Aruula - Schwester Alkoholikerin Kontaktabbruch u. Rückfälle

  • Keiner der Betroffenen weiss dass ich hier aktiv bin. Vermischen macht tatsächlich keine Sinn da habt ihr wohl Recht. Ich sehe mir diese Seite mal an. Vielleicht gibt es ja ein Forum oder etwas anderes niederschwelliges für die beiden.

    Danke für euren Input.

  • Den Kindern habe ich nun etwas geschickt.

    Meine Schwester zieht sich bereits zurück. Sie antwortet noch verzögert auf Nachrichten, geht aber nicht ans Handy und vermeidet Gespräche. Es klingt wieder alles zu schnell zu gut.

    Es ginge ihr gut. Wie käme morgen aus der Klinik und hätte am 20. Einen Termin für ein Gespräch mit der Diakonie. Ambulante Therapie und ambulante Betreuung.

    Auf meine Frage ob sie so lange alleine in der Wohnung zurecht kommt, ein klares ja.

    Da steht alles Kopf, der Alk steht noch offen rum.

    Ich habe mehrfach die Hand gereicht und werde mich nun doch wieder mal zurück ziehen. Aber es tut auch wieder weg und fühlt sich immer ein Stück wie im Stich lassen an.

    Besonders da ich aktuell über einige sehr schwerwiegende finanzielle Probleme weiß und sehr sicher bin dass es ohne Betreuer nicht funktionieren wird.

    Aber ich bleibe bei mir. Selbstschutz.

  • Ich sehe beim Lesen der alten Beiträge, dass ich echt nicht mehr am Handy tippen darf. Wenn es eine Möglichkeit gibt zu korrigieren, sagt mir bitte wo ;)

    Nach der Entgiftung ist sie Samstag wieder in ihre Wohnung. Wir haben zwei Tage länger telefoniert. Ich hatte beide Male das Gefühl sie ist nicht trocken. Nicht voll stramm, aber so auf ihrem Level. Was sie sagt, klingt wie immer zu gut. Sie hat angeblich einen Termin für ambulante Therapie und ambulante Betreuung was ihre Lebenssituation, Gerichtsverfahren, Schulden etc. angeht. Sie trifft sich auch angeblich mit Leuten und unternimmt etwas. Sie meint aber auch die Kinder kommen ganz normal am nächsten Wochenende, was mir wieder zeigt, dass sie den Ernst der Lage einfach nicht begreift.

    Ihr jüngerer Sohn hat ein Telefonat ab gebrochen weil sie betrunken war. Es sagt, sie konnte nicht mehr richtig reden und auch die feineren Anzeichen kennt er ja mittlerweile. Den Tag davor hatte sie mir noch das Versprechen abnehmen wollen, dass wir täglich telefonieren, damit es ihr leichter fällt. Ich habe ihr gesagt wir können gerne regelmäßig telefonieren, aber ob das tatsächlich täglich klappt kann ich nicht versprechen, aber ich wäre immer für sie da.

    Was soll ich sagen seither hat sie schon zwei Tage nicht angerufen und ich weiß genau was das bedeutet.

    Das was mich nun am meisten verzweifeln lässt ist, die Frage, wie gehe ich am besten damit um sollte sie vor der Tür stehen und keine Wohnung mehr haben, kein Geld und eben nass.

    Hat von euch schon jemand Erfahrungen mit Alkoholkern, die alles verloren haben? Wie geht es dann weiter? Wie schützt man sich, wenn enge Angehörige so weit unten sind und nicht mehr wissen wohin?

  • Hallo Arrula,

    Das ist echt eine Herausforderung für Dich. Ich war mal aktiver in der Obdachlosenhilfe. Da gibt es ganz klare Regeln... Wenn jemand auf Droge ist, darf er die Räumlichkeiten nicht betreten. Nur als Hinweis. Das sind Menschen, die ja wirklich Alles verloren haben und dort wird das ganz klar geregelt und durchgesetzt. Informiere Dich doch mal bei der Suchtberatung, wo Menschen in dieser Situation Hilfe finden. Dann kannst Du es abgeben für Dich. Du musst ja Dich und Deine Familie auch schützen.

