sunshineoutside89 - Hallo, mein Name ist Sunny..

  • .. und ich habe mich hier registriert da mich das Thema Alkohol als Angehörige ein Leben lang begleitet.

    Aufgewachsen bin ich als Einzelkind mit einem Alkoholiker als Vater (meine Mutter litt seit ich denken kann an Schizophrenie und war somit emotional auch nicht verfügbar) - richtig realisiert habe ich die Alkoholkrankheit meines Vaters wohl mit etwa 12 Jahren; ich habe dieser Zeit einiges - bestimmt hier vielfach Bekanntes - miterlebt: Scham, Hilflosigkeit, Lügen, Vertrauensverlust, Parentifizierung, frühes Erwachsenwerden, Kontrolle, der machtlose Kampf gegen den Alkohol, Streit, emotionale Gewalt, Verlassenwerden.. manchmal habe ich meinen Vater krampfend, in sich zusammengekauert vollkommen betrunken und paralysiert in einer Ecke liegend aufgefunden. Primär trank er Wein, nach der Arbeit, 2-3 Flaschen pro Tag, eine Zeit lang auch härtere Spirituosen; dazu kamen Benzodiazepine. Vor meinem Auszug zuhause mit 20 Jahren versuchte ich, mich möglichst zu distanzieren und habe hier die Leidenschaft des Sports für mich entdeckt. Mein Vater verstarb vor vier Jahren (kurz nach meinem 30. Geburtstag) an den Folgen seines Alkohol- und Nikotinkonsums mit 57 Jahren. Sehr dankbar bin ich dafür, dass wir uns ausgesöhnt haben und ich ihm auch verzeihen und mit diesem Thema - wohl es mich dennoch zeit meines Lebens begleiten wird - abschließen konnte (mithilfe viel Arbeit an mir selbst und auch mithilfe einer Psychotherapie).

    Mit meinem jetzigen Partner (40 Jahre alt) bin ich seit 6 Jahren zusammen, er hat ebenfalls ein (Sucht)-Alkoholproblem; dieses war am Anfang unserer Beziehung weniger sichtbar und präsent (vielleicht habe ich es auch verdrängt); der Konsum wurde jedoch mehr & nunmehr störe ich mich immer mehr daran. Wohl auch durch den Verlust meines Vaters - der mich schwer getroffen hat da wir uns nichts desto trotz sehr nahe standen - und auch durch eine gewisse Routine die nun in die Beziehung einkehrt, wir werden älter, das Thema Familiengründung steht bei uns im Raum.. Kinder kann ich mir unter diesen Umständen keinesfalls vorstellen mit ihm. Auch das Thema Gesundheit wird wichtiger. Abgesehen von der Suchtthematik ist er ein sehr lieber und wertschätzender Partner und Mensch. Ich selbst trinke und feiere auch gerne (jedoch in keinem - wie ich es zumindest selbst beurteile - ungesunden Ausmaß: primär trinke ich in Gesellschaft und habe auch keinerlei Cravings wenn ich länger nichts trinke).

    Mein Partner scheint sich durch seinen Alkholkonsum in eine Welt zu flüchten welche nicht von negativen Gedanken, Selbstzweifeln und Ängsten bestimmt ist und ich mache mir sehr viele Sorgen um ihn und seine Gesundheit - ich habe große Angst dass ihn das selbe Schicksal wie mein Vater ereilt und ich würde ihm so gerne dabei helfen glücklich zu sein bzw. zu werden - ich weiß jedoch das kann nur er selbst. Und das ist eine sehr schmerzliche Erkenntnis. Es ist interessant dass sich das Muster aus meiner Kindheit so sehr in meiner Beziehung spiegelt ... Dass ich anscheinend durch meine Vorgeschichte dieses Leid / diese Instabilität unbewusst anziehe verstehe ich nur bedingt ...

    Er kennt meine Zweifel und Sorgen, welche jedoch an seinem Konsum nichts ändern (abgesehen von den "klassischen" gescheiterten kurzzeitigen Abstinenzversuchen und den Enttäuschungen danach). Mir bleibt nunmehr abzuwarten und in mich und uns reinzuhören: ob ich bleibe und damit leben lerne oder ob ich gehe. Denn: aufhören wird er wegen mir nicht, das muss er selbst wollen. Das haben mich die Jahre gelehrt.

    Ich freue mich auf Inputs und Austausch und vor allem über mehr Klarheit.

    Danke fürs Lesen! Toll dass es dieses Forum gibt!


    Liebe Grüße

    Sunny

  • Hallo Sunny,

    danke für Deine Bewerbung. Ich habe Dich freigeschaltet und in den Angehörigenbereich verschoben.

    Du kannst jetzt überall schreiben. Doch bitte, in den ersten vier Wochen, nicht im Vorstellungsbereich.

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch.

    Viele Grüße

    Alex

  • Liebe Sunny,

    schön, dass du hier bist!

    Das thema alkohol scheint dich wirklich schon ewig zu begleiten, schön, dass du dich mit deinem Vater noch aussöhnen konntest vor seinem Tod! Mit 57 ist er gestorben, das ist unglaublich traurig.

    Abgesehen von der Suchtthematik ist er ein sehr lieber und wertschätzender Partner

    höre das hier so oft und konnte das auch so wahrnehmen bei meinem Mann, nur was hilft es, wenn es auch die andere Seite gibt. es ist unendlich traurig...

