommen, dann bin ich nur 10 Tage da und wieder ins Ausland. Das wird jetzt alles passend gemacht- so oder so, er oder ich, ganz, aber nicht etwas und es ist trotzdem schön an Vergangenes und das was sein könnte zu denken. Wohnungskündigung? Mal sehen was morgen passiert, aber fest steht, ich schieße mir damit mächtig ins Bein, muss noch geordnet werden.

    Positives, ja gibt es. Heute war ich bei einem Italo-Weinspezialisten essen. Dabei habe ich mir die ganzen Kollektionen in einer ganz neuen Art intensiv angesehen, die schönen Formen, Verschlüsse, Etiketten und mit großem Abstand gedacht: dieses Sch..zeugs macht alles kaputt. Der Kellner war entrüstet als ich dann für den Freund und mich nur Wasser bestellte, er war aber ganz schnell fort, weil ich ihn auch auf eine ganz neue Art angesehen habe.

    Happy Weekend und LG kaltblut

    NS: versuche mich jetzt mal auf den Urlaub einzustimmen, Montag geht’s ab.

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Ihr Lieben,

    bevor ich weg bin, wollte ich noch was loswerden:

    Die Wohnung ist nicht gekündigt, da habe ich mir Stress gemacht, da ich von Quartalskündigung ausgegangen bin. Es wäre Schwachsinn gewesen, ich komme nicht damit klar, schmeiße die Brocken hin, müsste 2 Wohnungen bezahlen, renovieren usw, die Möbel stehen auf der Straße, Dezember, Januar, Februar ist Hochsaison, lange Nächte und keine freie Minute, geändert hätte sich nichts und das will ich doch, darum geht es. Ich bin nicht im alten Trott, nicht eingelullert von Bauchgefühlen, von Liebe und Verlangen, nur klar im Kopf, er oder ich, aber nicht mit unrealistischen „alles oder nichts“ Verlusten, das sagt der Kopf. Ich kann mich trennen, ausziehen, trage nach wie vor keinen Ring, meine Schränke bleiben leer, meinen Urlaubskoffer packe ich jetzt im Büro, aber eine Ehefrau kann man nicht rauswerfen. Druck und Konsequenz sind OK, sie hat verstanden.

    Sie hat mir ein Buch über gesundes Schlafen mitgebracht, schläft jetzt selbst viel durch, sah seit langem morgens nicht gerädert aus, im Gegenteil, sehr gut und der Verbrauch sinkt weiter. Vielleicht hat sie sich mit der Reise etwas vorgenommen, nicht die letzte Reise, sondern die erste in einen neuen Start und ich muss daran arbeiten, wieder zu Vertrauen und darf den Kopf nicht in den Sand stecken. Sie hat Angst vor ihrer Tochter, was passiert und wie sie damit umgeht, dass sich vieles wiederholt. Sie meint, sie schafft das und wir haben über die Konsequenzen des kalten Entzugs gesprochen.

    Wisst Ihr, es ist so einfach den Partner zu tauschen, die Nächste bitte, überall auf der Welt werden die Suchenden mehr, aber das kann es nicht sein. Ich möchte nicht zu den ewig Suchenden zählen. Ich war wieder Lebemann, sie eingefleischte Singlefrau und Ihr könnt Euch vorstellen, da fielen genug Anpassungshobelspäne, auch ohne Alk. Wir müssen da jetzt durch, er oder ich und wenn „er“ es wirklich vereitelt, dann ist das ein verdammt hoher Preis, aber auch dann dreht sich alles immer weiter.

    Es steht auch oft geschrieben: Entzug, neues Denken, Partner weg. Das hat mich sehr beschäftigt und belastet. Manchmal habe ich gedacht, wofür das alles, wenn es hinterher sowieso anders läuft. Aber wenn eine Beziehung nur durch Loslassen wächst, kann sich alles nur so oder so entwickeln, sehen wir mal, es gibt Hoffnung. Wenn ich Diandras Thema und viele andere verfolge, dann sehe ich auch was Menschen machen, leisten, ertragen können, wie es noch mehr belastet, wie traurig manche Entwicklungen sind, wie noch mehr Tränen fließen und nichts greifbar wird. Ich bin Euch dankbar, dass das alles hier festgehalten wird, weil ich 2 ½ Jahre nicht wusste, womit wir es wirklich zu tun haben und viele werden nie den Weg hierhin finden. Überall auf der Welt, zu jeder Zeit, Menschen, Fragen und Antworten finden, was ist das für eine tolle Zeit.

