treibsand - Wer bin ich ohne Alkohol und Zigaretten?

  • Guten Morgen zusammen,

    ein kleines Update meinerseits. Heute bin ich bei Tag 34 angekommen und es geht mir ziemlich gut. Ich kann schlafen, ohne zwischendurch immer mal wieder aufzuwachen und fühle mich einfach nur in meiner Mitte angekommen. Ein herrliches Gefühl. Ich habe angefangen mir die positiven Auswirkungen aufzuschreiben und es kommen immer mehr Veränderungen hinzu.
    Um nur ein kleines Beispiel zu nennen - In meiner Trinkeiszeiten saß ich abends immer auf dem Sofa und hab’ neben dem trinken, aus reiner Nervosität an meinen Fingernägeln herumgekaut. Jetzt habe ich tatsächlich wieder schöne gepflegte Nägel. Ich brauch’ jetzt meine Hände nicht mehr verstecken. Die komplette Nervosität in mir ist wie weggeblasen. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass mein Gesicht nicht mehr verquollen ist und ich wesentlich gesünder aussehe.

    Wie konnte ich das meinem Körper und mir nur so lange antun? Aber darüber nachzudenken, ist ohnehin irgendwie blöd. Was zählt, ist nur meine Zukunft und meine Vergangenheit, war halt so, wie sie war. Ich schmiede wieder Pläne für meine Zukunft, ich möchte raus und etwas unternehmen. Mein Leben wird wieder aktiv und das fühlt sich einfach nur toll an.

    Gestern waren wir einkaufen. Mein Mann blieb beim Glühwein stehen und wirkte dabei sehr nachdenklich. Er liebt die Weihnachtsmärkte. Er überlegte, ob er in Zukunft darauf verzichten muss. Da ich inzwischen wieder ziemlich kreativ wurde, habe ich vorsorglich Orangen, Zimt, Kardamom, Nelken und allerhand andere Zutaten in den Einkaufswagen gelegt. Zu Hause haben wir uns dann unseren eigenen Zucker und Alkoholfreien Punsch kreiert. Wir brauchten ein paar Anläufe, bis beiden der Punsch richtig gut geschmeckt hat. Den werden wir nun in einer Thermoskanne mit auf die Weihnachtsmärkte nehmen, um gar nicht erst in die Versuchung zu kommen. Mal ganz davon abgesehen, dass wir jetzt unser warmes alkoholfreies Getränkt haben, hat das gemeinsame Experimentieren unheimlich viel Spaß gemacht. Ich habe das Gefühl, dass wir wieder mehr zusammenrücken und die gemeinsame Zeit einfach nur gemeinsam genießen.

    Ich wünsche euch einen schönen Sonntag

    VG treibsand

    Manchmal ist der richtige Weg nicht der einfachste Weg!
    Pocahontas

  • wirkte dabei sehr nachdenklich. Er liebt die Weihnachtsmärkte. Er überlegte, ob er in Zukunft darauf verzichten muss.

    Warum liebt er die Weihnachtsmärkte? Worauf verzichten? Es ist ein einziges Gedränge und überall riecht es nach Glühwein oder ähnlichem. Für mich ist das nix mehr.

    Der alkoholfreie Punsch als Glühweinersatz? Ein gefährliches Spiel....

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Hallo Whitewolf,

    bei uns ist das nicht so, dass es immer Gedränge gibt. Was er liebt, sind die Aufführungen und die Menschen, die er dort trifft. Er mag einfach die Stimmung und die ungezwungenen Gespräche dort. Im Gegensatz zu mir ist er immer der Fahrer und hat ohnehin nie was dort getrunken.

    Wir waren deswegen schon im Austausch, weil ich auch etwas Bedenken habe dort hinzugehen. Aber wir haben einen Kompromiss gefunden. Bei uns in der Nähe gibt es einen Kinderweihnachtsmarkt. Dort gibt es keine Glühweinstände, aber ein großes Kinderkarussell. Wir gehen dieses Jahr mit unseren Enkeln dorthin und nehmen unsere Thermoskanne mit selbst gemachten Punsch für alle mit.