    LG Momo

  • Ich habe mich schlau gemacht und es gibt in ihrem Wohnort auch ein Projekt für Frauen die sie aufnehmen würden. Zur Not gibt es auch eine Unterbringung wenn sie sehr nass ist. Bei dem Frauenprojekt kann sie sich auch vorab mal melden

    Wird sie aber nicht. Man kennt das ja.

    Sie ist auch nicht umgemeldet daher ist der Wohnort nun gar nicht zuständig. Also muss sie das vorher erledigen.....

    Nach mehreren Tagen ohne Lebenszeichen hat sie gestern betrunken angerufen.

    Ich habe gesagt so kann und will ich nicht groß mit ihr reden kann nur an ihre Vernunft appellieren dass sie in die Klinik geht.

    Angeblich ist sie gestern dann mit Taxi hin. Eben hat sie angerufen, es klang im Hintergrund auch fast nach Klinik, aber kurz später rief sie an, sie wäre jetzt schon wieder zu Hause da kein Platz wäre. Es wären zwei Männer aufgenommen worden und da sie ein EZ hatte musste sie mit Tabletten gegen Entzugserscheinungen gehen. Wer's glaubt....

    Sie sagte auch ich könnte dort anrufen und nachfragen. Sie würde nie wieder lügen. Allerdings weiß sie genau das man da keine Auskunft bekommt.

    Und sie sagte auch ich hätte im Hintergrund ja vielleicht Klinikgeräusche gehört. Da bin ich dann sehr stutzig. Traue ihr mittlerweile zu eine App mit diesen Fake Geräuschen zu haben.

    Ich dachte ja auch sie hat Arbeit weil ich gehört hatte das jemand zu ihr sagt , der nächste Termin würde ausfallen...sie hat aber seit Monaten keine Arbeit.

    Das fühlt sich so scheiße an. Besonders dass man immer wieder denkt, es könnte ja wahr sein. Aber bestehende Patienten nach einer Nacht entlassen weil neue aufgenommen werden.... Da werden ja eher die neuen nicht aufgenommen.

    Ach Leute, mir geht es echt mies gerade.

  • Liebe Aruula,

    Wie kannst Du Dich abgrenzen und Deine Seele schützen? Ich verstehe, dass es Dir schlecht geht, aber Du hast keinen Einfluss darauf, dass Deine Schwester in Bewegung kommt.

    Hast Du schon mal mit einer Suchtberatung für Angehörige gesprochen? Vielleich können die Dir Handlungsempfehlungen an die Hand geben, damit Du Deine gefühlte Verantwortung in Richtung Deiner Schwester abgeben kannst.

    Ich stelle mir das wahnsinnig kräftezerrend für Dich vor.

    Sende Dir mal eine virtuelle Umarmung.

    LG Momo

  • Danke dir Momo,

    Meist gelingt mit die Abgrenzung ganz gut. Es geht ja auch schon sehr lange so und man lernt ja mit der Zeit echt dazu, auch hier in der Gruppe, dass man nicht helfen kann, nicht verantwortlich ist und auch dass Lügen und Manipulieren die stärksten Waffen von Alkoholikern sind.

    Die Gruppe vor Ort gefiehl mir nicht. Das habe ich mal probiert. Ich starte demnächst eine Ausbildung zu einem Ehrenamt und fokussiere mich drauf Leuten zu helfen, denen man helfen kann. Also begleiten und unterstützen.

    Ich habe schon einen starken Helferanteil was auch ok und gut ist, denn das ist ein wichtiger Teil von mir, auf den ich nie verzichten wollen würde. Allerdings muss ich in dem speziellen Fall Sucht der Schwester sehr aufpassen diesen Anteil auszuschalten da er hier nichts bewirken kann.

    Abgrenzung gelingt mir mit dem vor Augen führen der bisherigen Historie ihrer Sucht und meinem eigenen Weg der Versuche zu helfen bis heute zu Kontaktabbrüchen.