    Nachher, zum Abendessen, wird es alkfreien Sekt geben, habe ihn im Kühlfach gesehen, freudestrahlend wird sie einschenken. Ich werde sagen, sorry, das sieht aus wie Sekt, schmeckt bestimmt auch so, aber wenn ich das trinke, dann ist es so, als fällst Du über mich her und ich habe keine Lust, hinterher sind wir beide sauer und das wollen wir doch nicht. Ansonsten wird das Thema jetzt eingeeist, verdrängt, weg, ich will packen, in Urlaub.

    Wir haben in der Firma kistenweise Süßigkeiten und immer wenn ich da vorbei lief, dann musste ich einfach was reinstopfen. Es hat Monate gedauert den Krams nicht mehr zu sehen. In den letzten 20 Jahren war ich nie unter 92kg, eher gut verteilte 100kg, mal 105kg, aber ich gucke jetzt jeden Morgen, ob ich schon unter 90kg bin. Ich weiß nicht , ob mein Lebenswandel die Kilos purzeln lässt, ob ich wirklich auf Wein oder Bier verzichten soll oder muss, ich kann es einfach und es macht mir mit jedem Erlebnis mehr Spaß. Ich werde immer mehr anders und es ist einfach toll anders zu sein. In China leben so 1.5 Milliarden Menschen, die keinen Alkohol vertragen, da bin ich anders, hier normal, bin ich halt hier jetzt anders, und? Wisst Ihr, wo ich mich richtig drauf freue, auf einige dumme Gesichter E/Oktober: big Germans always drink beer, Tsintao? ….ich trinke Tee und habe mir vorgenommen, mindestens 20 Sorten genau zu studieren.

    In diesem Sinne, lasst uns davon träumen, dass im Urlaub einiges in Ordnung kommt und ich versuche nicht hierher zu kommen, weil auch dieses Loslösen ein Stück „Alltag“ sein muss.

    Bis bald und liebe Grüsse kaltblut


    @Yorkie: Du schreibst wie jemand, der festen Boden unter den Füßen hat, 1+4 Monate, das ist was, klasse. Ja, das Forum kostet Zeit und es ist gut hier zu sein. Ich Drücke Dir die Daumen, es geht immer weiter.

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Kaltblut,
    deinen Thread verfolge ich schon lange und freue mich schon auf deine weiteren Berichte nach deinen freien Tagen :) Ich wünsche dir einen schönen Urlaub! Viel Spaß und eine erholsame Zeit ;)

  • Hallo kaltblut,

    ich wünsche Dir und Deinen Kindern ein paar schöne Urlaubstage.

    Zitat

    In diesem Sinne, lasst uns davon träumen, dass im Urlaub einiges in Ordnung kommt und ich versuche nicht hierher zu kommen, weil auch dieses Loslösen ein Stück „Alltag“ sein muss.

    Stimmt, im Urlaub sollte man abschalten. Ganz abschalten - Kraft tanken, die schönen Dinge genießen und den "Alltag" ganz weit weg lassen.

    Genieße die Tage und komme wohlbehalten und gestärkt zurück :D

    Grüßle
    Diandra

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • Hallo Ihr Lieben,

    jetzt hänge ich in der Luft und versuche die Tage bis zur nächsten Reise rum zu bekommen. Ich traue mich eigentlich nicht zu schreiben, weil ich meine Frau wieder haben will und akzeptieren muss, dass ich sie nicht bekommen werde, also Entscheidungen treffen muss. Wir sind seit 5 Tagen zurück = 5 Nächte Jetlag, nichts gepennt und nur gegrübelt, nicht vom Jetlag, vor Entscheidungsangst.

    Es war ein toller Urlaub, viel gesehen, super Wetter, beeindruckende Stadt. Geändert hat die gemeinsame Zeit mit Kindern und raus aus dem Alltag nichts. Vielleicht, dass ich am 5. Urlaubsabend die kommenden Abläufe nach einigen Frustattacken abends noch einmal zur Sprache gebracht habe und am nächsten Morgen bei ihr, wie gewöhnlich, alles wieder fort war. Keine Ahnung, was ich mir erhofft hatte, aber vor den Kids war die „Tarnung“ im Urlaub fast perfekt.