    Mein Partner scheint sich durch seinen Alkholkonsum in eine Welt zu flüchten welche nicht von negativen Gedanken, Selbstzweifeln und Ängsten bestimmt ist und ich mache mir sehr viele Sorgen um ihn und seine Gesundheit - ich habe große Angst dass ihn das selbe Schicksal wie mein Vater ereilt und ich würde ihm so gerne dabei helfen glücklich zu sein bzw. zu werden

    Meiner hat mir oft gesagt, dass er mit so vielem in seinem Leben unglücklich ist, dass er nie das erreicht hat was er wollte, dass er sich immer minderwertig gefühlt hat und sich oft entschuldigt hat, dass er es dann unter Alkoholeinfluss an mir ausgelassen hat. Dachte ich würde irgendwie damit zurecht kommen und bin froh, dass ich es nicht mehr muss.

    Auch das mit den Sorgen um die Gesundheit kenne ich. Da waren immer wieder Magenprobleme, Gichtanfälle, Gelenksschmerzen,... das hat mir immer große Sorgen bereitet und er wollte es nie wahrhaben, dass das vom Alkohol kam. Mich hat das wahnsinnig gemacht und auch sehr traurig.

    Was wünschst du dir denn für dich Sunny? Du schreibst du möchtest gerne Familie, aber nicht unter diesen Umständen? Würdest du für ihn drauf verzichten wollen? Ist Trennung ein Thema für dich oder aktuell (noch) nicht? Hast du Freunde, denen du dich anvertrauen kannst?

    Ales Liebe

    Jana

  • Liebe Jana,

    vielen Dank für deine Nachricht! Es tut gut zu sehen, dass man nicht alleine ist mit diesem Thema!!

    Du schreibst dass du in deiner Beziehung phasenweise versucht hast, "irgendwie damit zurecht zu kommen", das kenne ich nur zu gut: ich bin irrsinnig zwiegespalten in meinen Gefühlen (bedingt durch meine Kindheit bin ich schon immer ein wenig "instabil" in meinen Gefühlen gewesen); von himmelhochjauchzend bis todbetrübt ist alles dabei, diese instabile Gefühlstendenz wird natürlich durch die Instabilität des Alkoholkonsums meines Partners noch verstärkt. Oft denke ich mir, ich liebe ihn doch zu sehr als dass ich ihn verlassen könnte und dass ich es schaffen könne damit zu leben in der insgeheimen Hoffnung dass sein Konsum doch verschwindet oder weniger wird... An anderen Tagen wiederum bin ich einfach nur angewidert, ich kann den Geruch nach Alkohol dann nicht ertragen und er kann dann quasi nichts richtig machen, ich bin gefrustet, überlege warum ich mir das eigentlich antue und denke an Trennung. Also ja, dieser Gedanke ist schon sehr präsent, gerade in den letzten Wochen.

    Was ich mir wünsche, das ist eine gute Frage, oftmals weiß ich das selbst nicht so ganz. Danke für den Denkanstoß, ich werde in mich gehen und darüber nachdenken. Grundsätzlich denke ich, dass ich glücklich sein möchte.

    Das Thema Kinderwunsch war bei mir nie vordergründig. Ich würde mir eine eine Familie mit Kindern wünschen, wenn alle Rahmenbedingungen passen, die Beziehung stabil ist und ich mich 100% auf meinen Partner verlassen kann. Wenn die Rahmenbedingungen jedoch nicht passen ist es für mich auch okay keine Kinder zu bekommen, für mich waren eigene Kinder nie eine Voraussetzung im Leben um glücklich zu sein.

    Ja, ich habe sehr liebe Freunde, denen ich mich anvertrauen kann, jedoch ist das Suchtthema bereits seit Beginn unserer Beziehung ein Thema und ich bin es leid ständig die selben Themen gegenüber Freunden anzusprechen, denn im Endeffekt existiert das Problem schon so lange und es liegt ja in meiner Verantwortung mich zu lösen wenn ich unglücklich bin aber das schaffe ich derzeit noch nicht ...

    Wie lange hat es denn bei Dir schlussendlich gedauert bis Du dich getrennt hast? Was war der ausschlaggebenede Punkt sofern es einen gab?


    Danke!!


    Liebe Grüße und einen schönen Tag

    Sunny

  • Guten Morgen Sunny,

    Schön, dass Du hier bist. Das Thema mit dem Vater und der Partnerwahl danach kenne ich. Diesen Kreislauf durchbreche ich gerade. Meine Freundin meinte, dass mir das ein falsches Gefühl von Geborgenheit vermittelt. Ich wollte bei meinem Ex auch die Sucht auf die Seite schieben, geht schon. Oder wenn ich mich so verhalte dann geht das schon. Und bloß nicht mit Freunden sprechen. Dann ist es nicht so präsent.

    Wenn ich Deinen Text lese, ist das Thema Sucht schon seit Anfang auch ein Problem für Dich. Du schreibst auf der einen Seite ganz klar und auf der anderen Seite überlegst Du irgendwie damit und mit den Auswirkungen des Alkoholkonsum zu leben. Glücklich hört sich das für mich nicht an. Wenn ich ehrlich meine letzte Beziehung reflektiere, waren es immer weniger schöne Tage. Das Problem war, dass ich mich mit immer weniger zufrieden gegeben habe. Bei mir war es durch Gewalt dann beendet. Sonst würde ich wahrscheinlich auch noch in der Beziehung stecken.

    Was sind denn Deine Vorstellungen einer Beziehung? Einer glücklichen Partnerschaft?

    LG Momo

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