Schuld haben/ beschuldigt werden

  • Guten Morgen!

    Bei uns in der Familie ist das Thema Schuld ziemlich Dominant.

    An vielen Dingen, die nicht klappen/passen ist lt. Meinem Mann nicht er, sondern jemand anderes schuld (ich am Sexualleben, die Mutter an der finanziellen Situation usw., lässt sich ewig weiterführen). Das geht soweit, dass er seinen Tee nicht trinkt, weil ich die Kanne vergessen habe abzuspülen. Ich bin schuld, die Tee Blätter eines Tages verdorben sind.

    Ich ziehe mir den Schuh natürlich nicht an.

    Was mich interessiert: Sind diese Schuldzuweisungen typisch für Suchtkranke? Meine alkoholkranke Mutter neigt nämlich auch zu ähnlichem Verhalten.

  • Guten Morgen.

    Alle anderen sind Schuld, es gibt immer was zu meckern....

    Das kenne ich von unzufriedenen Menschen, denen die Freunde abhanden gekommen ist, denen langweilig ist oder die gar einsam sind.

    Die eigene Unzufriedenheit wird auf andere, anderes projiziert. Man macht andere schlecht, um besser dazustehen, vielleicht auch, um überhaupt etwas sagen zu können.

    Oft kann man es bei alten/ älteren Menschen beobachten, sie wissen nicht mehr weiter und kommen aus ihrer Unzufriedenheit nicht heraus.

    Fröhliche oder Ausgeglichene neigen eher selten zu seiner so negativen Einstellung.

    Wir kennen das vielleicht alle von uns selbst, hatte man einen arg beschi**en Tag, fällt das Loben schwer.

    Gern trinken viele in so einer Situation Alkohol, sich seiner Wirkung bewußt, andere lenken sich durch Sport ab oder beschäftigen sich mit etwas, für sie, Sinnvollem.

    Sicherlich ist eine Suchterkrankung nicht ursächlich, die verstärkt ggf. das Befinden.

    Wenn ich andererseits schon unzufrieden bin, dann noch trinke und ich dadurch noch unzufriedener werde oder mit meiner Trinkerei generell unzufrieden bin, dann könnte man behaupten, daß eine bedingt das andere.

    Ich kenne aber auch einige fröhliche Trinker, ebenso viele notorische Meckerer, die mit Alkohol absolut nichts im Sinn haben.

    Meine Mama beispielsweise, eine „Alkoholverweigerin“, meckerte zunehmend mit dem Alter, über alles und jeden … sie vereinsamte allmählich im Rentendasein, da gab es kein Hobby, keine Freunde, keinen Garten in dem man werkeln konnte, täglich TV als Unterhaltung – da kann man schon verbittert werden.

  • Hallo Laure,

    Schuldzuweisungen haben nach meinen Erfahrungen auch häufig etwas mit der Persönlichkeitsstruktur eines Menschen zu tun.

    Es gibt Zeitgenossen, die sehr unreflektiert durch ihr Leben gehen, lieber ihre Mitmenschen für eigenes Fehlverhalten und eigene Unzulänglichkeiten verantwortlich machen, statt selbstkritisch sich zu reflektieren.

    Narzisstische, auch unsichere instabile Persönlichkeiten mit wenig Selbstwertgefühl neigen z.B. häufig dazu, Schuldzuweisungen aller Arten auf ihre Mitmenschen zu projizieren.

    Dadurch werten sie ihr Selbstbewusstsein auf, um eigenes Fehlverhalten zu entschuldigen.

    Greift ein Mensch mit dieser Persönlichkeitsstruktur, mit diesem Verhalten zum Alkohol, muss er zwangsläufig die Schuld für seinen Missbrauch jemandem zuordnen. Das ganze System wird durch den Alkohol zusätzlich getriggert, befruchtet sich gegenseitig.

    In meinem Umfeld kenne ich Nichtalkoholiker, als auch Suchterkrankte ( dazu gehört auch mein Mann), die mit dem Thema " Schuldzuweisungen " nicht adäquat erwachsenenreif umzugehen wissen. Sie befinden sich auf einer "kindlichen Ebene" und verdrängen, verleugnen, sind mit sich und der Welt im Unreinen, finden keinen inneren Frieden.........oft liegt die Ursache aus meiner Sicht in negativen Erfahrungen aus der Vergangenheit ihrer Kindheit.

    Mein Mann konnte sich auch vor seiner Alkoholerkrankung nur leider im geringen Maße selbstreflektieren, "Schuldübertragungen" gingen ihm leicht über die Lippen, womit ich als Partnerin bis dato gut umgehen konnte......das Ganze verschärfte sich mit zunehmendem Alkoholkonsum.

    Liebe Grüße,

    Christrose

    2 Mal editiert, zuletzt von Christrose (26. März 2022 um 16:24)

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