    Der starke Kerl hatte sich einlullern lassen und war auf sich selbst sauer. Abends, wenn der Druck zu groß wurde, ging es im Dunkeln zum Weinladen. Alleine konnte ich sie nicht gehen lassen, da einige dunkle Gestalten da rum liefen und ich Angst hatte, dass ihr etwas passieren konnte, also bin ich doch mit. Nachdem wir alle einmal ihren Nachmittagsfrust abbekommen hatten und mein Junge und ich uns nicht an das morgendliche Aufwachszenario anpassen wollten, sind wir halt morgens solo losgedüst und haben etwas mehr unternommen. Es wäre schade um die schönen Stunden gewesen.

    Zurück, erst einmal das Lager aufgefüllt und aufgetankt. Dann Lifekino, mit dem Titel: „wir sind wieder da“. Ihre Tochter war ja noch zu Besuch. Wir sitzen mit Jetlag abends vor der Flimmerkiste, mit Blick auf das Bett. Sie schwankt unter die Bettdecke, stellt ihr Nachtgläschen ab, schüttet es in einem Schluck rein, dreht sich um und schläft. Da hat sie so viele Tage vor der Tochter getan als ob und nichts mehr wahr genommen.

    So, jetzt sitze ich also hier, drücke mich vor den ungeliebten Entscheidungen und Gesprächen. Sie weicht allem aus oder ich komme erst spät um das Sofa einzunehmen, wenn sie schläft. Ich weiß nicht mehr, ob ich diesem verdammten Alk nur alles in die Schuhe schiebe, ob alles OK wäre, wenn er weg wäre, aber ich weiß, dass ich meine Frau liebe wie am ersten Tag und es nur trocken weiter geht. Ich habe jetzt keine Lust mehr rum zu eiern, auf schönes Wetter zu wachten und muss Entscheidungen treffen.

    Das tägliche Szenario sieht jetzt so aus:
    Sie ist um 12h fit und der Mensch den ich liebe. 18h erstes Gläschen, spätestens 21h ist die Flasche leer, Frau 2 ist erwacht und sieht mich nur noch mit angewidertem Blick an, schläft kurze Zeit später, wird 2 Stunden später wieder wach, sucht mich, sieht mich, geht in die Küche, trinkt ein Glas und wieder ins Bett, 2 Stunden später gleicher Ablauf. Tag für Tag der gleiche Ablauf. Kontrollierter Runtertrinkquatsch ist vorbei. Gestern Nacht habe ich mich erwischt, dass ich dachte: trink dir einen, dann macht es nichts mehr aus, kannst wieder pennen und erledigt, bin um ihren Vorrat rum geschlichen und habe mir dann eine Dose Nüsse und ein herrliches Feigen-Apfel-Omelette rein gezogen, Anfall überstanden, paar Kilo ist mir das wert..

    Da jetzt Saison ist, frage ich mich erstmals wie das in ihrem Geschäft eigentlich laufen soll. Was andere tagsüber erledigen, konnte sie halt bis zum Infarkt gut bis spät in die Nacht erledigen. Nur drehen jetzt die Medikamente zeitig den Strom ab oder sie dreht ihn selbst ab. Also wird das Ding in wenigen Wochen eskalieren, ihre Selbstständigkeit, ihre Einahmen für den Unterhalt eines ganzen Jahres gehen den Bach runter und ich habe keinen Kopf dazu, ich habe selbst 24 Std. am Tag genug zu tun.

    Mein ganzer Ehekrams ist kopiert und ich bespreche morgen mit dem Anwalt was zu tun ist, vielleicht bringt es noch was. Ich stecke mit ziemlich klarem Kopf fest und weiß was ich will, diese tolle Frau, die bis 18h eine andere ist, nicht die, die sich ab 18h verändert und keinen Nebenbuhler aus der Flasche.

    Und noch eines: stundenlanges Lesen hier im Forum hilft wieder Fuß zu fassen, zu erfahren wie viele in gleichen oder festgefahrenen Situationen stecken, ermutigende und weniger ermutigende Entwicklungen zu verfolgen und Antworten zu finden. Manche Worte, die „Trennung“ beinhalten, sind immer noch wie Ohrfeigen, aber richtig. Ein lieber Coatch meinte vor Jahren: denk mal drüber nach, du musst selbst drauf kommen, versuch ich.

    Lieben Gruß kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

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