    Den normalen Weihnachtsmarkt, mit den vielen Saufständen, lassen wir in diesem Jahr. Aber vielleicht bekommen wir ja unsere Freunde dazu, mit uns und ihren Kindern uns auf den Kinderweihnachtsmarkt zu begleiten. Mal sehen, ob das funktioniert. Wir sind an der Planung. Wir müssen nicht auf alles verzichten, aber wir müssen uns eben anders und sorgfältiger organisieren.

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    Pocahontas

  • Hallo Treibsand, hast Du dir eigentlich weitere Hilfen für ein trockenes Leben gesucht? Hast Du mal über eine (ambulante) langzeitterapie nachgedacht? Bist Du in einer Selbsthilfegruppe?

    Trocken werden geht nach der Einsicht, etwas zu unternehmen, ja recht schnell. Die eigentliche Herausforderung beginnt ja erst danach.

    Ich habe mich nicht für einen Alkoholiker gehalten, war der Meinung, das ich gar nicht so viel getrunken habe. Nachdem ich dann eines besseren belehrt wurde und mir empfohlen wurde, weitere Hilfen anzunehmen, tat ich dies auch und ich muss sagen, das mir diese unheimlich gut tun.

    Ich habe die letzten 8 Monate unheimlich viel gelernt, über Menschen, Schicksale, das volle Programm. Das alles hat mich nicht nur demütig gemacht sondern auch unheimlich in meiner Einstellung gefestigt. Ich habe in der kurzen Zeit sehr viel über diese Krankheit, über Alkohol und vor allem über mich gelernt. Das tut mir sehr gut.

    Ich kann es nur empfehlen.

  • Hallo Stromer,

    Hallo Treibsand, hast Du dir eigentlich weitere Hilfen für ein trockenes Leben gesucht? Hast Du mal über eine (ambulante) langzeitterapie nachgedacht? Bist Du in einer Selbsthilfegruppe?

    Nein, über eine Langzeittherapie habe ich bisher nicht nachgedacht. Ich bin dank meines Arbeitgebers optimal versorgt. Wir können Supervisionen ohne Kostenlimit wahrnehmen bzw. haben wir auch ein Mitarbeiterunterstützungsprogramm im Angebot, wo sich jeder Unterstützung holen kann, der irgendwelche Problematiken hat. Das Unterstützungsprogramm ist auch für alle Familienangehörigen offen. Dort gibt es auch eine Suchtberatung und wenn das nicht reicht eine systemische Kurzzeittherapie ohne Wartezeit. Dies würde ich aber nur in einer extremen Krisensituation in Anspruch nehmen.

    Die Supervision nehme ich allerdings regelmäßig in Anspruch, auch für andere Themen, einfach um das Problem/ die Situation aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Dafür suche ich mir aber Therapeuten aus, die nicht über die Kasse abrechnen. Du weißt sicherlich, wer im Problem verhaftet ist, hat keinen freien Blick auf die Lösung. Betrachte ich aber das Problem oder die Situation aus der Metaebene, wird vieles offensichtlicher und klarer.

    Therapeuten sind gut, aber leider haben viele, die kassenärztlich abrechnen, nur einen minimalen Spielrahmen, was ihre Methodik anbelangt. Im Grunde haben sie nur 2 Möglichkeiten, 1. Verhaltenstherapie und 2. Tiefenpsychologie. In den letzten Jahren akzeptieren auch manche Krankenkassen die Hypnose, aber das alles ist nichts für mich.

    Der oberste Grundsatz einer Therapie oder Beratung sollte dahin gehend sein, eine Therapie oder eine Beratung so schnell wie möglich wieder überflüssig zu machen. Wenn man aber die Zahlen betrachtet, die ein Therapeut pro Patient von der Kasse bezahlt bekommt, dann ist es nicht verwunderlich, dass sie ihre Patienten möglichst lange behalten wollen. Aber das ist wohl ein anderes Thema, dass nicht hierher gehört. Ich habe gerade nichts gesagt ;).

