Schönen Tag an alle,
mein Name ist Ivo. Seit ein paar Tagen bin ich 44 J. alt und heute den achten Tag trocken. Wenn ich das in Anbetracht der vielen lieben Menschen hier im Forum die seit Monaten und Jahren trocken sind und noch immer jeden Augenblick wachsam sind schon als trocken bezeichnen darf. Doch auch ihr, die sich angesprochen fühlen habt euren ersten Tag irgendwann gehabt und könnt sogar in Tagen bis dahin zurück rechnen, so wichtig ist dieser erste Tag.
Das ich aufgehört habe zu trinken und es auch bis auf weiters vorhabe ist mit euer Verdienst. Gestern habe ich mich angemeldet und auch eine Antwort an Coraly formuliert gehabt, weil der „Sucht“ Beitrag der erste war den ich gelesen hatte als ich über dieses Forum gestolpert bin und ich einfach meine damals empfundene Dankbarkeit zum Ausdruck bringen wollte.
Ich war tief gerührt über die Lebenssituationen von denen ich las, über das sich gegenseitige wieder erkennen in selbigen.
Seit gestern habe ich insgesamt etwa 12 Stunden nur im Forum quer gelesen und bin sehr beeindruckt über die Vielfalt an Fragen und intelligenten, hilfreichen Antworten.
Viele der Fragen die mich beschäftigen habe ich in diversen Beiträgen beantwortet bekommen. Viele der Antworten sind meinen noch nicht bedachten Fragen zuvor gekommen.
Anfang letzter Woche war ich soweit das ich endgültig eingesehen habe dass ich mich tot saufe wenn ich keinen Schlussstrich ziehe. Ich habe getrunken seit ich etwa 15 war und auch andere Drogen waren mir nicht fremd. Mit den anderen habe ich schon seit Jahren aufgehört, das einzige was mir an Lastern nun geblieben ist, sind Zigaretten (eine noch anstehende Aufgabe). Wenn die nicht wären würde der Heiligenschein vielleicht zu sehr drücken.
Als ich letzte Woche noch euphorisch vom Forum die Kraft und Überwindung fand mich meinem Arzt anzuvertrauen, gab er mir eine Adresse der Guttempler und ein Rezept für ein Mittel gegen Depressionen und Entzugserscheinungen.
Am „Arbeitstag“ der GT hatte ich schon 30 Minuten vor Start die Straße in der Nachbarortschaft gefunden und bin kettenrauchend auf und ab getigert. Als die Turmuhr 19 schlug ging ich zur Hausnummer und konnte nicht glauben dass ich da richtig war. Eine der engen Gassen im Altstadtgebiet, links und rechts überall Gaststätten wo Leute beim vertrauten Bild vor ihren Gläsern saßen. Eigentlich kam nur ein Haus (ebenfalls eine Art Gaststätte) in Betracht, wo auch gerade Leute rein gingen. Ich brachte allerdings nicht den Mut auf sie zu fragen ob sie zum Treffen der Guttempler gingen. Also spazierte ich zu meinem Auto, wenigstens sicher das ich bei einer eventuellen Polizeikontrolle keinerlei Angst haben muss.
Im Nachhinein denke ich es sollte nicht sein.
Dass ich mich hier im Forum vorstelle und meine Gedanken teile ist mir auch nicht leicht gefallen, aber ohne Hilfe habe ich es bisher schon drei mal versucht und bin nach einigen Wochen bzw. Monaten wieder rückfällig geworden. Seit Anfang dieses Jahres lebe ich getrennt von meiner Familie und musste mit den üblichen schwierigen Situation fertig werden. Im Moment empfinde ich es als Erleichterung alleine zu sein, weil ich mein Verhalten, wenn ich etwas angespannt bin und literweise Tee in mich reinkippe rechtfertigen muss. Heilen kann ich mich ohnehin nur selbst, der Wille ist nun da und zum ersten Mal tue ich es für mich aus mir heraus.
So das reicht zur Vorstellung denke ich. Mir hilft es sehr im Forum zu lesen und vor allem zu lernen.
Danke euch für die Aufmerksamkeit.
LG Ivo