sich der Krankheit stellen - wie macht man das vor anderen?

  • Hallo,

    ich lese hier wie verrückt in diesem Forum und das, obwohl ich eigentlich arbeiten müsste... viele Berichte, die ich gelesen habe, haben bei mir Gefühle ausgelöst die vom "Kloß im Hals" bis hin zu Tränen reichten...Und die mich dankbar machten, den Weg hierhin gefunden zu haben.

    Ich habe auch noch einen langen Weg vor mir. Der erste Schritt, ausser abstinent zu werden, ist auch sicher der, sich seinen Mitmenschen, in erster Linie Familie und Freunden, anzuvertrauen.

    Der erste wird am WE mein Partner sein, der z.Zt. beruflich unterwegs ist und erst am Sonntag wieder da ist. Er kennt mein Problem schon länger, hat mich auch immer wieder darauf angesprochen - und von mir natürlich nie eine befriedigende Antwort bekommen.

    Ich weiss, er wird mich 100% unterstützen, ich habe ein gutes Gefühl. Da ich eine sehr liebevolle Familie (Mutter, Geschwister, Kinder) habe, sehe auch hier, zumindest mittelfristig, eine Möglichkeit, allen zu sagen: Hört mal, ich bin krank, alkoholkrank. Und ich habe damit aufgehört.

    Wie habt ihr das gemacht, mit dem Informieren der "Umwelt"? Habt ihr es auf euch zukommen lassen, nach dem Motto: "Sag mal, du trinkst ja gar nichts mehr!?" oder wie waren sonst eure Erfahrungen damit??

    Ich weiss, dass es sehr individuell ist, sich auch nach aussen hin mit dieser Krankheit präsentieren zu können und jeder sein eigenes Tempo hierbei entwickeln muss.

    Aber trotzdem wäre ich dankbar für einen Erfahrungsaustausch, Meinungen, Erlebnisse..

    Danke sagt

    fairyangel

    (an ihrem erst 2. Tag)

    Liebe ist nicht alles - aber ohne Liebe ist alles nichts!

  • Hallo Fairyangel,

    ich finde es wichtig, dass dein Partner informiert ist und dir zur Seite steht.

    In meinem Falle ziehe ich da die Grenze. Mein näherer Freundes- und Familienkreis ist nicht so alkohol - dominiert, dass ich mich rechtfertigen müsste für's nicht trinken und falls jemand fragt : ich möchte nicht trinken - Schluss, aus.

    LG
    Röschen

  • hallo fairyangel

    erst mal willkommen hier bei uns, schön das du hergefunden hast.
    da du schon erkannt hast das das mit dem sich offenbaren sehr individuell ist, erzähle ich dir einfach wie das bei mir war.
    bei mir wußten eigentlich alle aus meinem umfeld das ich trinke, habe zum schluß ja auch schon tagsüber gesoffen. ich bin von heute auf morgen ins krankenhaus und habe von dort aus meine mutter und menschen angerufen die mir wichtig waren, mein mann und die kinder wußten es ja.
    danach habe ich einen riesen bogen um meine saufkumpane gemacht, denn das waren ja zum schluß meine einzigen "freunde".
    da ich ne ambulante therapie gemacht habe stand ich von anfang an vor dem problem, was sage ich wenn mir was angeboten wird. erst habe ich mich mit medikamenten rausgeredet die ich z.z. angeblich nehmen müßte, das ist mir aber bald zu blöd geworden.
    ich bin ein sehr direkter mensch und habe für mich beschlossen auf die meinung der leute über mich zu pfeifen, ich habe eine schlimme krankheit mit der ich leben muß, warum soll ich mich dafür schämen, ein diabetiker schämt sich doch auch nicht.
    wenn heute einer fragt sage ich was mit mir los ist, ganz einfach.
    ist nun nicht jedermans sache, ist mir völlig klar, für mich aber eben der richtige weg.

    wüsch dir viel kraft auf deinem weg ins leben
    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hallo fairyangel,

    Ja, man sollte sich auf jedem Fall jemanden anvertrauen, am besten dem Partner, das macht es einfacher und erleichtert, wirst das sicher auch feststellen.
    Bei mir war es so, das icj mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus kam, von daher wußte es meine Familie, mein Freund hatte den gerufen, ZUM GLÜCK! Er hatte während meines KH-AUfenthaltes auch meinen Chef unterrichtet, was mich erst sehr erzürnte, heut weiß ich, das er es richtig gemacht hat, er hat damit sozusagen ein Hintertürchen für mich geschlossen. Anfangs wußte ich auch nicht so recht, was ich sagen sollte, ich sagte, ich wäre alkoholkrank zu meinen Freunden. Meine Kollegen wußten das eh mit dem Saufen, haben mich aber nie angesprochen, ich sprach als erstes mit meinem Vertrauensmann, das fiel mir schwer, aber ich wollte das auch, dann so nach und nach mit meinen Kollegen, die sich sehr mit mir freuten, das Schluss ist mir dem Trinken.
    Heute mach ich es so: Ich geh damit nicht hausieren, verschweig es aber auch nicht, ich entscheide selber, wem ich das sagen möchte. Wenn ich Alk angboten bekomme, sage ich ganz deutlich: Ich trinke keinen Alkohol !
    Wenn dann Nachfragen kommen, warum nicht, dann sag ich klipp und klar: Ich bin Alkoholikerin. Wird dann weiter gefragt, erkläre ich es halt, so gut ich kann. Manche geben sich aber auch mit der Aussage einfach so zufrieden und akzeptieren es. Dann sag ich auch nichts weiter, will mich mit meiner Story auch nicht aufdrängen. Rückfragen kommen manchmal noch später, dann erkläre ich es halt.
    Es war die ersten Male nicht einfach, zu sagen: Ich bin Alkoholikerin, heut ist das anders, es macht mir nichts mehr aus und es ist für mich normal, das Wort zu sagen. Das ist nun mal die geläufige Bezeichnung für unsere Suchterkrankung, so what?Einige treten dann auch mit persönlichen Problemen mit Alk an mich ran, z.b., mein Bruder, der trinkt auch so viel, was kann ich da machen, kann ich helfen etc. Dann stehe ich natürlich gern mit Rat zur Seite, aber sie müsen zu mir kommen, ich bin nicht in missionarischer Tätigkeit unterwegs, aber helfen tu ich gern.

    Lieben Gruß von der Lilly

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