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    Pocahontas

  • Ich bin ja schon ein paar Tage trocken ;)und kenne die Anfangseuphorie, wenn über Therapien, Therapeuten, reale oder online SHG gesprochen wird. Das eigene gute Gefühl getragen von der Nüchternheit soll man sich auch lange beibehalten.

    Aber alles, was für den Einzelnen gut ist, ist für den anderen nichts. Wir hier in Deutschland haben auch noch das unglaubliche Glück unter hunderte Hilfsangebote wählen zu können.

    Für mich und da spreche ich auch nur für mich, wird mir vieles zu inflationär eingesetzt. Als Allheilmittel angepriesen. Nicht jeder Arzt ist auf Sucht Fragen spezialisiert und er handelt eben nur nach dem medizinischen Schema F.

    Das trocken werden und bleiben findet im realen Leben satt. Da muss ich raus aus der "Käseglocke" und mein Leben nüchtern so gestalten und auch in der Lage sein ohne jegliche Hilfsmittel trocken zu bleiben.

    Aber um es mal positiv zu beschreiben. Es funktioniert. Das Forum ist voll mit Langzeittrockenen.:mrgreen:

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Für mich und da spreche ich auch nur für mich, wird mir vieles zu inflationär eingesetzt. Als Allheilmittel angepriesen. Nicht jeder Arzt ist auf Sucht Fragen spezialisiert und er handelt eben nur nach dem medizinischen Schema F.

    Medizinisches Schema F = Leitlinien getreues BE-handeln.

    Aus der Fülle der Angebote, sich das passende auszuwählen, ist allerdings ohne Vorwissen, aber mit dem durch Alkohol doch etwas vernebeltem Kopf, irre schwer. Da kann es schon passieren, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht und dann eben mehrere Anläufe braucht, bis man etwas gefunden hat, mit dem man SELBST arbeiten kann. Eine Beratung oder eine Therapie sollte vom Prinzip "Hilfe zur Selbsthilfe" bieten. Und was viele nicht bedenken, es ist nicht damit getan, dass man eben zur Therapie geht. Die eigentliche Therapie beginnt an der Ausgangstüre des Therapeuten.

    Im Grunde therapieren wir uns doch alle selbst. Wir holen uns Denkanstöße und arbeiten dann damit, ob nun unterbewusst oder bewusst. Ob das nun in der online SHG oder ob es beim Therapeuten geschieht, ist im Grunde doch egal. Hauptsache, wir setzen uns in Bewegung und kommen selbst ins gesunde Handeln.

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    Pocahontas

  • Aus der Fülle der Angebote, sich das passende auszuwählen, ist allerdings ohne Vorwissen, aber mit dem durch Alkohol doch etwas vernebeltem Kopf, irre schwer.

    Da gebe ich dir vollkommen recht, war bei mir nicht anders.

    Mein Weg war nach der ambulanten Entgiftung und trotz der Empfehlung eines Arztes Therapie machen zu "müssen", der Gang zu den Profis. Profis in der Form von langjährige trockenen Alkoholiker. Die hatten ja was richtig gemacht. Ich hatte auch das Glück dieses Forum gefunden zu haben, was damals eine unmissverständliche klare Linie verfolgte. Kein Beschönigungen oder langes herumdoktern.

    Eine Beratung oder eine Therapie sollte vom Prinzip "Hilfe zur Selbsthilfe" bieten.

    So sieht es aus. Nicht die Hilfe, die mir übergestülpt wird, hilft. Nicht die Masse der Hilfe, die ich in Anspruch nehme, macht mich trocken.

    Nur das Umsetzen davon. Tun muss man tun.

    Gruß Hartmut

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