    Ich muss mich gerade neu einfinden in die Rolle, als Ansprechpartnerin da zu sein (zu meinen Regeln) und nicht ins Helfen-wollen zu rutschen.

    Ich finde das ist manchmal ein schmaler Grat. War es zum Beispiel schon "falsch" sie am Wochenende mit RTW in die Klinik bringen? Vermutlich ja, zumindest hätte ich es mir schenken können da es nichts , wirklich gar nichts bringt.

    Andererseits sagt sie immer wieder wie gut ihr das Gefühl tat, dass ich wieder für sie da bin. Sie hatte wohl das Gefühl sie bedeutet niemanden mehr etwas und das soll sie ja nicht haben

    Sie wird immer meine kleine Schwester sein.

    Ablenkung hilft mir auch zu Abgrenzung. Ich trainiere für eine harte Trekkingtour und mich damit zu beschäftigen tut gut.

    Beruflich bin ich auch in einem Bereich tätig der mir privat sehr hilft mit Stress umzugehen und mein Leben aktiv selbst postiv zu gestalten. Also kann ich da auch sehr viel anwenden. Ich habe gerade wieder gemerkt wie gut mir eine Tiefenentspannungsmethode tut. Damit (und mit Twist Yogübungen ) habe ich meine Rückenprobleme der letzen Tagen in den Griff bekommen. Die Rückenschmerzen hatte ich erst meinem Training mit schweren Rucksack zugeschoben bis mir klar wurde, dass sie natürlich vom momentan emotionalen Stress kommen.

  • Hallo Aruula,

    fokussiere mich drauf Leuten zu helfen, denen man helfen kann. Also begleiten und unterstützen.

    bitte pass da gut auf dich auf, damit du nicht Gefähr läufst, deine frei werdenden Helferanteile mit einzubringen. Damit hättest du leider nichts gewonnen.

    War es zum Beispiel schon "falsch" sie am Wochenende mit RTW in die Klinik bringen?

    Wenn ich der Meinung bin, dass ein Mensch einen Rettungswagen braucht, handele ich. Das hat dann in meinen Augen auch nichts mehr mit CO oder nicht CO zu tun.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Liebe Aruula,

    was Morgenrot sagt, ist wichtig. Gerade in einer akuten Situation.

    Wenn ich der Meinung bin, dass ein Mensch einen Rettungswagen braucht, handele ich. Das hat dann in meinen Augen auch nichts mehr mit CO oder nicht CO zu tun.

    Mir hilft im Umgang mit meiner Mutter insgesamt konsequent nach meinen Masstäben zu handeln. Sobald ich einen Entschluss gefasst habe, etwas so oder so zu machen, hinterfrage ich es nicht mehr, sondern mache es so. Und zwar tue ich es für mich selbst. Was muss ich tun, um selbst gut leben zu können, jetzt und in Zukunft? Das frage ich mich sehr oft und da geht dann der Weg für mich lang. Zum Beispiel ist für mich klar, dass ich meine Mutter nur sehr selten persönlich besuchen kann. Der persönliche Kontakt nimmt mich zu sehr mit und das tue ich mir nicht regelmäßig an.

    Meine Verzweiflung ist besser geworden, seit ich das Verhalten meiner Mutter wirklich nicht mehr bewerte und auch nicht mehr zu ergründen versuche, warum sie handelt wie sie handelt. Sie ist suchtkrank. Ich kann daran nichts ändern. So ist es.

    Meine Trauer bleibt allerdings. Sie verändert sich aber zur Zeit auch sehr. Ich arbeite zur Zeit mithilfe einer Psychotherapie nochmal sehr viel auf, wie ich durch meine Mutter geprägt wurde.

    Aber das Verhalten meiner Mutter ist nun anders als als Kind nicht mehr relevant für mein Handeln und für mein Leben. Mein Handeln ist keine Reaktion auf ihr Verhalten oder ihre Äußerungen mehr. Beim Willen ist es anders: den habe ich zu respektieren. Solange meine Mutter sich nicht in einer akuten Notsituation befindet, von der ich weiss, lass ich sie in Ruhe, so wie sie es wünscht.

    Ich kommentiere das Trinken meiner Mutter auch nicht. Es ist kein Thema mehr zwischen mir und meiner Mutter. Zu Beginn war das für meine Mutter ungewohnt, nicht für ihr Trinken verurteilt zu werden. Ich zeige auch kein Verständnis für das Trinken meiner Mutter, sondern sage einfach nichts dazu, auch nicht wenn sie selbst davon anfängt zu sprechen. Ich höre ihr zu und lass es so stehen.

    Du könntest Deine Schwester ohne jegliche Bewertung, immer wieder auf ihre eigene Verantwortung hinweisen, sagen, dass es Hilfe für sie gibt, wenn sie dies will. Deine Schwester weiß ja, was sie tun muss, um Hilfe zu bekommen. Zum Beispiel sich beim Amt ummelden, um dann Wohnungshilfe als Süchtige zu bekommen. Für mich wäre zum Beispiel in Deiner Situation wichtig, ihr klipp und klar zu machen, dass sie nicht bei mir einziehen kann, selbst wenn sie sonst auf der Straße landen würde. Da wäre meine Grenze, weil ich es nicht ertragen würde, mit einem suchtkranken Menschen zusammenzuwohnen.

    Deiner Schwester klar zu machen und immer wieder auszusprechen, dass ihr eigenes Leben ganz allein ihre eigene Verantwortung ist, kann womöglich auch für Dich selbst hilfreich sein. Niemand kann die Verantwortung für das Leben eines anderen Erwachsenen übernehmen.

    Was machst Du für Dich selbst? Mir hilft eine Psychotherapie sehr. Davor waren es regelmäßige Gespräche bei der Krisenintervention. In der Psychotherapie geht es nun um andere Dinge, die für mich wichtig sind. Es dreht sich auch da nicht mehr alles um meine Mutter. Ich bin sehr froh um diesen Raum. Und auch sonst habe ich begonnen mich Schritt für Schritt um meine eigenen gesundheitlichen Baustellen zu kümmern, damit es mir besser geht. Meine Verantwortung! Es ist ein sehr gutes Gefühl zu sehen, dass ich hier viel professionelle Unterstützung erhalte seit ich dies in die Hand genommen habe. Darauf bin ich sehr stolz. Statt um andere kümmere ich mich in erster Linie um mich selbst. Das ist zur Zeit das wichtigste.

    LG Siri

  • Danke für eure Gedanken.

    Dass sich um sich selbst kümmern habe ich gut im Griff, ist quasi ein bisschen mein Job.

    Die Helferanteile werden im Ehrenamt auf jeden Fall angesprochen und ich weiss das da auch eine Gefahr lauert. Ich mache allerdings auch das so wie es zeitlich und emotional bei mir passt und werde da einen Blick drauf haben. Außerdem gibt es da natürlich auch regelmäßig Supervision.

    Ein super Tipp, den ich auch schon anwende ist das wertungsfreie Beobachten und Verantwortung klar an sie abgeben. Ich spreche an wenn ich denke es ist Zeit für Entgiftung oder soziale und finanzielle Betreuung, aber dann ist der Ball in ihrem Feld.

    Rettungsdienst würde ich nur noch rufen wenn sie akut selbst gefährdet ist und nicht damit sie weil sie voll stramm ist eine Entgiftung macht. Das kann ich auf die Entfernung nicht gut beurteilen und ich kann und will natürlich nicht hinfahren und das einschätzen. Ich sage demnächst in den Situationen, pass auf ich denke es ist höchste Zeit für die Klinik und eine Entgiftung, du entscheidest wie du jetzt weiter machst aber telefonieren hat gerade weiter keinen Sinn. Wir sprechen wenn du wieder klarer bist.


    Aktuell trinkt sie alleine in ihrer Wohnung. Wie so oft klingt sie am Telefon ganz gut. Man könnte ihr fast glauben alles wäre ok. Übermorgen hat sie ihren Termin zur ambulanten Therapie und angeblich ja auch für eine Betreuung. Mal sehen.

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